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Gesellschaft für deutsche Sprache e. V
... Virus, Genus, Kasus
Mitunter treten dabei Schwankungen im Genus (dem grammatischen Geschlecht) auf. Das Wort Virus hat in der medizinischen Fachsprache neutrales Genus (das Virus), es wird aber auch mit maskulinem Genus verwendet: der Virus. Beide Varianten sind im Duden verzeichnet. ...
... Das Genus eines Substantivs ist im Deutschen ein wichtiges Kriterium dafür, wie die Kasusformen gebildet werden. Neutrale Substantive wie Virus werden stark flektiert, das bedeutet, dass im Genitiv eine s-Endung auftreten sollte. Endet die Grundform des Wortes bereits auf einen s-Laut, dann tritt die lange Form –es auf (z. B. das Fass, des Fasses). Sollte es dann nicht heißen: die Ausbreitung des Viruses? Tatsächlich tritt für das Wort Virus meist eine endungslose Genitiv-Form auf (des Virus), die Form mit langer Genitivendung ist selten. Das ist für Fremdwörter, die auf enden und zudem auf der ersten Silbe betont sind, wiederum typisch (z. B. der Zyklus, des Zyklus). Nur bei besonders stark integrierten Fremdwörtern dieser Art treten auch die langen Genitivendungen auf (etwa der Bus, des Busses). Hier kann man also mit Spannung abwarten: Werden sich stark flektierte Formen weiter durchsetzen, wenn – wie es leider zu erwarten ist – noch lange über SARS-CoV-2 gesprochen und geschrieben wird? ...