Sind Bienen die neuen Spürhunde? Diese Idee beschäftigt derzeit die Gewerkschaft der Polizei. Theoretisch klingt das ganz gut, immerhin haben Bienen einen sehr guten Geruchssinn. Ob sie im Praxistest bestehen können, ist allerdings fraglich.
Die Augustausgabe des Mitgliedermagazins der Gewerkschaft der Polizei (GdP) ziert ein eher ungewöhnliches Bild. Zu sehen ist eine Biene in Nahaufnahme, die Überschrift lautet: Spürbienen im Anflug? Ein paar Seiten später wird klar: Der Titel hält, was er verspricht. In einem Artikel wird die Idee diskutiert, ob Bienen, ähnlich wie Hunde, als Spürtiere eingesetzt werden und die Polizeiarbeit so unterstützen sollten.
Die Idee stammt von der 22-jährigen Sonja Kessler aus Köln, angehende Polizistin und seit 17 Jahren Hobby-Imkerin. Für ihre Bachelorarbeit mit dem Titel „Spürbienen – eine Revolution für die Polizeiarbeit?“ hat sie sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. Für Kessler eignen sich Bienen, konkret Honigbienen, perfekt als Spürhunde-Ersatz, weil sie ebenso gut riechen und darauf dressiert werden können, Gerüche zu erkennen und anzuzeigen. Im Interview mit dem Magazin sagte sie:
„Ich habe mich gefragt, ob ich mein umfangreiches Wissen über Bienen für meinen Polizeiberuf nutzen könnte. Dabei bin ich über einen Artikel gestolpert, bei dem es um die Konditionierung von Bienen ging. Mein Gedanke war, ob diese Fähigkeit zur Konditionierung nicht für die Polizei vorteilhaft sein könnte.“
Auch, wenn die Idee zunächst kurios klingt – die Gewerkschaft der Polizei sieht darin durchaus Potenzial. „Man sollte das Thema nicht belächeln“, sagt Michael Zielasko, Redakteur und Gewerkschaftssprecher, „wir nehmen das schon ernst.“ Für ihre Arbeit wurde Kessler vom diesjährigen Europäischen Polizeikongress deshalb mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Denn Fakt ist: Eine Ergänzung zu Spürhunden wäre wünschenswert, da die Tiere nur für eine kurze Zeit einsatzfähig sind und ihre Ausbildung viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt.
Um eine einzelne Biene zu konditionieren, muss diese zunächst in einer Vorrichtung festgehalten werden. Das kann beispielsweise ein Röhrchen oder eine kleine Kammer sein, in der sie nicht entwischen kann. Die Biene bekommt dann zwei Gerüche dargeboten. Bei dem zu konditionierenden Geruch erhält sie eine zuckerige Belohnung, bei der Darbietung des anderen Geruchs bleibt die Belohnung aus. Sobald die Biene den Geruch schnuppert, streckt sie ihren Rüssel heraus. Diese Reaktion wäre sozusagen das Äquivalent zum Anschlagen des Spürhundes. Nach nur wenigen Durchgängen seien Bienen auf den Duft konditioniert, so Kessler ...
https://www.welt.de/kmpkt/article198848243/So...