| Comment | @Lady Grey (#35): Inwiefern ein Trugschluss, bitte? Soll das heißen, dass niemand ein guter Wissenschaftler sein kann, der nicht ein hervorragender Übersetzer ist? Ich behaupte von mir, dass ich ein passabler Wissenschaftler bin, der Fachartikel oder Vorträge (heutzutage ausschließlich auf Englisch) aus seinem Gebiet versteht, zusammenfassen und die Ergebnisse für die eigene Arbeit verwenden kann. Ich kann auch, so hoffe ich, passabel auf Englisch mit Kollegen kommunizieren, Artikel schreiben und Vorträge halten. Ich würde mir aber niemals anmaßen, ein auch nur mittelmäßiger Übersetzer zu sein. Um einen (Fach-)text inhaltlich zu verstehen, muss ich nicht wissen, wie die Begriffe auf deutsch heißen, oder wie ich irgendwelche grammatischen Konstruktionen am besten auf deutsch (oder in irgendeiner anderen Sprache) wiedergebe. Für meine Arbeit kann es beispielsweise wichtig sein zu wissen, was ein "blue straggler" ist, nicht, wie man ihn auf deutsch bezeichnet, letzteres ist, außer vielleicht für populärwissenschaftliche Vorträge, völlig irrelevant. (Ich hab übrigens keine Ahnung, vermutlich gibt es gar keinen etablierten deutschen Ausdruck dafür.) Das Verständnis des Ausgangstextes ist, wie angedeutet, wichtig fürs Übersetzen, nicht umgekehrt! Der zweite Teil des Übersetzens, die korrekte und idiomatische Wiedergabe in einer anderen Sprache ist für das inhaltliche Verständnis unerheblich. Im Gegenteil halte ich das von dir postulierte "Übersetzen ist Verstehen" für einen Trugschluss, dem viele Leute, wie auch Snowflake hier, unterliegen. In der Wissenschaft muss ich Konzepte, Theorien, Ideen verstehen, sie in eigenen Worten wiedergeben, daraus eigene Schlüsse ziehen, sie in Relation zu anderen Konzepten, Theorien und Ideen setzen können. Ich muss sie nicht in eine bestimmte Sprache übersetzen können. |
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