Comment | Oh weh, bei der Diskussion krieg ich echt Schmerzen.
Ich bin Physikerin und habe genau zu diesem Thema schon einmal für meinen Chef einen Vortrag für Laien vorbereitet.
Also: Schwarzes Loch ist nicht gleich schwarzes Loch. Es gibt makroskopische (also sehr große) schwarze Löcher (das sind die, die im Weltall vorkommen, zum Beispiel im Mittelpunkt unserer Galaxie) und mikroskopische (also winzig kleine) schwarze Löcher. Auf diese kleinen schwarzen Löcher hat es eines (der vielen) Experimente am neuen Teilchenbeschleuniger LHC am CERN abgesehen. Das gute an den kleinen schwarzen Löchern ist, dass sie eben nicht immer mehr Materie aufsaugen, sondern dass sie innerhalb von Sekundenbruchteilen wieder in Energie zerstrahlen. So ein kleines schwarzes Loch ist nämlich nicht stabil. Erst ab einer Masse von einigen Sonnenmassen passiert das nicht mehr. Über die Strahlung, die bei seiner Auflösung entsteht, könnte man es auch überhaupt nur nachweisen.
Selbst wenn es nicht zerstrahlen würde, würde ein im LHC erzeugtes mikroskopisches schwarzes Loch sich mit hoher Geschwindigkeit aus der Erde herausbewegen, weil es nämlich mit annähernd Lichtgeschwindigkeit erzeugt wird. Es wäre also weg, bevor es irgendwas auffressen könnte.
Selbst wenn es keine so hohe Geschwindigkeit hätte, wäre es so klein (viel viel kleiner als jeder Kernbaustein, weil es aus stark komprimierter Materie besteht), dass es höchstens einem Proton (das ist einer der winzigen Kernbausteine, aus denen unsere Welt aufgebaut ist) pro Jahr (!!!) in unserer Erde begegnen würde. Bis es also die Erde aufgefressen hätte, würden schon ein paar Millionen Jahre vergehen.
Das wichtigste Argument für mich, warum das ganze ungefährlich ist, ist aber das folgende: Wenn die Theorie stimmt, nach der die CERN-Physiker die mikroskopischen schwarzen Löcher erzeugen möchten, dann würden diese auch bereits jetzt permanent in unserer Atmosphäre durch kosmische Strahlung entstehen (denn die hat die gleichen Energien, die auch die Physiker im Experiment erreichen wollen). Da uns diese "natürlichen" schwarzen Löcher offenbar nichts anhaben, weil es sie nämlich a) gar nicht gibt, weil die Theorie falsch ist, oder sie b) zwar entstehen, wir aber nichts von ihnen merken, halte ich das CERN-Experiment für vollkommen harmlos.
Mit dem Urknall hat das (erstmal) nicht viel zu tun. Andere Forschung (u. a. auch am CERN) beschäftigt sich damit, Materie durch Aufprall von Teilchen auf andere Teilchen so stark zu verdichten, dass man Materiezustände wie kurz nach dem Urknall (Sekundenbruchteile) erhält. Diesen extremen Zustand nennt man Quark-Gluon-Plasma.
Den Urknall selbst nachzustellen, ist nicht möglich, denn bei der Betrachtung des eigentlich Startpunktes versagt unsere gesamte Wissenschaft. Wir wissen nicht, was da war. Da aber Raum und auch Zeit erst mit dem Urknall entstanden sind, ist die Frage nach dem davor falsch gestellt. Es gibt kein davor.
LG d2f |
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