Ich probiere es mal:
Das grundsätzliche Problem im heutigen deutschen Wissenschaftssystem ist, dass es im Verhältnis zu der Anzahl an qualifizierte Wissenschaftlern relativ wenig unbefristete Stelle gibt, da mehr oder weniger nur Professoren und die Verwaltungsangestellte unbefristet angestellt werden. Es gibt zwar noch ein paar akademische Räte und unbefristete wissenschaftliche MA, die meines Erachtens ähnlich dem Lecturer im englischen System sind, aber viel weniger als früher (das hängt aber auch vom Fach, Bundesland etc. ab).
Stattdessen hangelte man sich als Wissenschaftler bis zur Professur von einem befristetet Vertrag zum nächsten. Das waren dann oftmals auch nur 6-Monats-Verträge. Dazu kam (und kommt), dass man nicht mal relativ sicher sein kann, dass man am Ende eine unbefristete Professur oder sonstige Stelle bekommt. Und dann stand man mit 45 Jahren da und muss sich eine neue Karriere aufbauen oder sein Leben lang auf befristeten Verträgen bleiben.
Die Politik wollte dem entgegentreten, indem sie es den Unis mit dem Wissenschaftszeitvertragsgesetz erschwert hat, Forscher auf befristete Stellen einzustellen. Es sagt, dass man als Wissenschaftler nur befristet werden kann, wenn man an einem Projekt arbeitet, das von jemanden anderen als die Uni und nur für einen bestimmten Zeitraum finanziert wird (es also offensichtlich nicht mehr Geld gibt), oder wenn man noch am Qualifizieren ist, also noch an seiner Doktorarbeit oder Habilitation arbeitet, also vielleicht gar kein toller Wissenschaftler wird. Hier kommt dann außerdem noch die Einschränkung hinzu, dass das Qualifizieren insgesamt nur 12 Jahre brauchen soll (plus Kinderzeit, Ausland etc.) und die Uni mindestens so lange einzustellen hat, dass die angestrebte Qualifizierung in der Zeit auch erreicht werden kann, z. B. für eine Doktorarbeit 3 Jahre. Nach diesen 12 Jahren muss die Uni den Wissenschaftler unbefristet einstellen.
Die Idee war, den Forschern zu helfen, in dem diese dann früher und vermehrt auf unbefristete Stellen eingestellt werden bzw. darauf klagen können, dass sie unbefristet eingestellt werden müssen, wenn keine der beiden Bedienungen erfüllt wird.
Ich denke, vor allem bei den Vertragslaufzeiten ist es auf jeden Fall besser geworden, da Verträge unter 3 Jahren schwer zu begründen sind.
Nun ist es aber so, dass die Unis aufgrund auch Ihrer unklaren finanziellen mittel-und langfristigen Situation jemanden lieber gar nicht einstellen als unbefristet. Daher ist das Gesetz leider im eigentlichen Punkt (mehr unbefristete Stellen zu schaffen), meines Wissens nicht wirksam. Bei uns wurde auf jeden Fall noch nie jemand einfach deswegen "entfristet", d.h. nachdem er sich erfolgreich qualifiziert hat, wurde aus seiner befristete Stelle eine unbefristet Stelle gemacht. Deswegen stehen dann die meisten von uns nach den 12 Jahren doch wieder auf der Straße und fangen von vorne an.
Dazu kommt noch, dass das Gesetz relativ viele Gründe dafür gibt, dass man sich auf eine unbefristete Stelle einklagen kann, was bei meiner Uni dazu führt, dass die Verwaltung es mir teilweise schon extrem schwierig macht, jemanden auch nur befristet einzustellen, aus Angst, dieser könnte sich später eine Entfristung der Stelle einklagen.
Es ist also meiner Meinung ein Gesetz, das gut gemeint ist, aber teils sogar das Gegenteil bewirkt. Allgemein ist es halt so, dass wenn es nicht genug Geld für etwas gibt, man noch so viele Gesetze dazu erlassen kann, wie man will.