Zu #34
karla13: irgendwie verwirrst du mich mal wieder.
Seit heute Mittag denke ich immer mal wieder darüber nach, welche Menschen mich verwirren (können). Eigentlich nur solche, die ich recht gut kenne, und die sich dann a) wider meiner Erwartung oder b) vollkommen uneinschätzbar verhalten. Findest du dich da irgendwie wieder in Bezug auf mich?
Ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner der Beitragenden hier Krieg toll findet.
Ich auch.
Ich verstehe anschließend nicht, was du mir mit deinem nachfolgenden Text sagen willst. Ist es das: Seit es Menschen gibt, gibt es Kriege? Da es Kriege gibt, ist es gut, dass man sich dagegen verteidigen kann.
Falls ja, hier meine Sichtweise: Seit es Menschen gibt, wäre es mir lieber, wenn sie keine Kriege gegeneinander führen würden. Das ganze eingesparte Geld für Militär, Waffen, Administration etc., die eingespart zerstörte Natur und die paar (äääh paar tausend, zehntausend, hunderttausend, eine Million ad infinitum) Menschenleben könnten gut für andere Dinge ausgegeben/ eingesetzt werden.
Verteidigung wäre nicht nötig, wenn es keinen Angriff gäbe und vice versa. Das zerstörerische System erhält sich selbst am Leben.
...anders, als wir es uns erhoffen. Aber gerade deswegen ist es sinnvoll, sich zu einem gewissen Grad mit Sachen zu befassen, die wir ablehnen.
Hörst oder siehst du an irgendeiner Stelle, dass ich mich damit nicht befasse? Okay, ich verbringe nicht so viel Zeit wie andere zur Informationsgewinnung (da bin ich ein LEO- und Freundesschmarotzer, danke an alle hier), kenne keine Gerätschaften, Stellungen, weiß nichts über Militäre, Kriegsstrategien, Anzahl der aktuell Toten. Aber weder verschließe ich die Augen noch denke ich nicht an ca. 10 Stunden meines wachen Alltagsleben daran.
Deine Ablehnung von Krieg, dein "Verstaendnis" (oder auch nicht) von Solitudinarians Anekdote (doch, ich glaube, ich habe sie a) verstanden und b) verstehe ich sie rein menschlich auch gut) (die ich uebrigens sehr gut nachvollziehen kann!) basieren doch in erster Linie auf "Ethik".
Ein Teil ist sicher „Ethik“, aber mehr noch gesunder Menschenverstand.
Bubo bubo hat sehr stringent in diesem Faden das Verhalten (vieler/einiger) russischer Soldaten und der russischen Fuehrung als Kriegsverbrechen und "unethisch" kritisiert. Oft auch an meiner "Realitaet" vorbei, und darueber haben wir uns hier ausgetauscht.
Ich habe mich auf seinen Satz „Certainly not, ethics dictate that, completely independent of military rules.“ bezogen und der Zusammenhang war folgender:
As for looting, have you ever had the slightest desire to steal a kettle from the inhabitants in a house of this Ring Road village? Or the children's bicycle? Certainly not, ethics dictate that, completely independent of military rules.
Für mich war der Begriff „ethics“ hier etwas merkwürdig gewählt, weil ich wahrscheinlich nicht an Ethik denken würde, wenn ich plündern würde, a) aus Habgier, b) aus Zerstörungswut, c) aus Hunger, d) aus Lust und Laune, warum würde ich noch plündern?, ich weiß es nicht.
Ich verstehe nicht genau, warum ich mich in etwas hineinversetzen soll, was ich nicht kann. Ich bin weder Ukrainer, noch Russe. Bin nicht in dieser Gegend dort. Bin kein Mann, bin nicht jung. Bin nicht konsumorientiert, weil ich schon alles hatte/ wenig brauche.
Wenn die Frage war, ob ich schon mal geplündert habe – nein. Aber gar nicht mal aus Ethik, sondern weil mich die Dinge nicht interessieren. Ich hab schon mal an anderer Stelle gesagt: Du könntest mir einen Porsche schenken, ich würd ihn nicht nehmen. Wenn du mir aber ein Gänseblümchen schenken würdest, das günstigerweise durch den Wind sowieso schon abgeknickt war, könnte es passieren, dass ich anfange zu heulen, dich umarme vor Ergriffenheit und mich einen Tag lang besonders an dem Blümchen erfreue.
Wenn ich aber am Verhungern wäre, würde ich sofort den nächsten Supermarkt mitplündern. Ja. Fernseher? Kann Saturn gerne behalten.
Ich weiß aber trotzdem nicht, ob die Russen jetzt besonders auffällig sind in ihrem looting-Verhalten. Anders als die Ukrainer. Amis. Vietnamesen. Berliner Kreuzberger am 1. Mai. Keine Ahnung.
In Ukraine, on the other hand, young soldiers come from the far east of Russia and see things in reality that they only knew from television. This awakens a desire. Together with the whispers that they are all just good-for-nothing Nazis, the thought quickly comes that the flat screen would be better off with one's own family.
Ja, was soll ich dazu sagen? Das ist eine fremde Welt für mich.
Aber einfach nur bitter zu lachen, ist in der momentanen Diskussion hilfreich, in welcher Art und Weise?
In keiner. Es ist einfach eine Reaktion, die meine Verzweiflung, Hilf- und Machtlosigkeit ausdrückt. Ich sags gerne immer wieder: Mir wird der Boden unter den Füßen weggezogen, und ich reagiere nicht rational darauf. Dazu gehört auch, in LEO-Diskussionen bitter zu lachen.
Was ist/wäre für dich denn hilfreich in der momentanen Diskussion? Was hilft dir, Wik? (Ehrlich gemeinte Frage)
#38
Bubo bubo, merkwürdie Frage, aber wenn ich mich entscheiden müsste: @33: What would you have more scruples about: taking a gold watch from a millionaire or peeing on an old granny's only duvet? Taking away a rich woman's smartphone or crushing a child's only doll? Hätte ich mehr Skrupel bei dem Unterstrichenen.
OK, of course you wouldn't do any of that at all, good upbringing (ethic) forbids it.
Oh, das würde ich nicht sagen. Würde jemand z. B. meinen Kindern was antun, wäre ich zu sehr viel fähig.
Mich hat einmal eine Frau an einem Berliner Badesee angespuckt, flaaatsch, schön mitten ins Gesicht, nachdem ich sie angekreischt hatte, dass sie ihre 2 Riesenköter gefälligst endlich anleinen und nicht mehr unter den kleinen Kindern rumlaufen lassen soll. Ich war sehr kurz sehr perplex, dann sehr kurz sehr beschämt und sehr erniedrigt (denn vor aller Bade-Welt angespuckt zu werden ist nicht das angenehmste der Gefühle), und hätte dann mein Mann, der mich sehr genau kennt, nicht sehr schnell reagiert und mich sehr, sehr fest gehalten, säße ich wahrscheinlich heute noch im Knast.
But remember, you are not a soldier in a war. There, compassion is often only the last obstacle to atrocities. To have pity for the one who is worse off than me.
Ja, ich bin die Letzte, die da widerspricht.
Und ich bin unter den Ersten, die wissen, dass trotzdem Dinge passieren, die nicht Mitleid heißen.
Deshalb will ich keinen Krieg: Weil ich weiß, dass da Menschen mitmischen.
#43, #44, #46, #47 sind für mich bizarre Kriegs-Aufrechnungsszenarios, die ich nicht nachvollziehen kann.
[Meine Assoziation: In der Buddelkiste: Haust du mich, hau ich dich. Klaust du mir mein Sandförmchen, nehm ich dir deins weg. Bloß schlimmer.]