Ich möchte mich an dieser Stelle zunächst noch einmal bei all denjenigen bedanken, die nachfolgend noch so fleißig an diesem kurzweiligen Thread weitergesponnen haben, und auch wenn ich mich ja eigentlich schon verabschiedet haben wollte, so lasse ich mich doch gerne noch einmal dazu hinreißen, erneut etwas hierzu beizutragen... der liebe Gott und diejenigen Leser, die ich bereits vergrault habe, mögen's mir verzeihen!
@svaihingen (#13):Die Tatsache, dass das heutige Datum auf den Nationalfeiertag der US-Amerikaner fällt ist reiner Zufall. Ich möchte niemandem zu nahe treten, Ehrenwort!
@ion1122 (#10) und andere: Das "Amerikanische" Problem - wie Du es nennst - kann sicherlich umgangen und somit sinnvoll vermieden werden, indem man sich beispielsweise einer der von Dir genannten Ausdrucksweisen (Nr. 1-4) bedient. Diese naheliegende Möglichkeit scheint jedoch nicht überall Zuspruch zu finden, denn das hier vielfach angesprochene Problem tritt immer dann sehr deutlich und störend in Erscheinung (und das mitunter mit bedeutsamem Ausmaß, siehe mein Beispiel in #4), wenn Leute - insbesondere solche, die aus den Vereinigten Staaten von Amerika stammen oder längere Zeit dort ansässig sind/waren - im internationalen Sprach-/Schriftverkehr den Begriff "Amerikaner/amerikanisch" ohne U.S.-Zusatz verwenden, und sich dabei nicht auf den amerikanischen Doppelkontinent im Allgemeinen beziehen, sondern ausschließlich das Territorium der Vereinigten Staaten von Amerika vor Augen haben. Tradition, Gewohnheit und Selbstbetrachtung der US-Bürger hin oder her, aber das ist - mit Verlaub - nicht bloß engstirnig, sondern vor allem ausgrenzend und gefühlverletzend, wenn man im Gespräch mit den Amerikanern Mittel- und Südamerikas (die eine andere Tradition bevorzugen) auf eine Augenhöhe gelangen möchte! Viele Mittel- oder Südamerikaner fühlen sich nachvollziehbar in Ihrer Existenz gekränkt, wenn man sie im englischen Sprachumgang (mutter- oder fremdsprachlich) aus dem gesamtamerikanischen Volksgefüge ausgliedert (insbesondere, wenn sich so mancher Nordamerikaner dagegen - im Selbstverständnis der "eigentliche und wahre" Amerikaner - für etwas sozial gesehen Besseres hält).
Im südamerikanischen Sprachgebrauch wird dieses Problem übrigens ganz anders und weltoffener, nämlich folgendermaßen gehandhabt:
http://en.wikipedia.org/wiki/Americas#AmericanInsbesondere im Hinblick darauf wollte ich das nunmehr sog. "Amerikanische" Problem nicht bloß aus der Perspektive eines englischsprachigen Muttersprachlers betrachtet wissen, sondern auch ganz allgemein. Besonderes Interesse hat dabei die Vorstellung, wie wohl südamerikanische Bürger - deren Muttersprache zumeist Spanisch oder Portugiesisch ist - dieses Problem betrachten und reflektieren, wenn sie sich mit einem Außenstehenden (beispielsweise einem Asiaten oder einem Europäer) auf Englisch (also in einer Fremdsprache) über dieses Thema austauschen? Wie würde wohl ein stolzer Mann aus Rio de Janeiro reagieren, wenn ihm beispielsweise eine Person aus Bayern oder Sri Lanka weißmachen wollte, er sei kein Amerikaner (weil die ja irrtümlicherweise nur in den Vereinigten Staaten von Amerika anzutreffen seien)? Der Brasilianer würde sich diesen fremdsprachigen Vorwurf zunächst wörtlich in seine Muttersprache übersetzen... und vor Entsetzen fassungslos erstarren! Das wäre wohl in etwa so, als wolle ein alaskanischer Bärenjäger einem kasachischen Jagdkollegen vorwerfen, er sein kein Europäer, weil Kasachstan schließlich kein Mitgliedsstaat der EU ist.
Diese Problematik, die auf einem Irrtum beruht, nennt man einen logischen Fehlschluss, da die abgeleitete Aussage nicht aus den explizit angegebenen oder implizit angenommenen Voraussetzungen folgt. Was daraus jedoch folgt, ist folgendes Beispiel:
Der geographische kontinentalbezogene Begriff "Amerikaner" verhält sich zu "Europa" in etwa so wie der poltische staatsbezogene Begriff "US-Amerikaner/-Bürger" zu "EU-Bürger".
Ein US-Amerikaner ist per definition immer ein Amerikaner, ein Amerikaner hingegen nicht unbedingt auch ein US-Amerikaner - völlig ungeachtet dessen, wie es die US-Bürger in ihrem alltäglichen Sprachgebrauch zu handhaben pflegen.
Hierzu noch ein paar verdeutlichende Beispiele:
Beispiel A:Es leben grob geschätzt etwa 900 Millionen Amerikaner zwischen Kap Horn im Süden und dem Quttinirpaaq National Park im Norden, zwischen der Attu Insel im Westen und João Pessoa im Osten. "Nur" 42,2% dieser Amerikaner - nämlich etwa 380 Millionen Menschen - sind zudem auch Einwohner der Vereinigten Staaten von Amerika (oder eben "US-Amerikaner"). Auf den politischen Aspekt der Staatsbürgerschaft möchte ich an dieser Stelle gar nicht erst eingehen, denn das würde definitiv den Rahmen dieser Debatte sowie mit Sicherheit auch die Geduld der meisten noch nicht verzagten Teilnehmer an diesem sprengen.
Beispiel B:Sätze wie "São Paulo is one of the biggest American metropoleis" oder "The longest American river is the Amazonas" mögen in den Ohren mancher US-Amerikaner befremdend oder gar falsch klingen, das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass es sich um vollkommen korrekte Sätze handelt, deren inhaltliche Richtigkeit in jeder Hinsicht sowohl geographisch, politisch als auch kulturhistorisch absolut haltbar sind.
@Carly-AE (#14):Der von mir angesprochene Stipendienbewerbungsaushang lag in einer griechischen Übersetzung vor, und diente den griechischen Bürgern einer griechischen Stadt zur Information über eine Stiftung der Vereinigten Staaten von Amerika, die eine Zweigstelle in Griechenland besitzen und dort zu Studienzwecken eben jene genannten Amerikaner für ein paar Semester ansiedeln. Daraufhin wollte sich ein in Griechenland lebender griechischkundiger Equadorianer (d.h. ein Staatsbürger Equadors, also ein Amerikaner!) bei dieser Stiftung bewerben, um sich so einen lukrativen Studienplatz in seiner griechischen Wahlheimat zu sichern. Er war schwer enttäuscht, als er erfuhr, dass mit "Amerikanern" nicht er gemeint war!
Das konsequente Hinzufügen zweier Buchstaben (U.S. oder US) vor derartigen Nationaldefinitionen - auch in US-amerikanischen mit internationalem Bezug - wäre doch also ein Lösungsvorschlag der unmissverständlichen Kommunikation untereinander. Weiter nichts...!
@Carly-AE (#14; #16), Carullus (#15) & RES-can (#18): Selbstverständlich erscheint es mir überflüssig und völlig unnötig (wenn auch nicht unbedingt falsch), wenn man sagen/schreiben würde: kanadische oder mexikanische Amerikaner. Schließlich beziehen sich die Territorialbezeichnungen Kanadier oder Mexikaner doch eindeutig auf die jeweiligen Ländernamen Kanada und Mexiko (wobei logischerweise auch die Notwendigkeit des Zusatzes "Amerikaner" entfällt). Der Begriff "Amerika" dahingegen ist im eigentlichen Sinne keine Territorialbezeichnungen eines souveränen Staates auf den sie sich eindeutig beziehen kann: Amerika ist ein Doppelkontinent (ganz gleich, ob die Bürger der Vereinigten Staaten von Amerika über ihren Tellerrand hinaus zu ihren Nachbar-Amerikanern schauen wollen/können oder nicht). Mit Ausnahme der indigenen Urbevölkerung Amerikas wäre ein kulturhistorisch logischer Diskussionsansatz für eine souveräne Benennung der seit ihrer Gründerzeit zweifelhaft erscheinenden Bezeichnung "US-Amerikaner", bzw. "Amerikanischer Staatsbürger der Vereinigten Staaten von Amerika" in etwa: Exil-Europäer oder Neuweltler. Denn im Grunde sind die "US-Amerikaner" ja ursprünglich fast ausnahmslos europäische Emigranten in eine Neue Welt. Diese Diskussion hat aber lediglich einen hypothetischen Charakter und würde uns nach über 300 Jahren separater Geschichte (zwischen "Alter" und "Neuer Europäischer Welt") nicht weiterführen... schon gar nicht zu einer Lösung. Das Problem ist und bleibt doch, dass die USA sich niemals auf einen souveränen Ländernamen im eigentlichen Sinne einigen konnten. Folglich nannten sie sich schlicht und einfallslos "Die Vereinigten Staaten". Staaten vereinigt wovon...? Vereinigte Staaten des Doppelkontinents Amerika. Kein besonders origineller Vorschlag (was man unter anderem an dem hier diskutierten Disput erkennen mag).
@Carly-AE (#16) & Carullus (#17):Bezüglich der Anzahl der Kontinente gibt es etliche verschiedene Systeme, in denen von zweien bis hin zu acht Kontinenten klassifiziert werden. Mehr dazu bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Kontinent#Anzahl...So, jetzt halte ich aber die Klappe... wenn Ihr mich lasst!?