Ich habe gerade nochmal meine #8 gelesen und stelle fest, dass ich das so auch 12 Jahre später noch Wort für Wort unterschreiben kann. Nun ist ein ganz normales Nullachtfünfzehn-Wort meiner Alltagssprache, ich sehe überhaupt keinen Unterschied im Sprachregister, und ich wundere mich, dass es offenbar Leute gibt, die behaupten, es nie zu benutzen, und es als altmodisch oder gar "gehoben" einstufen. Es ist nur eben nicht beliebig austauschbar mit jetzt. Ich denke immer noch, dass das, was ich in #8 geschrieben habe, etwa zutrifft: jetzt bezieht sich auf den Zeitpunkt, nun auf die Situation inklusive ihrer Vorgeschichte.
Was machen wir jetzt? -- Die Frage könnte man etwa beim Besuch eines Freizeitparks stellen. Wir haben schon alle möglichen Fahrten und Vergnügungen unternommen und fragen, was als nächstes kommt.
Was machen wir nun? -- Die Frage würde ich etwa stellen, wenn sich irgendeine Situation ergeben hat, aus der wir einen Ausweg suchen.
Weitere Beispiele für nun (nicht: jetzt):
Ich hab mir extra eine wasserdichte Uhr gekauft, aber nun ist sie beim Schwimmen doch kaputtgegangen.
Das war schon lange zu befürchten, und nun ist es passiert.
Wir haben uns ein Auto gekauft, nun können wir euch öfter besuchen.
Ich habe vergessen den Text zu speichern, nun muss ich alles nochmal schreiben.
Umgekehrt für jetzt (nicht: nun):
Wie spät ist es jetzt in New York?
Um 11 Uhr machen wir eine Pause, jetzt noch nicht.
Das muss jetzt erledigt werden, nicht später!
Es gibt aber auch viele Fälle, wo beides gleichermaßen geht, je nachdem, ob man eher den Zeitpunkt oder die Situation im Blick hat:
Den ganzen Tag hat es geregnet, jetzt/nun scheint wieder die Sonne.
Ich muss allerdings zugeben, dass die Nun-Sätze oben nicht ganz so schräg klingen, wenn man nun durch jetzt ersetzt, wie die Jetzt-Sätze, wenn man jetzt durch nun ersetzt. Möglicherweise besteht tatsächlich eine gewisse, eventuell regional unterschiedlich ausgeprägte Tendenz, allgemein nun durch jetzt zu ersetzen. Selbst dann, wenn nun überhaupt keine zeitliche, sondern eine gegenüberstellende Bedeutung hat:
Blablabla, blablabla. Nun (-> Jetzt) ist es aber so, dass blablabla, blablabla.
Der Duden listet übrigens eine Bedeutung von nun als Konjunktion, die mir bis jetzt nicht einmal bekannt war:
Nun sie es erfuhr, war es zu spät.
Das wird als "gehoben veraltend" bezeichnet. Aus meiner Sicht ist das noch untertrieben.