Johanna schreibt: « Pas besoin d’écumer longuement toutes les pages de Google pour faire ‚quantité‘ ». Dem ist in gewissen Fällen zuzustimmen, andererseits erinnere ich mich an Fälle, in denen ich fürs Dico ein Wort vorschlug, von dem dann behauptet wurde, es sei in Frankreich nicht gebräuchlich. Für solche Fälle, die ja voraussehbar sind, suche ich jetzt bei der Ausarbeitung eines entsprechendes Vorschlags eine Reihe von Belegen, die zeigen, in welchem Maß französische Muttersprachler die Vokabel doch benutzen. Für mich ist LEO kein normatives, sondern eher ein deskriptives Wörterbuch. In diesem Zusammenhang will ich darauf verweisen, wie Oxford Language sein Konzept als „deskriptives Wörterbuch“ beschreibt:
„Das Ziel unserer Wörterbücher ist es, Sprachen so zu beschreiben, wie sie von Menschen auf der ganzen Welt tatsächlich verwendet werden, statt vorschreiben zu wollen, wie eine Sprache verwendet werden sollte. Aus diesem Grund nehmen wir in unsere Wörterbücher auch nicht-standardsprachliche, vulgäre, und anstößige Wörter auf, um echten Sprachgebrauch widerzuspiegeln. Wörter dieser Kategorien werden entsprechend markiert oder deren Gebrauch in Gebrauchshinweisen erklärt.
Die Aufgabe eines deskriptiven Wörterbuchs ist es, das Vorkommen und die Bedeutung aller Wörter einer Sprache zu erfassen und ihren Status klar zu identifizieren. Vulgäre oder anstößige Wörter sind in unseren Wörterbüchern zu finden, weil sie Teil des Wortschatzes einer Sprache sind. Unsere Wörterbucheinträge bieten entsprechende Markierungen dieser Wörter oder geben Hinweise zum Gebrauch dieser Wörter, um deren vulgären oder anstößigen Status und ihre Verwendung in der Sprache widerzuspiegeln.
Um alle Wörter einer Sprache genau und umfassend zu dokumentieren, verzeichnen und beschreiben unsere Wörterbücher Sprachgebrauch in all seinen Formen, inklusive nicht-standardsprachlicher und regionaler Sprache.
Nicht-standardsprachliche Wörter sowie Wörter aus verschiedenen Regionen und Dialekten werden entsprechend markiert oder in Hinweisen weiter erläutert, sodass unsere Benutzer den Status eines Wortes und seine typische Verwendung gut einschätzen können.
https://languages.oup.com/google-dictionary-de/
Meiner Meinung nach ist LEO von dieser Konzeption nicht weit entfernt, bekommt es aber immer wieder mit Usern zu tun, die dieses LEO-Procedere in „puristischer“ Weise beanstanden.
Wie ich in dem Faden „critique - Zeckenschrei“ ( Siehe auch: critique -- Zeckenschrei ) schon schrieb, stimme ich auch Alain Rey zu, dem bekannten Linguisten, der in einer Préface zum Robert einmal erklärte:
Le dictionnaire doit dire aussi „la vérité des usages jusque dans la trahison ou la transgression ... Il doit, à travers les formes du langage, mots expressions, tournures, saisir la vitalité du dire et de l'écrire dans ses productions les plus vives, celles des témoins de la culture, qui ne sont pas seulement les écrivains.“
Ich bin froh, dass sich LEO nicht unter Berufung auf „Muttersprachler:innen“ an puristische Vorgaben der Académie française („On dit …- on ne dit pas …“ ) klammert.