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  • Betrifft

    für sich entdecken

    Kommentar
    Die Wendung "etwas für sich entdecken" wird vor allem in der Werbung viel verwendet und geht mir nur beinahe nicht auf die Nerven. Es ist aber noch nicht ganz so schlimm, ich kann sie lesen oder hören, ohne Krämpfe zu bekommen.

    Jetzt lese ich in einem Werbefolder die Aussage einer Wiener Grafikerin, ihr Lieblingsplatz sei dieser und jener, man müsse aber "auch Tauben mögen, welche den Platz seit mehreren Jahrzenten für sich entdeckt haben."

    Was haltet ihr grammatikalisch und semantisch davon, dass jemand etwas seit längerem für sich entdeckt hat? Ist das nicht unsinnig? Entweder man hat es gerade (für sich oder wen auch immer) entdeckt, oder man kennt es schon seit Jahrzenten. Aber beides gleichzeitig?
    Verfasser tigger (236106) 15 Nov. 15, 08:21
    Kommentar
    Für mich ist der Satz durch den leichten Unsinn ironisch gefärbt und ich lese ihn als ausgeschriebene Form des Chat-Augenzwinkerers " ;-) "
    #1Verfasser manni3 (305129) 15 Nov. 15, 08:35
    Kommentar
    Jahrzehnten, übrigens.
    #2Verfasser tigger (236106) 15 Nov. 15, 08:57
    Kommentar
    ...die den Platz schon vor Jahrzehnten für sich entdeckt haben.

    Fände ich logischer.

    Wobei man sich trotzdem fragt, wie lange der Platz denn vor dieser Entdeckung taubenfrei gewesen sein soll. Ist nicht ganz Wien voller Tauben, wie jede gescheite Großstadt?

    Aber der normale Werbefolderdurchblätterer liest sicher über sowas hinweg.
    #3VerfasserMr Chekov (DE) (522758) 15 Nov. 15, 08:57
    Kommentar
    Ja richtig, mit “vor“ ist es schon sinnvoller.

    Über die Tauben in Städten habe ich noch gar nichts gesagt, weil die Aussage gar so dumm wäre... ich hoffe wie manni, dass sie witzig sein soll.
    #4Verfasser tigger (236106) 15 Nov. 15, 09:11
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    Eigentlich bedeutet ja "auch Tauben mögen, welche den Platz seit mehreren Jahrzenten für sich entdeckt haben", dass sich die Tauben nicht drum scheißen, wie der Platz aussieht - doppelt witzig, oder?? ;-)
    #5Verfasser manni3 (305129) 15 Nov. 15, 09:37
    Kommentar
    Mir fällt diese Formulierung vor allem deshalb (eher negativ) auf, weil "für sich entdecken" m.E. ein Bewusstsein voraussetzt. Das gilt (vielleicht nicht ganz so extrem) auch für "entdecken".

    "Ein Hund entdeckt im Gebüsch einen Ball"? Nee, er findet im Gebüsch einen Ball. Noch schlimmer: "Mein Hund hat das Ballspielen für sich entdeckt" - alberner geht es doch kaum, oder?

    Anderes Beispiel:
    "Die Pferde haben einen Wasserlauf entdeckt"? Da würde ich auch sagen: sie haben einen Wasserlauf gefunden.

    "Der Bussard hat die Wiese vor unserem Haus für sich entdeckt"? "Die Gänse haben den XY-See als Winterquartier für sich entdeckt"? - aus meiner Sicht geht das alles nicht.
    #6Verfasser Nica (de) (236745) 15 Nov. 15, 09:41
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    Na ja, das war eben der Gag. Man traut Tauben nicht zu, etwas "für sich zu entdecken" wie Szenegänger, die in ein neues Ausgehviertel einfallen. Muss man nicht lustig finden, war aber wohl so gemeint.
    #7VerfasserMr Chekov (DE) (522758) 15 Nov. 15, 09:50
    Kommentar
    #6 @ "Ein Hund entdeckt im Gebüsch einen Ball"? Nee, er findet im Gebüsch einen Ball. - Entdecken oder finden, es läuft doch aufs Gleiche hinaus: Das eine wie das andere sind unsere Vorstellungen, Unterstellungen und Wörter, die wir auf tierisches Verhalten anwenden und projizieren, - Vermenschlichungen wie in Aesops Fabeln auch.
    Es bleibt uns ja auch nichts anderes übrig. Wie sollen wir es denn sonst benennen, wer kann schon Columbidisch? ;-)
    #8Verfasser manni3 (305129) 15 Nov. 15, 10:03
    Kommentar
    Gegen die Vorstellung, dass Tauben etwas für sich entdecken, habe ich nichts einzuwenden.

    In unserer Wohnanlage gibt es in einem Park einen großen Weiher mit einer Insel; dort durfte früher ein Hausmeister zahme Enten halten, bis das Geschnatter der Enten einige Mieter störte, die sich bei der Wohnungsgesellschaft beschwerten, was zur Folge hatte, dass der Hausmeister seine zahmen Enten wiede abschaffen musste. Dann entdeckten wilde Enten vom nahen Fluss diesen Weiher als Rückzugsgebiet. Während sie am Fluss gejagt werden dürfen, ist die Jagd in der Wohnanlage verboten. Die Enten fliegen am frühen Morgen vom Fluss zum Weiher, verbringen dort den Tag, und kehren am Abend zum Fluss zurück. Am Weiher brüten sie auch ihre Jungen aus.

    Inzwischen habe auch wandernde Kanadagänse den Weiher als Stützpunkt für sich entdeckt, und es gibt immer wieder Streit zwischen Enten und Gänsen.

    Jedenfalls bin ich davon überzeugt, dass Enten und Gänse unseren Weiher für sich entdeckt haben.
    #9Verfasser MiMo (236780) 15 Nov. 15, 10:37
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    Trotzdem hat manni3 nicht unrecht. Ich bin keine Kanadagans; was in der vorgeht, kann ich nicht wirklich wissen. "Für sich entdecken" bleibt eine anthropozentrische Annäherung, wenn auch eine anschauliche.
    #10VerfasserMr Chekov (DE) (522758) 15 Nov. 15, 10:52
    Kommentar
    Wenn ein Wildtier den urbanen Raum nutzt, finde ich es noch am ehesten passend. Aber verwilderte Haustauben scheißen von Natur aus städtische Plätze zu, da passt es einfach nicht, nach meinem Gefühl.

    Man müsste wissen, in welchem Tonfall die Grafikerin die Beschreibung ihres Lieblingsplatzes zu Protokoll gegeben hat...
    #11Verfasser tigger (236106) 15 Nov. 15, 11:53
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    M. E. könnte man, wenn man wollte, in der Kombination von "seit" mit dem Perfekt auch einen schleichenden Anglizismus "entdecken" ...

    ;-)
    #12Verfasser Woody 1 (455616) 15 Nov. 15, 11:58
    Kommentar
    Sowas dachte ich auch gerade. Unabhängig davon, ob Tauben etwas entdecken können, fällt mir kein Satz ein, indem ich 'seit.... (Verb) haben' sagen würde. 'seit' im Deutschen nimmt das Präsens (oder Imperfekt, wenn das ganze in der Vergangenheit angesiedelt ist), oder?
    #13Verfasser Gibson (418762) 15 Nov. 15, 13:59
    Kommentar
    @14:

    *'seit' im Deutschen nimmt das Präsens ...*

    Diese Formulierung ist wohl auch ans Englische angelehnt, oder?


    Korrektur:

    "... wenn das Ganze ..."
    #14Verfasser Woody 1 (455616) 15 Nov. 15, 14:03
    Kommentar
    Keine Ahnung. An der Uni haben wir das ständig gesagt, Studenten wie Dozenten, aber da das alles Anglisten waren, ist das möglich.
    #15Verfasser Gibson (418762) 15 Nov. 15, 14:06
    Kommentar
    Ups ... #14 war natürlich auf #13 bezogen :-/

    Ich hatte im Rahmen meines Studiums auch viel mit Anglisten und Amerikanisten zu tun - kann mich aber nicht erinnern, das auf Deutsch so gehört oder gar selbst verwendet zu haben.
    #16Verfasser Woody 1 (455616) 15 Nov. 15, 14:09
     
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