| Kommentar | Zur Enttäuschung der Puristen, die sie so gerne einbalsamieren würden, sind die Sprachen lebendige Wesen ansich, die sich im Lauf der Zeit durchgehend entwickeln und erneuern. Aber wer bringt die neuen Wörter und Redewendungen herein? Spielt vielleicht der Storch eine Rolle? Oder sind sie von extraterrestrischer Herkunft? Oder waren sie ursprünglich nur Witze, die hinterher besonders gut gedeiht sind? Es wurde bisher nie ein Storch beobachtet, der einen Neologismus im Schnabel trug ; und die Reibung der Atmosphäre würde jeden möglichen Neologismus vor der Landung total verbrennen. Also per defectum verbleibt uns nur die dritte Möglichkeit: je ein Fritz Doe oder ein Mario Müller will eines Tages etwas ungewöhnliches sagen, fällt ihm das richtige Wort nicht ein, improvisiert er einen lustigen Ersatz. Die Freunde verstehen und lachen... et voila, ein Neologismus wird geboren. Ob er dann überleben wird, weiß man nicht - Gott sei dank kommen nicht alle Setzlinge zur Reife an, sonst könnte man nach Amerika zu Fuß gehen.
Warum sollten wir dann nicht neologisieren, wenn alle andere um uns es schon tun?
Ein paar Beispiele:
1 - (danke ray-c :-) : rissolvere : (aus It. 'rissa' -> 'Prügelei'): comporre una vertenza ricorrendo alle maniere forti. Es.: "stavamo rissolvendo la questione fra noi, ma la polizia è intervenuta e ci ha impedito di concludere"
2 - : Leidmotiv : (aus De. 'Leid') : trauriges Leitmotiv. Bei.: "Das Leidmotiv war nicht schlecht aber der Schluchzer der Frauen um mich war lauter als der Soundtrack"
3 - : Lipido : (aus Gr. 'lipos' -> Fett) : der Drang, der die meisten Frauen vor dem Schaufenster einer Konditorei plagt. Bei.: "Ja, ich bin auch auf Diät, aber es ist so schwer, der Lipido zu widerstehen..."
Avanti il prossimo... |
|---|