Vielen Dank, hm--us, für die Recherche. Das schau ich mir gleich an.

Das war auch mein Verdacht, dass viele deutsche Namen für Amerikaner jüdisch klingen könnten, z.B. Fleischman(n) oder Rindfleisch. Ich kenne Leute, die so heißen und sicher keine Juden sind. Bei Roth hätte ich auch nicht automatisch auf einen jüdischen Namen getippt.

Tatsächlich klang Roth für mich in den Buchbesprechungen auch immer so, als ob mir das nicht gefallen würde. Der Roman war jedoch der einzig engl.-spr. im öffentlichen Bücherregal, weswegen ich ihn mitgenommen habe. Bisher gefällt mir das Buch ziemlich gut, auch wenn es tatsächlich ziemlich männerzentriert ist. Aber warum nicht. Ich beschäftige mich gern mit Sachen, mit denen ich mich noch nicht so gut auskenne ;-) Und: Das Buch liest sich gut.

Gary Shteyngarts Lebensgeschichte habe ich vor einiger Zeit gelesen, weil das Buch sehr gut besprochen war. Nicht mein Ding. Die Geschichte seiner Familie war ganz interessant, aber sein Schreibstil und v.a. seine Themen, abgesehen von der Familiengeschichte, haben mir nicht getaugt.

Roth, Blau, Grün ... nicht zwangsläufig jüdische Nachnamen, aber doch eher typisch (wofür möglicherweise die Gesetzgebung der k.u.k.-Monarchie, die zwangsweise die Annahme von Nachnamen angeordnet hatte, verantwortlich ist/war *).

Gleiches gilt wohl für Silk, der könnte der ins Englische gewendete und dann verkürzte Seidenman(n) sein. Aber das ist nur unter Vorbehalt gesagt.

* Dazu, Salcia Landmann sei's gedankt, folgender jiddischer Witz, der die Usancen der damals schon teilweise offen antisemitischen Beamtenschaft als Hintergrund hat, nämlich sich bei der Namensvergabe bestechen zu lassen:

Jossele kommt vom Amt zurück, und seine Recha bedrängt ihn:

"Nu, wie hejßen wir jetzt?"

"Schweißloch."

"Gewalt! Host dir nischt kennen ojssuchn an bessern Namn?!"

"Wos hejßt ojssuchn? Nur for das w hob ach bezohlt 50 Kronen extra!"

:-) An den Witz mußte ich auch denken, hab aber das Buch nicht hier (gehört meiner Mutter) und hätte so nicht wirklich wörtlich zitieren können.

Interessanterweise gestaltete sich die Nachnamensgebung bei den Türken nach der Anordnung durch Kemal Pascha in ganz ähnlicher Weise, wie in den slate-Link in hm--us' #1 beschrieben, also Berufe (Demirci = Schmied), Farben + etwas Landschaftliches (Sarıtaş = Gelbstein), Vorname + Sohn (Davutoğlu = Davidsohn), nach Ortsnamen (İzmirli = Izmirer) etc. Letztlich sind auch sehr viele deutsche Nachnamen ähnlich entstanden, aber teilweise durch die längere Geschichte wohl schon etwas stärker überformt - dilettier ich mal so vor mich hin.

#5 Wirklich sooo viel stärker überformt?

Die häufigsten deutschen Nachnamen sind ziemlich eindeutig Berufsbezeichnungen -

Müller, Schneider, Schuster, Jäger, Zimmermann, Bauer, Fischer, Schulze, Be/äcker... relativ leicht zu identifizieren ist auch Schmied -> Schmidt, Schmitt etc., was nach meinen Informationen international der weitverbreitetste Nachname ist (engl. Smith, poln. Kowalczyk, ru. Kuznecov, türk. Demirci...). Und dann gibt es noch Meier mit sämtlichen Abwandlungen: Ein Meier war ein Bauer mit eigenem Hof, und ein onomastisches Phänomen ist das Meier-Loch (heißt wirklich so) - im höchsten Norden und tiefsten Süden inklusive Österreich gibt es eingeborene Meiers ohne Ende, aber im mitteldeutschen Raum fast keine: Da heißen die Leute, deren Vorfahren diesen Beruf hatten, Hoffmann. Warum auch immer...

Vorname + Sohn ist im Deutschen jetzt auch nicht sooo schwer zu identifizieren, man denke an Dietrichs, Hendricks, Hermanns, Peters / Petersen, Jansen, Hansen...

Ortsnamen - naja, es gibt einfach viele kleine Orte, das erkannt man nicht gleich, aber wenn man es weiß, ist es logisch (Offenbacher, Schnarrenberger...).

Farben weiß ich nicht, aber Adjektive generell sind ja auch ziemlich verbreitet (Groß, Klein, Jung...)

In Fürth/Bay. gab es vor der NS-Ära eine der größten und aktivsten jüdischen Gemeinden von Deutschland. Dort kamen u.a. nachfolgende Familiennamen vor (vor 1933). Die Namen mit Jahreszahl finden sich in seinerzeitigen Dokumenten, sind aber später nicht mehr aufgetaucht. Die anderen Namen sind seit etwa 1800 aktenkundig.

Permann (1528), Heimann (1556), Kremnitz (1607), Fränkel (1705), Spiro, Mandel, Krautheimer, Königswarter, Berolzheimer, Nathan, Wassermann, Grünsfeld, Morgenstern, Brentano, Frank, Horovitz, Bach, Bechmann, Berlin, Rubinstein, Hallemann, Halpert, Henle, Heymann, Pickert, Feust, Halevi, Steinhardt, Kohn, Loewi, Löwenstein, Löwensohn, Mendelssohn, Matthäi, Saphir, Schönberg.

Nach Wassermann, Berolzheimer, Königswarter, Bach, Berlin, Hallemann, Jakob Henle, Pickert, Löwensohn sind Straßen in der Stadt benannt.

#6 Ja, na klar, gibt es auch im Deutschen die offensichtlichen. Es gibt aber auch sehr viele nicht mehr so offensichtliche wie Nabholz, Stoiber oder Hartnagel, Wetzel oder Vick, Froboess oder Pohl, Progl, Haider, Ruff, Fäscher, Erndl, Föst, Grötsch ...

Aber recht eigentlich ist das schon eher OT, weil ich ja eigentlich wissen wollte, welche Sorte Namen Amerikaner intuitiv als typisch jüdisch bezeichnen würden.

As Martin points out, for both Levy and Cohen there are entire groups of related names. For example, the relatively common names Levin and Lewinksy are related to Levy, while Kagan, Kogan, and Kahn are related to Cohen. Other names typically considered Jewish but not part of Martin's list would be Shapiro, Goldberg, and Friedman.

Ich hätte gedacht, dass viele Amerikaner automatisch Namen, die auf "mann" enden, als jüdisch betrachten würden.

Einige meiner amerikanischen Kollegen waren damals schwer überrascht, als sie erfuhren, dass ich Katholikin war. Mein Mädchenname endet auf "mann", noch dazu ist mein Vorname hebräisch. Mit dieser Kombination war das Erstaunen groß.

Allerdings scheinen hier in Deutschland das auch viele zu denken - zu Studiumsbeginn hat eine gemeinsame Freundin (im Sinne von Kumpel) meinen Freund (die gemeinsame Freundin hat uns verkuppelt) gefragt, ob ich jüdische Wurzeln hätte - wegen der Namenskombination.

Meiner Tante/Taufpatin hat der Vorname damals einfach nur gut gefallen, und sie sagte damals, wenn sie eine Tochter hätte, würde sie ihr diesen Vornamen geben. Meine Mutter wollte mich ursprünglich anders nennen, aber dann hat ihr der Vorschlag auch gefallen.

Die Tante ist väterlicherseits, also der Seite mit dem "mann"-Namen. Und bei dieser Familie ist es ganz sicher, dass es keine jüdischen Wurzeln gibt. Das ist im relevanten Zeitraum von den entsprechenden Stellen sehr eingehend durchleuchtet worden.

Es gibt aber durchaus hebräische Vornamen, die im heutigen Gebrauch nicht mehr typisch jüdisch wahrgenommen werden, wie beispielsweise Jonathan oder Hanna.

Verlauf:

Die Zuordnung von Namen zur jüdischen Herkunft haben wie so Vieles einen Verlauf:

Von eindeutig erkennbar

zu Ja eh

bis fast

und gar nicht.