Also jetzt mal Hand aufs Herz, sollen wirklich "normale" Begriffe oder Wörter verboten werden, nur weil Bestandteile der Bezeichnung in anderem Kontext als diskriminierend angesehen werden könnten? Es gibt keine Albino-Schafe mehr, weil der Begriff "Albino", auf Menschen angewendet, Leute mit Albinismus diskriminiert (die genbedingte Pigmentstörung weiterhin Albinismus zu nennen ist aber OK), die Mohrenbrauerei (gegründet von einem Herrn Mohr) soll sich umbenennen, weil die meisten Leute mit Mohr einen schwarzen Menschen assoziieren, selbst in einer Klosterschule, in der nur Nonnen unterrichten, ist das Gendersternchen zur Abtrennung des "innen" Pflicht, und jetzt soll "normal" verboten werden, nur weil das implizierte (und noch nicht mal genannte) Gegenteil auf einen Menschen angewandt negativ konnotiert ist?
Dort wo "normal" explizit einem diskriminierenden Begriff gegenübergestellt wird, verstehe ich es, wenn die Verwendung einigen Leuten sauer aufstößt, insofern ist die Situation im OP durchaus grenzwertig, da der Autor die "normale" Schule als besser ansieht als eine Schule mit Förderschwerpunkt. Hier ist eher darüber zu diskutieren, was der Autor impliziert, auf welche Schule ein Kind mit Down-Syndrom zu gehen habe, als dass er die Regelschule "normal" nennt.
Aber wenn Eltern sagen "Zum Glück hat mein Sohn/meine Tochter das normale Abi", diskriminieren sie damit die Schüler, die die Schule mit Fachabitur abschließen? Oder sind sie nur froh, dass das Kind auf eine Universität gehen kann, die ein Fachabitur oder ein Fernabitur als Zugangsvoraussetzung nicht anerkennen?
Ist "Bekäme ich dann den silbernen Pokémon oder einen normalen?" denn dann auch diskriminierend (und für welchen von beiden)?
Wie schon Eckhard von Hirschhausen über die Bewertung von "Alternativmedizin" sagte, es komme dabei darauf an, was die Alternative sei, so muss auch bei normal geschaut werden, wogegen man sich mit "normal" abgrenzt.
"Kommt der Patient mit einem normalen Rollstuhl zurecht, oder braucht er einen motorisierten?" sähe ich ja ebenso wenig als Diskriminierung an, wie "Brauchen wir einen Platz in der Intensivstation für diesen Patienten oder reicht ein normales Krankenbett?". Schon allein, weil dann "intensiv" plötzlich auch als diskriminierend aus dem Wortschatz zu streichen wäre. Auch diese Aussagen bewerten aber die Fähigkeiten von Patienten, könnten somit also auch als diskriminierend angesehen werden.
Mal ganz davon abgesehen, dass jeder Mensch je nach Betonung auch mit unverfänglichen Worten andere herabsetzen oder gar beleidigen kann, soll wirklich die Verwendung von Wörtern über der Bedeutung des Gesagten stehen? Ist der Wunsch nach einer Sprachpolizei wirklich so groß? Und warum? Ist denn die damit einhergehende Annahme, Betroffene könnten sich gegen entsprechende beleidigende Äußerungen nicht selbst wehren, viel eher eine Diskriminierung?