Comentario | Vorweg: es war wunderbar! Ich habe alles gehabt und erlebt, das ich mir gewünscht hatte. So allmählich komme ich wieder hier an. Langsam zerfällt das Gesamtbild in Fragmente, Anekdoten.
Die Stadt ist unglaublich schön. Man kommt aus der subte und steht vor Gebäuden, die so atemberaubend sind, dass mir manchmal die Tränen gekommen sind. Als Turist kann man natürlich auch unbefangener verfallende Schönheit bewundern: Balkons, aus denen malerische Birkenbäumchen sprießen, Häuser, unbewohnt, ohne Fenster, von denen nur noch die Fassade steht. Der Porteño befürchtet vielleicht eher, dass demnächst jemandem so ein morscher Balkon auf den Kopf fällt. Manche dieser Häuser werden erhalten und liebevoll restauriert – viele werden wohl in Zukunft abgerissen und in die Baulücken werden Hochhäuser gepresst. ‚Der Argentinier’ hat kein großes Vertrauen in die Banken; wer kann legt sein Geld in Immobilien an.
Chacarita – ein wunderbarer Ort, an dem die Einwanderer ihren verstorbenen Liebsten, um darin in Frieden zu ruhen, Traumhäuschen bauten. So verschiedene Baustile, so mannigfaltige Verzierungen, so unterschiedlich wie die Menschen selbst.
Ich bin tagsüber mal in diesem, mal in jenem barrio gelaufen, cuadra um cuadra erlaufen, um die Stadt zu sehen und zu fühlen. Oftmals kommt man aber garnicht so recht zum Schauen, weil die Fußwege löchrig sind, Platten lose oder von Baumwurzeln hochgehoben sind – aber so sind eben alle Strassen Alleen. Manch einer hierzulande hütet zu Hause ein Gummibäumchen. Dort stehen sie, meterhoch, einfach so am Strassenrand. Jedenfalls war ich abends manchmal einfach zu platt um noch tanzen zu gehen
Meine erste milonga: "¿Sola?" "Si" – dann führt man mich zu einem Stühlchen, das wird gerade gerückt, dort setze ich mich hin. Neben mir beidseits Stühlchen, auch vor mir 2 Reihen Stühlchen und hinter mir noch eine. Auf allen sitzen Damen, solas, die darauf warten aufgefordert zu werden. Viele Turistinnen, die hier, wo er geboren wurde, den echten, wahren, authentischen Tango erleben wollen. Ich hatte ganz viel Glück, habe einen Tanguero getroffen, ganz schön mit ihm getanzt und ihn schließlich gefragt, wo frau denn am besten am nächsten und übernächsten Tag zum Tanzen hinginge. Dort ging ich denn auch hin und traf ihn wieder und das war dann „der Beginn einer wunderbaren ...“. Mit ihm bin ich nachts gebummelt „con la luna rodando por Callao“ und fühlte mich an seinem Arm ganz sicher und beschützt.
DANKE - An saphs Familie, die mich mit aller Wärme aufgenommen hat, mir von ihrer Stadt manches gezeigt hat, das der Normalturist eher nicht sieht, die mit mir Orte gefahren ist, die in Tangos besungen werden. Die mir sogar einen galan ‚besorgt’ hat (der nicht nur mit mir tanzte, sondern auch noch ein Gedicht für mich geschrieben hat :-) Die mich mitgenommen hat zu einem Kindergeburtstag in die Provinz. Der unglaubliche Unterschied zwischen Capital und Provincia. Man fährt über die Puente Alsina und schlagartig ist alles anders: In der Stadt tut sich viel. Es wird gebaut, renoviert, repariert. Man sieht überwiegend neuere Autos. In der Provinz genau das Gegenteil. Hier fahren sogar die Polizeiautos mit Dellen und nicht funktionierenden Scheinwerfern und die Stossstangen sind mit Schnur festgebunden. Erschreckend auch die Finsternis: keine Strassenbeleuchtung, kein Lichtschein aus irgendeinem Fenster.
- An saph, die für mich gesorgt hat, die mir ihre Welt erklärt hat und wie der ‚gemeine Argentinier’ denkt, wie er ist und was er isst, die stundenlang mit mir durch die Stadt gelaufen ist, mir einen Glücks-Schal geschenkt hat und mir, nachdem mich die allgegenwärtigen Klimaanlagen verkühlt hatten, mit heißem Kirschkernsäckchen und dubioser chinesischer Medizin meinen Husten kuriert hat usw. usf.
- An den Onkel, der, schon weit über 80, mit Leib und Seele carnicero ist, in dessen Laden die halbe Kuh am Haken hängt und nach und nach zersägt, ins Schaufenster gehängt oder auf dem Tresen ausgestellt wird. Der, für die parilla, extra für mich, das allerbeste Stück Fleisch ausgewählt und eingepackt hat. - An die Tante, die mir, -lebende Geschichte- von ihrer Kindheit und Jugend in Buenos Aires erzählt hat und davon, wie der Onkel um sie gefreit hat. - An Liroth, die mich abgeholt hat und mir San Isidro mit seiner wunderbaren Aussicht auf die Stadt und den Rio de la Plata gezeigt hat und dann mit mir zu dessen Ufer gefahren ist. Da gibt es nun ein Foto von mir unter einem blühenden Ceibo, hinter mir die Silhoutte von BA. Was will man mehr? - Und an qarikani, mit dem ich einen schönen Nachmittag verplaudert habe, und ohne den ich das Cafe Las Victorias nicht gesehen hätte.
Danke auch an all die Taxifahrer, mit denen ich nächtens während meiner Heimfahrten geredet habe. Da habe ich interessante Dinge erfahren. Einen will ich ganz besonders erwähnen: Weil, der ‚gemeine Argentinier’ meckert ja viel, vor allem über die Regierung und wie schlecht alles ist, und wie mit seinen Steuergeldern dies und jenes sinnlos ….. Dieser Taxifahrer erzählte, er sei in Europa gewesen, er habe in Spanien gearbeitet und da sei es auch nicht besser. In Argentinien könne man, nach 5 Jahren Arbeit, eine Wohnung kaufen – in Europa: nicht dran zu denken! Er sei sehr optimistisch, dass es bald aufwärts ginge mit dem Land
Und dann war da noch der Taxifahrer, der mich in meiner letzten Nacht heimbringen sollte und der mit mir in Gegenden fuhr, in denen ich noch nie zuvor war, so dass es mir doch ein bisschen unheimlich wurde und der dann ganz zerknirscht zugeben musste, dass er sich verfahren hatte
Und zum Schluss: die 'Cumparsita' in meiner letzten Nacht habe ich, schon in Straßenschuhen, mit einem Porteño getanzt!!
|
---|