ZEIT ONLINE Bnuter BchutsabensalatWie srtak draf man Wröter vrdereehn, dmait man eienn Txet ncoh vtsheert?
Die Meldung klang überzeugend: »Ncah eienr Stidue der Cmabirdge Uinertvisy ist es eagl, in wlehcer Rehenifloge die Bcuhstbaen in Woeretrn vokrmomen. Huaptschae, der esrte und ltzete Bcuhstbae snid an der rhcitgien Setlle.« Diese Mail, die im Sommer 2003 zirkulierte, verblüffte nicht nur das Publikum. Auch die Fachwelt staunte – allerdings nicht so sehr über den Inhalt, vielmehr über die Behauptung, die angebliche Studie zur Buchstabenreihenfolge stamme aus Cambridge. Dort wusste niemand von Experimenten mit verdrehten Wörtern.
Aber in Reaktion auf die Falschmail richtete der Linguist Matt Davis aus Cambridge eine Internet-Seite ein, auf der er das Phänomen der Buchstabenvertauschung ausführlich erklärte. Dann stellte der Jurastudent Steve Sachs einen »Wörterverdreher« ins Netz (»Try it for yelsrouf!«). Und nun publiziert der amerikanische Psychologe Keith Rayner eine Untersuchung in der Zeitschrift Psychological Science (Bd. 17, Nr. 3; S. 192). Darin zeigt Rayner, dass Wörter mit verdrehten Buchstaben zwar langsamer gelesen, tatsächlich aber meist gut verstanden werden. Allerdings hängt das Verständnis stark vom Vertauschungsgrad ab. Während wir die »Bcuhstbaenrehenifloge« noch leicht entziffern, stellt uns die »Bbnsghhceeunftloiraee« vor nahezu unlösbare Probleme. Werden die ersten und letzten Buchstaben mit vertauscht, sind Wörter meist gar nicht mehr zu lesen.
Allerdings hat Rayner seinen Testlesern nur englische Texte vorgelegt, die in der Regel kurze Wörter enthalten. In anderen Sprachen mit längeren Wörtern sind Verdrehungen viel schwieriger zu entziffern. Das gilt besonders für das Finnische und Hebräische, wie Matt Davis auf seiner Internet-Seite zeigt. Dort findet sich auch ein Hinweis auf den Pionier der Verdrehungsforschung, den Linguisten Graham Rawlinson, der schon 1976 nachwies, dass die Stellung einzelner Buchstaben in der Mitte von Wörtern kaum Einfluss auf deren Lesbarkeit hat.
Dass letztlich unsere Erwartungshaltung das Leseverständnis prägt, ist nicht erst der modernen Linguistik bekannt. Schon Georg Christoph Lichtenberg spottete in seinen Sudelbüchern über einen Bildungsbürger: »Er las immer ›Agamemnon‹ statt ›angenommen‹, so sehr hatte er den Homer gelesen.« Diesen Einfluss der Erwartungshaltung bekam auch Keith Rayner zu spüren. Die Redakteure der Psychological Science verhunzten ausgerechnet die Überschrift seines Beitrags.
Raeding Wrods with jubmled letters steht da. »Dabei hätte es lettres statt letters heißen sollen«, ärgert sich Rayner.