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    Sprachlabor

    Gendern bei Bezeichnungen, die englischen Ursprungs sind?

    Betrifft

    Gendern bei Bezeichnungen, die englischen Ursprungs sind?

    Kommentar

    Sorry, wenn wir das schon hatten, aber ich habe keinen passenden Faden gefunden:

    Aus einer Dokumentation aus unserer Firma, es geht um Scrum:

    "...: für die Developer:innen des Scrum-Teams..."

    "... der:die Product-Owner:in oder der:die Scrum-Master:in...."


    Was haltet ihr davon? Wird das anderswo auch in der Art verwendet?

    Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  08 Apr. 21, 08:16
    Kommentar

    Hier hatte ich mal eine Diskussion dazu gestartet: Siehe auch: Movierung von englischen Lehnwörtern

    #1Verfasser JanZ (805098)  08 Apr. 21, 08:26
    Kommentar

    Ich find das ... gelinde gesagt: merkwürdig. Mir sind kürzlich speaker:innen begegnet ... also gesprochen mit dem Stopper im Wort. Wenn gendern, warum dann nicht mit einem dt. Redner:innen oder einfach Vortragende? Überhaupt geht mir das gedankenlose Verwenden von engl. Wörtern, meist falsch oder nur halb passend, mittlerweile heftig auf die Nerven.

    #2Verfasser Selima (107)  08 Apr. 21, 08:42
    Kommentar

    #1: Ah ok, danke, dann können wir auch dort weiterdiskutieren.

    #2: Ich finde es auch merkwürdig, statt Speaker:innen kann man natürlich problemlos Redner:innen verwenden.

    Die Begriffe aus meinem OP sind "Fachsprech" und nicht so einfach durch deutsche Wörter zu ersetzen.

    Noch ein Nachtrag: Die Dokumentation ist intern, da werden allerhand Begriffe bzgl. Scrum erklärt.

    Ich bin mir jetzt ein wenig unsicher, ob ich die Autorin darauf hinweisen soll, dass ich es für merkwürdig/falsch halte und man es vielleicht umformulieren sollte?

    Deswegen wäre ich an einer Einschätzung interessiert, ob das in der Art mittlerweile Standard ist (vielleicht bin ich auch einfach rückständig).

    #3Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  08 Apr. 21, 08:53
    Kommentar

    Bei uns in der Firma sagt frau das so: "Ich habe/übernehme die Rolle des Scrum Masters" oder "Ich bin Product Owner". Ohne Gendern. Scrum Masterin mit oder ohne Sternchen habe ich noch nicht gesehen.


    Seltsamerweise wirkt auf mich der Begriff Scrum Master eher männlich besetzt als der Product Owner (trotz gleichen Artikels), und in meiner Beobachtung wird beim Scrum Master auch eher der Umweg über die Rolle gemacht als beim Product Owner, wenn es sich dabei um eine Frau handelt.

    #4Verfasser grinsessa (1265817) 08 Apr. 21, 10:11
    Kommentar

    Und noch eine Nebenfrage: Wie spricht man eigentlich der:die mit Stopp?

    Hört man (gesprochen) einen Unterschied zwischen:

    der/die Master:in

    der:die Master:in

    ?

    Ist dann die Pause bei "der:die" länger als bei "der/die"?

    #5Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  08 Apr. 21, 10:27
    Kommentar

    Ich hab's bisher nur im Plural gehört ... dieses abgehackte, angehängte "innen" ... als sollte der Satz and der Stelle mit "innen drin" weitergehen ...

    :-(

    #6Verfasser no me bré (700807)  08 Apr. 21, 10:48
    Kommentar

    "Masterin"? Werden Universitätsabschlüsse dann auch gegendert? Bachelorin? Bachelorette?

    #7Verfasser eastworld (238866) 08 Apr. 21, 14:40
    Kommentar

    Also mir ist schon die ein oder andere "Bakkalaurea" untergekommen, die sogar darauf bestanden hat. Ich persönlich (selber weiblich) finde das irgendwo zwischen eigentümlich und albern aber mei, jedem Tierchen sein Pläsierchen...

    #8Verfasser JayVienna (1269945) 08 Apr. 21, 14:57
    Kommentar

    Ich finde auch, dass viel zu viele Wörter unübersetzt bleiben und verstehe auch nicht, was an 'developer' oder 'owner' jetzt so wahnsinning spezifisch ist, dass es Englisch bleiben muss. Aber wenn man damit argumentiert, dass die Wörter eben quasi deutsch sind, dann sollte man sie auch gendern - bei 'Designerin' oder 'Rapperin' machen wir das ja auch.


    (Wenn man denn im Text gendert. Ich will nicht schon wieder einen Diskussion über Gendern an sich auslösen. Aber wenn die Firma es tut, sollte sie es mit Lehnwörtern auch tun. "An der Besprechung nahmen acht Buchalter:innen, zwei Sachbearbeiter:innen, sechs Developer und vier Trainer:innen teil" liest sich nicht nur komisch, sondern vermittelt auch sehr den Eindruck, dass beide Developer männlich sind.)


    NB: Ich persönlich wäre ja für 'Scrum Mistress', aber das macht den Satz noch länger ;-)

    #9Verfasser Gibson (418762)  08 Apr. 21, 20:52
    Kommentar
    An Developer ist natürlich nichts spezifisch, da kann man auch Software-Entwickler:in schreiben. Aber sowohl Scrum Master als auch Product Owner sind feststehende Begriffe, die in dem Scrum-Prozess auch im Deutschen so verwendet werden. Es ging auch nicht um ein Besprechungsprotokoll, sondern um ein intern genutztes Dokument, in dem verschiedene Begriffe erklärt werden, sozusagen Definitionen für Anfänger in Scrum.
    #10Verfasser edoardo_1_4 (1297108) 08 Apr. 21, 21:13
    Kommentar

    Es ging auch nicht um ein Besprechungsprotokoll,


    Das war mir schon klar, ich wollte einfach einen Beispielsatz. Was für ein Text es genau ist, ist ja unerheblich. Wenn die Firme generell gendert, würde ich es mit allen Wörtern machen. (Außer, in diesem spezifischen Dokument kommen nur die englischen Begriffe vor. Aber ich nehme mal an, dass es z.B. auch Mitarbeiter/innen oder Teilnehmer/innen gibt.)



    Aber sowohl Scrum Master als auch Product Owner sind feststehende Begriffe, die in dem Scrum-Prozess auch im Deutschen so verwendet werden.


    Auch das war mir klar. Was mir nicht klar ist, ist warum. (Außer, dass eben kaum noch übersetzt wird.)

    #11Verfasser Gibson (418762)  08 Apr. 21, 21:30
    Kommentar

    Dafür müsste man völlig neue Begriffe erfinden. Ich habe eine Weile darüber nachgedacht, aber das ist im Deutschen echt hakelig. Direkt übersetzen geht nicht, weil der Product Owner kein Produkt besitzt, sondern der Zuständige für die Definition und Priorisierung der zu entwickelnden Produkteigenschaften ist (sorry, edoardo, da könnte gefährliches Halbwissen beteiligt sein), während der Scrum Master kein Meister ist (außer vielleicht im Sinne des Master of Desaster) sondern der Moderator und Wächter über den reibungslosen und agilen Entwicklungsablauf.


    Scrum Master und Product Owner im Softwareentwicklungsumfeld zu übersetzen, das wäre als würde man von Ärzten erwarten, bei der Fallbesprechung mit Kollegen Bauchschlagader anstatt Aorta zu sagen. Englisch ist des Informatikers Griechisch-Römisch. Oder so.

    #12Verfasser grinsessa (1265817) 08 Apr. 21, 22:02
    Kommentar

    aber das ist im Deutschen echt hakelig. Dafür müsste man völlig neue Begriffe erfinden


    Was wäre denn das Problem? Es ist hakelig, weil es niemand mehr tut. Wenn heute jemand Computer erfinden würde, würde niemand mehr 'Rechner' sagen - 'computer' ist schließlich viel mehr als nur ein Rechner, und das kann man nicht einfach mit so einem deutschen Wort wiedergeben. (<-- Sarkasmus) </p>


    Es geht doch darum, wie man die Begriffe füllt und definiert. Warum kann der 'scum master' kein 'Moderator' sein? Der Begriff muss doch sowieso erklärt werden. Auch 'master' hat viele Bedeutungen, von denen die meisten nicht mit dem identisch sind, was 'scrum master' ausmacht.


    Ich finde, dass der Vergleich mit den Medizinern hinkt, weil die Scrum-Theorie eben nicht auf eine spezifische Fachgruppe beschränkt ist. Das wird weniger von Informatikern als von Managern benutzt meines Wissens, jedenfalls kenne ich es nur aus dem Management.


    Edit: Es gibt durchaus Begriffe, die zu übersetzen ich so schwierig fände, dass es sinnvoll ist, das Englische zu benutzen - 'woke' fällt mir ein, oder 'cool'. Aber in vielen Fällen halte ich es tatsächlich für entweder Faulheit oder falsch verstandene Coolness (sic). Leider führt das dazu, dass haufenweise Leute nicht verstehen, was um sie herum vorgeht. Das Leben ist ja eh schwierig, weil es diese dumme Tendenz hat, sich zu entwicklen. Ich fände es einfach besser, wenn Sprache beim Verständnis helfen würde, nicht hindern.

    #13Verfasser Gibson (418762)  08 Apr. 21, 22:16
    Kommentar

    Vorweg: Ich sehe es wie Gibson.


    Die genannten Begriffe erfüllen folgende Voraussetzungen für das Gendern:

    1. Sie sind ins deutsche Flexionssystem eingebunden. (Es heißt auch "des Developers, des Masters", Plural ist "die Developer" und nicht das englische "developers".) (Doppel-p? Bin verwirrt.) Dazu gehört auch die Großschreibung.
    2. Sie können in einer Aufzählung mit gegenderten deutschen Bezeichnungen verwendet werden.
    3. Sie folgen der Wortbildungsregel "transitives Verb +-er", die im Englischen und im Deutschen auf dieselbe Weise funktioniert, oder sie haben deutliche Ähnlichkeit mit einem deutschen Begriff (Master -> Meister); das Nominalsuffix -er erlaubt bei Personenbezeichnungen i.d.R. das Anhängen des Suffixes -in.


    #14Verfasser Raudona (255425) 08 Apr. 21, 23:13
    Kommentar

    Das wird weniger von Informatikern als von Managern benutzt meines Wissens

    Nein, das ist so nicht richtig, es wird (seit "neuestem" (neu = ~ 5 Jahre) immer mehr in der Software-Entwicklung genutzt - Stichwort "agile Software-Entwicklung". In (fast) jedem Software-Team wird heute Scrum verwendet. Das war vor geraumer Zeit noch nicht so, damals hat man es für einen "spinnerten Trend" gehalten, aber heute muss man es machen/können/kennen (als Developer:in :P).


    Englisch ist des Informatikers Griechisch-Römisch.

    Auch das ist richtig, weiterhin wird sich auch an denglischen Begriffen bedient oder neue kreiert.

    Es ist müßig darüber zu diskutieren, ob man auch "Mutterbrett" und "Weichware" sagen sollte. Es hat sich einfach nicht etabliert.

    Aber das war auch gar nicht mein Punkt ;), mir ging es nicht ums "Gendern an sich" und ob man es auch auf Deutsch sagen könnte, sondern tatsächlich, ob man (heutzutage) englische Begriffe so wie in meinem Beispiel

    "eingendert".

    Ihr habt natürlich Recht, man sagt auch "Designerin" oder "Rapperin". Danke auch für die ausführliche Erläuterung in #14.

    Insofern muss es dann konsequenterweise auch "Masterin", "Developerin" und "Ownerin" heißen.

    Übrigens unterkringelt mir meine Rechtschreibprüfung "Developerin und Ownerin, Masterin aber nicht. ;)


    Edith ergänzt noch: In meinem 25 Jahren in der Software-Entwicklung wurden üblicherweise alle Dokumente auf Englisch (oder das, was wir dafür halten ;)) geschrieben, allein schon deshalb, weil Teile der Teams eben keine deutschen Muttersprachler sind (Indien, Ungarn, Slowakei,...). Ich bin jetzt zum ersten Mal in einem Projekt, in dem die Dokumentationen alle auf Deutsch sind.

    #15Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  09 Apr. 21, 08:02
    Kommentar

    Ich bleibe dabei, dass sich Scrum Master nicht übersetzen lässt. Es ist eine sehr spezielle Bezeichnung für eine sehr spezielle Tätigkeit in einem fachlichen Umfeld. Moderator ist nur ein kleiner Teilausschnitt. Fachsprache zu übersetzen ist m.E. nicht notwendig, v.a. wenn die Verwechslungsgefahr dadurch steigt.


    Manager dagegen: Führungskraft, Geschäftsleitung

    Cool: lässig


    Was ich auch nicht übersetzen würde: queer.


    Aber, wie edoardo schon anmerkte, das geht eigentlich am Fadenthema vorbei.


    #16Verfasser grinsessa (1265817) 09 Apr. 21, 08:33
    Kommentar

    Es ist eine sehr spezielle Bezeichnung für eine sehr spezielle Tätigkeit in einem fachlichen Umfeld.


    Wie schon gesagt, das gleiche trifft auf 'master' zu. Ich verstehe den Einwand nicht. 'Scrum-Moderator' ist genauso verständlich oder unverständlich wie 'scrum master'.


    Fachsprache zu übersetzen ist m.E. nicht notwendig

    Wo ziehst du da die Grenze?


    Zwischen 'cool' und 'lässg' liegen Welten, aber es ging mir ja auch nur darum, ein Beispiel zu nennen, wo ich eine Übersetzung tatsächlich sehr schwierig fände.

    #17Verfasser Gibson (418762)  09 Apr. 21, 09:30
    Kommentar

    Fachsprache zu übersetzen ist m.E. nicht notwendig

    Wo ziehst du da die Grenze?

    Ich würde sagen, das hängt vom Zielpublikum ab. Ich rede in meinem in meinem "technischen" Umfeld z.B. von Download, wenn ich mit meiner Mutter zu demselben Thema rede, sage ich, sie soll sich ein "XY aus dem Netz herunter laden".


    #18Verfasser edoardo_1_4 (1297108) 09 Apr. 21, 09:39
    Kommentar

    Im Scrum-Prozess sind die Rollen beschrieben, nicht die Akteure! Da die Rolle aber sowohl von Männern als auch von Frauen besetzt werden können, sind diese also schon von der Definition her geschlechtsneutral. Durch ein Gendern käme es mir vor, als würde ich wieder die Person in den Vordergrund stellen, die diese Rolle ausfüllt nicht die Rolle, die von dieser Person ausgefüllt wird. Daher würde ich bei solchen Prozessbeschreibungen auch ganz aufs Gendern verzichten.


    Nebenbei gesagt: auch "Developer" beschreibt eigentlich als Fachbegriff eine Rolle, sollte also genauso unübersetzt bleiben wie "Scrum Master" oder "Product Owner". Und persönlich bin ich auch gegen das Gendern von Lehnwörtern, wenn die Ursprungssprache keine Unterscheidung macht. "Liebe User*innen des XY-Systems" stößt mir regelmäßig auf, weil ich im Original-Begriff "user" die weiblichen User mit inbegriffen sehe, bei "Liebe Anwender*innen" wiederum kommt mir das Gendern besser über die Lippen/Finger.


    Und zum Thema Übersetzung: Käme es Euch nicht auch seltsam vor, wenn Ihr beim Strömen einer Übertragung der Superschüssel des amerikanischen Fußballs zusehen müsstet, wie die Jubelleiterin den Viertelrücken (oder eher "Viertel-zurück") anfeuert?

    #19Verfasserm.dietz (780138) 09 Apr. 21, 09:40
    Kommentar

    Nebenbei gesagt: auch "Developer" beschreibt eigentlich als Fachbegriff eine Rolle

    Im Scrum-Prozess schon, aber im "echten Leben" z.B. auf Stellenanzeigen sucht man heutzutage (immer öfter) "Software-Developer" und nicht mehr "Software-Entwickler".

    #20Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  09 Apr. 21, 09:46
    Kommentar

    @edoardo_1_4: Auch wenn ich es nicht explizit genannt habe, aber ich bezog mich mit der Bemerkung auf den Beitrag #10, wo Du Developer als Begriff dem Scrum Master gegenüber gestellt hast.


    Dass Software-Developer gesucht werden, hat meist damit zu tun, dass den Personalern oftmals was vorgesetzt wird, das sie selbst nicht verstehen, und damit nicht unterscheiden können, ob Begriffe, die Rollen beschreiben, das gleiche meinen wie Begriffe, die eine bestimmte Ausbildung oder die Arbeitstätigkeit beschreiben. Da scheint sich dann die Vorstellung in die Köpfe zu setzen, ein "Developer" enge das Arbeitsumfeld präziser ein als die Bezeichnung "Softwareentwickler", deshalb wird dann nach "Developer" gesucht. Wenn man solche Sachen wie Hausmeister und Facility-Manager gegenüberstellt, stimmt das ja auch, auch wenn viele denken, das eine sei nur eine "gehobene" Jobbezeichnung des anderen...


    Da bin ich ja schon froh, dass bei den Personalern inzwischen auch angekommen ist, dass ein Softwareentwickler was anderes ist als ein Programmierer. Das war, als ich mit dem Studium fertig war, noch nicht so verbreitet, da hat man zwar schon zwischen Diplom-Informatiker und Programmierer unterschieden, aber da war man dann schon froh, dass im Vorstellungsgespräch jemand von der Fachabteilung dabei war, der wusste, dass ein Entwickler mehr macht als nur zu programmieren.


    Ich habe übrigens eine Mitbewohnerin im Studentenwohnheim meines Bruders immer damit geärgert, dass ich von "Diplom-Ingenieuse" sprach, weil ich damals auch explizit gesagt habe, durch die Erstellung eines weiblichen Begriffs, wenn nicht wirklich die Person selbst gemeint ist, würde man nur die Vorstellung unterstützen, eine Ingenieurin hätte eine anderer Ausbildung als ein Ingenieur.


    #21Verfasserm.dietz (780138) 09 Apr. 21, 10:15
    Kommentar

    Da bin ich ja schon froh, dass bei den Personalern inzwischen auch angekommen ist, dass ein Softwareentwickler was anderes ist als ein Programmierer. 

    So so, bei unseren noch nicht.. Ich bin immer noch die Programmiererin für die (trotz meines Dipl. Inf. und trotz des "Software-Ingenieur" (sic!) in meinem Arbeitsvertrag. Ich habe jedes Jahr Diskussionen, wenn sie in meinen jährlichen Mitarbeitergesprächsbogen "Programmiererin" schreiben wollen (und tun, weil das ja alles dasselbe ist) *augenroll*.

    #22Verfasser edoardo_1_4 (1297108) 09 Apr. 21, 10:24
    Kommentar

    wenn Ihr beim Strömen einer Übertragung der Superschüssel des amerikanischen Fußballs zusehen müsstet, wie die Jubelleiterin den Viertelrücken (oder eher "Viertel-zurück") anfeuert?


    Das ist genau das, was ich meine. Das klingt albern, weil wir an die englischen Worte gewöhnt sind. Und wir sind dran gewöhnt, weil nicht mehr übersetzt wird.


    Findest du 'Der Stürmer stieß mit dem Verteidiger zusammen, deshalb gab es als Strafe einen Freistoß, den der Towart aber halten konnte' auch albern? Fußball, soweit ich weiß, wurde in England erfunden. Allerdings nicht erst in den letzten 30 Jahren.

    #23Verfasser Gibson (418762) 09 Apr. 21, 11:48
    Kommentar

    Das heißt, Du unterscheidest zwischen Fachsprache, die übersetzt werden sollte (Informationstechnologie) und Fachsprache, die früher mal übersetzt wurde, und jetzt nicht mehr übersetzt werden soll (Sport)? Und die einzige Begründung, dass es jetzt nicht übersetzt werden sollte, ist, dass es nicht übersetzt wurde, und daher eine Übersetzung jetzt ungewohnt erscheint?


    Ich finde, dass viele Begriffe aus der IT, sich später entwickelt haben als Begriffe aus dem amerikanischen Sport (und seien es nur amerikanische Varianten zuvor weltweit bekannter Sportarten). Dennoch höre ich immer wieder Forderungen, für IT-Begriffe deutsche Übersetzungen zu nutzen, obwohl doch klar ist, dass der eigentliche Experte sich auf internationaler Ebene eh auf Englisch mit den Kollegen unterhält. Für ihn/sie wäre die Übersetzung (oder Suche nach einem deutschen Äquivalent) für z.B. Scrum-Master genauso "schräg", als würde man versuchen Sportbegriffe zu übersetzen. Er/sie hat den Begriff also auch zuerst auf Englisch kennengelernt und gelernt zu benutzen, bevor überhaupt die Notwendigkeit besteht, ihn einzudeutschen. Wieso soll man also etablierte Fachbegriffe aus der IT anders handhaben als etablierte Begriffe aus dem Sport?

    #24Verfasserm.dietz (780138) 09 Apr. 21, 12:16
    Kommentar

    Und die einzige Begründung, dass es jetzt nicht übersetzt werden sollte


    Dem kann ich nicht folgen. Ich bin doch FÜR Übersetzungen. Im Sport wie überall sonst. Wenn es damals, als Football nach Deutschland kam, übersetzt worden wäre, fände es niemand albern. Ich denke nur, dass beim American Football der Zug abgefahren ist.


    Ihr hängt euch zu sehr an der Fachsprache auf, finde. Die Scrum-Terminologie ist keine Fachsprache, und viele IT-Begriffe sind es auch nicht. Es gibt natürlich IT-Fachleute, aber sehr viele der Begriffe werden im Alltag von Laien verwendet, und dann sehe ich keinen Grund, unverständliche englische Wörter zu benutzen.


    Wenn Genetiker sich unterhalten, sollen sie das gerne in einer Weise tun, der ich nicht folgen kann. Aber wenn in 'Computer Bild' ein Artikel steht, sehe ich das anders. Der richtet sich nicht an ein Fachpublikum, ist aber gezwungen, das Vokabular zu benutzen, weil es sonst keines gibt.

    #25Verfasser Gibson (418762)  09 Apr. 21, 12:22
    Kommentar

    #25 Die Scrum-Terminologie ist keine Fachsprache, und viele IT-Begriffe sind es auch nicht.


    Es ist sicher so, dass die Scrum-Terminologie sich nicht auf die IT beschränkt, sondern auch sonst im Projekt-Management genutzt wird, aber das ändert für mich nichts daran, dass es Fachsprache ist. Ich glaube nicht, dass mehr als 10% der Deutschen den Begriff Scrum-Master jemals gehört haben oder ihn gar verwenden. Vermutlich sind es deutlich weniger als 10% und das macht es für mich zur Fachsprache.

    #26Verfasser harambee (91833) 09 Apr. 21, 12:49
    Kommentar

    Zur #25:

    Mein Vater war Fußballfan, konnte aber kein Wort Englisch. Den Torhüter bezeichnete er aber - wie auch alle seine Altersgenossen aus ähnlichem Milieu - als "Kipper". Und weshalb hieß der so? Weil der in der "Kipp" stand, d.h. das Tor war die Kipp.

    Das habe ich als Kind eben als selbstverständlich hingenommen. Erst später wurde mir klar, dass aus dem unverstandenen "keeper" ein Kipper geworden war, was dann mehr oder weniger folgerichtig zu der Bezeichnung Kipp für das Tor geführt hat.

    #27Verfasser eineing (771776)  09 Apr. 21, 12:49
    Kommentar

    Die Scrum-Terminologie ist keine Fachsprache, und viele IT-Begriffe sind es auch nicht. Es gibt natürlich IT-Fachleute, aber sehr viele der Begriffe werden im Alltag von Laien verwendet, 


    Woran machst du das denn fest? Ich habe noch nie außerhalb der technischen Entwicklung (da schließe ich mal die Projektplanung mit ein) irgend jemanden Scrum-Terminologie verwenden hören. Laien verwenden vielleicht die Wörter Computer, Download und ganz vielleicht Quellcode, aber warum sollten sie sich über Product Owner unterhalten?


    Es gibt auch andere Verfahren der agilen Entwicklung, die auf weiter von der Software entfernten Feldern verwendet werden, etwa in der Produktion. Dort gibt es dann teilweise aus dem Japanischen stammende Fachbegriffe wie "Gemba", "Hoshin Kanri" oder "Kanban". Auch das ist Fachsprache - die Japaner haben's eben erfunden und exportiert. In diesen Bereichen werden auch Scrum Master und Product Owner eingesetzt, die in den Teams eben die spezifischen Funktionen einnehmen.

    #28Verfasser grinsessa (1265817)  09 Apr. 21, 12:50
    Kommentar

    Die Scrum-Terminologie ist keine Fachsprache, 

    Ob man das jetzt als Fachsprache bezeichnen kann, ist sicher diskussionswürdig, aber es sind nun mal etablierte Begriffe, die jeder, der mit Scrum zu tun hat, so verwendet.

    Wenn ich meinen Azubis beibringe, dass wir jetzt ein bisschen Gedränge machen, dazu brauchen wir einen Gedrängemeister* (m/w/d) und einen Erzeugnisbesitzer* (m/w/d), weiß in einem anderen Projekt/Team niemand, wovon sie reden.

    Ich hatte schon mal einen Kollegen (IT), dem das Englische in der IT zuwider war und alles eingedeutscht hat. Das war einfach anstrengend, seine Texte zu lesen oder ihm zuzuhören, weil man ständig drüber nachdenken musste, was er eigentlich meinte.


    *Abb ähnlich


    Edith @28:  Quellcode *Oberlehrerinnenbrille zurechtrück* Sourcecode! ;)

    #29Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  09 Apr. 21, 12:57
    Kommentar

    harambee, auch Begriffe wie 'Betriebsabrechnungsbogen', 'Schenkelweichen' und 'Abscheider' sind vermutlich dem geringeren Teil der Bevölkerung bekannt. Seit wann schließen sich 'Fachbegriffe' und 'deutsch' aus?


    Aber gut, wenn es nur um den Begriff 'Fachsprache' ging in #26: Was ich meinte, und auch schon geschrieben habe, ist, dass es keine IT-Fachsprache ist.

    #30Verfasser Gibson (418762) 09 Apr. 21, 12:58
    Kommentar

    #29: Ey, ich sprach von Laien!

    #31Verfasser grinsessa (1265817) 09 Apr. 21, 13:00
    Kommentar

    aber es sind nun mal etablierte Begriffe, die jeder, der mit Scrum zu tun hat, so verwendet.


    Das ist mir klar. (Habe ich das nicht schon ein paar Mal geschrieben)? Auch 'Am Ende des Tages' ist etabliert und wird so verwendet, aber das macht es nicht schöner. Mir ist klar, dass es für viele Begriffe zu spät ist, aber mir geht es daraum, dass ich die unreflektierte Übernahme englischer Wörter nervig, falsch und überflüssig finde. Generell. Und wenn das noch ein paar Millionen Leute fänden, würde es sich vielleicht ändern.


    (In meinem speziellen Fall kommt dazu, dass die Aussprache mir auch in den Ohren wehtut und ich manchmal einen Moment brauche, um das Wort überhaupt zu verstehen, aber das ist nun wirklich mein Problem, dass sehe ich ein. Ich sage ja auch 'Ich mag Kräpp gerne mit Zucker'.)

    #32Verfasser Gibson (418762)  09 Apr. 21, 13:03
    Kommentar

    Das ist mir klar. (Habe ich das nicht schon ein paar Mal geschrieben)?

    Dann muss ich an meiner Lesekompetenz arbeiten, das habe ich so nicht verstanden, sorry ;).


    In meinem speziellen Fall kommt dazu, dass die Aussprache mir auch in den Ohren wehtut 

    Das kann ich verstehen, das tut mir sogar in den Ohren weh, aber man gewöhnt sich dran ;).


    #33Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  09 Apr. 21, 13:12
    Kommentar

    #30 harambee, auch Begriffe wie 'Betriebsabrechnungsbogen', 'Schenkelweichen' und 'Abscheider' sind vermutlich dem geringeren Teil der Bevölkerung bekannt. Seit wann schließen sich 'Fachbegriffe' und 'deutsch' aus?


    Nun, meine #26 war erstmal nur ein Widerspruch zu Deinem Satz "Die Scrum-Terminologie ist keine Fachsprache" aus #25. Für mich ist es Fachsprache, wenn auch aus zwei Fachgebieten. Du hast ja jetzt klargestellt, dass Du es so allgemein nicht gemeint hast. Allerdings verstehe ich nach Deinem "Seit wann schließen sich 'Fachbegriffe' und 'deutsch' aus?" überhaupt nicht mehr, wofür oder wogegen "Die Scrum-Terminologie ist keine Fachsprache" ein Argument gewesen sein soll. Ich hatte Deinen Beitrag ungefähr so verstanden:


    Tja, wenn es Fachsprache wäre, dann wäre eine Übersetzung nicht mehr nötig oder sinnvoll. Es ist aber keine Fachsprache, denn sehr viele der Begriffe werden im Alltag von Laien verwendet, also ...


    So hast Du es anscheinend nicht gemeint, sondern irgendwie anders.

    #34Verfasser harambee (91833)  09 Apr. 21, 13:14
    Kommentar

    Ich meinte, dass bei einer speziellen Sorte Fachsprache, vor allem, wenn sie vom Lateinischen oder Griechischen abgeleitet ist, der Gebrauch dieser Wörter innerhalb der Fachgruppe sinnvoll sind. Wenn Mediziner untereinander 'Pneumothorax' oder 'Insuffizienz' verwenden, habe ich nichts dagegen. Aber eine Management-Therorie fällt für mich nicht darunter. Scrum wird von Leuten angewendet, die keine Fachleute auf dem Gebiet der Management-Theorie sind, sondern Fachleute in ihrem Gebiet - Entwickler, Logistiker, Designer etc., die mit Scrum arbeiten.


    Und - unabhäng davon, als zweites Argument - verstehe ich auch nicht, wieso Fachsprache Englisch sein muss. Wenn sich ein französischer und ein deutscher Glasbläser treffen, verwenden sie auch keine 'internationalen' Begriffe, sondern ihre eigenen und schlagen die entsprechenden Wörter in der anderen Sprache nach (wenn sie sich nicht zufällig auf Englisch als lingua franca geeinigt haben. Das ist aber ein anderer Ansatz).

    #35Verfasser Gibson (418762) 09 Apr. 21, 13:36
    Kommentar

    Wieso ist es ok, wenn Fachsprache lateinisch ist, aber nicht, wenn sie englisch ist? Das hat doch einfach mit dem Alter der Disziplin zu tun bzw. damit, wo die Fachbegriffe geprägt wurden, in diesem Fall eben von Amerikanern. Und, wie gesagt gibt es auch japanische Fachbegriffe, die übernommen werden.


    Außerdem verstehe ich nicht, warum Projektmanagement keine Fachsprache haben darf, wenn es einigermaßen komplex ist. Und ehrlich gesagt sind mir ein paar Anglizismen lieber als der sonst übliche Wust an Abkürzungen.

    #36Verfasser grinsessa (1265817) 09 Apr. 21, 13:59
    Kommentar

    grinsessa, willst Du jetzt mit einem logischen "wieso" gegen das Gibson'sche Geschmacks-Statement "das macht es nicht schöner" angehen? Auge - Betrachter und so ... 😈

    #37Verfasser manni3 (305129)  09 Apr. 21, 21:42
    Kommentar

    Ich habe einige Schwierigkeiten, der Argumentation für und gegen die Zuordnung von Scrum Master zu einer Fachsprache zu folgen. Da wird die Herkunft aus dem Englischen ebenso angeführt wie die Verwendung in nur einer Berufsgruppe (#13) oder auch durch Laien (#35). In meinem Verständnis ist keines dieser Kriterien relevant für die Zuordnung zu einer Fachsprache.


    Was macht eine Fachsprache aus? Ein bekanntes Handbuch der Linguistik* nennt u. a. folgende Merkmale von Fachsprachen:

    • Funktion einer präzisen und differenzierten Kommunikation über meist berufsspezifische Sachbereiche
    • terminologisch normierter Fachwortschatz
    • differenzierter Gebrauch von Wortbildungsregeln
    • Vorherrschen des Nominalstils
    • überregionale Standardisierung
    • Exaktheit
    • Ökonomie

    Da finde ich nichts, was gegen die Zuordnung von Scrum Master etc. zu einer Fachsprache spräche. Allerdings muss ich zugeben, von IT-Sprache keine Ahnung zu haben; ich bin froh, dass ich weiß, was ein Motherboard ist. :-)


    Und was das Beispiel mit medizinischen Fachbegriffen betrifft (#35): Nicht wenige davon werden heute auch von Laien benutzt. Wer sagt heute noch Vorsteherdrüse statt Prostata, Armbeuger statt Trizeps, Sehloch statt Pupille oder Fallsucht statt Epilepsie? Gehören Termini wie Prostata deshalb nicht mehr der medizinischen Fachsprache an?


    *Hadumod Bußmann (1990): Lexikon der Sprachwissenschaft


    Edit: Wenn ich noch ein bisschen klugsch**en darf: Ein Lehnwort zeichnet sich dadurch aus, dass es den Normen (z. B. den Schreib- und Aussprachenormen) der neuen Sprache angepasst wurde (Beispiel: Fenster); ein Fremdwort weicht von den Normen ab (z. B. Teint). Scrum Master ist also ein Fremdwort.

    #38Verfasser Cro-Mignon (751134)  10 Apr. 21, 01:16
    Kommentar

    Was in der Liste steht, trifft allerdings auf so ziemlich alles zu, was jemand erfindet oder entwickelt. Sind Wörter wie 'Fernseher' Fachbegriffe? Mindestens 6 von 7 Punkten der Liste treffen darauf zu, finde ich.

     

    Aber es geht mir ja gar nicht darum, ob es Fachsprache ist oder nicht. In beiden Fällen ist mir nach wie vor nicht ersichtlich, warum die Scrum-Begriffe nicht übersetzt werden konnten. Dafür gibt es einfach keinen Grund mMn (außer den wenig überzeugenden oben erwähnten).


    Wenn Freud vom 'Unterbewusstsein' spricht, wird das zum Fachbegriff in der englischen Psychiatrie? Wenn Gutenberg den 'Mobilletterndruck' erfindet, sagen das die Briten dann auch? Seit wann werden Fachbegriffe nicht übersetzt?



    [Das ist ja eine Nebendiskussion, aber trotzdem: Cro, sagst du auch Appendix, Diarrhoe, Ulcer, Pneumonie und Zystitis? Das sind alles Wörter, die ich im Englischen im Alltag benutze, auf Deutsch aber nie. Manche Begriffe werden auch von Laien benutzt, aber auf den überwiegende Teil, würde ich sagen, trifft das nicht zu. Und nein, ich empfinge weder Pupille noch Epilepsie als Fachsprache, eben weil sie großflächig von Laien benutzt werden und es auch gar keine gebräuchliche Alternative dafür gibt. Nur, weil ein Wort von Laien und Fachleuten benutzt wird, ist es ja nicht automatisch ein Fachbegriff. Meine Ärztin und ich sagen auch beide 'Tisch' ;-)]




    #39Verfasser Gibson (418762) 10 Apr. 21, 14:19
    Kommentar

    Cro, sagst du auch Appendix, Diarrhoe, Ulcer, Pneumonie und Zystitis? Das sind alles Wörter, die ich im Englischen im Alltag benutze, auf Deutsch aber nie.


    Nein, normalerweise nicht. Liegt das aber nicht einfach daran, dass das Englische schon seit vielen Jahrhunderten auch in der Alltagssprache viel stärker Begriffe lateinischen oder altgriechischen Ursprungs benutzt, während das Deutsch gern germanischen Wortschatz weiterverwendet und bei Bedarf daraus mit Wortbildungsmitteln neue Begriffe formt (coccys/Steißbein, spinal column/Wirbelsäule, frontal sinus/Stirnhöhle, metatarsus/Vorfußknochen, peroneus longus/Wadenbeinmuskel, uvula/Zäpfchen usw.)?


    Was Begriffe wie Pupille, Epilepsie usw. betrifft, wäre meine These, dass in der breiten Bevölkerung ursprünglich einheimische Wörter verwendet wurden und später allmählich aus der Fachsprache manche Fachtermini eingewandert sind. Der Ngram Viewer zeigt beispielsweise bei Schwindsucht vs. Tuberkulose, dass bis etwa 1847 Schwindsucht in Büchern häufiger verwendet wurde - und das, obwohl Bücher die Alltagssprache normaler Menschen nur sehr bedingt abbilden und medizinische Begriffe in der Regel von Medizinern häufiger verwendet werden als von Laien.


    https://books.google.com/ngrams/graph?content...


    Das könnte bedeuten, dass Wörter wie Tuberkulose, Epilepsie usw. durchaus Fachbegriffe sind, von Fachleuten aus antiken Sprachen übernommen oder nach den üblichen Konventionen aus ihnen gebildet. Aus irgendwelchen Gründen haben sie sich - im Gegensatz zum Großteil der medizinischen Termini - in der Allgemeinsprache breitgemacht und die alteingesessenen Begriffe verdrängt. Das bedeutet m. E. aber nicht, dass sie deshalb nicht mehr Teil der Fachsprache wären. Liefe ein Arzt, der auf einem medizinischen Kongress von Prostata oder Pupille spricht, Gefahr, dass man ihm unwissenschaftlichen, laienhaften Sprachgebrauch vorwürfe? Wohl kaum. Wenn er aber von Vorsteherdrüse oder Bauchwassersucht (statt Aszites) spräche, dann wohl schon.


    Deine Ansicht, dass es wünschenswert wäre, Begriffe wie Scrum Master zu übersetzen, teile ich aber durchaus. Ich verstehe zwar, dass dies die internationale Kommunikation etwas schwieriger machen würde. Dieser Preis wäre mir aus sprachästhetischen Gründen aber nicht zu hoch. Hinzu kommt, dass eine Übernahme der fremdsprachigen Wortgestalt nicht zwangsläufig bedeutet, dass auch die Bedeutung exakt übernommen wird. In einigen Beiträgen dieses Fadens wurde ja auf bestehende Missverständnisse hingewiesen; die befördern auch nicht gerade die internationale Kommunikation.

    #40Verfasser Cro-Mignon (751134)  10 Apr. 21, 16:33
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    dass das Englische schon seit vielen Jahrhunderten auch in der Alltagssprache viel stärker Begriffe lateinischen oder altgriechischen Ursprungs benutzt, während das Deutsch gern germanischen Wortschatz weiterverwendet


    Darauf wollte ich hinaus, kind of. Es liegt für mich weniger an dem Begriff an sich, ob ich ihn als Fachwort verstehe, sondern an der Benutzung. Die gleichen Wörter können in meinem Verständnis also einmal Fachbegriff sein und einmal Alltagswort (hier im Vergleich E-D) oder beides gleichzeitig (im Beispiel 'Pupille'). Allerdings ist das alles ein bisschen ad hoc; ich gebe zu, dass ich mir offizielle Definitionen nie angeguckt habe und auch nicht intensiv darüber nachgedacht habe. In #38 hast du ja schon eine Definition gegeben, aber das ist für mich ein bisschen sehr breit (weit?) gefasst.


    [Obiges ist eine Erklärung, kein Widerspruch.]

    #41Verfasser Gibson (418762) 10 Apr. 21, 18:13
    Kommentar

    Die gleichen Wörter können in meinem Verständnis also einmal Fachbegriff sein und einmal Alltagswort (hier im Vergleich E-D) oder beides gleichzeitig (im Beispiel 'Pupille').


    Ich glaube, darauf können wir uns einigen. :-)


    (Tippfehlerkorrektur zu #40: das Deutsche)

    #42Verfasser Cro-Mignon (751134)  10 Apr. 21, 18:29
    Kommentar

    Gibson, tut mir leid, dass ich darauf rumreite, aber kannst du mir ein Beispiel nennen, in dem "Scrum Master" im Alltag und von Laien verwendet wird? Mir fällt beim besten Willen keines ein. Wenn es in einem nicht-beruflichen Gespräch fällt, dann doch nur, wenn über den Job gesprochen wird, und dann muss es typischerweise erklärt werden. Für mich immer noch eindeutig Fach-Jargon.


    Prostata oder Pupille könnten dagegen auch ganz nebenbei verwendet werden - in einer Kneipe:

    - was, der muss schon wieder aufs Klo?

    - Ach, du weißt doch, alle Männer ab 40 haben Probleme mit der Prostata.


    Mir wäre nicht mal bewusst gewesen, dass es eine deutsche Entsprechung für Pupille gibt. Das ist eindeutig kein medizinischer Fachausdruck (mehr). Kann ja durchaus passieren, dass der Scrum Master diesen Weg nimmt und dass in 30 Jahren auch im Familiengespräch nach dem Scrum Master gerufen wird, wenn man sich nicht darauf einigen, wer für den Urlaub welche Sachen einpackt, aber ich wage das zu bezweifeln.


    Wenn man sich daran stört, dass Begriffe nicht übersetzt werden, würde ich mich eher an solchen Sachen wie Display, Sound, Anti-Aging o.ä. aufhängen, nie und nimmer an einem spezifisch beruflichen Kunstwort, das keine deutsche Entsprechung hat.

    #43Verfasser grinsessa (1265817)  12 Apr. 21, 11:02
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    Im Kontext von Scrum bin ich ganz klar bei Gibson, dass die Begriffe für den deutschen Sprachgebrauch übersetzt werden sollten. Dann gäbe es eventuell weniger Verwechslungen zwischen product owner und product manager. Und der in Deutschland besonders häufigen Fehleinschätzung, dass der Scrum Master hierarchisch über den andern Teammitgliedern steht, könnte durch eine entsprechende Wahl der Übersetzung auch entgegengewirkt werden.

    #44Verfasser AGB (236120)  12 Apr. 21, 11:41
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    Und warum nicht den Product Manager übersetzen? Den gibt es schon viel länger und der Begriff ist alles andere als selbsterklärend. Dass in Deutschland die Verflachung der hierarchischen Strukturen der Umsetzung von agilen Methoden hinterherhinkt, ist meines Erachtens eher eine Kultur- als eine Sprachfrage. Wobei der Begriff Master sicher nicht hilft, zugegebenermaßen.


    Aber meinetwegen, wie würdest du Scrum Master, Product Owner oder Product Manager übersetzen? So, dass jemand, der Scrum und die englischen Begrifflichkeiten kennt, sofort weiß, was gemeint ist?

    #45Verfasser grinsessa (1265817)  12 Apr. 21, 12:02
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    Vorschläge, von denen ich weiß, dass sie es schwer haben werden:


    product manager ~ Produktmanager/in, Produktverantwortliche/r

    product owner ~ Leiter/in Produktentwicklung für Produkt ...

    scrum master ~ Moderator/in oder Mediator/in

    #46Verfasser AGB (236120)  12 Apr. 21, 12:10
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    Vielleicht es auch hier eine Frage der Definition. Was verstehst du denn unter 'Laien'? Ein Projektleiter ist für mich ein Fachmann in seinem Gebiet, also zum Beispiel ein Architekt, aber kein Fachmann für Managementtheorie. Auch Personalgespräche sind Führungsmittel, aber ich würde die Leute, die sie anwenden, nicht als 'Fachleute' bezeichnen.


    Ich kenne 'Scrum' halt von einigen der Firmen, in denen ich arbeite, und meine Schüler reden darüber. 'berufliches Gespräch' ist doch nicht identisch mit 'Fachgespräch über mein Fachgebiet'. Ich stimme dir zu, dass man über Scrum eher nicht beim Abendessen redet, aber es ist für mich ist es das gleiche, wie über allgemeine berufliche Themen zu reden.



    das keine deutsche Entsprechung hat.

    Ich sage das jetzt wirklich zum letzen Mal ;-): Es hat deshalb keine, weil sich niemand die Mühe gemacht hat, welche zu entwicklen. Siehe meine Beispiele mit Freund und Gutenberg. Wir haben einfach irgendwann aufgehört, neue Begriffe zu übersetzen, aber das ist in meiner Wahrnehmung eine relativ neue Entwicklung. Ich habe keins im Regal, aber ich bin ziemlich sicher, dass es in einem Buch zur Mitarbeiterführung aus den 70er Jahren nicht von englischen Ausdrücken wimmelt. Ich gucke mal, ob ich online etwas finde.

    #47Verfasser Gibson (418762) 12 Apr. 21, 13:11
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    #46 die Übersetzung für Product Owner ist m.E. nicht richtig. Ein Entwicklungsleiter ist hierarchisch ganz anders einsortiert. "Produkteigenschaftenverantwortlicher" oder "Verantwortlicher für Kundenwert" würde es ungefähr treffen, aber der würde ganz schnell zum PEV bzw. VK und damit ist die Verständlichkeit dahin. Und warum ist Manager ein deutsches Wort?


    Scrum Mediator/Moderator meinetwegen, wobei die Begriffe jeweils zu stark auf Teilaufgaben fokussieren mMn.


    #47 Nach wie vor finde ich, dass die Scrum-Begrifflichkeiten ein schlechtes Beispiel sind, weil sie auch im Englischen schon neue Kreationen waren.


    Bei der Unterscheidung von Fachsprache und beruflichem Jargon komme ich nicht ganz mit. Wie spezialisiert muss ein Gebiet sein um Fachbegriffe definieren zu dürfen?


    Finde mir ein deutsches Wort für den allgegenwärtigen Coach, da bin ich dabei.

    #48Verfasser grinsessa (1265817)  12 Apr. 21, 14:57
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    #48: Ein deutsches Wort für den Coach? Na, das ist aber einfach - Berater.

    Und es gibt gar nicht mal so wenige, die in dem Bereich arbeiten und sich auch so nennen, ob das nun systemische oder sonstige Berater und Beraterinnen sind.

    (Das war's von mir, von Scrum habe ich keine Ahnung...)

    #49VerfasserKübelchen (837721) 12 Apr. 21, 17:31
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    Und der Coach beim Fußball? Auch Berater?

    #50Verfasser Selima (107) 12 Apr. 21, 17:32
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    Meines Wissens heißt der Coach beim Fußball im Deutschen immer noch Trainer, oder liege ich da falsch?

    (Trainer wiederum, mit spezifischer Aussprache und dem wunderschönen deutschen Verb trainieren, scheint mir ziemlich eingedeutscht.)

    EDIT: Coach als Synonym zu (Sport-)Trainer kenne ich allenfalls aus schlecht synchronisierten US-amerikanischen Serien.

    #51VerfasserKübelchen (837721)  12 Apr. 21, 17:40
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    Das kommt drauf an, in welcher Altersgruppe man sich bewegt, bei Jugendlichen/jungen Erwachsenen ist es mittlerweile der Coach. Extra für mich, weil ich mal gemault hab, dass ich nicht 'der Coach' bin, wurde in unserem Verein das Wort "Coachina" kreiert. Keine Ahnung, ob das noch woanders gängig ist ;).

    Man coacht ja auch mittlerweile seine Spieler:innen und trainiert sie nicht mehr.

    #52Verfasser edoardo_1_4 (1297108)  12 Apr. 21, 17:46
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    Echt? Dann bin ich wohl als Mitt-Dreißiger sprachlich nicht mehr auf dem neuesten Stand...

    Sport ist sowieso nicht wirklich meins, aber macht denn der Fußballtrainer (oder meinetwegen Coach) nicht wirklich eine Art Beratung, wenn auch in sehr einem sehr weiten Sinne?

    (Nota bene: Ich glaube, in #48 war nicht unbedingt der Sport-Bereich gemeint.)


    #53VerfasserKübelchen (837721) 12 Apr. 21, 17:52
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    PS. Auch noch zum Thema - es gibt natürlich auch Trainer im nicht-sportlichen Bereich, für Kommunikation, für Konfliktmanagement usw., deren Tätigkeit sich mit denen von Beratern überschneidet (sie arbeiten allerdings primär mit Gruppen und setzen andere Methoden ein). Da ein "richtiges" deutsches Wort zu finden, würde mir schwerer fallen.

    #54VerfasserKübelchen (837721) 12 Apr. 21, 17:56
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    Es gibt im Internet zahlreiche Seiten, die versuchen, den Unterschied zwischen Trainer und Coach zu erklären, wobei dieser Unterschied sowohl im sportlichen als auch im nichtsportlichen Bereich postuliert wird. Zumindest für die, die diesen Unterschied sehen, kommt es also nicht in Frage, einen Coach als Trainer zu bezeichnen.

    #55Verfasser harambee (91833) 12 Apr. 21, 18:36
    Kommentar

    Im sportlichen Bereich habe ich keine Ahnung, wie wird da der Unterschied erklärt?


    Im nicht-sportlichen Bereich ist das eine recht sinnvolle Unterscheidung:

    Der Trainer ist in erster Linie Pädagoge, und er gibt Seminare in einem zeitlich beschränkten Gesamt-Zeitraum. Er arbeitet mit Gruppen, die Methoden sind auf Gruppen ausgerichtet, und die Gruppendynamik als solche ist relevant für die Durchführung eines Seminars.

    Der Berater (oder meinetwegen Coach) arbeitet primär mit Einzelpersonen, eher selten mit Gruppen, und zwar in der Regel lang- bzw. zumindest längerfristig an einem spezifischen Bereich.

    #56VerfasserKübelchen (837721) 12 Apr. 21, 19:14
    Kommentar

    Ich verorte den Coach irgendwo zwischen Berater und Therapeut. Hilfe zur Selbsthilfe anstatt Vorgeben von Lösungen oder so. Unsere Führungskräfte sollen das jetzt machen, ein herrlicher Anblick🙂

    #57Verfasser grinsessa (1265817) 12 Apr. 21, 21:51
     
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