Ich befördere diesen inzwischen leicht angejahrten Faden mal nach oben, weil ich gerade einen belletristischen Text übersetze, dessen britische Autorin (Historikerin) die Abkürzung CE für ein Datum der späten Römerzeit verwendet.

Was meint ihr - hat sich "u.Z." oder ähnliches inzwischen auf Deutsch durchgesetzt oder klingt das außerhalb wissenschaftlicher Texte immer noch seltsam? Welche Abkürzung ist am gängigsten - v.u.Z./u.Z. or v.d.Z./d.Z?

Danke für Eure Kommentare!

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Vielleicht sollte ich meine Frage präzisieren: Die Autorin möchte offensichtlich eine Zeitangabe verwenden, in der "Christus" nicht vorkommt, deshalb schreibt sie CE, "unserer Zeitrechnung".

Meine Frage ist nun, als wie gebräuchlich oder ungebräuchlich Ihr das im Deutschen empfindet.

Für mich: Völlig ungebräuchlich, egal ob privat oder früher im Beruf.

Mir sind "u.Z." und "v.u.Z." schon mehrfach untergekommen ... da würde ich auch in eimen belltristischen Text nicht drüber stolpern ...

v.u.Z. und u.Z war in der wissenschaftlichen historischen Literatur der DDR Standard. Ob sich das nach der Wende an den ostdeutschen Universitäten geändert hat, weiß ich nicht.

"Nachchristliches Jahrhundert" ist natürlich auch putzig, ein paar Christen soll es ja auch im aktuellen Jahrhundert noch geben ;-).

Ich habe zudem ein Problem mit dem Wort "uns". Wenn ein Chinese mir etwas erzählen würde, diese Vase stammt "aus dem dritten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung" dann käme ich in Versuchung zu sagen: Entschuldigung, wann war das, ich kenne mich in Ihrer (chinesischen) Zeitrechnung überhaupt nicht aus.

Oder ein Gespräch mit einem Syrer, da könnte man auf eine islamische Zeitrechnung tippen und muss ungefähr 600 Jahre hinzu rechnen um auf "unsere" Zeitrechnung zu kommen. Sprechen wir beide aber von 'nach Christus', erst dann ist es eindeutig.

I also have a problem with referring to "unserer Zeit", which seems to raise more problems than did the previous way of putting it. Who, after all, are "we"? It implies a very parochial identity to be attributed to all writing in German.

#31 rather innocently reveals the problem: "Ich musste erst einmal lesen, was v.u.Z. heißen soll, das sagte mir erst einmal nichts. Eine Zeitangabe v. Chr. kenne icjh natürlich. Aber das ist doch unsere (wir in Europa) Zeitrechnung, eine andere benutzen wir doch gar nicht?" What should, say, a Syrian or a Turkmenistani writing in German say? Vor eurer Zeit?

Mir ist es auch noch nicht im wirklichen Leben unterkommen (sprich: Literatur, Zeitschriften, Internetartikel etc.), allerdings lese ich auch nicht so arg viel Deutsch. Neue Entwicklungen kriege ich manchmal erst mit Verzögerung mit.

(Ich halte v.u.Z. und Varianten auch für Unsinn, weil wir ja trotzdem ab Christus rechnen. Sich konkret auf etwas zu beziehen, diesen Bezug dann aber verschämt nicht beim Namen zu nennen, halte ich nicht für sonderlich sinnig. Aber das hilft Oedipa nicht bei der Frage und wurde - natürlich ;-) bei Leo auch schon diskutiert.)

Darüber würde ich sicherlich stolpern (und mit dem Text sehr unzufrieden sein); man will doch schon ohne weiteres Nachschlagen erfahren, wann genau das Ereignis war. Wissen denn wirklich alle Leser, wann Plinius geschrieben hat?

Restitutus hat in #27 aber doch einige historische Fachliteratur verlinkt, die v.u.Z. oder v.d.Z., mit oder ohne Leerzeichen, verwendet? (Die meisten Links funktionieren nicht mehr.)

Ist das denn für eine Fachliteratur? Dann darf man bei Plinius auf gar keinen Fall weglassen, welche 77 man meint. Wäre es für so einen wie mich geschrieben, dann hätte ich lieber ein n. Chr. hinzu, damit kann ich etwas anfangen. Gibson hat schon recht, was soll das Verschweigen des Nullpunkts denn bezwecken, das ist doch albern.

Sehr herzlichen Dank Euch allen für die hochinteressante Debatte!

Das "unser" in "unserer Zeitrechnung" ist tatsächlich problematisch, da stimme ich Euch zu. Und nachdem nicht alle "im Jahr 77" automatisch als "77 nach Christus" lesen würden, kommt jetzt einfach "n. Chr." dazu, mit einer Anmerkung.

Ich würde 'im Jahr 77' immer als 'nach Christus' verstehen, wie jede Jahresangabe ohne Zusatz. Einzige Ausnahme: wenn jemand über Christi Geburt hinweg gelebt hat, also etwas wie

38 v.Chr bis 12n.Chr.

da wäre es ohne Zusätze tatsächlich sehr verwirrend. Aber normalerweise gehe ich davon aus, dass von nach Christus die Rede ist, es sei denn, es wird explizit etwas anderes gesagt.

Edit: meinetwegen auch 'nach Christi Geburt' - ich wollte Raudona nicht ignorieren, ich war nur faul.