Bei mir im Kollegenkreis ist eine interessante Diskussion aufgekommen.
Im Zusammenhang mit der Dauer der Schutzmaßnahmen zum Coronavirus hatte die Bundeskanzlerin etwas gesagt wie: "Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass wir auf absehbare Zeit Beschränkungen unterliegen."
Eine Kollegin meinte, dass sei doch offensichtlich falsch, die Kanzlerin meinte ja offenkundig auf "auf unabsehbare Zeit".
Dem wiederum widesprach ein anderer, der meinte, er es ginge ja gerade um die Dauer der Zeit, die man gerade noch absehen könnte.
Ich war da etwa verwirrt: Beide bildlichen Ansätze scheinen mir durchaus logisch. Ich schaue bis zum Horizont und sehe kein Land. Dann ist richtig zu sagen, dass wir in absehbarer Zeit nicht auf Land stoßen werden.
Gleichzeitig ist dadurch natürlich die Zeit, bis ein Landgang möglich ist, unabsehbar, vielleicht müssen wir sogar wenn wir die am weitesten absehbare Stelle erreicht haben, noch weiter fahren.
Daher meine Frage: Ist die Wendung "auf (un)absehbare Zeit" tatsächlich ein Janus-Wort, wo ein Wort und seine Verneinung anscheinend dasselbe Ausdrücken und damit gegebenenfalls für Verwirrung sorgen (vgl. etwa Untiefe).
Wie wäre euer Sprachgebrauch? Meiner ist jedenfalls seit der Diskussion verwirrt, ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich spontan von absehbarer oder unabsehbarer Zeit gesprochen hätte.