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    Sprachlabor

    Sachliche Fehler in Literaturübersetzungen

    Betrifft

    Sachliche Fehler in Literaturübersetzungen

    Kommentar
    Sachliche Fehler in Literaturübersetzungen
    Ich habe Ken Folletts „Winter der Welt“, also die deutsche Übersetzung, geschenkt bekommen und gelesen. Dabei fiel mir störend auf, daß mehrfach Personennamen offensichtlich verwechselt wurden. Das ist zwar keine Katastrophe, hemmt aber doch den Lesefluß und ist, zumindest für mich, einfach ärgerlich.
    Ich will aber auf niemandem herumhacken, sondern aus diesem Anlaß an die professionellen Übersetzer unter Euch folgende Fragen richten:
    Passiert das einfach, weil der (oder im konkreten Falle die) Übersetzer zu sehr gehetzt wird (werden) und nicht mehr die nötige Konzentration und Sorgfalt walten lassen können? Ich hätte vermutet, daß der Übersetzer eines Bestsellerautors etwas komfortablere Arbeitsbedingungen hat.
    Falls solche Fehler schon im Original auftauchen, werden sie dann übernommen?
    Könnte die Tatsache, daß mehrere Namen (in der deutschen Version, das Original kenne ich nicht) mit „W“ anfangen, auch eine Rolle spielen?
    Verfasser C3PO (877869) 19 Dez. 12, 15:15
    Kommentar
    Literary translators are notoriously poorly paid.
    http://www.buchreport.de/nachrichten/verlage/...

    And translations should not just be the work of a translator; a proofreader should also be involved, to pick up precisely this kind of mistake. Some publishers do like to save money on that, though.
    #1Verfasser CM2DD (236324) 19 Dez. 12, 15:28
    Kommentar
    Es gibt schon mehrere Fäden zu diesem Thema, also beschränke ich mich auf das Wesentliche:

    Der lit. Übersetzer ist angehalten, inhaltliche Fehler auszumerzen. Das betrifft nicht nur Namen, sondern auch nicht stimmige Situationen. Ein Beispiel: Jemand hat sich gerade auf einem Stuhl niedergelassen, es folgt ein Dialog, und plötzlich setzt sich dieser Jemand. Das geht natürlich nicht (der sitzt doch schon!), also ändert der Übersetzer das entsprechend.

    Ich persönlich mache dann bei der Abgabe meiner Übersetzungen einen entsprechenden Vermerk mit Angabe der Seitenzahl für den Lektor. Gleiches gilt natürlich für Namen, falsche Angaben zu Orten, Zeiträumen etc. (Buenos Aires liegt nun mal nicht in Brasilien o.Ä. ...)

    Wie kann es trotzdem zu solchen Fehlern kommen?

    Die Fehlerquellen sind vielfältig:

    Die Konzentration des Übersetzers lässt bei knapp gesetzten Terminen verständlicherweise immer wieder einmal nach.
    (Ich bin manchmal sehr erheitert und verblüfft, was sich bei meiner Korrekturlesung - durch mich selbst, vor Abgabe meiner Übersetzung - in meinen Texten an Fehlern findet. Ich habe es schon fertig gebracht, den Namen einer guten Freundin anstelle des Namens der Heldin einzusetzen, weil diese (die Freundin) mich anrief, während ich gerade mit dem entsprechenden Absatz beschäftig war, und ich gedanklich dann wohl auf sie fixiert war ...)

    Normalerweise ist es nach Abgabe meiner Übersetzung die Aufgabe des Lektorats, solche Fehler - sofern sie noch vorhanden sind - aufzuspüren und zu korrigieren.

    Bei Bestsellern, die sich im Ursprungsland gut verkaufen, ist der Termindruck oft enorm groß. Der Verlag will das Werk so schnell wie möglich auf dem deutschen Markt herausbringen, um den Anschluss nicht zu verpassen.

    Und dann kommt noch die Druckerei ins Spiel, die hin und wieder auch ein paar Fehler produziert, die nicht im Manuskript standen. Da geht es aber eher um andere Dinge, als um die von dir erwähnte Namensvertauschung.
    #2Verfasser Fragezeichen (240970) 19 Dez. 12, 15:41
    Kommentar
    Danke für diese Informationen. Mich interessiert einfach, wie das so abläuft. (Die bereits erwähnten Fäden habe ich nicht gefunden, sonst hätte ich dort auch noch nachgelesen).

    #3Verfasser C3PO (877869) 19 Dez. 12, 17:08
    Kommentar
    Da geht es dir wie mir, C3PO - ich wollte dir die Fäden eigentlich verlinken, finde sie auf die Schnelle aber leider nicht ... Und bin mal wieder im Abgabeterminstress.

    Aber wenn du noch Fragen hast, immer her damit. Ich übersetze seit vielen Jahren Bücher aus allen möglichen Sparten und freue mich immer, wenn jemand daran Interesse zeigt! :)
    #4Verfasser Fragezeichen (240970) 19 Dez. 12, 17:15
    Kommentar
    C3PO, schau mal hier: Siehe auch: Übelsetzung geht weiter: "Einfacher als mit ...

    Da geht's zwar vor allem auch um Gebrauchsanleitungen, Speisekarten, Websites etc., aber auch um literarische Übersetzungen.
    Wenn die Verlage wirklich die Lektoren sparen, erklärt das so einiges. Aber auch ein Lektor kann (wird wahrscheinlich) mal unter Zeitdruck stehen...

    (huhu, Fragezeichen... :))
    #5Verfasser virus (343741) 19 Dez. 12, 18:28
    Kommentar
    Vielen Dank für das freundliche Angebot! Kann gut sein, daß ich darauf zurückkomme - aber jetzt steht man mir gerade auf den Zehen, ich möge meinen Rechner runterfahren und den Heimweg antreten. Will auch Deinen Stress keinesfalls erhöhen :-).
    #6Verfasser C3PO (877869) 19 Dez. 12, 18:47
    Kommentar
    Bei manchen Übersetzungen drängt sich mir der Verdacht auf, dass mehrere Leute daran mitgewirkt haben, so dass Inkonsistenzen insbesondere bei Namen entstehen.

    Ein Beispiel fällt mir ein: In der sechsbändigen "Vampire Academy"-Serie zieht die Protagonistin Rose, Amerikanerin, ihren Geliebten Dimitri häufig mit seiner russischen Herkunft auf und nennt ihn "comrade". Streckenweise ist das passend als "Genosse" übersetzt, an anderen Stellen jedoch als "Kamerad", was natürlich gar nicht witzig ist.

    Die Schreibung der Namen ist auch hier häufig fehlerhaft, allerdings ziehen sich auch Tipp- und Setzfehler (z.B. falsche Umbrüche) durch die deutsche Ausgabe.
    #7Verfasser Raudona (255425) 19 Dez. 12, 19:26
    Kommentar
    ich habe die "Vampire Academy"-Serie nicht gelesen, und kenne auch die Übersetzer/Übersetzerinnen nicht, weise aber noch einmal darauf hin, dass ich es als Aufgabe und Pflicht des jeweiligen Verlags empfinde, solche Sachen entweder zu korrigieren, oder eine entsprechende Nachbesserung von dem/der Übersetzer/in zu verlangen.

    Wir (und ich spreche jetzt einfach mal ungefragt und ohne Genehmigung für meine Kollegen und Kolleginnen) tun, was in unserer Macht steht - in Hinblick auf den zeitlichen Rahmen, vom Honorar ganz zu schweigen. Ein kleines Stück Verantwortung tragen dann auch noch die, die nach uns mit dem jeweiligen Werk beschäftigt sind!

    Und ich ärgere mich übrigens auch ungemein über schlechte Übersetzungen, Druckfehler, falsche Seitenumbrüche etc.)!

    Raudona, bei der Übersetzung eines Werks sind immer mehrere Leute beteiligt. Manchmal zu Beginn sogar mehrere Übersetzer - und dann folgen Lektorat, Rechtschreibkorrektur, Satz, Freigabe, Druckerei. Und überall können sich Fehler einschleichen. Manche Verlage beherrschen das besser als andere ...
    #8Verfasser Fragezeichen (240970) 19 Dez. 12, 20:02
    Kommentar
    Dass viele Leute beteiligt sind, ist klar - ich finde es nur schlimm, wenn man das so deutlich merkt. Das ist auch der Grund, warum ich Bücher aus bestimmten Verlagen gar nicht mehr kaufe; das betrifft insbesondere die, die die aktuellen Bestseller in Supermärkten und an Tankstellen verkaufen. Billig halt.
    #9Verfasser Raudona (255425) 19 Dez. 12, 20:21
    Kommentar
    Die Serie mit den meisten Autoren ist vermutlich Perry Rhodan. Ich habe aber nicht genug gelesen, um Unstimmigkeiten zu bemerken :-)
    #10Verfasser manni3 (305129) 19 Dez. 12, 20:36
    Kommentar
    Ich will solche Fehler nicht entschuldigen, mich regt das auch auf, aber es ist auch sehr schwer, Korrektur zu lesen, weil das Hirn dazu neigt, das zu lesen, was da stehen sollte. Mein Lieblingsbeispiel sind 3 Verlagsleute, die in einem Klappentext beim Gegenlesen 'Der Fänger im Regen' nicht gesehen haben; zum Glück hat es der Volontär dann bemerkt, bevor es gedruckt wurde.

    Ich habe selbst auch schon Außenlektorat gemacht und jedesmal zahlreiche Fehler gefunden, aber ich habe mit Sicherheit auch welche übersehen. In der Belletristik ist es noch schwieriger als in Fachtexten, finde ich, weil man Gefahr läuft, in die Geschichte zu fallen und dann nicht mehr rein nach Zeichensetzung, Bezug und Logik liest. Aber ich stimme Raudona und anderen auch zu, dass man schon merkt, ob der Verlag lektorieren lässt oder nicht. Fünf Fehler im Buch ist etwas anderes als zwei auf jeder Seite.
    #11Verfasser Gibson (418762) 19 Dez. 12, 20:47
    Kommentar
    Gibson hat da etwas sehr Entscheidendes - und Wahres - angesprochen: Das Gehirn lässt uns manchmal lesen, was wir lesen wollen. Das ist übrigens wissenschaftlich erwiesen!

    Ich kann eine meiner Übersetzungen drei- oder viermal Korrektur lesen und trotzdem bestimmte Fehler darin nicht entdecken. Das kann erst ein bislang unbeteiligter Mensch, der ganz anders an den Text herangeht, als jemand, der wie ich wochenlang darüber gebrütet hat.

    Wie viele von euch haben in Gibsons Beitrag in #11 automatisch aus dem "Fänger im Regen" den "Fänger im Roggen" gemacht?

    Ich freue mich über jeden Fehler, den mein Lektorat "fängt", bevor das Buch gedruckt wird! Aber auch das sind nur Menschen, denen auch manchmal noch etwas entwischt, was ein Leser, der Zeit und Muße für das Werk mitbringt, sofort als Fehler erkennt ...
    #12Verfasser Fragezeichen (240970) 19 Dez. 12, 22:01
    Kommentar
    Klar, mich selbst kann ich auch nicht vernünftig Korrektur lesen - ich weiß ja, was da stehen soll.

    Aber übersehene und deshalb gedruckte Fehler können ungeahnte Folgen haben: Ich schrieb bei einem Diktat in der fünften Klasse "garnicht", weil ich das wenige Tage zuvor in einem Buch so gelesen hatte. Ich war darüber gestolpert, weil es mir falsch vorkam, und hatte dann in aller Naivität geschlossen, wenn es tatsächlich so gedruckt ist, muß es wohl doch richtig sein.

    Natürlich wurde der Fehler (es war der einzige) angerechnet, und damit war die Eins futsch. Empört schleppte ich das Werk in die Schule und wollte so beweisen, daß ich für den Fehler nichts konnte. Nützte jedoch nichts, die Lehrerin ließ sich nicht erweichen. Heute denke ich, daß sie damit recht hatte, aber damals traf mich das hart :-)

    Edit: virus, Danke! In den Übelsetzungen sind wahre Schätze enthalten!

    Übersetzungen von Leuten, die eigentlich nicht übersetzen können, sorgen natürlich häufig für große Erheiterung. Aber solche Namensverwechslungen wie eingangs angesprochen gehören in meinen Augen in eine andere Fehlerkategorie. Wenn (ich entstelle die Szenen absichtlich, um niemendem den Spaß zu verderben, falls er das Werk noch lesen will) eine Frau plötzlich statt mit ihrem Geliebten mit ihrem Vater im Bett liegt oder sich angeregt mit einem bereits vor Jahren Verstorbenen unterhält, dann wird es doch schon langsam absurd.
    #13Verfasser C3PO (877869) 20 Dez. 12, 12:22
    Kommentar
    Der lit. Übersetzer ist angehalten, inhaltliche Fehler auszumerzen. Das betrifft nicht nur Namen, sondern auch nicht stimmige Situationen. Ein Beispiel: Jemand hat sich gerade auf einem Stuhl niedergelassen, es folgt ein Dialog, und plötzlich setzt sich dieser Jemand. Das geht natürlich nicht (der sitzt doch schon!), also ändert der Übersetzer das entsprechend.

    Wenn das aber zu größeren Abweichungen vom Quelltext führen würde, geht das dann auch noch? Wenn zum Beispiel eine handlungsrelevante Aussage deutlich einer anderen widerspricht, die einige Kapitel vorher steht, kann und darf der Übersetzer oder Lektor dann so etwas eigenmächtig abändern? Vor allem, wenn das Original schon gedruckt ist? Ab wann gilt die Maxime: "Lass den Autor sich doch selber blamieren"?
    #14VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 20 Dez. 12, 13:30
    Kommentar
    #10 Dafür brauchst Du nicht viel lesen, gerade die ersten Hefte widersprechen sich teilweise ganz erheblich. In den Silberbänden haben sie das wohl ausgebügelt.
    #15Verfasser Russisch Brot (340782) 20 Dez. 12, 13:46
    Kommentar
    Mir ist in meinen Büchern glücklicherweise noch nie ein richtig sinnentstellender Fehler untergekommen, aber so Kleinigkeiten wie das Beispiel mit dem sich setzen, obwohl jemand bereits sitzt, begegnen mir häufig.

    Da gibt es noch viele andere Beispiele: Eine Frau trägt auf Seite XX einen schicken grünen Pullover, und eine Seite weiter wischt sie sich beim Essen einige Krümel von ihrem roten Pullover ...

    Oder ein Mann zündet sich eine Zigarette an. Es folgen zwei Sätze Dialog, und dann kramt er sein Feuerzeug heraus, um sich eine Zigarette anzuzünden ... (So schnell kann die erste noch nicht weggeraucht und ausgedrückt worden sein. Zumindest wurde das nicht erwähnt!)

    Namensverdreher hatte ich auch schon häufig.

    Das passiert übrigens nicht nur Autoren von Schundromanen, sondern kommt durchaus auch in Bestsellern vor. Ich frage mich da nur manchmal, wo der englischsprachige Lektor mit seinen Gedanken war ...

    Valeriana, natürlich sind wir angehalten, so etwas zu korrigieren - zumindest müssen wir es anmerken. Inwieweit man dann das Original verändern darf, ist m.M.n. in den Verträgen festgelegt, die der deutsche Verlag mit der Agentur des Schriftstellers hat. Notfalls muss da dann noch einmal Rücksprache genommen werden, aber das ist dann die Aufgabe des Verlags.

    Für mich als Übersetzerin gilt auf jeden Fall, die Augen offen zu halten und solche Fehler zu melden.
    #16Verfasser Fragezeichen (240970) 20 Dez. 12, 13:47
    Kommentar
    Gerade begegnete mir ein Fall in einem Roman: Tad Williams bezeichnet in "Shadowdawn" den Mittsommertag fälschlich als den Zeitpunkt, ab dem sich die Sonne wieder von der Nordhalbkugel entferne. Was würdet ihr also machen, wenn ihr in eurem Quelltext auf solch einen Fauxpas stoßen würdet (gesetzt den Fall, er fiele euch auf)?

    Williams' Übersetzerin hat ihn jedenfalls unverändert gelassen. Entsprechend dazu hat auch kein deutscher Übersetzer bisher den klassischen Fehler mit der im Osten aufgehenden Mondsichel im "Hobbit" korrigiert.
    #17VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 27 Dez. 12, 11:22
    Kommentar
    Es ist zwar eine recht eigenwillige Formulierung, dass sich die Sonne 'entfernt', aber man kanns als richtig gelten lassen auf der Ebene der subjektiven Wahrnehmung - genau so wie Sonnenuntergang, der "eigentlich" ein Horizontaufgang ist.
    #18Verfasser manni3 (305129) 27 Dez. 12, 11:28
    Kommentar
    Was das Verhalten von Gestirnen betrifft, dürfen Fantasy-Autoren wie Williams und Tolkien schreiben, was sie wollen, solange es konsistent ist, finde ich. Es beschwert sich doch auch niemand darüber, dass bei Pratchett die Erde eine Scheibe ist, die, gehalten von vier Elefanten, auf dem Rücken einer Schildkröte ruht.
    #19Verfasser Raudona (255425) 27 Dez. 12, 11:55
    Kommentar
    Tatsächlich sind wir Nördler im Sommer am weitesten von der Sonne entfernt, im Winter sind wir ihr am nächsten.
    #20Verfasser mordnilap (835133) 27 Dez. 12, 11:57
    Kommentar
    Das fällt zwar nicht unter literarische Übersetzungen, aber weil's so krass war: Ich habe mal ein englisches Sachbuch über Hyperinflationen gelesen, in dem, als es um die Weimarer Republik ging, ein Zitat aus dem "Vorwärts" vorkam. Ergänzt wurde das zum besseren Verständnis des Lesers durch eine Anmerkung, dass dies das Parteiorgan der Nazis gewesen sei.
    #21Verfasser igm (387309) 27 Dez. 12, 12:21
    Kommentar
    Zu #17:

    "den klassischen Fehler mit der im Osten aufgehenden Mondsichel im 'Hobbit'"

    Worin besteht denn dieser "klassische Fehler"?
    #22Verfasser MiMo (236780) 27 Dez. 12, 12:54
    Kommentar
    Danke, MiMo, das habe ich mich auch gefragt.

    http://www.br-online.de/wissen-bildung/spacen...

    Ich habe mich nur nicht getraut, Einspruch einzulegen, weil ich mit "Hobbit" und Konsorten nicht vertraut bin. Ist es da etwa anders?
    #23Verfasser Fragezeichen (240970) 27 Dez. 12, 13:19
    Kommentar
    Was das Verhalten von Gestirnen betrifft, dürfen Fantasy-Autoren wie Williams und Tolkien schreiben, was sie wollen, solange es konsistent ist, finde ich.

    Das sehe ich nicht so, wenn sie sich dahingehend explizit äußern, dass ihre Geschichten auf unserer Erde spielen und nicht irgendwo anders. Geometrie bleibt Geometrie, auch in einer Fantasywelt.

    "den klassischen Fehler mit der im Osten aufgehenden Mondsichel im 'Hobbit'"
    Worin besteht denn dieser "klassische Fehler"?


    Das lässt mir wenig Hoffnung, dass diese Art von Fehlern jemals aus der Literatur eliminiert wird. :-(

    Hast du schon mal abends eine Mondsichel aufgehen sehen? Nein! Denn eine Mondsichel steht immer nahe bei der Sonne, sonst wäre sie keine Sichel. Die steht grundsätzlich im Westen, da, wo auch die Sonne ist, die KANN nicht am Abendhimmel im Osten aufgehen, wie der "Hobbit" behauptet. Das kann nur der Vollmond!

    Und was hieran besonders überrascht, ist, das so ein selbsterklärter Naturbursche und Zivilisationsverächter wie Tolkien schon in den einfachsten Fakten der Natur dermaßen ahnungslos war. Hätte fast ein Grüner sein können.
    #24VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 27 Dez. 12, 13:43
    Kommentar
    Die Mondsichel geht schon im Osten auf, aber um 9 Uhr vormittags ist es halt zu hell, um sie zu sehen.

    z. B. Frankfurt/M 14. Dez 2012
    Mondaufgang 09:03
    Monduntergang 18:02

    Matthias Claudius ahnte etwas davon :-)
     so sind wohl manche Sachen,
      die wir getrost belachen,
      weil unsre Augen sie nicht sehn.




    Aber vielleicht sind ja die Hobbits doch nicht von unserer Welt?


    Wie Adam Elsheimer, als er den Großen Wagen südlich des Mondes platzierte ;-)
    Dem Zauber des Bildes tut das keinen Abbruch.


    #25Verfasser manni3 (305129) 27 Dez. 12, 14:00
    Kommentar
    n.b. it is generally futile to argue with Hobbits...
    #26Verfassernoli (489500) 27 Dez. 12, 14:33
    Kommentar
    @Valeriana:

    Könntest Du uns bitte unter Angabe des Kapitels im "Hobbit" mitteilen, wo dort was für eine Mondsichel (abnehmender oder zunehmender Mond) wann im Osten aufgeht? (In Kapitel 11 gehen in der "Schlüssel"-Szene Mondsichel (Neumond bzw. Neulicht) und Sonne zusammen im Westen unter).
    #27Verfasser MiMo (236780) 27 Dez. 12, 15:04
    Kommentar
    Das sehe ich nicht so, wenn sie sich dahingehend explizit äußern, dass ihre Geschichten auf unserer Erde spielen und nicht irgendwo anders. Geometrie bleibt Geometrie, auch in einer Fantasywelt.

    Vielleicht eine dumme Frage meinerseits, aber hat Tolkien sich explizit dazu geäussert, dass Mittelerde und die jenseits des Meeres liegenden Kontinente auf unserer Erde liegen?

    Ich hab zwar das Simarillion, den kleinen Hobbit und die drei Bände des Herrn der Ringe gelesen, doch war Mittelerde für mich immer eine reine Fantasywelt, die nichts mit unserer Erde zu tun hat. Hab ich da was überlesen?
    #28Verfasser Aldwulf (791204) 27 Dez. 12, 16:33
    Kommentar
    #24, 27: Der Mond geht an dieser Stelle im Hobbit weder auf noch unter. Bilbo blickt genauer nach Westen in die Richtung, in der die Sonne untergeht, und "there pale and faint was a thin new moon above the rim of the Earth*", "und da stand fahl und blass ein schmaler neuer Mond über dem Rand der Erde" (Walter Scherf).

    *#28: Unter anderem das groß geschriebene "Earth" weist darauf hin, dass es sich um unsere Erde handelt. Außerdem gibt es Stellen wie diejenige, die sagt, dass Hobbits heutzutage "selten geworden sind und scheu gegenüber den 'Großen Leuten', wie sie uns zu nennen pflegen."
    #29Verfasser Mattes (236368) 27 Dez. 12, 17:03
    Kommentar
    Zu #29:

    @Mattes,

    bitte weiter lesen nächste Seite (S. 222 der Second Edition 1951):

    "The sun sank lower and lower (...) The little moon was dipping to the horizon. (...)
    The gleam went out, the sun sank, the moon was gone, and evening sprang into the sky."

    Hier handelt es sich eindeutig um Sonnen- und Monduntergang.
    #30Verfasser MiMo (236780) 27 Dez. 12, 17:32
    Kommentar
    Richtig, Mattes und Mimo. An DIESER Stelle hat Tolkien aufgepasst. Aber lest bitte weiter. In Kap. 14, als Smaug erlegt wird, heißt es: "behind the eastern shore ... the waxing moon rose higher and higher". Und das geht nicht! Das tun zunehmende Monde erst im zweiten Viertel. Dieser aber ist eine schmale Sichel, weil seit "a thin new moon" in Kap. 11 erst ein Tag vergangen ist. Dieser "waxing moon" kann also wie der vorige nur untergehend in der Abenddämmerung im Westen stehen.

    Was sollte ein kluger Übersetzer damit tun?

    Vielleicht eine dumme Frage meinerseits, aber hat Tolkien sich explizit dazu geäussert, dass Mittelerde und die jenseits des Meeres liegenden Kontinente auf unserer Erde liegen?

    Ja. Im "Hobbit" heißt es, die Hobbits lebten bis heute "im Nordwesten der Alten Welt" = England, im Kalenderanhang zum "Herrn der Ringe" geht er darauf ein, dass Mittelerde auf unserer Erde ist und ihr Mond eben unser Mond, ebenso wiederholt in seinen Briefen, worin er sich über jene Kritiker lustig macht, die Mittelerde für einen anderen Planeten hielten. An einer Stelle sagt er sogar explizit: "If Hobbiton and Rivendell are taken (as intended) to be at about the latitude of Oxford, then Minas Tirith, 600 miles south, is at about the latitude of Florence. The Mouths of Anduin and the ancient city of Pelargir are at about the latitude of ancient Troy."
    #31VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 27 Dez. 12, 23:59
    Kommentar
    #12
    And sometimes we only see the things we are looking for.

    http://www.awarenesstest.co.uk/

    #32VerfasserMikeE (236602) 28 Dez. 12, 00:20
    Kommentar
    #29/#31

    Ah, dankeschön für die Erklärung. Ist mir tatsächlich nie aufgefallen. Für mich hat es sich (schon auf Grund der Karte) immer um eine frei erfundene Welt gehandelt. Wieder was gelernt.
    ;-)
    #33Verfasser Aldwulf (791204) 28 Dez. 12, 08:32
    Kommentar
    Zu #31:

    In meiner Ausgabe (Second Edition 1951) lauten die von Dir angeführten Zitate ein wenig anders:

    "(...) the moon rose above the eastern shore (...)" (S. 260)
    "The moon rose higher and higher (...)" (S.261)

    Wenn ich hier das erste "rose" so interpretiere wie das zweite gemeint ist, dann ist der Mond schon am Himmel und steigt eben oberhalb des östlichen Ufers (weiter) empor.


    "Was sollte ein kluger Übersetzer damit tun?"

    Er sollte es so wiedergeben, wie der Autor es geschrieben hat. Der Autor hat sich beim Schreiben etwas gedacht, hat ein bestimmtes Bild erzeugen wollen, hat gewollt, dass die Dinge so laufen. Da wäre es Beckmesserei, ihm da jetzt korrigierend dazwischenzufahren. Schließlich handelt es sich um Fantasy und nicht um einen Dokumentarbericht über eine Bergwanderung bei Neumond.

    Wenn man akzeptiert, dass es in einer Welt namens Mittelerde Hobbits, Zwerge, Orks, Warge, Elben, Zauberer, magische Ringe und Drachen gibt (alles naturwissenschaftlich als nichtexistent erwiesen), dann sollte man in Gandalfs Namen auch akzeptieren, dass sich dort die Gestirne nicht immer exakt so benehmen, wie es der Newtonschen Raummechanik entspricht.
    #34Verfasser MiMo (236780) 28 Dez. 12, 09:27
    Kommentar
    Zu #34: Moment! Hobbits hat es auf dieser Welt wirklich einmal gegeben:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_floresiensis

    ;-)

    SCNR



    Aber, zur Sache: Ich habe selbst noch nie (fiktive) Literatur übersetzt. Aber wenn ich in die Verlegenheit käme, würde ich wahrscheinlich auch den Fehler stehen lassen und - bei gravierenden Fehlern - eine Anmerkung an den Verlag (oder wer auch immer mein Auftraggeber ist) schicken
    #35Verfasser Lille Ellen (394423) 28 Dez. 12, 10:43
    Kommentar
    Dabei fällt mir ein, dass es einige Schauplätze aus "Herr der Ringe" tatsächlich gibt - zumindest sind sie im "Putzger", dem historischen Atlas, verzeichnet. Hobbingen z.B. liegt in Kärnten, Bruchtal in Ungarn.

    Ihr glaubt es nicht? Suchbegriffe "Putzger Herr der Ringe".
    #36Verfasser Raudona (255425) 28 Dez. 12, 11:00
    Kommentar
    Wenn ich hier das erste "rose" so interpretiere wie das zweite gemeint ist, dann ist der Mond schon am Himmel und steigt eben oberhalb des östlichen Ufers (weiter) empor.

    Wie auch immer, es ist sachlich falsch. Mondsicheln können nicht abends im Osten emporsteigen!

    Er sollte es so wiedergeben, wie der Autor es geschrieben hat. Der Autor hat sich beim Schreiben etwas gedacht, hat ein bestimmtes Bild erzeugen wollen, hat gewollt, dass die Dinge so laufen. Da wäre es Beckmesserei, ihm da jetzt korrigierend dazwischenzufahren. Schließlich handelt es sich um Fantasy und nicht um einen Dokumentarbericht über eine Bergwanderung bei Neumond.

    John Rateliffs Analyse "The History of the Hobbit" ist allerdings voll von Notizen und Berechnungsansätzen Tolkiens zu den Mondphasen im "Hobbit" und seinen vergeblichen Versuchen, gegen die eigene Ignoranz in dieser Materie anzukämpfen. Der Fall im Kapitel 14 fiel ihm aus Unkenntnis einfach nicht auf (und Rateliff bemerkt süffisant, dass C.S.Lewis in einem seiner Werke genau den gleichen Fehler begeht). Aber Tolkien wollte es eigentlich korrekt haben, das geht aus seinen Manuskripten eindeutig hervor. Die Mondphasen im "Herrn der Ringe" legte er schließlich anhand eines Jahreskalenders von 1942 fest mit einer Verschiebung von 8 Tagen (wenn ich es richtig in Erinnerung habe), damit alles seine Ordnung hatte.

    Das hier ist aufschlussreich:
    Another important gaff is made by Tolkien in the scene in which the dragon
    Smaug destroys Laketown. Although it occurs a few days after the
    new Moon, in this scene the thrush tells Bard to look for a weakness
    in the dragon’s armor using the Moon then rising in the east
    (Tolkien 2007, 228). Clearly this is also impossible. Students
    who can explain these errors have achieved some mastery of the
    Moon’s phases.

    https://docs.google.com/viewer?a=v&q=cache:yQ...
    #37VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 28 Dez. 12, 11:37
    Kommentar
    There are literary gaffes all over the place, including in two of the best books of the 20th century (Piggy's glasses in Lord of the Flies, wrong climate in Lima in Bridge of San Luis Rey). There are supposed to be editors to prevent this. But once they're there, they're there. When it's just an inconsistency between one chapter and another (continuity error, in filmspeak, like when a character changes his jacket imperceptibly while entering a room), then the editor of the translation should tacitly correct it (but not the translator).
    #38Verfasser escoville (237761) 28 Dez. 12, 12:44
    Kommentar
    Gute Antwort. Ein Problem beim "Hobbit" ist, dass dieser unmögliche Aufstieg der Mondsichel handlungsrelevant ist, weil ihr Licht den tödlichen Schuss auf Smaugs verwundbare Stelle ermöglicht. Obendrein erscheint eine so junge Mondsichel in der Abenddämmerung nicht so hell, dass sie einen signifikanten Unterschied ausmachen würde.
    #39VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 28 Dez. 12, 13:50
    Kommentar
    Piggy's glasses are also 'handlungsrelevant'. Piggy is short-sighted, so his glasses have concave lenses, and you can't use concave lenses to start a fire (and the fire is important). But that's literature. In the case of the Hobbit, where the whole thing is a fantasy anyway, I'd just shrug my shoulders and say: Too bad.

    Has the novel 'Land Girls' been translated into German? That has some wonderful bloomers (mostly ornithological) but the best of all is when the farmer starts talking about the atom bomb that he's heard about (in 1943!!).
    #40Verfasser escoville (237761) 28 Dez. 12, 14:58
    Kommentar
    Der deutsche Titel lautet "Brombeerzeit". Und wenn du das übersetzt hättest, was hättest du angesichts dieser Fehler denn gemacht?
    #41VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 28 Dez. 12, 16:50
    Kommentar
    Drinlassen. Wenn das Buch in den Tiefen des Vergessens verschwindet, ist es eh egal, und wenn es Bestand hat, wird der Fehler ein Klassiker (wie Piggys Brille).

    (Allerdings würde ich eine Notiz für den Lektor beilegen, einfach, damit der nicht glaubt, ich sei zu doof gewesen, es zu bemerken ;) )
    #42Verfasser Gibson (418762) 28 Dez. 12, 17:32
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    Nachtrag zu #34/#37:

    Da ich kein Astronom bin, möchte ich mich zu Mondständen im "Hobbit" und deren Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit nicht mehr äußern, jedoch sehe ich mich veranlasst, auf zwei Dinge hinzuweisen, die m.M.n. bei der Erörterung jener Stellen aus Tolkiens Buch übersehen wurden.

    1. Ein literarisches Werk wie z.B. eine Erzählung, ein Roman oder ein Epos, ist kein Dokumentarbericht und keine Tatsachenschilderung. Der Autor derartiger Texte hat keine juristische Pflicht zur alltäglichen Wahrheit oder zur Fakten-Korrektheit seiner Hervorbringung, aber er hat ein wichtiges Recht: das der dichterischen Freiheit, der poetica licentia. Er darf bei seinem Erzählen gegen vermeintliche Gesetze der Logik, der Technik oder der Natur verstoßen, wenn dies seinem Werk dient. Da Tolkien im Kapitel 14 des "Hobbits" Smaug abschießen lassen musste (aus der Logik der Handlung heraus, sonst hätte der Drache noch mehr Schaden angerichtet), musste sich der Mond fügen und ihm wie auch dem Schützen Bard zu Dienst sein. Das Bild von Bards Schuss ist eindrucksvoll und Smaug wird erlegt, obwohl der Mond sich an einer Stelle befindet, wo er nach Meinung mancher Leser gar nicht hätte sein dürfen.

    Man stelle sich vor, die Werke Homers, Dantes, Shakespeares und Thomas Manns (um nur einige zu nennen) würden akribisch nach solchen "Fehlern" durchsucht - es würde dem Verständnis dieser Werke und dem literarischen Genuss, die sie dem Lesern vermitteln, keinen Deut hinzufügen. (Dass Tolkien trotz mehrer Ausgaben des Werks diesen "Fehler" belassen hat, zeigt, dass er es so wollte und nicht anders. Ihn deshalb mit Ausdrücken zu bedenken wie "(...) selbsterklärter Naturbursche und Zivilisationsverächter, [der] (...) in den einfachsten Fakten der Natur dermaßen ahnungslos war. Hätte fast ein Grüner sein können." und "Ignoranz", zeugt von arger literarischer Kleingeisterei, wenn nicht von Animositäten und Ressentiments.)


    2. Es ist ein unliterarischer Irrtum, wenn man meint, Mittelerde solle mit unserer Erde identisch sein. Wie könnte das auch gehen, wo man doch diese Welt nirgends in der geologischen und kulturellen Geschichte der Erde unterbringen kann. Mittelerde ist in dem Sinn die Erde, wie Mona Lisa die Frau des Francesco del Giocondo oder Michelangelos David der spätere König von Juda ist.

    Mittelerde ist eine nach dem Vorbild unserer Erde geschaffene "subcreation", sozusagen ein "Ebenbild und Gleichnis" unserer Erde, eine Nachschöpfung, die Tolkien als "subcreator", wie er sich in seinem literarischen Schaffen bezeichnete, hervorgebracht hat.

    In den 1960er Jahren hatte ich (damals Student u.a. der Anglistik) eine Korrespondenz mit Tolkien, in der er mir einiges über sein Werk mitteilte. Nach seiner Intention bei der Schaffung von Mittelerde befragt, schrieb er mir am 12. März 1963: "As you say, my intention was to create another world full of beauty, melancholy and mystery - and I hope of excitement."

    "to create another world" - eine andere Welt, eine, in der es z.B. Valar gibt. Vielleicht hat Varda, Queen of the Stars, den Mond an jenem Tag (mit Hilfe Aules, der "the vessels of the Sun and the Moon" geschaffen hatte?) so beeinflusst, dass er Bard bei der Tötung Smaugs half?
    #43Verfasser MiMo (236780) 30 Dez. 12, 03:35
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    *Prust* Dafür hätte es dann wohl eine Andeutung im Text gegeben. Ich würde dieses Argument gelten lassen, wenn nicht gerade von Tolkien auch das Zitat überliefert wäre: "Ich habe bemerkt, dass meine Monde Unmögliches tun - während sie in einem Teil der Welt aufgehen, gehen sie im anderen unter", worauf er einen Almanach anlegte und das ganze Manuskript des "Herrn der Ringe" erneut durchging, um "die Monde" gemäß der Mondphasen über der realen Erde zu korrigieren (wobei er mehrere Stellen übersah, auf die sein Sohn in "The History of Middle-eartH" akribisch hinwies"). Und wenn nicht auf Rateliff so viele Notizen zitiert hätte, in denen Tolkien sich vergeblich bemühte, die Mondphasen im "Hobbit" mit denen der wirklichen Welt zu korrelieren. Was beweist, dass ihm als Autor dieser Punkt wichtig war und er Punkt 1 nicht gelten ließ.
    #44VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 30 Dez. 12, 09:22
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    Zu #43:

    Ich stimme MiMo in beiden Punkten zu. Da Shakespeare erwähnt wurde, hier eine Parallele aus Midsummer Night's Dream; der Mond spielt in diesem Stück eine wichtige symbolische, fast leitmotivische Rolle:

    Theseus:
    Now, fair Hippolyta, our nuptial hour
    Draws on apace; four happy days bring in
    Another moon
    (I.i.1-3)

    Der Kommentator der Arden-Ausgabe von 1979 schreibt dazu:

    Presiding planet of the Dream [...], the moon is given prominence at once. To object that between the old and the new moon there would be moonless nights is an inappropriate demand for consistent naturalism.
    (The Arden Shakespeare: A Midsummer Night's Dream. Edited by Harold F. Brooks, 1979, p. 5)
    #45Verfasser Cro-Mignon (751134) 30 Dez. 12, 09:26
    Kommentar
    In einem 1000-Seiten-Roman ist es mir auch ziemlich schnurz, ob da ein- oder zweimal der Mond auf der falschen Seite aufgeht. Deshalb ist es ein Roman. Was habe ich davon, wenn alle Fakten perfekt recherchiert sind, aber der Typ nicht schreiben kann? Man kann sich seine Probleme auch suchen.
    #46Verfasser Gibson (418762) 30 Dez. 12, 12:22
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    Wie MiMo finde ich das ein wenig Kleingeisterei, wenn man bei einem völlig fiktiven Roman dem Autor alle kleinen Ungereimtheiten unter die Nase reiben will. Auch Jules Verne hat sich bei seinem Roman "Von der Erde zum Mond" Fehler erlaubt. Da werden mit einer riesigen Kanone drei Leute in einem Projektil zum Mond geschossen. Erstens würde niemand die Beschleunigung überleben. Zweitens haben sie nur in einem Punkt der Reise Schwerelosigkeit, wo sich die Anziehung von Erde und Mond gerade aufheben. Das ist physikalischer Blödsinn. Nach verlassen der Erdatmosphäre hätten sie konstant Schwerelosigkeit gehabt. Drittens öffnen sie mitten im Weltraum rasch ein Fenster, um ein Thermometer rauszulassen und die Temperatur zu messen. Ich weiss nicht mehr, ob das Fenster nach aussen oder innen aufging. Im einen Fall hätten sie es wohl kaum mehr zugebracht, im anderen Fall kaum öffnen können wegen dem Luftdruck, mal abgesehen davon, dass sie viel zu viel Luft verloren hätten.

    Aber alle diese Fehler kratzen kaum an der literarischen und visionären Qualität des Romans. Wenn man alle ausmerzen wollte, müsste man den Roman von Grund auf neu schreiben.
    #47Verfasser mordnilap (835133) 30 Dez. 12, 12:22
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    Eben. Literatur muss nicht unbedingt wissenschaftlich korrekt sein. Musik auch nicht: Ihr kennt den Schmachtfetzen "9 million bicycles" von Katie Melua? Der Wissenschaftsjournalist Simon Singh hatte in einem Aufsatz darauf hingewiesen, dass der Teil "We are 12 billion lightyears from the edge, that's a guess, no one can ever say it's true" nicht dem Stand der Wissenschaft entspreche. Daraufhin sang Katie Melua eine astrophysikalische Version ihres Hits - zu finden u.a. hier: https://www.youtube.com/watch?v=21iUUe-W8L4

    Der Lachanfall, den ich beim Ansehen und -hören erlitt, ist in meiner Familie legendär ;-)
    #48Verfasser Raudona (255425) 30 Dez. 12, 12:35
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    @43 Danke, MiMo
    #49Verfasser leo029 (14476) 30 Dez. 12, 13:00
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    In einem 1000-Seiten-Roman ist es mir auch ziemlich schnurz, ob da ein- oder zweimal der Mond auf der falschen Seite aufgeht. Deshalb ist es ein Roman. Was habe ich davon, wenn alle Fakten perfekt recherchiert sind, aber der Typ nicht schreiben kann? Man kann sich seine Probleme auch suchen.

    Aber es ging ja darum, was der Übersetzer macht, der bei seiner Arbeit auf solche Probleme stößt. Korrigieren, darauf hinweisen oder stillschweigend wörtlich übersetzen?
    #50VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 30 Dez. 12, 13:51
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    Wie ich das handhabe, habe ich ja schon in #42 gesagt. Aber ich hatte den Eindruck, dass es darum nicht mehr primär ging.
    #51Verfasser Gibson (418762) 30 Dez. 12, 14:14
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    Ich hatte mal eine Jules-Verne-Ausgabe ("Die 500 Millionen der Begum"), die mit Fußnoten auf physikalische Irrtümer hinwies. Als wissbegieriges Kind fand ich das sehr hilfreich.
    #52Verfasser Raudona (255425) 30 Dez. 12, 15:12
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    Das hatte ich auch mal. Einen alten Band mit Essays von Isaac Asimov, den der Übersetzer mit einer ganzen Menge verbessernder Fußnoten gefüllt hatte.
    #53VerfasserValeriana Ebonstar (894625) 31 Dez. 12, 11:02
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    #54Verfasser no me bré (700807) 02 Jun. 14, 22:50
     
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