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    Land und Leute

    Reim dich oder ich fress dich (2)

    Betrifft

    Reim dich oder ich fress dich (2)

    Kommentar
    Ich hab das Gefühl, da geht noch was. Weil's so schön war:

    Manche Poeten sind findiger als andere, wenn es darum geht, einen Reim zu finden. Es lassen sich die Möglichkeiten erweitern durch Entzweibrechen von Wörtern:

    Wehe! Selbst im guten Öster-
    Reiche tadelt man die Klöster – –
    (Wilhelm Busch, Vorwort zum heiligen Antonius von Padua)

    oder durch Verfremden:

    Der Architekt jedoch entfloh
    nach Afri- od- Ameriko.
    (Christian Morgenstern, Der Lattenzaun)

    Welche Beispiele kennen die p.t. Leoniden noch, in welchen in kreativer Weise erfolgreich Reime rausgeschlagen wurden?

    (c) Gart

    Übrigens geht der Ausdruck auf diesen hier zurück:

    Der Ausdruck hat seinen Ursprung in Gottfried Wilhelm Sacers 1673 unter dem Pseudonym Reinhold Hartmann erschienener Satire Reime dich, oder ich fresse dich: das ist, deutlicher zu geben, Antipericatametanaparbeugedamphirribificationes Poeticae oder Schellen- und Scheltenswürdige Thorheit Boeotischer Poeten in Deutschland.

    (Quelle: Wikipedia, Hervorhebung von mir)
    Verfasser virus (343741) 09 Nov. 17, 07:34
    Kommentar
    @ dirk und ignorella

    Merci, vermutlich fand ich das Gedicht im Netz deswegen nicht, weil ich nur die Variante mit der lautlos brüllenden Natur kenne. Google spuckt halt nur das aus, was mehr oder weniger wörtlich abgefragt wird.
    #1VerfasserGolikaterle (1185381) 09 Nov. 17, 09:01
    Kommentar
    Die Zukunft, die Welt, sie wird digital san, -
    Doch der Fortschrittsbalken kommt kaum hinten an!
    Ja, der Download stockt, er schlägt gar fehl -
    Wo ist hier das Glasfaserkabel?

    #2VerfasserOhrenkneifer (807118) 09 Nov. 17, 09:36
    Kommentar
    Ich bewöhne eine Böhne.
    Doch, oh weh, die schöne Wöhne
    ward gepflückt
    und verdrückt
    und nun wein ich eine Tröne
    um die schöne gröne Wöhne.
    Ob ich mich wohl dran gewöhne?

    Greysnow, um 1999; aus den "Duschgesängen".
    #3Verfasser Greysnow (765275) 09 Nov. 17, 15:51
    Kommentar
    @1: Auch beim Abfragen dieser Version "schweigt Google" keineswegs:
    #4Verfasser eastworld (238866) 09 Nov. 17, 16:08
    Kommentar
    Mir ist auch schon das Gegenteil begegnet: Der offensichtliche Reim wird nicht benutzt, sondern durch irgendetwas unerwartetes ersetzt.
    Siehe "Göthe war gut" von Rudi Carrell:

    ...
    Er sagte zu ihr:"Du mein Name ist Sepp.
    Ich seh' zwar so aus, doch ich bin gar kein Lehrer;
    bin Bauer der heiraten muß."
    Darauf gab sie ihm einen ganz heißen Kaffee,
    der dünn war doch Liebe macht blind.
    Er nahm sie ins Heu und sie kriegte ein' Schnupfen.
    ...
    #5Verfasserderkay (716468) 21 Nov. 17, 19:14
    Kommentar
    Der schmutzige Reim als Kunstform.

    Es sitzt die Gräfin auf der Zinne ihrer Burgen;
    Das Angesicht umflort von Kummer und von Surgen.
    Halb welk ist schon die jugendliche Holde;
    So schaut sie tief hinab auf das Gefolde.
    Da blühet Alles in des Frühlings Prangen;
    Und Jubel tönet von der Vöglein Zangen.
    Die Rosen duften und die Nelken sprossen;
    Und Philomele flötet aus Zyprossen.
    Die Lerchen schmettern und die Käfer summen;
    Da klagt die Gräfin: "Wann wird er wohl kummen?"
    Ob mich ein Dämon seiner wohl beraubet?
    Wo säumt der Mann, den meine Seele laubet?
    Ist er mir jetzt schon gram? Will er mir trotzen?
    Dass er mich lässt auf dieser Zinne sotzen?
    Bricht er die Treue, die er mir geschworen,
    Bricht er die Treue schon nach dritthalb Johren?
    Hab' ich's verschuldet, dass er meiner spottet?
    War mein Geschick mit seinem nicht verkottet?
    So klagt die Gräfin und ihr Aug', ihr schwarzes,
    Es rinnt im Übermaaß des tiefsten Schmarzes.
    [...]

    "Entsetzlich", Autor unbekannt; "Münchener Punsch", August 1849, https://books.google.de/books?id=DrdIAAAAcAAJ...
    #6Verfasser Gart (646339) 22 Nov. 17, 12:06
    Kommentar
    Es war in den 1820ern, als die griechenlandbegeisterten Kinder reicher Papis - man sprach von "Philhellenen" - nach Griechenland zogen, um es in seinem Freiheitskampf zu unterstützen. Lord Byron übernahm dort ein Kommando bei den griechischen Streitkräften, und weil er außerdem ein Dichter war, kam das bei raus, was häufig rauskommt, wenn Dichter den Krieg besingen:

    Sons of Greeks! Let us go
    in arms against the foe,
    till their hated blood shall flow
    in a river past our feet.

    Im selben Gedicht, dem die o. a. zu Herzen gehenden Zeilen als Refrain dienen, finden sich folgende Reime:

    Sons of the Greeks, arise!
    The glorious hour's gone forth,
    and, worthy of such ties,
    display who gave us birth. [...]

    Who [sc. Leonidas, G.] made that bold diversion
    in old Thermopylæ,
    and warring with the Persian
    to keep his country free...
    #7Verfasser Gart (646339) 11 Dez. 17, 15:43
    Kommentar
    #7

    Oxfordddict.:
    Thermopylae /θəˈmɒpɪliː/
    free /friː/

    Was ist an diesem Reim auszusetzen?
    #8Verfasser MiMo (236780) 11 Dez. 17, 18:23
    Kommentar
    There was an old man of Thermopylae
    Who never did anything properly ...

    -- Edward Lear.
    (As is usual with him, the closing line of the limerick largely repeats the first line rather than introducing another rhyming word.)
    #9VerfasserHecuba - UK (250280) 12 Dez. 17, 12:44
    Kommentar
    Ich hatte das aus der englischen Aussprache von "Cannae" geschlossen, das mir mit Auslaut "-ey" geläufig ist - was zumindest die englische Wikipedia auch als mögliche Aussprachevariante bestätigt. Bei den Thermopylae ist das also etwas anderes. Man lernt nicht aus.
    #10Verfasser Gart (646339) 12 Dez. 17, 12:57
    Kommentar
    Aunt Wiki bietet für die Aussprache von Cannae gleich drei Varianten an: [ˈkæniˌ-neɪˌ-naɪ].
    #11Verfasser MiMo (236780) 12 Dez. 17, 17:48
    Kommentar
    Ein kleiner Nachtrag zum Thema "Der Meister darf die Form brechen":

    Wenn sich der Most auch ganz absurd gebärdet,
    Es gibt zuletzt doch noch e' Wein.
    (Faust: Der Tragödie zweiter Teil)

    Aus dem (mKn gewöhnlich mit dem Orange Order in Verbindung gebrachten) Lied "The Old Orange Flute":

    Bob jumped and he stared and got in a flutter
    And threw the old flute in the blessed holy water.
    He thought that this charm would bring some other sound;
    When he tried it again, it played "Croppies lie down."

    Wie Edith gerade feststellt, ist der erste Faden noch nicht verlinkt: Siehe auch: Reim dich oder ich freß dich
    #12Verfasser Gart (646339) 18 Dez. 17, 08:11
    Kommentar
    Ein boshafter Vierzeiler von Ringelnatz auf Kosten von Sachsen und Spaniern und darüber hinaus mit Reim-dich-oder-ich-fress-dich-Qualitäten:

    Wenn man den sächischen Dialekt
    Ein bißchen dehnt und bißchen streckt,
    Und spricht ihn noch ein bisschen tran'ger,
    Dann hält einen jeder für einen Spanier!
    #13Verfasser Gart (646339) 21 Dez. 17, 11:35
    Kommentar
    In William Butler Yeats "Nine Hundred and Nineteen":

    We too had many pretty toys when young:
    A law indifferent to blame or praise,
    To bribe or threat; habits that made old wrong
    Melt down, as it were wax in the sun's rays;
    Public opinion ripening for so long
    We thought it would outlive all future days.
    O what fine thought we had because we thought
    That the worst rogues and rascals had died out.

    (Es handelt sich um eine sehnsüchtige Beschreibung der Vorkriegszeit aus einer Zeit der Wirren heraus. Vielleicht bleibt es uns ja doch noch erspart, unreine Reime hin oder her, irgendwann im Wesentlichen wortgleich von der jüngsten Vergangenheit zu sprechen.)
    #14Verfasser Gart (646339) 08 Jan. 18, 13:32
    Kommentar
    zu #5:
    Das selbe Muster findet sich auch in der im Fasching des öfteren gespielten Polonaise Blankenese, z. B. "Wir ziehen los mit ganz großen Schritten, der Peter fasst der Heidi von hinten an die Schulter".

    Im Fensterputzer Kare reimt sich Bureau ('nach der Schrift' ausgesprochen) auf schau (


    #15Verfasser Leseratz (238114) 14 Feb. 18, 22:13
    Kommentar
    Re #13: Den versteh ich nicht so ganz. Meint er vielleicht Portugiesen, aber das reimt sich halt nicht?
    #16Verfasser tigger (236106) 15 Feb. 18, 10:49
    Kommentar
    Mal wieder etwas aus der Geheimratsecke ("West-östlicher Diwan"):

    Doch schon längst, daß liebe Pforten
    Mir auf ihren Angeln schwiegen!
    Heile mich, Gewitterregen,
    Laß mich, daß es grunelt, riechen!

    Bonusfrage: Was ist gruneln? Das Wort kommt bald drauf nochmal:
    Und es grunelt und es grünet
    In den irdischen Bezirken.

    Hier steht: "gruneln, grün riechen, jener bekannte, namentlich nach Sommerregen entstehende Blätterduft." Wäre gleich was für den "Wörter, die ich im Leben noch nie gehört habe"-Faden. Ein Wort, das ich schon ab und zu hätte brauchen können. Vivat!
    #17Verfasser Gart (646339) 12 Mär. 18, 09:00
    Kommentar
    Ringelnatz:

    Die dünne Frau ging durch das Korn.
    Da bäumte sich der Rittersporn.
    Die dicke Frau, die blies das Klapp-
    erhorn. Der Sporn, der wurde schlapp.
    #18Verfasser Gart (646339) 12 Mär. 18, 11:04
    Kommentar
    Ein paar unreine Reime von Goethe ("West-östlicher Diwan"), man möchte fast sagen: auf Schillers Spuren:

    Übermacht, ihr könnt es spüren,
    Ist nicht aus der Welt zu bannen;
    Mir gefällt zu konversieren
    Mit Gescheiten, mit Tyrannen.

    Was klagst du über Feinde?
    Sollten solche je werden Freunde,
    Denen das Wesen, wie du bist,
    Im Stillen ein ewiger Vorwurf ist?
    #19Verfasser Gart (646339) 18 Mär. 18, 18:02
    Kommentar
    "Wenn es in der Welt dezembert
    und der Mond wie ein Kamémbert
    ...
    heimwärts zu den Seinen irrt ..."
    Dezembert auf Kamembert (oder Camembert?). Hat auch was.
    #20Verfasser imaginary woman (398289) 19 Mär. 18, 21:16
    Kommentar
    Sehr schön. Ein anderer Reim, der zwischen glücklich, gewagt und gewollt oszilliert (von Ringelnatz):

    Ein Elefant von vorn sieht fast
    So aus wie ein Nilpferd von rückwärts.
    Sie tragen beide schwere Last,
    Manchmal pechwärts und manchmal glückwärts.
    #21Verfasser Gart (646339) 20 Mär. 18, 10:57
    Kommentar
    Matilda told such Dreadful Lies,
    It made one Gasp and Stretch one's Eyes;
    Her Aunt, who, from her Earliest Youth,
    Had kept a Strict Regard for Truth,
    Attempted to Believe Matilda:
    The effort very nearly killed her,
    And would have done so, had not She
    Discovered this Infirmity.
    (Hilaire Belloc: "Matilda Who told Lies, and was Burned to Death". - Majuskeln nicht meine. Teil einer Serie, die gewisse Ähnlichkeiten mit dem "Struwwelpeter" nicht verhehlen kann - z. B. Rebecca, die absichtlich Türen zuschmeißt und von einer stürzenden Statue erschlagen wird, oder Jim, der seinem Kindermädchen davonläuft und vom Löwen gefressen wird.)
    #22Verfasser Gart (646339) 12 Apr. 18, 10:14
    Kommentar
    Zu Plaisir, Belehrung und Frommen einige Stücklein aus Martin Opitz' (1597-1639) "Buch von der Deutschen Poeterey, In welchem alle jhre eigenschafft vnd zuegehör gründtlich erzehlet vnd mit exempeln außgeführet wird", das sich auch heute noch mit Gewinn lesen lässt.

    Opitz fasst im sechsten Kapitel "Von der zuebereitung vnd ziehr der worte" zusammen: "Die worte bestehen in dreyerley; inn der elegantz oder ziehrligkeit / in der composition oder zusammensetzung / vnd in der dignitet vnd ansehen."

    Darum wendet er sich zuerst gegen alle die "han", "tan" und "stan", mit denen u. a. wir uns im vorhergegangenen Faden aufgehalten haben; man müsste die Liste heute ums "beun", "zeuchen" und dergleichen ergänzen. "Die ziehrligkeit erfodert das die worte reine vnd deutlich sein. Damit wir aber reine reden mögen / sollen wir vns befleissen deme welches wir Hochdeutsch nennen besten vermögens nach zue kommen / vnd nicht derer örter sprache / wo falsch geredet wird / in vnsere schrifften vermischen: als da sind / es geschach / für / es geschahe / er sach / für / er sahe; sie han / für sie haben vnd anderes mehr..."

    Damit nicht genug - man soll nicht wie Ringelnatz "froh" auf "pericolo" reimen, es sei denn, man heißt Ringelnatz. "So stehet es auch zum hefftigsten vnsauber / wenn allerley Lateinische / Frantzösische / Spanische vnnd Welsche wörter in den text vnserer rede geflicket werden [...] so ist nichts desto weniger die thorheit innerhalb kurtzen Jahren so eingeriessen / das ein jeder der nur drey oder vier außländische wörter / die er zum offtern nicht verstehet /erwuscht hat / bey aller gelegenheit sich bemühet dieselben herauß zue werffen..."

    Opitz rät ferner, beim Dichten die Satzstruktur nicht zu vergewaltigen: "Wie denn auch sonsten die epitheta bey vns gar ein vbel außsehen haben / wenn sie hinter jhr substantiuum gesetzet werden / als: Das mündlein roth / der Weltkreiß rund / die hände fein; für: das rothe mündlein / der runde weltkreiß / die feinen hände / etc. wiewol bey vnsern reimenmachern nichts gemeiner ist." An anderer Stelle: "Die ἀναστροφὴ oder verkehrung der worte stehet bey vns sehr garstig / als: Den sieg die Venus kriegt; für: Die Venus kriegt den sieg. Item: Sich selig dieser schätzen mag; für: Dieser mag sich selig schätzen. Vnnd so offte dergleichen gefunden wird / ist es eine gewiße anzeigung / das die worte in den verß gezwungen vnd gedrungen sein."

    Besonders aber wünscht er keine faulen Reime zu sehen. Dem widmet er sich im siebten Kapitel, und dies mit einer Anzahl von Beispielen.
    "Erstlich / weil offte ein Buchstabe eines doppelten lautes ist / soll man sehen / das er in schliessung der reimen nicht vermenget werde. Zum exempel: Das e in dem worte ehren wird wie ein griechisch ε, in dem worte nehren wie ein η außgesprochen: kan ich also mit diesen zweyen keinen reim schliessen. [...]
    Das e / wann es vor einem andern selblautenden Buchstaben zue ende des wortes vorher gehet / es sey in wasserley versen es wolte / wird nicht geschrieben vnd außgesprochen / sondern an seine statt ein solches zeichen ’ darfür gesetzt. [...]
    Es soll auch das e zueweilen nicht auß der mitten der wörter gezogen werden; weil durch die zuesammenziehung der sylben die verse wiederwertig vnd vnangeneme zue lesen sein. [...]"

    Und so noch lange weiter. Enjoy.
    #23Verfasser Gart (646339) 17 Apr. 18, 12:48
    Kommentar
    Opitz rät ferner, beim Dichten die Satzstruktur nicht zu vergewaltigen

    Dann wäre ihm die Art von Yodas Rede sicherlich ein Gräuel gewesen, wenn es das schon gegeben hätte:
    - Viel zu lernen du noch hast!
    - When nine hundred years old you reach, look as good you will not.

    ;-)

    Und hier ist zwar nichts Verdrehtes dabei, aber doch ein paar gar so schöne Reime:

    Heinrich Seidel . 1842-1906
    Begnüge dich, Liebste!

    Motto:
    Wohl kann ich dich zum Schokoladenladen laden,
    Doch nicht mit dir in Baden-Baden baden.

    Ich kann dir nicht, was andre schenken, schenken
    Und nicht die Welt aus den Gelenken lenken.
    Du darfst dich nicht auf Schmuck und Spitzen spitzen,
    Wirst nicht mit mir auf gold’nen Sitzen sitzen,
    Jedoch, der ich des Dichters Habe habe,
    Vermag es, dass dich and’re Labe labe:
    Schon fühl’ ich es von Liederkeimen keimen,
    Ich will sie dir in gold’nen Reimen reimen,
    Dass dir gar lieblich ihr Getöne töne,
    Und dich der Verse Schmuck verschöne, Schöne!
    #24Verfasser virus (343741) 17 Apr. 18, 16:18
    Kommentar
    Und sollte es hier einen Sarg,
    So krumm, wie ich bin, geben,
    So möcht ich gern in Königsbarg
    Begraben sein und leben.
    (Joachim Ringelnatz: Königsberg in Preußen)
    #25Verfasser Gart (646339) 18 Apr. 18, 11:35
    Kommentar
    Johann Sebastian Bach
    Was a Master of his Fach:
    Nothing could be more kluge
    Than his Kunst der Fuge.
    (W. H. Auden: Academic Graffiti)
    #26Verfasser Gart (646339) 18 Mai 18, 09:48
    Kommentar
    [...] "Are you a Mensch, der beneidet?
    Never mind Baum. - Take a drink!
    Certainly you are invited ..."
    "In meinem Baum schläft ein Fink!" [...]
    (Joachim Ringelnatz: Zweinational Trunkengespräch)

    Hochgeliebte Seminarin,
    Sollte es denn wirklich wahr sin,
    Dass Du gutste aller Schwestern
    Ein Jahr älter bist als gestern.
    (Joachim Ringelnatz: An Ottilie zum Geburtstag)
    #27Verfasser Gart (646339) 05 Jun. 18, 10:00
    Kommentar
    Auch wenn ich für das Reimen hin
    Nun so nicht in der Lage bin
    So lese ich mit Freuden
    Die Reime von euch Leuten :)
    #28Verfasser JunkerMaria (1235354) 08 Jun. 18, 16:19
    Kommentar
    Die Kunst des Reimens liegt mir nicht
    Zum Glück ist´s Reimen keine Pflicht
    #29Verfasser Weisselienchen (1235337) 09 Jun. 18, 14:12
    Kommentar

    Ein rätselhafter Schimmer,

    Ein "je ne sais pas quoi"

    Liegt in den Augen immer

    Bei einer schönen Frau.

    (Friedrich Hollaender: Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt, 1930)

    #30Verfasser Gart (646339) 05 Jul. 18, 08:44
    Kommentar

    Dichterisch auch etwas "unredlich": den Namen von Personen so zu wählen, dass der Reim sich einstellt. Wilhelm Busch dichtet im "Balduin Bählamm" über einen Zahnarztbesuch:


    Er steht und läutet äußerst schnelle

    An Doktor Schmurzel seiner Schelle. [...]

    »Hab's mir gedacht!« sprach Doktor Schmurzel,

    »Das Hindernis liegt in der Wurzel.

    Ich bitte bloß um drei Mark zehn!

    Recht gute Nacht! Auf Wiedersehn!«

    http://www.zeno.org/Literatur/M/Busch,+Wilhel...

    #31Verfasser Gart (646339) 09 Nov. 18, 12:39
    Kommentar

    Erneut Wilhelm Busch:


    Die böse Fliege! Seht, nun hat se

    Sich festgesetzt auf seiner Glatze.

    http://gutenberg.spiegel.de/buch/die-fliege-4178/1


    Und von W. H. Auden ein Spiel mit einem auseinandergebrochenen Wort:


    We can only love what-

    ever we possess.

    (Heavy Date, Oktover 1939)

    #32Verfasser Gart (646339) 14 Nov. 18, 08:17
    Kommentar

    Das reimt sich doch gar nicht? Doch! Tut es!


    Zwischen Akten, dunkeln Wänden

    Bannt mich, Freiheitbegehrenden,

    Nun des Lebens strenge Pflicht,

    Und aus Schränken, Aktenschichten

    Lachen mir die beleidigten

    Musen in das Amtsgesicht.

     

    Als an Lenz und Morgenröte

    Noch das Herz sich erlabete,

    O du stilles, heitres Glück!

    Wie ich nun auch heiß mich sehne,

    Ach, aus dieser Sandebene

    Führt kein Weg dahin zurück.

     

    Als der letzte Balkentreter

    Steh ich armer Enterbeter

    In des Staates Symphonie,

    Ach, in diesem Schwall von Tönen

    Wo fänd ich da des eigenen

    Herzens süße Melodie?

     

    Ein Gedicht soll ich euch spenden:

    Nun, so geht mit dem Leidenden

    Nicht zu strenge ins Gericht!

    Nehmt den Willen für Gewährung,

    Kühnen Reim für Begeisterung,

    Diesen Unsinn als Gedicht!

    (Josef von Eichendorff: Mandelkerngedicht)

    #33Verfasser Gart (646339) 04 Dez. 18, 15:37
    Kommentar

    Auch der Struwwelpeter ist beim Reimen nicht immer ganz blitzblank. Eine Auswahl:


    Der Friederich, der Friederich,

    Das war ein arger Wüterich!


    Die Sonne schien ihm [dem Mohren - G.] aufs Gehirn,

    Da nahm er seinen Sonnenschirm.


    Am nächsten Tag, – ja sieh nur her!

    Da war er [der Suppen-Kaspar - G.] schon viel magerér.

    #34Verfasser Gart (646339) 23 Dez. 18, 13:20
    Kommentar

    Der Reim "Friederich - Wüterich (= Wiederich)" ist wohl der Tatsache geschuldet, dass der Verfasser des Struwwelpeters Hesse war.

    #35Verfasser MiMo (236780) 24 Dez. 18, 18:03
    Kommentar
    Ach, wenn mir bloß ein Reim gelänge!
    Doch selbst Orpheus hat Gesänge,
    die ihn in die Sagenwelt
    gehoben haben, selt
    en aus dem Hut gezaubert,
    ich möcht sagen, mit Verlaub, er t
    rug auch keinen.

    http://www.gunkl.at/Das%20Beste%20schwer.htm

    Aua ...
    #36Verfasser tigger (236106) 26 Dez. 18, 23:39
    Kommentar

    Auch in dem Weihnachtslied Vom Himmel hoch, da komm ich her, finden sich einzelne 'eigenwillige' Reimwörter, z. B. hier:  

    [...]

    Er bringt euch alle Seligkeit,

    die Gott der Vater hat bereit',

    daß ihr mit uns im Himmelreich

    sollt leben nun und ewiglich.

    #37Verfasser Leseratz (238114) 28 Dez. 18, 21:01
    Kommentar

    Im Mhd. hieß das "Himmelreich" noch "himelrîche". im frühen Nhd. auch "Himmelrich".


    himelrîche, ich fröuwe mich dîn,

    daʒ ich dô mac schouwen

    got und die liebe muoter sîn.

    Wackernagel leseb. (1861) 997;


    so werden wir gefüret

    mit der engel schar

    als in das himmelriche.

    Uhland volksl. 881.


    ach min gott, wie was ich so fro! ich meint ich weri im himelrich.

    Th. Platter 31


    .. einer, der ein himmelrich oder sonst wunder führte, ...

    Ochs geschichte der stadt u. landschaft Basel 5 s. 105.


    http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgu...

    #38Verfasser MiMo (236780) 29 Dez. 18, 06:59
    Kommentar

    Danke, MiMo, eh klar - an mhd. hatte ich tatsächlich gar nicht gedacht - und vielen Weihnachtsliedsängern wird die Etymologie vermutlich auch nicht bekannt oder bewußt sein.

    #39Verfasser Leseratz (238114) 30 Dez. 18, 17:52
    Kommentar

    In "Das Fräulein Vera" von Pirron&Knapp (irgendwann in den 1950ern), ein Song über Fräulein Vera, ihren Verehrer und ihr Goggomobil, reimt sich "Vera" nacheinander (Auswahl) erst auf Verehrer, Straßenkehrer und Plärrer - und gipfelt dann in Reimen auf "Verkehr war", "Zerstörer" ("Zerstehra") und "ordinärer".

    #40Verfasser Gart (646339) 03 Jan. 19, 08:23
    Kommentar

    Auf das Wohlsein der Poeten,

    Die nicht schillern und nicht goethen,

    Durch die Welt in Lust und Nöten

    Segelnd frisch auf eignen Böten.

    (Joseph von Eichendorff: Toast)

    #41Verfasser Gart (646339) 12 Jan. 19, 17:33
    Kommentar

    Nur eher am Rande ein Thema für diesen Faden - dennoch: Heine reimt hier fast komplett auf französisch :-)


    Das Menschenvolk mich ennuyieret,

    Sogar der Freund, der sonst passabel; -

    Das kömmt, weil man Madame titulieret

    Mein süßes Liebchen, so süß und aimabel.

    #42Verfasser Gart (646339) 15 Jan. 19, 09:22
    Kommentar

    Gerhard Bronner reimt (in: Weil ma so fad is, über einen Tunichtgut, der aus Langeweile Unheil stiftet) "Galopp" auf "Cinemascope".

    #43Verfasser Gart (646339)  08 Okt. 19, 15:34
    Kommentar

    In Schillers "Wallensteins Lager" heißt es:

    "Und er ist wohl gar, Mussjö,

    Der lange Peter aus Itzehö?"

    Zugegeben, es reimt sich, aber die Stadt wird doch Itzehoo gesprochen und Itzehoe geschrieben? Außer natürlich, das war 1798 noch anders.

    #44Verfasser imaginary woman (398289)  08 Okt. 19, 21:19
    Kommentar

    Nein, das war 1798 auch nicht anders! Der seltsame Reim ist von Schiller ganz bewusst in die Welt gesetzt worden, weil er mit dieser Parodie die mangelnde Bildung der Landsknechte demonstrieren wollte.

    #45Verfasser ghost_4 (1278168) 09 Okt. 19, 09:53
    Kommentar

    Itzehoh ist richtig; teilweise wird als Witz aber auch "Itseho-eh" draus gemacht.

    #46Verfasser B.L.Z. Bubb (601295) 09 Okt. 19, 09:57
    Kommentar

    Lord Byron ("Farewell to Malta"):


    Pardon my Muse, who apt to prate is,

    And take my rhyme - because 'tis gratis.

    #47Verfasser Gart (646339) 09 Okt. 19, 10:07
    Kommentar

    "Deine Seele, die die meine liebet

    Ist verwirkt mit ihr im Teppichtibet

    (...)

    Süßer Lamasohn auf Moschuspflanzenthron

    (...)"

    E. Lasker-Schüler

    #48Verfasser igm (387309) 09 Okt. 19, 13:05
    Kommentar

    Eigentlich offtopic: der Meister, der die Form bricht. Wenn Goethe (wie in diesem Faden schon beschrieben) "Vergnügen" auf "Griechen" reimt, dann wird kein Mensch denken, dass Goethe das nicht auch weiß, dass das ein seltsamer Reim ist, sondern dass er ohne weiteres anders könnte, aber hier eben nicht will. Ein anderer Fall sind vermeintliche Stolperer im Versmaß - an richtiger Stelle eingesetzt sind sie ein Fanfarenstoß. Oscar Wilde, "The Ballad of Reading Gaol", hier die erste Zeile:


    And he of the swollen purple throat

    And the stark and staring eyes,

    Waits for the holy hands that took

    The Thief to Paradise...


    Edith ist noch ein Beispiel eingefallen: Karl Kraus' "Grabschrift für ein Hündchen", hier die letzte Zeile.


    Ein kleiner Hund mit langem Haar, den ich persönlich kannte,

    er lachte, wenn man zu ihm sprach, er weinte, weil er stumm war,

    sein Blick war Dank der Kreatur, für sich und für die andern.

    Da kam ein Wagen ohne Pferd und tötete das Hündchen.

    Wer hatte es so eilig, ach, wer hatte es so eilig. [...]

    ... Die kleine Frau, sie sah sich um und rief ihn,

    sie rief und rief und sah ihn nicht, da lag er in der Sonne.

    So wenig Stelle nahm er ein. Und so viel Stille bleibet,

           wo Leben keine Worte hat.

    #49Verfasser Gart (646339)  17 Mär. 20, 12:38
    Kommentar

    Wieder W. H. Auden ("Academic Graffiti"), Hervorhebungen nicht durch mich:


    The Geheimrat in Goethe

    Made him all the curter

    With Leute who were leery

    Of his Color Theory.

    #50Verfasser Gart (646339) 18 Mär. 20, 16:06
    Kommentar

    sah zufällig #44

    In Schillers "Wallensteins Lager" heißt es:

    "Und er ist wohl gar, Mussjö,

    Der lange Peter aus Itzehö?"

    Zugegeben, es reimt sich, aber die Stadt wird doch Itzehoo gesprochen und Itzehoe geschrieben? Außer natürlich, das war 1798 noch anders.


    Da ich Itzehoe kenne und auch die Straße "Langer Peter", habe ich mal danach gesucht:

    http://www.cadif.de/de_sh_steinburg/de_sh_ste...


    Die Straße wurde erst nach "Wallensteins Lager" gebaut.


    Nach dem "Langer Peter aus Itzehö", einer literarischen Figur aus

    Wallensteins Lager von Friedrich Schiller. Die Schaffung der den Umlandverkehr entlastenden langen Umgehungsstraße im Norden der Innenstadt von 1928 bis 1930 ist das Werk des tatkräftigen und energischen Bürgermeisters Adolf Rohde gewesen. Er war im Jahre 1930 auch Taufpate des Langen Peter. Ein origineller Name, dieser Lange Peter, der wohl nur in Itzehoe vorkommt, vorkommen kann! Die Itzehoer sind stolz auf ihren "Langen Peter". Er hat schon im 18. Jahrhundert unsere damals kleine und unbekannte Stadt in die große klassische Literatur des deutschen Volkes eingeführt. Da begrüßt doch im 5. Auftritt von Friedrich Schillers "Wallensteins Lager" die lustige Marketenderin Gustel aus Blasewitz einen von zwei grünröckigen Jägerunteroffizieren mit den Worten:

    "... Er ist wohl gar, Mußjö,

    Der lange Peter aus Itzehö?

    Der seines Vaters goldene Füchse

    Mit unserem Regiment hat durchgebracht

    Zu Glückstadt in einer lustigen Nacht."

    #51Verfasserkehd (353378) 18 Mär. 20, 17:14
    Kommentar

    Mußjö / Itzehö – da klappen mir die Fußnägel gleich doppelt hoch.

    #52Verfasser Stravinsky (637051) 18 Mär. 20, 19:43
    Kommentar
    Da habt ihr ja viel reizende Beiträge zusammengetragen.

    Vor allem Gart im Höhenflug, die Zinnen-Minne, die Schönheit und Lebendigkeit, die ihren Glanz mit sich zieht wenn sie nicht mehr da ist, und goethendende Poeten, ...

    Zu Goethe trage ich auch gerne noch etwas bei, auch wenn es das Thema nur eben so noch trifft, beides aus dem Faust:

    "Wenn er Mir auch nur verworren dient,
    So werd' Ich ihn bald in die Klarheit führen.
    Weiß doch der Gärtner, wenn das Bäumchen grünt,
    Das Blüt' und Frucht die künft'gen Jahre zieren"

    "Wer Recht hat und Geduld,
    für den kommt auch die Zeit."


    Als Beigabe, auch wenn sich hier alles bestens reimt, einfach weil es so schön ist dass es bekannter sein könnte:

    "Licht ins Herz

    Auch das ist Kunst,
    Ist Gottes Gabe,
    aus ein paar sonnenhellen Tagen,
    sich so viel Licht ins Herz zu tragen,
    dass, wenn der Sommer längst veweht,
    das Leuchten immer noch besteht".


    #53VerfasserGraceFromAbove (1267740) 23 Mär. 20, 11:47
    Kommentar

    Das hier muss man auch zweimal lesen, um festzustellen, dass es sich tatsächlich (wenn auch holprig) reimt (aus einer Version von "Men of Harlech"):


    Men of Harlech, march to glory,

    Victory is hov'ring o'er ye


    Und wo wir grade dabei sind, noch etwas Ringelnatz ("An Rolf von Hoerschelmann", 1914):


    Ich habe mich verkrochen, trinke Punsch.

    Und über mir speit jemand Erbsensuppe;

    Es klingt wie eine ferne Autohuppe.

    Ja ja der Krieg! Wer hätte das geglaubt!

    #54Verfasser Gart (646339)  05 Okt. 20, 09:35
    Kommentar

    Hier schummelt Lord Byron (Don Juan: Canto I) ein wenig:


    Sweet is revenge—especially to women,   

    Pillage to soldiers, prize-money to seamen.


    https://www.bartleby.com/337/993.html

    #55Verfasser Gart (646339)  07 Okt. 20, 12:54
    Kommentar

    Werner quoted a bit of Ogden Nash in the first thread, but here are a few more examples.

    _____________


    Certain Nash lines, such as “If called by a panther, / Don’t anther,” and “In the vanities / No one wears panities,” and “Candy / Is dandy, / But liquor / Is quicker” have become bits of popular American folklore. As Nash remarked in a late verse, the turbulent modern world has much need for the relief his whimsy offers: “In chaos sublunary / What remains constant but buffoonery?” ...
    In Nash’s verse the unusual usages are wild; the standard cliches, literary borrowings, and moralistic saws of banal poetry become altered and refocused[,] with hilarious effects and considerable loss of the expected conventional moral relevance[,] in such lines as “A good way to forget today’s sorrows / is by thinking hard about tomorrow’s,” or “When I consider how my life is spent / I hardly ever repent.” The reader’s expectations are constantly overturned: “A man is very dishonorable to sell himself / for anything other than quite a lot of pelf.” Hard Lines also shows the variety of ways in which Nash first demonstrated his cheerful sabotage of conventional spelling[,] which was to be his trademark. Orthography yields to phonology in such lines as “Philo Vance / needs a kick in the pance”; “Many an infant that screams like a calliope / could be soothed by a little attention to its diope”; and “Like an art lover looking at the Mona Lisa in the Louvre / is the New York Herald Tribune looking at Mr. Herbert Houvre.” ...
    The Bad Parents’ Garden of Verse, which appeared in 1936, expresses a variety of new concerns. His wife had borne him two baby girls by this time, and Nash, in his role as protective father, had developed new views on boys. In “Song to be Sung by the Father of Six-months-old Female Children,” the father of girls expresses a special anxiety about the unknown little boy baby who may someday marry his daughter: “I never see an infant (male), / a-sleeping in the sun, / Without I turn a trifle pale / and think, is he the one?” Nash the father fantasizes about tormenting the wooer-to-be of his daughter: “Sand for his spinach I’ll gladly bring, / and tabasco sauce for his teething ring … ” until the potential courter decides that “perhaps he’ll struggle through fire and water / to marry somebody else’s daughter.” ...
    The sounds of words also lead Nash into conscious spelling errors in order to maintain the phonic accuracy of his rhyme. Such spelling appears in the limerick “Arthur,” from Many Long Years Ago:
    There was an old man of Calcutta,
    Who coated his tonsils with butta,
    Thus converting his snore
    From a thunderous roar
    To a soft, oleaginous mutta. ...
    At the time of his death, in 1971, his admirers, both amateur and professional, accorded Nash the sincerest form of flattery as, with varying degrees of success, they attempted to couch their farewell tributes in Nash-like mangled meter. For example, poet Morris Bishop wrote:
    Free from flashiness, free from trashiness,
    Is the essence of ogdenashiness.
    Rich, original, rash and rational
    Stands the monument ogdenational. ...
    https://www.poetryfoundation.org/poets/ogden-nash

    #56Verfasser hm -- us (236141) 07 Okt. 20, 14:23
    Kommentar
    Wie schön!
    Da stoße ich an die Grenzen meiner Englischkenntnisse und freue mich auch noch drüber. Danke! :-)
    #57Verfasser tigger (236106) 08 Okt. 20, 09:33
    Kommentar

    Mal weg von der "hohen Literatur": Bei mir im Haus wird gerade renoviert. Aufschrift auf dem Lieferwagen des Malers:


    Sollen frische Farben her ...

    dann geh zu Maler Schumacher

    #58Verfasser Dr. Dark (658186) 08 Okt. 20, 09:53
    Kommentar

    In "Prinz Eugenius, der edle Ritter", einem Lied vom Anfang des 18. Jahrhunderts, sind es nicht nur die "Brucken, dass man konnt hinüber rucken", sondern gleich eine Anzahl anderer Reime, die im hier gegenständlichen Fälle Interesse beanspruchen, so etwa:


    Die Musketier' wie auch die Reiter

    taten alle tapfer streiten


    Goethe zieht gerne seltene oder nicht überall gebräuchliche Wörter heran, damit der Reim sich einstellt, ein Beispiel aus diesem Faden oder seinem Vorgänger ist das "Schlangengenüssel". Auch das "Schmorgen" (laut Duden westmitteldeutsch für "knausern"):


    Und was auch der Filz von dem Leibe sich schmorgt,

    so bleibt für den Heitern doch immer gesorgt,

    weil immer dem Frohen der Fröhliche borgt

    #59Verfasser Gart (646339)  08 Okt. 20, 12:43
    Kommentar

    Die italienische Fassung der weiland österreich-ungarischen Volkshymne, nach ihren Anfangsworten die "Serbidiola" genannt, wird oder wurde auf dieselbe Melodie gesungen wie die heutige deutsche Nationalhymne. Die ersten zwei Zeilen lauten:


    Serbi Dio l’austriaco regno

    Guardi il nostro imperator!


    Das sind in der ersten Zeile zwei Silben mehr, und offenbar wird tatsächlich nichts verschliffen oder verschluckt, weder beim "Dio" noch beim "austriaco". Dieses Versmaß wirkt fast noch feierlicher als das gewohnte.

    #60Verfasser Gart (646339)  20 Okt. 20, 08:19
    Kommentar

    >>Das sind in der ersten Zeile zwei Silben mehr, und offenbar wird tatsächlich nichts verschliffen oder verschluckt, weder beim "Dio" noch beim "austriaco".

    Maybe it helps to know how you can define a syllable in Italian. (I don't claim to be an expert; if you have any doubts, you could always ask in the de-it forum.)

    As far as I know, Italian vowel combinations, which might or might not be called diphthongs, can indeed be accented on the first of the two vowels, but the two vowels together can still form one syllable for the purpose of scansion. What makes it tricky is that, unlike in Spanish and Portuguese, there is no written accent to show the stressed syllable, so you just have to know. Opera fans will be familiar with words like 'Dio' /'di:o/ and 'addio' /ad'di:o/, and if you check a dictionary, you will see that 'austriaco' contains another such two-vowel combination, namely, ia: /aʊ'stri:aco/.

    https://www.collinsdictionary.com/us/dictiona...

    So if you were scanning the lines with the help of written accents, and bar lines for singing, it might look like this.

    Sér - bi, | Dío, l’aus - | tría - co | ré - gno,
    Guár - di‿il | nós - tro‿im - | pé - ra - | tór!___


    < serbare
    Siehe Wörterbuch: [it-de] serbare

    https://en.wikipedia.org/wiki/Translations_of...

    Hope that helps, though I'm not sure why those two fairly ordinary lines deserved to be featured in this thread about interesting rhymes.

    #61Verfasser hm -- us (236141) 20 Okt. 20, 10:36
    Kommentar

    though I'm not sure why those two fairly ordinary lines deserved to be featured in this thread about interesting rhymes.


    Perhaps it's because regno is made to "rhyme" with imperator.

    #62Verfasser Stravinsky (637051) 20 Okt. 20, 10:49
    Kommentar
    Hi, Stravinsky.

    Couldn't those just have been two different rhymes in the rhyme scheme?

    Like, say, 'Kaiser' and 'Franz'?
    #63Verfasser hm -- us (236141) 20 Okt. 20, 10:59
    Kommentar

    #51: but the two vowels together can still form one syllable for the purpose of scansion


    In einer mir zugänglichen Hörfassung werden die Vokale sehr langsam (getragen) deutlich einer nach dem anderen gesungen, so kam ich drauf, dass das Versmaß hier abweicht: "Dí-o l'aus-trí-a-co" Vielleicht ist das aber unüblich, zumal dann, wenn das Tempo etwas hurtiger ist. Ein Beispiel wäre in der (sehr lebhaften) italienischen Nationalhymne zu finden:


    Stringiàmci a coòrte,

    Siam pronti alla morte.


    Hier wird in der ersten Zeile nach meiner Kenntnis tatsächlich das -ci und das a zusammengezogen, man hört auch in etwa ein "pront-jalla morte". Weiter oben im selben Lied dürfte der Scipio als Scipjo gesungen werden.


    Fratelli d’Italia,

    L’Italia s’è desta,

    Dell’elmo di Scipio

    S’è cinta la testa.


    #62: Perhaps it's because regno is made to "rhyme" with imperator.


    Durchaus nicht, die vollständige Strophe geht wie folgt:


    Serbi Dio l’austriaco regno

    Guardi il nostro imperator!

    Nella fé che gli è sostegno

    Regga noi con saggio amor!

    Difendiamo il serto avito

    Che gli adorna il regio crin

    Sempre d’Austria il soglio unito

    Sia d’Asburgo col destin.

    #64Verfasser Gart (646339)  20 Okt. 20, 11:11
    Kommentar

    Couldn't those just have been two different rhymes in the rhyme scheme? (#63)


    Oh, OK – hadn't thought of that.

    #65Verfasser Stravinsky (637051) 20 Okt. 20, 13:12
    Kommentar

    Gart, du hast Recht. Es sind zwei Silben mehr. Und ich finde, das hört man auch. Die erste Zeile klingt für mich etwas holprig, wenn ich sie mir anhöre. Das Tempo der Melodie und das Versmaß der ersten Zeile, passen nicht so recht zusammen.


    https://www.youtube.com/watch?v=tgwB2VPjC1s


    Dass "Dio austriaco" nicht verschliffen wird ist schon richtig. Das würde man auch im gesprochenen Italienisch nicht tun.


    #66Verfassercassandra (430809) 20 Okt. 20, 13:58
    Kommentar

    Bei Ringelnatz ("Der Fuhrmann") ein netter gewollter Reim wie folgt, aus dem unerschöpflichen Fundus der Onomatopoesie:


    Trippel di trappel, trappel di trippel,

    Holter di polter, ratta di taster

    Rumpelt ein Wagen über das Pflaster.

    #67Verfasser Gart (646339)  20 Okt. 20, 16:06
    Kommentar

    Habt Dank, ihr Lieben von Brabant!

    Wie fühl' ich froh mein Herz entbrannt,

    find ich in jedem deutschen Land

    so kräftig reichen Heerverband!

    Nun soll des Reiches Feind sich nahn,

    wir wollen tapfer ihn empfahn:

    aus seinem öden Ost daher

    soll er sich nimmer wagen mehr!

    Für deutsches Land das deutsche Schwert!

    So sei des Reiches Kraft bewährt!

    Lohengrin, 3. Akt

    #68Verfasser Harri Beau (812872) 25 Okt. 20, 20:47
    Kommentar

    Die Texte der a-capella-Quatschmusik-für-Kinder-Band Bummelkasten sind eine wahre Fundgrube. Da reimt sich auch mal "schön" auf "Glühwürmchen"; hier eine Kostprobe aus Prinzessin Susi:


    [...]

    Schluss mit schmusi, hier kommt Susi

    Die härteste aller Prinzessinnen


    Jetzt muss sie nach Berlin ins Hotel Adlon

    Sie gibt Interviews und winkt brav vom Balkon

    Zieht sich zurück in die Suite, danach macht sie

    'Ne kleine Show für die Paparazzi


    Prinzessin Susi... hat heut ein' im Tee

    Klettert auf den Reichstag und pullert in die Spree

    Jetzt lernst du sie mal richtig kennen

    Die härteste aller Prinzessinnen


    Schluss mit schmusi, hier kommt Susi

    Holt die Kinder und schließt die Jalousie

    Sach mal, wat denkt die sich dabei?

    Endlich kommt die Polizei

    [...]



    #70Verfasser grinsessa (1265817) 27 Okt. 20, 12:18
    Kommentar

    Täusche ich mich, oder verwendet John Keats hier einen gewagten Reim (Hervorhebung durch mich)?


    Where's the Poet? show him! show him,

    Muses nine! that I may know him.

    'Tis the man who with a man

    Is an equal, be he King,

    Or poorest of the beggar-clan

    Or any other wonderous thing

    A man may be 'twixt ape and Plato;

    'Tis the man who with a bird,

    Wren or Eagle, finds his way to

    All its instincts; he hath heard

    The Lion's roaring, and can tell

    What his horny throat expresseth,

    And to him the Tiger's yell

    Come articulate and presseth

    Or his ear like mother-tongue.

    #71Verfasser Gart (646339) 03 Nov. 20, 12:11
    Kommentar

    Von schrägen Reimen wimmelt "Post Ulixem Scriptum" von James Joyce (1925), das allerdings offenkundig auch kein übertrieben ernst gemeintes Stück Poesie ist. In diesem Auszug lautet das Reimschema (wie auch sonst im Gedicht) A-A-A-B:


    May you live, may you love like this gaily spinning earth of ours,

    And every morn a gallant sun awake you with new wealth of gold

    But if I cling like a child to the clouds that are your petticoats

    O Molly, handsome Molly, sure you won't let me die!

    #72Verfasser Gart (646339)  11 Nov. 20, 09:05
    Kommentar

    Aus Oscar Wildes "Symphony in Yellow", dritte Strophe:


    The yellow leaves begin to fade

    And flutter from the Temple elms,

    And at my feet the pale green Thames

    Lies like a rod of rippled jade.


    Zufall oder nicht: Just dort, wo die "Symphonie in Gelb" auf einmal ins Grüne wechselt, ein kleiner Bruch.

    #73Verfasser Gart (646339)  03 Apr. 22, 17:35
    Kommentar

    Im Französischen, eine Sprache, die das Reimen leicht macht, weil sich einem (zugespitzten) Bonmot zufolge jedes Wort auf jedes andere reimt, kann man sogar gleichlautende (und selbst gleich geschriebene) Wörter aufeinander reimen, solange sie nur eine andere Bedeutung tragen (siehe das Beispiel im vorhergehenden Faden). In Anbetracht solcher linksrheinischer gelockerter Anforderungen ans Verseschmieden bin ich im Zweifel, ob dieser Reim aus dem "Chant du Départ", ein Kampflied, das zu Zeiten des französischen Ersten Kaiserreichs gewisse Funktionen einer heutigen Nationalhymne erfüllt haben soll, für französische Ohren rein oder unrein ist.


    De Barra, de Viala le sort nous fait envie ;

    Ils sont morts, mais ils ont vaincu.

    Le lâche accablé d'ans n'a point connu la vie :

    Qui meurt pour le peuple a vécu.


    Im Ergebnis handelt es sich wohl wieder um einen Reim nach Art von "nuit - nuit" wie im verlinkten Beispiel. Liegt der Ton (wie stets im Französischen) auf der letzten Silbe, dann reimt es sich zwar auch im Deutschen (geführt - geschnürt, dagegen: ungeheuer - Abenteuer, aber natürlich nicht Abenteuer - Wagenheber). Aber wiederum reimen sich gleiche Silben im Deutschen nicht (entführt - geführt).

    #74Verfasser Gart (646339)  04 Apr. 22, 12:49
    Kommentar

    Apropos Französisch - Friedrich Torberg schildert die begeisterte Reaktion von Karl Kraus auf seinen Hinweis, daß sich dort sogar die Hinweisschilder im Zug reimten:


    Ne tirez

    La poignée

    Qu'en cas de danger!

    #75Verfasser mbshu (874725) 04 Apr. 22, 15:19
    Kommentar

    Im "Chant des Girondins" - noch so ein Revolutionslied - wird à Dieu auf adieu gereimt:


    C’est à nous, mère, épouse, amante,

    De donner comme il plaît à Dieu

    La couronne au vainqueur qui chante

    Au martyr le baiser d’adieu


    Edith sagt, dass im "Marche de Henri quatre" sich sogar ein Wort auf dasselbe Wort in derselben Bedeutung reimt, im zweiten Fall allerdings womöglich als Bestandteil einer festen Redewendung:


    Vive Henri quatre

    Vive ce Roi vaillant!

    Ce diable à quatre

    A le triple talent

    De boire et de battre

    Et d’être un vert-galant.

    #76Verfasser Gart (646339)  04 Apr. 22, 15:28
    Kommentar

    Immer gut für gewagte Reime ist Christian Morgenstern:


    Und so scherzt er kaustisch-köstlich:

    Nein, mein Diwan bleibt – westöstlich!

    #77Verfasser Gart (646339) 05 Apr. 22, 11:12
    Kommentar

    Die Knospe sprach: Du siehst, ich bin im Keim erst!

    Was spät die Welt entzückt, es ist geheim erst.


    (Gesammelte Werke des Grafen August von Platen)

    #78Verfasserzacki (1263445) 05 Apr. 22, 11:31
    Kommentar

    Im Liede "Battle Cry of Freedom" - seinerzeit während des Sezessionskriegs von 1861 so populär, dass es eine Nordstaaten- und eine Südstaaten-Version gab - reimte der Süden wie folgt:


    Our gallant boys have marched to the rolling of the drums

    And the leaders in charge cry out, “Come, boys, come!” [...]

    While our boys have responded and to the fields have gone

    Our noble women also have aided them at home.


    Der biedere Text bleibt übrigens nicht nur inhaltlich, sondern - so wie ich das sehe - auch vom Versmaß hinter der schwungvolleren Nordstaaten-Version zurück. https://de.wikipedia.org/wiki/Battle_Cry_of_F...

    #79Verfasser Gart (646339)  14 Apr. 22, 14:25
    Kommentar

    Natürlich ist das Kabarett oftmals bewusst eine Quelle seltsamer Reime. Der verstorbene Georg Kreisler hat da beim Lied vom wundereschönen Heinrich ein paar nette Beispiele eingebaut (aus dem Gedächtnis)

    “Erst wenn ich am Wein riech

    kann ich von Hein-rich

    lassen,

    Schrei’n die Massen”


    ”Es sucht sein Gefolge

    im Alkohol Ge-

    Nesung

    und Erlösung”.

    #80Verfasser Wik (237414) 14 Apr. 22, 19:52
    Kommentar

    Kaum zu glauben, dass das von Georg Heym ist, aber so isses ("Fröhlichkeit"):


    Die starren Schwäne und die Elefanzen;

    Der eine hebt vor Freude schon das Bein

    Und grunzt im hohlen Bauche wie ein Schwein.

    Und alle Tiere fangen an zu tanzen.

    #81Verfasser Gart (646339) 15 Jul. 22, 08:34
    Kommentar

    Die Elefanzen finde ich allerliebst.


    In einem rhythmisch sehr schlechten Kinderlied zur Melodie von "If You're Happy and You Know It" hörte ich die Zeile "Wenn wir wirklich traurig sind, wollen wir wein'n". Gemeint war natürlich "weinen", aber es klang eben wie "Wenn wir wirklich traurig sind, wollen wir Wein". Passt auch, ist aber weniger kinderfreundlich.

    #82Verfasser imaginary woman (398289) 09 Nov. 22, 20:46
    Kommentar

    Was für ein Gewerche,

    vor der großen Kerche.

    Alle Leute woll'n den Pastor sehn'.

    Pastor sitzt auf der Kirchentreppe

    und poliert die Totenkeppe.


    #84VerfasserPolko (1138531) 10 Nov. 22, 07:00
    Kommentar

    😀

    #85Verfasser B.L.Z. Bubb (601295) 10 Nov. 22, 08:09
    Kommentar

    Ihr wisst ja, dass ich immer mit Liedtexten daherkomme:


    "Ganz besonders schön is'

    das Gesicht von Uli Hoeness."


    (Norbert und die Feiglinge: Bayern hat verloren.)


    Ebenso:


    "Marmor, Stein und Eisen schmilzt

    wenn du deinen Body buildst."


    (EAV: An der Copacabana)


    #86Verfasser Jesse_Pinkman (991550) 11 Nov. 22, 07:18
    Kommentar

    West-Östlicher Diwan


    "Dreistigkeit"


    Worauf kommt es überall an,

    Daß der Mensch gesundet?

    Jeder höret gern den Schall an,

    der zum Ton sich rundet.


    Alles weg, was deinen Lauf stört!

    Nur kein düster Streben!

    Eh er singt und eh er aufhört,

    Muß der Dichter leben.


    Und so mag des Lebens Erzklang

    Durch die Seele dröhnen!

    Fühlt der Dichter sich das Herz bang,

    Wird sich selbst versöhnen.



    Die ist ein Gedicht von Goethe

    das er eines Abends spöte

    auf dem Sofa noch ersann.

    #87VerfasserPeterK. (599041) 11 Nov. 22, 13:13
    Kommentar

    Schon lange wohnt mein Alter

    auf Malta.

    Doch ich zieh zu meiner Mama

    nach Alabama.


    Das hört sich für mich an wie aus einen Liedtext der sog. "Blödelbarden" aus den 70ern. Ich konnte auf die Schnelle aber keine Quelle finden.

    #88Verfasser Jule (236478) 15 Nov. 22, 12:51
    Kommentar

    Das ist von Insterburg & Co. und lautet vollständig:


    „ Meine Eltern, diese beiden,

    die ließen sich früh scheiden.

    Nun lebt mein Alta

    lange schon auf Malta.

    Ich blieb in Alabama

    bei meiner Mama.“


    Aus dem Gedächntnis zitiert. Zur Verifizierung müsste ich meine entsprechenden LPs auflegen.

    #89Verfasser opadeldok (1319435) 16 Nov. 22, 19:26
    Kommentar

    In der Online-Ausgabe der tz sind die Überschriften der Kochrezepte meistens gereimte Beschreibungen, die Lust auf das Gericht machen (sollen). Die meisten Gerichte sind bestimmt ausgesprochen gut - hab erst eins oder zwei ausprobiert. Da hat sich jemand beim Texten richtig viel Mühe gegeben, nur manchmal mit ein bisserl "zu viel Schlagrahm auf dem Kuchen" wie in diesen Kostproben:

    "Dieser fruchtige Curry-Hähnchensalat mit Mandarine sorgt beim Essen für Glücks-Endorphine."

    "Das Rezept für ein drei Zutaten Mousse au Eierlikör bekommst du auch ohne Verhöhr" [sic!]

    "Bei dieser schnellen Chicken-Pasta kommen alle Zutaten in einen Topf - basta!"

    "Dieser Bienenstich-Bisquitrolle gebührt ein Freudentänzchen und macht sich gut auf jedem Kaffeekränzchen!" [sic!]

    #90Verfasser Leseratz (238114) 02 Apr. 23, 12:05
    Kommentar

    (Mir rollen sich sowas von die Zehennägel auf, wenn ich sehe, wie Versmaße so vergewaltigt werden. Oder genau genommen: Versfüße.)

    #91Verfasser Jesse_Pinkman (991550) 02 Apr. 23, 15:58
    Kommentar

    Was für ein Essen wär heut nett?

    Ich schau mal nach in der „tz“.

    Da reimt der Münchner Boulevard,

    es klingt oft ziemlich sonderbar.

    Und dennoch kocht man es zuletzt

    und fühlt sich mit der Welt vernetzt.

    #92Verfasser reverend (314585) 02 Apr. 23, 17:52
    Kommentar

    Dies ist wohl wahr, oh reverend,

    sieht man den Inhalt nur getrennt

    von Form und Maß, wie du es tust,

    getrieben von der Nahrungslust!

    Doch ich als lyrischer Ästhet,

    als fortgeschrittener Poet,

    kann nur das ganze Werk bemessen,

    denn jenseits von dem Drang zu essen

    treibt mich der Sprache Schönheit an,

    die man in Reimen finden kann,

    wenn sich der Dichter redlich müht,

    in seinem Werk die Kunst erblüht,

    er sich nicht in Ergüssen sonnt

    wo man schnell merkt: Tja - nix gekonnt!


    #93Verfasser Jesse_Pinkman (991550) 02 Apr. 23, 18:01
    Kommentar
    (Äh… nur falls das falsch rübergekommen sein sollte: der zweite Teil meines Gedichts bezieht sich natürlich auf die Versuche der tz, nicht etwa auf reverends schöne Ausführung)
    #94Verfasser Jesse_Pinkman (991550) 02 Apr. 23, 23:06
    Kommentar

    tztztz...


    Nur böswillg hätt mans missverstanden

    der Worte innegewohnte Kraft

    ist sinnfällg tief verborgendlich gegeben

    wers nicht sogleich sieht, der schlaft.


    Keine Angst, das singt sich zurecht. Ganz moderner iambischer Protheseus.

    Vor allem die Vortäuschung des Schematons von ABA''(=C)B ist hier äußerst subtil, da ja statt "gegeben" der Reim "vorhanden" offensichtlich gewesen wäre und sich von alleine mithört. So geht Kunst. Das kommt von "können", so wie Wulst von "willen".


    PS: hat jemand einen Duden "a tergo" zu verkaufen? Oder ein Reimlexikum?


    #95Verfasser reverend (314585) 03 Apr. 23, 01:51
    Kommentar

    Vielleicht lässt die tz ja den Poetron an ihre Überschriften ran. Das war, so um 2005 herum so ein Internet-Spielzeug zum reimen. Viele fanden das ganz toll und lustig. Meine Meinung dazu habe ich damals, in einem anderen Forum, so verfasst:


    Es ist nicht jedem so gegeben

    aus Worten ein Gedicht zu weben.

    Muss man doch auch das Hirn gebrauchen

    um einen Sinn ihm einzuhauchen.

    Das gilt nicht nur für Poesie,

    nein, auch für Prosa, irgendwie.


    Man vieles zwar ein paar mal liest

    bis einem sich der Sinn erschließt.

    Doch hat man dann ab da verstanden:

    Ja, hier ist ein Sinn vorhanden.


    Nur sollte man die Welt verschonen

    mit Werken aus den Poetronen,

    denn hier wird zum Gedicht erklärt,

    was wirklich völlig sinnentleert.


    Reicht grade noch zum Einmal-Gag

    ansonsten ohne jeden Zweck.

    Mögen and're drüber lachen,

    ich kann mir keinen Reim drauf machen.


    PS: Selbstredend bezieht sich das nicht auf die kreativen Schöpfungen der hier Anwesenden.

    #96Verfasser opadeldok (1319435)  03 Apr. 23, 16:19
    Kommentar

    Bei den meisten Schüttelreimen besteht die gleiche Gefahr. Erst sieht man die Möglichkeit eines geschüttelten Reimes und dann versucht man meist krampfhaft dem einen Sinn beizubiegen. Ganz oft denke ich mir: Oh, hättet ihr doch die Chance lieber verstreichen lassen.


    Bemerkt ein Dichter gar immerhin

    die Chance, 'nen Reim zurecht zu schütteln.

    Ganz sicher wird man dran bekritteln;

    dem Reim gebricht es doch schwer an Sinn.


    Das ist die Crux, oh Schüttelreimer.

    Erst der Gedanke und dann der Reim.

    Sonst geht der Sinn dir ganz aus dem Leim.

    Und der Reim ist längst schon im Eimer.

    #97Verfasser lyri (236943) 04 Apr. 23, 14:25
     
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