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    LEO liest: Eine verdächtig wahre Geschichte von Antoine Laurain

    Topic

    LEO liest: Eine verdächtig wahre Geschichte von Antoine Laurain

    Comment

    Das Buch heißt auf Französisch Le service des manuscrits und auf Englisch Reader's Room.


    Wir teilen das Buch nicht - es ist nicht sehr umfangreich, und wer bis zum Ende von Teil 1 durchgehalten hat, möchte weiterlesen ;-)

    Weil senseless.at ihr Buch erst am 3.2. herunterladen kann, würde ich vorschlagen, dass die Diskussion am 6.2. beginnt.


    Falls jemand Umfang oder Termine ändern möchte, möge man das bitte in den Buchsuchfaden schreiben, damit ich noch editieren kann.

    Author penguin (236245)  16 Jan 23, 20:43
    Comment

    Es ist der 6.2. und es ist fast 8 Uhr. Die literarische Welt wartet auf unsere tiefsinnigen Analysen, also fange ich mal an, bleibe aber bei einigen einfachen Anmerkungen, damit Ihr das Niveau stetig steigern könnt (Damit wird Druck erzeugt, denn von Spätkommentierern wird damit Spitzenniveau erwartet (-; ):


    Im Vorfeld hatte ich mehr oder weniger einen Kriminalroman erwartet, aber das ist dieses Buch nur zu einem kleinen Teil. Ich habe das Buch trotzdem gerne gelesen. Es gab schon einen interessanten Spannungsbogen. Dass Violaines Vergangenheit eine Rolle spielen würde, habe ich ab dem Moment vermutet, als ihre kleptomanischen Eigenheiten zu Tage traten. Dass die Rache an Vergewaltigern eine Rolle spielen würde, wurde ja sehr klar, als irgendwann Ausschnitte aus dem preisverdächtigen Buch zu lesen waren. Richtig zusammengebracht habe ich die Puzzleteile aber nicht und als am Schluss die Lösung präsentiert wurde, hatte ich meine Gedanken zu Violaines Geschichte und dem Vergewaltigungsthema so gut wie vergessen und war entsprechend überrascht.


    Im Buch werden ja viele reale Schriftsteller und wohl auch andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Frankreich erwähnt. Wenn damit konkrete Botschaften überbracht werden sollten, habe ich die - so fürchte ich - nicht erkannt, da ich über die erwähnten Personen zu wenig weiß.


    Ein Nebenaspekt: Im ersten Teil des Buches werden ja die Mitglieder des readers' room vorgestellt und es wird beschrieben, wie sie in den readers's room gekommen sind. Das war meiner Ansicht nach nett beschrieben und somit gut zu lesen, aber es waren auch sehr viele Informationen und ich habe gar nicht versucht, mir die zu merken, obwohl sie für das weitere Buch von Bedeutung sein konnten. Eigentlich erinnere ich mich nur bei der blinden Frau, wie es zu ihrer Mitarbeit kam. Geht es Euch da anders?

    #1Author harambee (91833)  06 Feb 23, 08:06
    Comment

    Ah, harambee hat die Diskussion eröffnet. Danke. Dann will ich auch mal meinen ersten Senf dazugeben:


    Aaaaalso ...

    Am Anfang wollte ich das Buch in die Ecke schmeißen. Ich fand die Art, in der sich der Autor über die Ambitionen von "Hobbyschriftstellern" lustig macht, unerträglich arrogant und habe mich gefragt, was gerade ihn nun befähigt, sich über andere zu erheben, denn ich fand den ersten Teil des Buches schwafelig, wirr und in der Handlung von einem irrelevanten Punkt zum nächsten springend.


    Erst etwa ab da, wo die Kommissarin aus Rouen mit ihrem Kriminalfall um die Ecke kommt, wurde das Buch besser und geradliniger. Ab da hat es mir dann gefallen und die Lösung fand ich soweit o.k.


    Aber dass am Anfang so viele für die eigentliche Handlung unwichtige Szenen kamen (was sollte z.B. der Flugzeugabsturz? Er ist komplett ohne Belang für die Handlung), hat mich doch gestört.

    #2Author Hassos Frauchen (270200) 06 Feb 23, 09:05
    Comment

    Ich mochte das Buch gar nicht. Der einzige Pluspunkt war für mich, dass es in aktuellem umgangssprachlichem Französisch geschrieben war (ich habe das Original gelesen). Ich fand auch die Auflösung völlig unglaubwürdig - hier ein paar Gedanken dazu, die ich mir während der Lektüre gemacht habe:

    Es klingt stellenweise, als sei es aus einem Lehrbuch für Romanautoren übernommen. Der Autor hat sicher auch seine Erfahrungen bei der Suche nach einem Verlag für seine Manuskripte einfließen lassen, und Modiano scheint er sehr zu mögen, er taucht zumindest auch in einem anderen Buch von Laurain auf. Die Geschichte selbst wirkt formelhaft, wie aus dem Baukasten der Schreibschule.

    Was ich allerdings vollends unglaubwürdig fand: Wie die Drogentoten, über die Marie dann schreibt, ausgerechnet die Vergewaltiger sind.

    Fazit:

    Der Versuch einer Kriminalgeschichte, eigentlich eine Abrechnung mit dem Verlagswesen.

    #3Author penguin (236245) 06 Feb 23, 09:09
    Comment

    Ich kann Hassos Frauchen nur zustimmen, dass es wirklich arrogant ist, wie der Autor sich über Hobbyschriftsteller lustig macht. Möglicherweise wird man so, wenn man täglich so viele Manuskripte auf den Tisch bekommt, aber dennoch ist es nicht schön.


    Alle in der Manuskriptabteilung scheinen sich einig zu sein, was eine Sonne verdient. Alle halten die Zuckerblumen für das tollste Buch aller Zeiten. Mich haben die Auszüge nicht überzeugt, weder sprachlich noch inhaltlich. Ein Kind, das entdeckt, dass ihre Eltern eigentlich ihre Großeltern sind und sich rächen will; das soll einen Buchpreis verdienen?


    Wer hat denn nun die Männer ermordet? Der Drogendealer? Marie & Pierre? Das Buch??

    #4Author caissa (225192) 06 Feb 23, 09:47
    Comment

    Wer hat denn nun die Männer ermordet? Der Drogendealer? Marie & Pierre? Das Buch??

    Gute Frage. Ich dachte, der Drogendealer. Und dass es im Buch genau so beschrieben wird, ist eben das Mysteriöse daran. Ich habe das verbucht unter "der Autor wollte so ein rätselhaftes Ende". Erklärt wird es meines Erachtens nicht.


    Um nochmal auf harambees Beitrag zurückzukommen: ich konnte mir die Mitarbeitenden aus der Manuskriptabteilung auch nicht merken. Die Namen waren irgendwie alle zu ähnlich, die Personen zu wenig greifbar. Ich habe deren Funktion auch nicht groß durchschaut. Ebenso die der vielen Männer. Es dauerte, bis ich begriff, dass Violaine einen gönnerhaften Chef, einen früheren Geliebten, einen Psychoanalytiker und einen Mann hatte. Die waren anfangs so nebelhaft, dass ich sie alle für ein und dieselbe Person gehalten habe. Erst nach und nach haben die Leute Form angenommen und ich musste "meine inneren Bilder" immer wieder neu anpassen.

    #5Author Hassos Frauchen (270200) 06 Feb 23, 10:29
    Comment

    Frothy and forgettable. I too found the ending unsatisfying. I was annoyed by the many narrative strands that didn’t go anywhere or turned out to be irrelevant – Stephen King, the potential love story between the two detectives, the AI, the trip to tell the old man about his son’s death, etc. I also thought the very dark episode in Violaine’s past jarred with the overall tone of the book. (The comedy at the expense of aspiring writers didn't bother me, though.)


    At least the stinkers we’ve chosen so far have had the virtue of being short. :-)

    #6Author dulcinea (238640) 06 Feb 23, 11:32
    Comment

    Ich schließe mich auch allen anderen an. Haarsträubend unglaubwürdige Auflösung, voller seltsamer Abschweifungen, die für nichts gut waren - wie der Flugzeugabsturz, aber auch z.B. das aus heiterem Himmel fallende Liebesgeständnis an die die Polizistin -, Hauptpersonen, die mich kalt ließen. Ein Detail, das mich besonders geärgert hat: Als Edouard zum erstem Mal Violaine begegnet und sofort vom Blitz getroffen ist, fällt ihm auf die Frage, ob ein berühmter Designer wirklich die 30qm Leseraum designen will, nicht anderes ein als "When I'm asked by editors as beautiful as Violaine Lepage, yes"??? Die abgedroschenste Antwort aller Zeiten für eine erfahrene Lektorin? Und die ist davon bezaubert? Da hatte ich von dem Buch eigentlich schon genug ;-)


    Auch die Auszüge aus den Sugar Flowers fand ich wie caissa nicht überzeugend. Es ist natürlich auch schwierig, so ein hochgelobtes Buch dann auch tatsächlich zu schreiben (wenn der Autor dazu fähig wäre, wäre ja auch das eigentliche Buch besser), aber dann sollte man auf Zitate verzichten...


    Ärgerlich fand ich ebenfalls die AI. Was sollte das nun? Die Info hätte man auch auf konventionelle Weise kriegen können. Das war auch so eine Idee, die mit nichts zusammenhing und einfach in den Raum geworfen wurde, aber gar nicht ins Buch passte und ja auch nicht weiterentwickelt wurde. Ich habe das Gefühl, dass der Autor selbst nicht wusste, was er wollte (wie ja auch der angedeutete magische Realismus am Ende, im Sinne von "Fiktion beeinflusst Realität").


    (The comedy at the expense of aspiring writers didn't bother me, though.)

    Mich auch nicht. Ich kann mir schon vorstellen, dass neben den vielen einfach langweiligen und mäßig geschriebenen Manuskripten auch unglaublicher Schrott auf dem Tisch von Lektoren landet; ein paar Worte dazu hatte ich in einem Buch, das in einem Verlag spielt, sogar erwartet.

    #7Author Gibson (418762)  06 Feb 23, 13:49
    Comment

    zu: The comedy at the expense of aspiring writers didn't bother me, though


    Ich muss gestehen, ich bin zu dem Thema auch etwas dünnhäutig, da ich selbst eine dieser Hobbyautoren bin. Mein "Werk" ist alles andere als nobelpreisverdächtig, aber es ist viel Aufwand und Zeit hineingeflossen. Auch wenn es eine fiktive Geschichte ist, ist es doch sehr persönlich und wenn man von Verlegern und Agenten abgelehnt wird, fühlt sich das in etwa so an, wie wenn man in einem Bewerbungsverfahren nicht berücksichtigt wird.


    Ich habe es geschafft, dass mein Buch von einem kleinen Verlag herausgebracht worden ist. Dass das jedoch nicht das Ziel, sondern erst der Anfang war, habe ich erst dann gemerkt, als mein Buch fertig gedruckt und auf dem Markt war.


    Wie schafft man es, dass es auch gelesen wird? Wie kommt es in die Buchhandlung und bekommt dort ein schönes Plätzchen? Das ist ganz und gar kein Selbstläufer.


    Der Verlag hatte zwar ein kleines Marketingbudget, aber von mir als Autorin wurde erwartet, dass ich mich selbst um Lesungen kümmere, Buchhändler in der Umgebung anspreche, Zeitungsredaktionen anschreibe und Interviews gebe.


    Daher zweifle ich ein bisschen an der Story, dass ein anonymer Autor es so weit bringen kann.

    #8Author caissa (225192) 06 Feb 23, 15:00
    Comment

    Wenn das Buch von einem großen Verlag angenommen wird, kümmert sich der Verlag um den Rest. Ich habe als Studentin einige Jahre bei einem eher großen Verlag gearbeitet, und da ging keiner der Autor:innen selbst in die Buchhandlung. Das ist eben der Unterschied zu einem kleinen Verlag bzw. Selbstverlag; das kann man nicht unbedingt vergleichen.


    Ein/e Autor/in, von der selbst die Lektorin die Identität nicht kennt, ist sicher selten, aber unmöglich stelle es mir nicht vor. (Leicht anderes Feld: Auch Banksy ist ja durchaus berühmt und erfolgreich ;-)


    Was mir sehr unrealistisch vorkam, waren die Stapel aus Papier, die angeblich verschickt wurden. Das ist eigentlich überhaupt nicht üblich - man schickt eine oder zwei Kapitel und eine Zusammenfassung des Inhalts, nicht das ganze Buch. Oder wenn doch, dann elektronisch. Ich glaube nicht, dass heute normalerweise kiloweise Ausdrucke verschickt werden.

    #9Author Gibson (418762)  06 Feb 23, 15:19
    Comment

    Ach, ich habe noch eine Frage:


    Auf meiner Kindle-Ausgabe steht bei einem der E-Mails bei dem Briefwechsel zwischen Violaine und Camille ein Satz zweimal - ist das ein Druckfehler, oder habt ihr das in euren Ausgaben auch? Es ist der insgesamt achte Brief, geschrieben von Violaine. Dort steht am Ende:


    If your intention is to blackmail me, you are taking an enormous risk - I am a dangerous woman, don't attack me.


    I am a dangerous woman, don't attack me.


    Looking forward to hearing from you


    Violain Lepage

    #10Author Gibson (418762) 06 Feb 23, 15:42
    Comment

    Meine (französische) Kindle-Ausgabe hat den Satz nicht doppelt; er ist übrigens bei 18% und auf Seite 48, für diejenigen, die ihn im Buch finden wollen. Der französische Satz bedeutet übrigens "Legen Sie sich nicht mit mir an".

    #11Author penguin (236245)  06 Feb 23, 15:58
    Comment

    Danke. "blackmail" finde ich dann nicht sonderlich gut übersetzt; auch im Englischen hätte man es ja viel vager halten können, und ich bin über "blackmail" auch gestolpert. Aber das das ganze Buch ja irgendwie zusammengestoppelt ist, habe ich nicht weiter darüber nachgedacht.


    Insgesamt fand ich die Übersetzung übrigens gut; anders als bei CSW, wo ich öfter mal fand, dass es irgendwo hakte, fand ich den Text fließend und idiomatisch. Aber ohne direkten Vergleich sieht man natürlich nicht, ob etwas nicht ganz stimmt.

    #12Author Gibson (418762) 06 Feb 23, 16:07
    Comment

    Danke. "blackmail" finde ich dann nicht sonderlich gut übersetzt;


    Das verstehe ich nicht. penguin hat doch das Original für blackmail gar nicht genannt oder? Zumindest nehme ich an, dass "Legen Sie sich nicht mit mir an." zu "don't attack me" gehört.

    #13Author harambee (91833) 06 Feb 23, 16:19
    Comment

    Oh, dann habe ich das falsch verstanden/gelesen. Ich habe 'lagen Sie sich nicht mit mir an' automatisch als 'don't blackmail me' gelesen, eben weil ich die Erpressung so unvermittelt fand. Aber stimmt, für 'don't attack me' passt es besser. Auch da fände ich die Übersetzung allerdings nicht ideal :-)

    #14Author Gibson (418762) 06 Feb 23, 17:07
    Comment

    Da steht im Französischen "Si vous venez pour me faire chanter", das bedeutet schon so etwas wie "erpressen" oder eben "blackmail".

    Ja, das Anlegen gehört zu "attack", und statt des ersten Halbsatzes mit "dangerous woman" gehört da hin, "seien Sie sich dessen bewusst".


    An dieser Stelle ist ja noch nicht sicher, ob es sich um einen Autor oder eine Autorin handelt, deswegen steht da im Französischen eben "soyez-en conscient ou consciente", also das männliche und das weibliche Adjektiov.


    Wie gut könnt ihr denn Französisch? Würde es etwas bringen, ganze Sätze abzutippen?

    #15Author penguin (236245)  06 Feb 23, 17:08
    Comment

    Ich muss sagen, ich bin von dem Buch enttäuscht. Das Thema ist interessant, es hätte eine spannende Geschichte werden können. "Ein Meisterwerk von französischer Perfektion" steht auf der Rückseite der deutschen Ausgabe. Hat Herzogin Camilla (von ihr soll das Zitat stammen) etwa ein anderes Buch gelesen?


    Das Buch wirkt für mich unrund. Es ist kein Krimi, auch wenn es Todesfälle gibt. Es ist keine "Abrechnung mit dem Verlagswesen", dazu ist es viel zu harmlos. Dazu die vielen losen Enden, die ins Nichts führen, ein Flugzeugabsturz, der keine Bedeutung mehr hat, viele Personen, die nur halbherzig beschrieben sind. Dazu ein "Meisterwerk", das in meinen Augen keines ist. (Ich gebe zu, in dieser Beziehung bin ich nicht maßgebend.)


    Auch ich frage mich am Ende, wer denn nun der Mörder war. Wirklich nur die Drogenhändler? Welch unglaubwürdiger Zufall ist das denn!


    Und wozu dienen die Erscheinungen der berühmten Dichter? Wenn sie mir etwas sagen sollen, dann habe ich das verpasst. Hätte ich vorher Proust lesen müssen? Warum muss Stephen King erwähnt werden? Nur, um einen weiterem bekannten Namen zu bringen?


    Ich bin, wie schon gesagt, enttäuscht. Vielleicht sollte ich wirklich nur Bücher vorschlagen, die ich auch gelesen habe. Sorry.


    In der deutschen Ausgabe heißt der oben diskutierte Satz übrigens wie folgt:

    "Wenn Sie mich erpressen wollen, gehen Sie ein enormes Risiko ein, seien Sie sich dessen bewusst.

    Ich bin eine gefährliche Frau, legen Sie sich nicht mit mir an."



    #16Author Red Poppy (876587)  06 Feb 23, 19:45
    Comment

    Schade, dass vielen von euch das Buch nicht gefallen hat. Ich fand es eine kurzweilige Lektüre für einen verregneten Nachmittag. Dass es eine Art Fingerübung ist, wie einige anmerkten, fand ich auch ein bisschen. Mittlerweile habe ich noch zwei weitere Bücher des Autoren gelesen. In jedem davon war ein Computer(-experte) kurz wichtig, was ich als etwas schrullige Bewunderung gegenüber etwas von dem der Autor weniger Ahnung hat als er gerne hätte, interpretiert habe.

    #17Author Liese (238947) 06 Feb 23, 19:58
    Comment

    @Liese: Was meinst du damit, dass es eine Art Fingerübung ist?


    Ich habe heute die Kundenrezensionen auf Amazon gelesen und wundere mich doch, dass einige Leser so überwältigt von dem Buch sind.


    Mich hat es nicht umgehauen, es war aber eine kurzweilie Lektüre an einem wetterbedingt ungemütlichen Wintertag. Es las sich flüssig und flott. Ich fand die Lektüre keine verschwendete Zeit.


    Mir hat ganz gut gefallen wie er die einzelnen Personen beschreibt, auch wenn sie nicht wichtig für die Handlung waren. Die Erwähnung diverser berühmter Autoren hat mich eher amüsiert, weil ich mir dachte 'naja fleißig recherchiert'.


    Ob die Buchauswahl in Verlagen wirklich so oder ähnlich verläuft habe ich nicht in Frage gestellt.


    [Eigentlich wundere ich mich immer wie manche Bücher berühmt werden und andere nicht und wie viele Bücher jedes Jahr erscheinen und wie viele geschrieben werden und nicht erscheinen und wer das entscheidet und und und .... aber das ist ein anderes Thema]


    Dass ausgerechnet die Praktikantin diesen Superknüller entdeckt, habe ich als "so ist es in Romanen eben" abgetan.


    Bei den Emails hat mich verwirrt, dass Violaine an Camille schreibt ".....Wer zum Teufel hat Ihnen von den Zuckerblumen erzählt? Was wissen Sie sonst noch?....." Camille hatte ja das Buch geschrieben, wieso sollte er/sie nicht von den Zuckerblumen wissen?"

    Erst im Nachhinein ist mir klar geworden, warum Violaine das gefragt hat und warum sie den/die AutorIn ermahnt, sie nicht zu erpressen.


    Dass es so wichtig ist, dass der Autor persönlich erscheint, fand ich etwas gekünstelt.


    Ein paar Szenen waren seltsam:

    ...wo der Polizist Alain den Vater eines Ermordeten am Land besucht und der sich dann aufhängt.

    ...der Besuch der Kommissarin bei Jérôme, der unerwartet (und für das Buch unnötig) seine Liebe gesteht.

    ...eigenartig der Besuch bei "AnaCrim". Ein Hochsicherheitsraum und Jérôme erbittet telefonisch eine Zutrittserlaubnis? Höchst unglaubwürdig. Ebenso die ganze Situation mit der AI.


    Wer die Morde begangen hat und in welchem Zusammenhang sie mit dem Buch stehen, wurde mir nicht klar.


    Lustigerweise hatte ich am Ende des ersten Abschnitts die Idee, dass Violaine das Buch geschrieben haben könnte.








    #18Author senseless.at (777729) 06 Feb 23, 23:09
    Comment

    Because the world is round, and my clock lags yours by nine hours, I can open the book discussions at midnight Leo time, but this time I wanted to give the Europeans the first word.


    But I find you all have taken not just the first word, but the last word as well; it's all been said: "Haarsträubend unglaubwürdige Auflösung, voller seltsamer Abschweifungen, die für nichts gut waren, Hauptpersonen, die mich kalt ließen." (Gibson) "Frothy and forgettable. …ending unsatisfying... many narrative strands that didn’t go anywhere or turned out to be irrelevant" (dulcinea) "Ich bin von dem Buch enttäuscht." (Red Poppy).


    Me too. What can I add? Senseless wrote, "Lustigerweise hatte ich am Ende des ersten Abschnitts die Idee, dass Violaine das Buch geschrieben haben könnte." At the conclusion of the first part, though, I had the idea, when we learned that Violaine had the strange trait of committing minor crimes or asocial acts and not remembering them at all, that she would turn out to be the murderer, unconsciously following the instructions of the book she had sponsored, and just not be aware of having done so. An interesting twist, I thought, but nothing came of it.


    I strongly disliked the artifice of the two letters at the end that explained the back story; I found that to be clumsy craftsmanship as well as unbelievable; unsatisfactory in every way.


    One question that no-one has raised. Did anyone suspect that Violaine was responsible in some way (a poison arrow? I don't know) for Charles's death on the tennis court, thereby opening the way for her elevation at the company? This could be another of her "unconscious" crimes. But no ... this seems to be just a happy co-incidence. Happy for Violaine, that is; somewhat less happy for Charles.


    Finally, on a lighter note, I just shook my head at the author's description of Violaine's and Edouard's love-making: "The two parts come together at the moment of climax, which rises up like the sudden, shining solution to an equation…" Really? Comparing orgasm to the solution to an equation? Probably a first in literature. (Hopefully the last as well.)


    With luck, next month's book will be by a more competent author.

    #19Author Martin--cal (272273)  07 Feb 23, 05:36
    Comment

    Ich hatte mir während des Lesens ein Lesezeichen in meinem Reader gesetzt und würde die Frage hier noch gerne stellen:


    Auf S. 121 meines E-Books (in Deutsch) erscheint der Satz:

    Der Polizeiarzt hatte eine tetanischen Anfall diagnostiziert und strengstens untersagt, dass man Alain vor einer Frist von mehreren Monaten wieder beauftragte, eine Todesnachricht zu überbringen.

    Wusstet ihr auf Anhieb, was ein tetanischer Anfall ist? Ich musste das erstmal nachschlagen und solche Details bringen mich immer aus dem Lesefluss. Warum hier so ein Detail? Reicht nicht, zu schreiben: Alain hatte einen Zusammenbruch?


    Wie findet ihr den deutschen Titel "eine verdächtig wahre Geschichte"? Ich hätte es besser gefunden, wenn man hier einfach nur den französischen Titel übersetzt hätte. Der deutsche Titel erscheint mir zu heiter und unbeschwert. Ich hätte hier eine heitere Kriminalgeschichte à la Agatha Christie erwartet.


    Insgesamt möchte ich mich Martin-cals schöner Aussage anschließen:

    With luck, next month's book will be by a more competent author.

    #20Author Hassos Frauchen (270200) 07 Feb 23, 07:05
    Comment

    @ Hassos Frauchen: In der englischen Version gibt es das Problem nicht, denn dort heißt es:


    The police doctor had diagnosed a panic attack ...


    Ich hätte bei tetanisch an Tetanus gedacht und damit in diesem Zusammenhang nichts anfangen können.

    #21Author harambee (91833) 07 Feb 23, 07:28
    Comment

    Interessant. Was steht denn im französischen Original?

    Hat hier vielleicht der Übersetzer zu viel hineininterpretiert?

    #22Author Hassos Frauchen (270200) 07 Feb 23, 07:43
    Comment

    In der französischen Version wird von einer "crise de tétanie" gesprochen, das bedeutet, dass er einen Krampfanfall bekam, weil er hyperventilierte. Der Übersetzer kannte das Wort wohl nicht und hat (aus Zeitmangel?) nicht weiter recherchiert.

    Es gibt den Begriff "Hyperventilationstetanie", aber der ist wohl nicht allgemein verständlich.


    Edit fügt noch hinzu, dass Tetanus ja "Wundstarrkrampf" bedeutet, der Krampf also mitgedacht ist.

    #23Author penguin (236245)  07 Feb 23, 08:59
    Comment

    Das ist dann ja mal wieder ein interessantes Beispiel für die Diskussion, wie frei Übersetzungen sein dürfen. Einerseits ist die vom englischen Übersetzer gewählte panic attack für den Leser gut verständlich und passt auch zur Situation, andererseits steht das im Original nicht. Ich hätte zwar keine Idee, warum es dem Autor wichtig sein könnte, dass es eine tetanic seizure und keine panic attack ist, aber "darf" der Übersetzer das einfach ändern? Wenn ich https://en.wikipedia.org/wiki/Tetany lese, hat die tetanic seizure erstmal nicht viel mit einer Panikattacke zu tun.

    #24Author harambee (91833) 07 Feb 23, 09:33
    Comment

    Jein. Warum hyperventiliert man denn? Aus Angst, aus Panik. Die beschriebenen Symptome ähneln doch jenen der Panikattacke.


    Was die freie Übersetzung betrifft: Das hängt von der Textkategorie ab. In Patentschriften und Verträgen darf man sich keinerlei Freiheiten herausnehmen, in der Belletristik finde ich schon, dass Idiomatik und Verständlichkeit vor Genauigkeit gehen, sofern dabei nichts Sinnentstellendes herauskommt.

    #25Author penguin (236245) 07 Feb 23, 09:38
    Comment

    Klar, aber es ist ja genau die Frage, ob hier der Sinn entstellt wurde. Um das zu beantworten, brauchen wir vielleicht Marianne. Es mag sein, dass die Symptome einer tetany (tetanic seizure) Ähnlichkeiten zu einer Panikattacke haben (sicher bin ich da nicht), aber ich habe jetzt mehrere Internetseiten zu tetany gelsen und nirgendwo irgendetwas über einen Zusammenhang mit einer panic attack gelesen.

    #26Author harambee (91833) 07 Feb 23, 09:50
    Comment

    Ich habe Marianne per PM gefragt.


    Aber schau mal hier:

    Personen, die eine Panikattacke erleben, können aufgrund von Hyperventilation (eine ungewöhnlich schnelle Atmung) Atemnot oder Schwindel verspüren.

    https://ada.com/de/conditions/acute-panic-attack/

    #27Author penguin (236245) 07 Feb 23, 10:15
    Comment

    Ich habe Marianne per PM gefragt.


    Ich auch LOL Ich habe noch lange gegrübelt, wie ich mit folgendem Dilemma umgehe: Wenn ich hier nicht schreibe, dass ich sie angeschrieben habe, machen es bestimmt noch andere. Wenn ich es hier schreibe, dann setzt das Marianne unter gewissen Druck. Nun, sie wird sowohl mit den zwei Nachrichten als auch mit dem unmenschlichen Druck (-; zurechtkommen.


    Personen, die eine Panikattacke erleben, können aufgrund von Hyperventilation (eine ungewöhnlich schnelle Atmung) Atemnot oder Schwindel verspüren.

    Ja, aber ich glaube weiterhin nicht, dass man in diesen Fällen von tetany oder tetanic seizure sprechen würde. Sicher bin ich natürlich nicht.

    #28Author harambee (91833)  07 Feb 23, 10:23
    Comment

    Ich hatte auch eine Erklärung für einen "tetanischen" Anfall recherchiert und fand die Beschreibung ziemlich heftig. Mich erinnerte das eher an einen epileptischen Anfall und das würde ja auch zu der Warnung des Arztes passen, der "mehrere Monate" Schonung verlangte. Nach einem "einfachen" Panikanfall ist doch sicher nach ein oder zwei Wochen ausruhen wieder ein normales Arbeiten möglich, denke ich.

    Dennoch gebe ich harambee hier recht. Der englische Übersetzer hat sich zugunsten des Leseflusses entschieden, während der deutsche Übersetzer 1:1 geblieben ist und ich über die Stelle gestolpert bin.

    Da der Anfall selbst unerheblich für die Handlung ist, hätte ich beim Übersetzen die englische Variante bevorzugt.

    #29Author Hassos Frauchen (270200) 07 Feb 23, 10:25
    Comment

    Ich sage jetzt ein allerletztes Mal etwas dazu:

    Es geht doch darum, wie üblich und umgangssprachlich im Französischen "crise de tétanie" ist. Das ganze Buch ist in einem umgangssprachlichen Stil geschrieben, da kann ich mir nicht vorstellen, dass er plötzlich einen hochgestochenen, unüblichen, unverständlichen Begriff hervorholt.

    #30Author penguin (236245) 07 Feb 23, 10:27
    Comment

    Die Frage ist weniger, in wie weit eine crise de tétanie mit einer panic attack übereinstimmt im streng medizinischen Sinn, sondern wie es verwendet wird. Ich würde nie "Kreislaufproblem" mit "circulatory problems" übersetzen, weil es in ganz anderer Bedeutung gebraucht wird. penguin, ist 'crise de tétanie' ein Alltagswort, das in Panikattackesituationen verwendet wird? Oder überhaupt ein Alltagswort? Dann würde ich auf jeden Fall auch in der Übersetzung ein Alltagswort wählen, weil es sonst, wie Hassos Frauchen ja schön zeigt, ohne Sinn den Leser aus dem Lesefluss reißt. (Zumal ich bei 'tetanisch' spontan an die Thetanen von Scientology denke ;-)


    hat she would turn out to be the murderer, unconsciously following the instructions of the book she had sponsored

    Das hätte ich eine bessere Auflösung gefunden. Allerdings muss man schon ziemlich gut schreiben können, finde ich, um die Psyche eines unbewussten Mörders* überzeugend zu beschreiben, und das hätte unseren Autor wohl überfordert.


    Probably a first in literature. (Hopefully the last as well.)

    LOL. Wie wahr.


    --

    (*OT: Und hier fehlt mal wieder ein neutrales Wort. Ich wollte nicht 'Mörderin' schreiben, weil ich allgemein alle meine, aber auch nicht 'Mörder', weil's hier ja eine Frau ist. Es wird Zeit, dass endlich jemand was erfindet.)

    #31Author Gibson (418762) 07 Feb 23, 10:29
    Comment

    Gibson, ich weiß es nicht sicher, sage in #30 aber etwas Ähnliches. Wir könnten nebenan fragen?


    Edit hat das hier gefunden:

    Généralement, les crises de tétanie interviennent dans le contexte d’une attaque de panique, une forme aiguë, soudaine et incontrôlable d’anxiété.

    https://www.passeportsante.net/fr/Maux/Proble...


    Das ist eine allgemeinverständliche Seite, und der Artikel besagt, dass diese Krampfanfälle häufig bei Panikattacken auftreten.

    #32Author penguin (236245)  07 Feb 23, 10:34
    Comment

    *OT: Und hier fehlt mal wieder ein neutrales Wort. Ich wollte nicht 'Mörderin' schreiben, weil ich allgemein alle meine, aber auch nicht 'Mörder', weil's hier ja eine Frau ist. Es wird Zeit, dass endlich jemand was erfindet.

    Ich mache mal "Brainstorming":

    • Umbringende
    • Mordende
    • Verbrechenbegehende ...

    (das ist alles mit einem Zwinkersmiley zu lesen)

    #33Author Hassos Frauchen (270200) 07 Feb 23, 10:39
    Comment

    (#29 und #30 hatte ich beide noch nicht gesehen, als ich meine #31 geschrieben habe)

    #34Author Gibson (418762) 07 Feb 23, 10:43
    Comment

    Nebenan fragen ist keine schlechte Idee. Damit wir es nicht wieder doppelt machen: Wer will und hat Zeit?


    Ich kann es tun, aber wenn Du es machen kannst, wäre es mir lieber, peguin, denn Du bist im Gegensatz zu mir im Französischforum nicht unbekannt.

    #35Author harambee (91833)  07 Feb 23, 10:49
    Comment

    Danke sehr, ich bin gespannt!

    #37Author harambee (91833) 07 Feb 23, 11:00
    Comment
    senseless, beim Prix Goncourt ist es sehr wichtig, dass der Autor bekannt ist. Den soll man nur ein Mal im Leben erhalten. Vor Jahren hat ihn jemand dank eines unter falschem Namen veröffentlichten Buches ein zweites Mal gewonnen. Das soll sich nicht wiederholen.

    #38Author Liese (238947) 07 Feb 23, 17:19
    Comment

    Danke, das wusste ich auch nicht. Ich hatte mich auch gefragt, warum so ein Theater darum gemacht wird, dass der/die Autorin nicht bekannt ist. Dann würde es sich natürlich anbieten, das Buch gar nicht erst vorzuschlagen - oder erst, wenn man die Identität geklärt hat.

    #39Author Gibson (418762) 07 Feb 23, 19:12
    Comment

    And I ask myself, how could such a poor excuse for a mystery novel have gotten such sterling reviews?

    #40Author Martin--cal (272273) 07 Feb 23, 19:50
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    Danke, Liese, für die Erklärung des Prix.

    Möchtest du noch meine Frage beantworten, was du mit 'Fingerübung' meintest?
    #41Author senseless.at (777729) 08 Feb 23, 00:36
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    Not sure I have much to add, as all the salient points were made before I saw the PMs late last night.

    Interesting question tho’ – AFAIK, the French crise de tétanie is distinct from spasmophilie (tétanie latente) which is sometimes used in relation to panic attacks.


    The technical English term is “tetany”. Personally I wouldn’t use “seizure” as that implies increased electrical activity in the brain, while tetany is a syndrome of involuntary muscle contractions due to overly stimulated peripheral nerves =>sharp flexion of the wrist and ankle joints (carpopedal spasm), muscle twitching, cramps and convulsions, sometimes wheezing, caused by electrolyte imbalance, usually hypocalcaemia (low calcium). If this were a medical report, the discussion would end here.


    That said, anxiety/panic can induce hyperventilation, and the resultant respiratory alkalosis (low carbon dioxide) and fall in free ionised calcium can lead to tingling around the mouth, carpopedal spasm, muscle twitching etc.


    A police doctor should be able to make an accurate diagnosis of tetany, so strictly speaking that should be the translation and how I would translate it myself (but then I translate technical documents, not detective novels). Like the French-speaking readers with crise de tétanie and German-speaking readers with tetanischer Anfall, most NESs probably won’t know what "tetany" means. The translator has therefore opted for a freer translation giving a possible, seemingly plausible (I haven’t read the book), cause of the tetany to make it more understandable for the general reader. It also removes any possible confusion with tetanus. It’s a novel not a medical report and, somewhat to my surprise as a stickler for accuracy, I don’t really have a problem with it.

    #42Author Marianne (BE) (237471)  08 Feb 23, 09:09
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    Danke sehr, Marianne!

    #43Author harambee (91833) 08 Feb 23, 09:53
    Comment

    Vielen Dank, Marianne. Derzeitiger Diskussionsstand ist also folgender:


    Französisches Original: kein umgangssprachlicher Begriff, ein wenig fehl am Platz in einer solchen Geschichte


    Deutsche Übersetzung: kein umgangssprachlicher Begriff, eigentlich überhaupt kein Begriff, den ein deutscher Nicht-Mediziner kennt. Besser wäre eine andere Übersetzung gewesen


    Englische Übersetzung: Frei übersetzt, medizinisch nicht ganz akkurat, aber von den dreien am besten gelöst.

    #44Author caissa (225192)  08 Feb 23, 10:21
    Comment

    Yes, thank you, Marianne!


    But if we're talking about individual words, I have a question for those who read the book in the German translation. At about 30% into the book, in a paragraph which starts "The latest email from the author was open on Violaine's screen", while talking about not knowing the identity of the author -- not even whether the author was a man or a woman -- the English edition has the following:


    François Busnel had invited Camille onto la Grande Librairie but it had had to be explained that while the author was very flattered, they did not wish to appear on television at the moment.


    And further on in the paragraph: "the author would shortly make themselves known."


    The word "they" (my bolding) is an easy way, in English, of referring to a single person whose gender is unknown. How was this rendered in German? (For that matter @penguin, how was it expressed in the French original?)

    #45Author Martin--cal (272273)  09 Feb 23, 07:56
    Comment

    In the French version it says:

    François Busnel avait émis le souhait de la recevoir prochainement à La Grande Librairie, et c'est avec mille précautions qu'il avait fallu lui expliquer que l'auteur était très flatté, mais ne souhaitait pas apparaître à la télé pour l'instant.


    "flatté" follows the grammatical gender of "auteur". Same for the rest of the paragraph.

    #46Author penguin (236245) 09 Feb 23, 10:07
    Comment

    Ich bin in der Arbeit und kann gerade nicht in die deutsche Fassung schauen. Das mache ich nach Feierabend schnell.

    #47Author Hassos Frauchen (270200) 09 Feb 23, 10:41
    Comment

    Does the 'la' not reveal the grammatical gender, penguin? (Sorry if this is a stupid question; I don't have much French.)


    François Busnel avait émis le souhait de la recevoir prochainement à La Grande Librairie [...]

    #48Author dulcinea (238640) 09 Feb 23, 10:46
    Comment

    Yes and no.

    "Camille" can be both a man and a woman. Busnel seems to think the author is a woman. Violaine, on the other hand, takes great care not to reveal the author's gender.

    The word "auteur" itself can have both grammatical genders.


    However, Edith notes, I sometimes wonder about singular/plural or male/female alignment in French, maybe I'm wrong here.

    #49Author penguin (236245)  09 Feb 23, 10:52
    Comment
    Im deutschen Text heißt es:

    "François Busnel hatte den Wunsch geäußert, sie demnächst in seiner Literatursendung La Grande Librairie zu empfangen, und man hatte ihm so behutsam wie möglich erklären müssen, dass der Autor sehr geschmeichelt war, aber vorerst nicht im Fernsehen auftreten wolle."


    #50Author Red Poppy (876587) 09 Feb 23, 12:00
    Comment
    Über den "tetanischen Anfall" bin ich auch gestolpert. Ich hätte mir hier lieber etwas anderes gewünscht, die Panikattacke zum Beispiel.
    #51Author Red Poppy (876587)  09 Feb 23, 12:05
    Comment

    Ich bin inzwischen auch mit dem Buch durch. Ich habe mir die englische Version als Hörbuch vorlesen lassen, was mir sehr gut gefallen hat, abgesehen von der auf mich etwas affektiert wirkenden Angewohnheit der Vorleserin, “Paris” französisch und nicht englisch auszusprechen, den diversen handelnden Figuren aber verschiedene englische Dialektfärbungen zu geben.


    Die Lösung des Kriminalfalls fand ich wenig überzeugend, und ich habe auch die ganze Zeit auf eine Erklärung gewartet, was der Flugzeugabsturz, Stephen King oder die ganzen toten Autor*innen in der Geschichte verloren haben. Oder ihre Amnesie (?), dass sie sich an ein Viertel ihrer Kleidung nicht mehr erinnern konnte und nicht mehr wusste, dass sie rauchte und Kleptomanin war. Und dieses spezielle AI-Tool, das noch gar nicht offiziell existierte, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, war auch überflüssig, Mit den Szenen in der Manuskriptabteilung und der Art, wie die Autor*innen unverlangt eingesendeter Manuskripte beschrieben wurden, hatte ich dagegen kein Problem. Ich kann mir schon vorstellen, dass das recht realistisch war. Warum Violaine immer von “insects” sprach, war mir allerdings nicht klar.


    insgesamt war das Buch durchaus kurzweilig, vielleicht würde ich auch nochmal etwas von diesem Autor lesen, aber es hatte deutliche Schwächen.

    #52Author Dragon (238202) 09 Feb 23, 14:04
    Comment

    Re #45-50: Thank you penguin and Red Poppy. My apologies for harping on this trivial point, but if Verlaine wanted to hide the gender of the author (vd #50), shouldn't she have avoided using the word Autor? Doesn't contemporary German (unlike French auteur) require Autorin for a female author?

    #53Author Martin--cal (272273) 09 Feb 23, 17:01
    Comment

    You mean Violaine, don't you?

    "Autor" ist "generisches Maskulinum", i.e. both the male and the gender-neutral form.

    This is a difficult topic, and different people will tell you different things.

    #54Author penguin (236245) 09 Feb 23, 17:10
    Comment

    Ich denke, dass sich das Bewusstsein langsam ändert (bei LEO schneller als anderswo :-), aber im Moment kommt man mit "Autor" als übergeordnetem, beide Geschlechter umfassenden Begriff noch problemlos durch. Ich glaube nicht, dass die Mehrzahl der Leser "Autor" ohne Kontext als spezifisch männlich verstehen würden. Generell.


    Aber: Ich habe ein Problem mit dem 'sie' in dem Satz (#50). Damit legt man sich eben doch auf ein Geschlecht fest, und nach einem 'sie' finde ich 'Autor' schon ziemlich störend - da hätte ich dann doch eine Autorin erwartet. Für mich funktioniert der Satz also nicht, weil das "Autor" als Reaktion auf "sie" auf mich wie eine Korrektur wirkt - "es ist keine Frau, sondern ein Mann" -, was ja gerade vermieden werden soll.

    #55Author Gibson (418762) 09 Feb 23, 17:48
    Comment

    Doesn't contemporary German (unlike French auteur) require Autorin for a female author?


    Wie penguin schreibt, ist das ein Thema, bei dem es schnell zu hitzigen Diskussionen kommen kann. Man kann zwar hier bei LEO den Eindruck gewinnen, dass eine große Mehrheit der Deutschen Deine Frage mit ja beantworten würde, aber so eindeutig ist das nicht. Viele Deutsche sehen Autor immer noch als generisches Maskulinum an und haben keine großen Probleme mit Sätzen wie


    Der Mörder ist eine Frau.


    oder


    Der Autor ist eine Frau.


    Auch wenn man das generische Maskulinum ablehnt, muss man vermutlich zugeben, dass es das auch nach neueren Grammatikbüchern noch gibt und dass es in einem Fall wie diesem keine einfache Lösung gibt, wenn man es vermeiden und trotzdem nah am französischen Original bleiben möchte. Für einen Übersetzer (!) ist das alles nicht so einfach und die Übersetzerin wird sich in diesem Fall sicherlich Gedanken gemacht haben. Ihre Entscheidung scheint mir nicht abwegig, zumal es das Problem in entschärfter Version (die Franzosen haben das Glück, dass auteur mit einem Vokal beginnt) auch auf der französischen Seite gibt und ähnlich gelöst wurde. Du hast aber sicher Recht, wenn Du vermutest, dass derartige Diskussionen in Deutschland schärfer sind als in Frankreich. Das wird jedenfalls auch in https://www.sueddeutsche.de/politik/frankreic... behauptet.


    PS: Ich hatte #55 nicht gesehen, als ich #56 schrieb.

    #56Author harambee (91833)  09 Feb 23, 17:55
    Comment

    zu #55: Das Dich störende sie wurde ja im Anschluss an #48 diskutiert und von penguin so erklärt, dass Violaine das Geschlecht offen hält, Busnel aber fest davon überzeugt ist, dass der Autor (!) eine Frau ist. Deshalb ist es auch nicht unlogisch, dass Busnel den weiblichen Artikel verwendet. In direkter Rede wäre das völlig unproblematisch, aber die haben wir hier nicht, so dass ich das sowohl auf der französischen als auch auf der deutschen Seite unglücklich finde.

    #57Author harambee (91833) 09 Feb 23, 18:01
    Comment

    Thank you, penguin, Gibson, harambee! An interesting discussion, and a very ticklish situation for thoughtful German speakers and writers.

    #58Author Martin--cal (272273) 09 Feb 23, 18:30
    Comment

    Ich bin über das "sie" eigentlich nicht gestolpert; ich habe das als eine Pluralform verstanden, als habe der besagte Francois sowohl Camille als auch Violaine eingeladen.

    #59Author Red Poppy (876587) 09 Feb 23, 20:06
    Comment

    Re #57, #59: im Englischen steht einfach "Camille", das finde ich klug gelöst. Ich habe 'sie' in #50 zunächst als "Violaine" gelesen, war dann irritiert, warum man dazu etwas erklären muss, musste dann zurückgehen und den Teil noch mal lesen und habe denn vermutet, dass 'sie' der Autor/ die Autorin sein muss (den genauen Kontext wusste ich nicht mehr).

    Gerade in dem Fall, dass ein Riesengeheimnis um das Geschlecht gemacht wird, finde ich das einfach ungeschickt geschrieben (wie auch im Original). Francois Busnel wird nur dieses eine Mal erwähnt - es ist also nicht so, als würde seine Vermutung, Camille sei eine Frau, irgendeine Rolle spielen, oder als wäre der Leser sich dessen bewusst. Ich finde das schon etwas geschludert.


    #60Author Gibson (418762) 09 Feb 23, 20:33
    Comment

    Ich war im Urlaub, deshalb die späte Rückmeldung.


    Wenn man das Buch als Krimi auffasst, ist es zweifellos schlecht. Als Art verlängerter Glosse fand ich es unterhaltsam.


    Offenbar ist mir als Frankophiler gar nicht aufgefallen, was man alles nicht verstehen könnte, da ich es irgendwann unbewusst mitbekommen habe.


    Nachdem hier über die "crise de titanie" gerätselt wurde, ist mir zumindest "titanisé" bewusst mehrfach begegnet, in einer Zeitungsüberschrift und in zwei Jugendbüchern.


    Die bekannten Autoren fand ich auch unnötig, denke aber dass diese Episoden nichts neues für die französiche Leserschaft zu den Autoren beinhaltet haben.


    Kennt Ihr den Film "Der geheime Roman des Monsieur Pick"? Das ist eine Buchverfilmung und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, als hätte Antoine Laurain nach Lektüre oder Filmschauen etwas ähnliches Schreiben wollen. Deshalb die "Fingerübung".


    Ich bin gespannt, was ihr über "Persuasion" schreiben werdet. Bei mir ist es schon länger her, werde mich dann voraussichtlich nicht an der Diskussion beteiligen.

    #61Author Liese (238947) 26 Feb 23, 16:44
     
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