| Kommentar | Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr.
Ersteres wird gern geübt, Weil es allgemein beliebt. Selbst der Lasterhafte zeigt, Dass er gar nicht abgeneigt; Nur will er mit seinen Sünden Keinen guten Zweck verbinden, Sondern, wenn die Kosten kommen, Fühlet er sich angstbeklommen. Dieserhalb besonders scheut Er die fromme Geistlichkeit, Denn ihm sagt ein stilles Grauen: Das sind Leute, welche trauen. - So ein böser Mensch verbleibt Lieber gänzlich unbeweibt. - Ohne einen hochgeschätzten Tugendsamen Vorgesetzten Irrt er in der Welt umher, Hat kein reines Hemde mehr, Wird am Ende krumm und faltig, Grimmig, greulich, ungestaltig, Bis ihn dann bei Nacht und Tag Gar kein Mädchen leiden mag. Onkel heißt er günst'gen Falles, Aber dieses ist auch alles. -
Oh, wie anders ist der Gute! Er erlegt mit frischem Mute Die gesetzlichen Gebühren, Läßt sich redlich kopulieren, Tut im stillen hocherfreut Das, was seine Schuldigkeit, Steht dann eines Morgens da Als ein Vater und Papa Und ist froh aus Herzensgrund, Daß er dies so gut gekunnt.
Wilhelm Busch (1832 - 1908)
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