@#78ff: Anmerkungen für interessierte Leoniden zum
Lehrerinnenzölibat:
Früher mussten auch die Fräulein (Frollein) vom Amt, Krankenschwestern, Hausmädchen und - später - Flugbegleiterinnen unverheiratet oder verwitwet sein. Mir blieb aus einer Reportage über die Entwicklung der Telefonie in Deutschland der Satz 'hängen': Der Dienst am Klappenschrank war hart, das Gehalt gering und, wer heiratete, musste ausscheiden. In alten Filmen hört man immer wieder jemanden in den Hörer schreien "Hallo, Frollein, sind Sie vom Amt?"
Weiter oben schrieb jemand, dass sich früher viele westdeutsche Frauen nach der Heirat 'freiwillig' aus dem Berufsleben zurückzogen. Aus der Generation meiner Eltern und Großeltern weiß ich aber: Von 'freiwillig' war aber in den meisten Fällen keine Rede, da in Westdeutschland noch bis 1972 der Ehemann das Recht hatte, nach der Heirat den Arbeitsvertrag seiner Gattin ohne deren Einverständnis zu kündigen. Wollte eine verheiratete Frau wieder berufstätig werden, musste der Ehemann sich damit einverstanden erklären bzw. den Arbeitsvertrag mit unterschreiben.
Auch ein Bankkonto konnten Frauen zeitweise nur mit Unterschrift beider Ehegatten bzw. Konto der Frau als Unterkonto des Mannes = Familienoberhaupt eröffnen. Als Kindergartenkind bin ich einmal am Weltspartag mit meiner Mutter in einer Warteschlange am Bankschalter gestanden. Vor mir eine junge Frau mit Baby im Wagen, die irgend etwas unterschreiben wollte. Der aus meiner Sicht 'uralte' Schalterbeamte fragte, wo denn ihr Mann sei, der müsse nämlich mit unterschreiben.
Bis etwa 1980 gab es Krankenscheinhefte aus orangefarbenem Papier. Man musste jedes Quartal einen pro Familienmitglied unterschreiben, in eine Liste eintragen und beim Hausarzt abgeben. Diese Liste musste dann für ein neues Heft an die Krankenkasse geschickt werden. Alle Unterschriften durfte aber - zumindest in der Theorie - ausschließlich das Familienoberhaupt (=Ehemann) leisten, außer er war selbst im Krankenhaus, auf Montage oder sonstwie unabkömmlich.
Das Verkehrsfunk-Duzen bzw. Ihrzen findet übrigens auch im BR3 Radio statt, z. B. Die S-Bahn-Stammstrecke ist wegen eines technischen Defekts gesperrt, da dauert's für Euch heute etwas länger in die Arbeit.