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    Sprachlabor

    sich in den Finger schneiden

    Betrifft

    sich in den Finger schneiden

    Kommentar

    Hallo zusammen!


    Im Kursbuch steht: Wenn es eine Akkusativergänzung gibt, steht das Reflexivpronomen im Dativ. Warum ist "sich" in dieser Phrase dann im Dativ? Hier gibt es doch keine Akkusativergänzung, deshalb dachte ich, dass man "sich" als das Objekt von "schneiden" benutzen soll, also dann sich im Akkusativ.


    Aber richtig ist:

    √ Ich habe mir in den Finger geschnitten.

    × Ich habe mich in den Finger geschnitten.


    Ich bin ein bisschen verwirrt. Könnte jemand mir helfen? Danke!


    Birgit



    VerfasserBirgit1226 (1169733)  02 Feb. 23, 14:44
    Kommentar

    Du verwirrst mich: sich ist doch auch Dativ, oder?


    Ich bringe mir das Lesen bei.

    Du bringst dir das Lesen bei.

    Er bringt sich das Lesen bei.

    #1Verfasser grinsessa (1265817)  02 Feb. 23, 14:47
    Kommentar

    @grinsessa


    Danke für deine Nachricht : )


    sich ist hier "sich in den Finger schneiden" im Dativ, ja. Aber warum im Dativ? Ich verstehe das nicht, weil eine Akkusativergänzung fehlt, oder?

    #2VerfasserBirgit1226 (1169733) 02 Feb. 23, 14:54
    Kommentar

    Ergänzung: Laut duden sind beide Säzte richtig

    https://www.duden.de/rechtschreibung/schneiden



    #3VerfasserBirgit1226 (1169733) 02 Feb. 23, 14:55
    Kommentar

    "Wenn es eine Akkusativergänzung gibt, steht das Reflexivpronomen im Dativ." Das gilt nicht in jedem Fall, sondern bei Verben, die eine Akkusativ- UND eine Dativergänzung regieren. Die Dativergänzung kann dann ein Reflexivpronomen sein - vergleiche:


    Ich wasche mir das Gesicht. - Ich wasche meinem Kind das Gesicht.

    Ich habe mir ein Brot geschmiert. - Ich habe meinem Kind ein Brot geschmiert.

    Du hast dir das Bein gebrochen. - Der Hockeyschläger hat dem Spieler den Kiefer gebrochen.


    Bei "schneiden" im Beispielsatz ist möglich:

    Ich habe mich geschnitten.

    Ich habe mich in den Finger geschnitten. - Analog zu "mich geschnitten".

    Ich habe mir in den Finger geschnitten. - Analog zu "mir den Arm gebrochen, mir Schaden zugefügt".


    Vergleiche auch:

    Ich habe mir eine Scheibe Brot abgeschnitten.


    Was für ein Kursbuch ist das denn?

    #4Verfasser Raudona (255425)  02 Feb. 23, 15:33
    Kommentar

    schneiden

    Wird schneiden durch eine Präposition auf die Bezeichnung eines Körperteils bezogen, kann die betroffene Person mit einem Nominalausdruck im Dativ oder im Akkusativ bezeichnet werden. Der Dativ ist üblicher: Der Friseur hat dem / den Kunden versehentlich ins Ohr geschnitten. Ich habe mir / mich in den Finger geschnitten. Bei einem nicht persönlichen Subjekt überwiegt der Dativ bei Weitem: Das Seil schnitt mir / (selten:) mich in die Hand. Die Kälte schnitt mir (nicht: michins Gesicht. Ähnlich wie schneiden werden auch andere Verben der körperlichen Berührung behandelt, vgl. z. B. schlagen, beißen, treten.


    Duden, Richtiges und gutes Deutsch, Mannheim 2003


    Der betrefende Dativ wird in vielen Grammatiken Pertinenzdativ genannnt, wie er im Deutschen auch oft vorkommt.

    https://grammis.ids-mannheim.de/terminologie/1148


    Der Friseur schneidet mir die Haare.

    Ich habe mir den Arm gebrochen.

    Du verbrennst Dir gleich den Finger.


    "Bei schneiden in den Finger " kann -wenn auch seltener- der Akkusativ genomen werden, da die andere Ergänzung eine Präpostionalfügung und kein Akkusativobjekt ist. Bei den obigen Beispielen wie 'verbrennen, brechen usw.' steht schon ein Akkusativ, deshalb nur Pertinanzdativ möglich.

    #5Verfasser theah (1325760) 02 Feb. 23, 15:37
    Kommentar

    Aber "ich habe mir geschnitten" wäre doch auch falsch. Schneiden braucht doch den Akkusativ, im Gegensatz zu "jemandem etwas beibringen" (#1). Und im Gegensatz zu "ich wasche mir das Gesicht" (#4) ist das Objekt des Schneidens doch man selber.


    Ich bin ähnlich verwirrt wie die OP.

    #6Verfasser Jesse_Pinkman (991550)  02 Feb. 23, 15:38
    Kommentar

    Jeder, der Englisch lernt, sollte sich dieser besonderen Konstruktion des Deutschen bewusst sein, da diese im Englischen oftmals mit einem Possesivpronomen übersetzt werden muss.

    Ich lasse mir die Haare schneiden. (Pertinenzdativ) => I have my hair cut.


    Rein grammatisch ließe sich der Pertinenzdativ im Deutschen auch mit Possesivpronomen ausdrücken. Allerdings wäre das in manchen Fällen so unidiomatisch, dass es schon falsch wäre.

    #7Verfasser theah (1325760)  02 Feb. 23, 15:59
    Kommentar

    #6: "schneiden" braucht nicht unbedingt den Akkusativ, vgl. "Ich habe (beim Basteln) in den Tisch geschnitten."

    #8Verfasser Raudona (255425)  02 Feb. 23, 16:08
    Kommentar

    da diese im Englischen oftmals mit einem Possesivpronomen übersetzt werden muss.


    Das ist aber unabhängig von dem 'mir' so. Auch "Er hebt die Hand" wird zu "He raises his hand"; Körperteile bekommen im Englischen fast immer ein Possessivpronomen, und auch sonst wird 'the' gerne mal zu "my/his/our...": Der Kunderservice berät sie gerne - Our customer service is happy to help.

    #9Verfasser Gibson (418762) 02 Feb. 23, 16:26
    Kommentar

    Hier ist "in den Finger" doch überhaupt keine Akkusativergänzung des Verbs, sondern eine Präpositionalgruppe. "in" mit Akkusativ gibt eine Richtung an, "in" mit Dativ einen Ort (ich habe im Keller geschnitten).

    Der eigentliche Kern des Satzes ist also "ich habe mich geschnitten". So verstanden, ist "ich habe mich in den Finger geschnitten" korrekt.

    In der Dativkonstruktion ist "mir in den Finger" eine erweiterte Präpositionalgruppe, jetzt noch mit Angabe des Besitzers/der Besitzerin des Fingers. Das "mir in den Finger geschnitten" ist die gleiche Konstruktion wie "dir ins Buch geschrieben" oder "euren Nachbarn in die Garage gestellt"


    Ohne "in" trifft die bisherige Debatte, aber dann heißt es ausschließlich: ich habe mir den Finger geschnitten..Wahrscheinlich würde man als Verb dann eher anschneiden, verletzen o.ä. bevorzugen, aber es geht auch so.


    #10Verfasser reverend (314585) 02 Feb. 23, 16:40
    Kommentar

    ""euren Nachbarn in die Garage gestellt""


    Gnihihi, großartiges Beispiel.

    #11Verfasser B.L.Z. Bubb (601295) 02 Feb. 23, 16:52
    Kommentar

    ""euren Nachbarn in die Garage gestellt""

    Aber das ist doch Akkusativ, oder? Wen hast Du in die Garage gestellt? Eure Nachbarn.

    #12Verfasser Nirak (264416) 02 Feb. 23, 17:14
    Kommentar

    Gemeint ist aber (hoffentlich!) so etwas wie : Ich habe den Besen euren Nachbarn in die Garage gestellt (euren Nachbarn = Dativ).

    #13Verfasser wienergriessler (925617)  02 Feb. 23, 17:33
    Kommentar

    #12: nein, der Akkusativ heißt doch "eure Nachbarn". "Die Garage" ist hier im Akkusativ, aber nur weil sie vom "in" regiert wird.

    #14Verfasser reverend (314585) 02 Feb. 23, 22:29
    Kommentar

    Ergänzend zu Raudonas #4:


    Die deutsche Sprache hat tatsächlich die Neigung*, zwei von demselben Verb abhängige Akkusativobjekte zu vermeiden. Tritt also zu einem Akkusativobjekt eine weitere Akkusativergänzung, wechselt eine davon in den Dativ:


    Ich ziehe meinen Sohn [Akk.] an.

    Ich ziehe meinem Sohn [Dat.] einen Mantel [Akk.] an.


    Das gilt auch, wenn die eine Akkusativergänzung als Pronomen realisiert ist:


    Ich ziehe mich [Akk.] an. 

    Ich ziehe mir [Dat.] einen Mantel [Akk.] an.


    Falsch ist hingegen der Umkehrschluss im OP, dass nämlich ein Reflexivpronomen im Akkusativ stehen müsse, wenn keine weitere Akkusativergänzung hinzutritt. Es gibt durchaus Verben mit Dativergänzung (ggf. auch als Pronomen) und ohne Akkusativergänzung:


    Ich stimme dir [Dat.] zu.

    Sie haben uns/sich [Dat.] sehr geschadet.


    Das Verb schneiden kann mit Akkusativobjekt, aber auch mit Pertinenzdativ (#5) oder Pertinenzakkusativ zusammen mit einer weiteren Ergänzung (einer Akkusativ- oder Präpositionalergänzung) verwendet werden:


    Ich schneide den Rasen [Akk.].

    Ich schneide mir [Dat.] die Haare [Akk.].

    Ich schneide mir [Dat.] / mich [Akk.] in die Hand.


    *Eine Neigung, kein Gesetz: Es gibt tatsächlich einige Verben mit zwei Akkusativergänzungen, z. B. fragen oder lehren.

     

    Zu #10: In der Dativkonstruktion ist "mir in den Finger" eine erweiterte Präpositionalgruppe.


    Ich denke nicht, dass man den Pertinenzdativ mir kurzerhand der Präpositionalphrase in den Finger zuschlagen kann. Es gibt zwar erweiterte Präpositionalphrasen, aber da handelt es sich bei den Erweiterungen um Maßangaben (im weiteren Sinn):


    kurz nach dem Start

    mitten in der Stadt


    Mir ist übrigens nicht klar, wie aus dem Dativ euren Nachbarn (#10) der Akkusativ eure Nachbarn (## 12 und 14) werden konnte.

    #15Verfasser Cro-Mignon (751134) 03 Feb. 23, 00:26
    Kommentar

    #15, Cro-Mignon: sehr guter Beitrag, danke dafür.


    Ob eine Satzerweiterung zu einer bestehenden Präpositionalgruppe geschlagen werden darf, hängt zum einen von der Setzung der Grammatiktheorie ab, zum andern natürlich auch davon, inwieweit die Erweiterung anders erklärt werden kann. Insofern gibt es sowohl diskutable als auch (im System) unverhandelbare Einordnungen.


    Das Grundsatzproblem scheint mir aber, dass die ursprüngliche Anfrage eher auf eine generative Grammatik zielt: wie bilde ich einen solchen Satz richtig?

    Dazu ist es oft hilfreich, die - hier bisher wohl ausschließlich bemühte - deskriptive Grammatik zu bemühen, um existierende Beispielsätze zu verstehen.

    Ein Manko in allen Sprachen ist aber, dass sich die generative und die deskriptive Grammatik zuweilen spinnefeind sind und jedenfalls nicht einander ersetzen können.


    Interessant wird die Frage nach doppeltem Akkusativobjekt und der (von mir ja herangezogenen) Behauptung der im Kasus völlig vom umgebenden Satz unabhängigen Präpositionalgruppe, die nur von der Rektion der Präposition bestimmt ist, in folgenden Sätzen:

    1) Ich habe mich in den Daumen geschnitten.

    2) Ich habe mir in den Daumen geschnitten.

    3) Ich habe mich am Daumen geschnitten.

    4) Ich habe mir am Daumen geschnitten.

    Die mittleren (2,3) klingen natürlich und sind erklärbar, 1 scheint trotz des doppelten Akkusativs gut hinnehmbar, aber 4 ist definitiv falsch. Das einzige Problem, das ich damit habe: ich kann 4 stringent begründen (wie in #10). Falsch ist es trotzdem. Aber es gibt noch eine Pointe:

    5) Ich habe mir am Daumen herumgeschnitten.


    .........

    Zu deiner letzten Frage: #12 wendet die Nachbarn in den Akkusativ. #14 benennt/zitiert und bezweifelt diese Wendung. Mit anderen Worten: #12 kann ich auch nicht nachvollziehen.

    #16Verfasser reverend (314585) 03 Feb. 23, 01:01
    Kommentar

    Re: the debate about #12 -- I can't tell if all the native German speakers are making a joke here, but I'm pretty sure that in #11, B L Z Bubb (devil that s/he is) was laughing at the fact that in the sentence "euren Nachbarn in die Garage gestellt", "euren Nachbarn" can be read as either singular accusative -- with a weak masculine n on the noun -- or plural dative, with the standard dative n on the noun. Thus, "I put it in your neighbors' garage" or "I put your neighbor in the garage."


    I am guessing that nirak had a typo with an N in #12 (unfortunately at a crucial location), since she seemed to be playing on this same joke: "Wen hast du in die Garage gestellt?" "EureN Nachbarn."

    #17Verfasser Lonelobo (595126)  03 Feb. 23, 03:03
    Kommentar

    Jetzt bin ich ganz verwirrt und überlege grade, was ich sagen würde: ich habe mir oder mich in den Finger geschnitten. *grübel*


    OT-Frage:

    Ist „Kursbuch“ gebräuchlich für „Lehrbuch“ (das Buch, das wir in unserem Kurs verwenden)?

    ich kannte das bisher nur als Fahrplanverzeichnis (auch wenn ich ein echtes Kursbuch schon seit Jahren nicht mehr gesehen oder in Händen gehalten habe) und bin deshalb kurz drüber gestolpert.

    #18Verfasser skye (236351) 03 Feb. 23, 08:33
    Kommentar

    Lonelobo: Actually I did not even see the possible double meaning of the sentence "euren Nachbarn in die Garage gestellt", and understood it to only mean"I put your neighbour in(to) the garage". That sentence is patently absurd. That's all I was laughing about.


    (it would have been clear even to me if the sentence had been "Ich hab das Paket Euren Nachbarn in die Garage gestellt", though).

    #19Verfasser B.L.Z. Bubb (601295)  03 Feb. 23, 08:38
    Kommentar

    @19 -- then maybe I am wrong! I just assumed that it was meant to be a final example of the Pertinenzdativ. But I also had the advantage of reading werner griessler's comment right afterward -- "Ich habe den Besen euren Nachbarn in die Garage gestellt"

    #20Verfasser Lonelobo (595126) 03 Feb. 23, 09:21
    Kommentar

    I don't have the foggiest what a "Pertinenzdativ" could be - heard that word for the first time just now 😀

    #21Verfasser B.L.Z. Bubb (601295) 03 Feb. 23, 09:25
    Kommentar

    Ha, me too, in this thread! But I figured that everyone else already knew it :)

    #22Verfasser Lonelobo (595126) 03 Feb. 23, 09:27
    Kommentar

    #21: You can hear LEO?

    #23Verfasser Jesse_Pinkman (991550)  03 Feb. 23, 09:27
    Kommentar

    #17: Genau das meinte ich! Ja, leider fehlt bei mir das n am Ende (am Handy sollte ich nicht posten).

    #24Verfasser Nirak (264416) 03 Feb. 23, 09:28
    Kommentar

    Naja, trotzdem war das Beispiel blöd, weil uneindeutig. Besser wäre z.B. gewesen "Eurer Nachbarin in die Garage gestellt". Da habe ich zuwenig nachgedacht.

    #25Verfasser reverend (314585) 03 Feb. 23, 09:39
    Kommentar

    Zu #16:


    Sicherlich hängt die Antwort auf die Frage, ob eine Dativergänzung zu einer Präpositionalgruppe gerechnet werden darf, vom zugrunde gelegten Grammatiksystem ab, aber ich glaube nicht, dass wir hier mit der Differenzierung zwischen generativer und deskriptiver Grammatik weiterkommen.


    Ich frage mich daher, mit welcher Begründung man „mir in den Finger“ als ein Satzglied, also als eine syntaktisch zusammenhängende, selbstständige Einheit im Satz ansehen könnte. Die üblichen Tests sprechen dagegen. So gehört zur Definition eines Satzglieds – und Präpositionalobjekte sind Satzglieder –, dass sie nur als Ganzes im Satz verschoben werden können. Was ergibt die sogenannte Verschiebeprobe in unserem Beispiel?


    Ich habe mir in den Finger geschnitten. → korrekt

    In den Finger habe ich mir geschnitten. → korrekt

    Mir habe ich in den Finger geschnitten (– nicht meinem Bruder). → korrekt


    Dann gibt es noch die (allerdings umstrittene) Regel, dass ein Satzglied daran erkannt werden könne, dass es allein (d. h. ohne weitere Elemente) auf Position 1 im Aussagesatz stehen kann:


    In den Finger habe ich mir geschnitten. → korrekt

    Mir habe ich in den Finger geschnitten (– nicht meinem Bruder). → korrekt

    Mir in den Finger habe ich geschnitten. → zumindest fraglich


    Die Proben zeigen, dass mir und in den Finger nicht zusammen ein Satzglied bilden, sondern zwei verschiedene Satzglieder darstellen; das aber bedeutet, dass mir kein Teil der Präpositionalphrase ist.


    Bei einer erweiterten Präpositionalgruppe hingegen ist die Erweiterung (z. B. ein Adverb) nicht (ohne Veränderung der Satzbedeutung) aus der Präpositionalgruppe herauslösbar und separat verschiebbar:


    Das Rathaus steht mitten in der Stadt. → korrekt

    Mitten in der Stadt steht das Rathaus. → korrekt

    Mitten steht das Rathaus in der Stadt. → falsch

    Das Rathaus steht in der Stadt mitten. → falsch

    In der Stadt steht mitten das Rathaus. → falsch


    Hier ist das Adverb mitten also eine Erweiterung der Präpositionalgruppe und bildet zusammen mit ihr ein Satzglied.


     

    Zu #18: Ist „Kursbuch“ gebräuchlich für „Lehrbuch“ (das Buch, das wir in unserem Kurs verwenden)?

    Ja, durchaus.

    #26Verfasser Cro-Mignon (751134)  04 Feb. 23, 21:58
    Kommentar

    Nach der Lektüre dieses Fadens ging ich mir in mich und stellte mit Überraschung fest, dass in meiner Muttersprache (umgangssprachliches Hochdeutsch mit schlesisch-fränkischem mundartlichem Hintergrund) beide Formen (als korrekt betrachtet und) verwendet werden:


    1) Ich habe mich in den Finger geschnitten.

    2) Ich habe mir in den Finger geschnitten.


    In 1) bin ich das Objekt des Schneidens, in 2) betone ich, dass ich mir (noch) etwas zugefügt habe.


    Beispiel für die Verwendung von 2): "Heute habe ich es mir in der Küche wirklich schwer gemacht. Zuerst hatte ich mir das Kochrezept verlegt, danach habe ich mir den Reiskocher vom Herd gestoßen und mir auch noch beim Schnetzeln der Lammkeule in den Finger geschnitten. Das war mir heute wirklich kein guter Küchendienst."


    Die Verwendung von "mir" in 2) verstehe ich als "mir zugefügt, mir angetan, mir aufgehäuft ..."

    (Den Beispielsatz habe ich mir nicht ausgedacht, sondern Max, der mir ein Freund ist, hat mir die Geschichte erzählt. Mir kam das gar nicht komisch vor, den ich stelle mir vor, wie mir zumute wäre, wenn mir in der Küche solche Dinge passieren würden. Meine Beiköchin würde mir sowas nicht verzeihen, sondern mir Vorhaltungen machen. Aber was kann mir schon passieren, wo ich mir doch in der Küche alles ordentlich vorbereite. Mir macht es Spaß, wenn ich mir mein Essen selber kochen kann. Das hat mir meine Mutter auch immer gesagt, und sie habe ich mir zum Vorbild genommen. Das hat mir immer gutgetan. Und jetzt stelle ich fest: Mir ist "mir" sehr lieb ...)

    ; - )

    #27Verfasser MiMo (236780)  05 Feb. 23, 03:24
    Kommentar

    Mir reicht das als Beispielsammlung aus, zumal mir soviel wohl nicht eingefallen wäre. Ich schreibs mir mal hinter die Ohren, mir selbst und mir begegnenden KommunikationsparterInnen zuliebe. Ist mir schon recht.

    #28Verfasser reverend (314585) 05 Feb. 23, 11:40
    Kommentar

    OT

    Achtung: Es folgt (spaßeshalber) eine automatische Übersetzung des Klammersatzes von #27. Ich wollte sehen, wie Google mit den vielen "mir" umgeht.


    "I didn't make up the example sentence, but Max, who is a friend of mine, told me the story. It didn't strike me as odd, because I can imagine how I would feel if things like this happened to me in the kitchen. My assistant cook would not forgive me something like that, but would blame me. But what can happen to me when I prepare everything properly in the kitchen. I like it when I can cook my own food. That's what my mother always told me, and I took her as a role model. That has always been good for me. And now I realize: 'I' is very dear to me."

    #29Verfasser MiMo (236780) 05 Feb. 23, 13:04
    Kommentar

    OT - DeepL macht daraus:


    Ich habe mir den Beispielsatz nicht ausgedacht, sondern Max, ein Freund von mir, hat mir die Geschichte erzählt. Sie kam mir nicht seltsam vor, denn ich kann mir vorstellen, wie ich mich fühlen würde, wenn mir so etwas in der Küche passieren würde. Mein Hilfskoch würde mir so etwas nicht verzeihen, sondern mir die Schuld geben. Aber was kann mir schon passieren, wenn ich in der Küche alles richtig zubereite. Ich mag es, wenn ich mein eigenes Essen kochen kann. Das hat mir meine Mutter immer gesagt, und ich habe sie mir zum Vorbild genommen. Das war immer gut für mich. Und jetzt merke ich: 'Ich' ist mir sehr wichtig.


    Na bitte, geht doch 😏


    #30Verfasser manni3 (305129)  05 Feb. 23, 13:24
    Kommentar

    Den poetischen Satz 'Ich' ist mir sehr wichtig habe ich mir direkt mal in ein Frühstücksbrettchen gebrannt und mit einem Beizfarben-Regenbogenverlauf dekoriert. (Was jetzt natürlich gar nicht mehr OT ist.)

    #31Verfasser reverend (314585) 05 Feb. 23, 14:12
    Kommentar

    Vielen Dank an alle! Ich denke, jetzt verstehe ich, warum ich verwirrt war. Ich habe erstens nämlich, wie #4 Raudona erklärt, die Regel für reflexive Verben falsch verstanden. (zu deiner Frage: das Kursbuch ist Panorama B1, Einheit 11). Zweitens dachte ich, dass das Verb schneiden unbedingt ein Objekt braucht, jetzt weiß ich, das stimmt nicht, danke #5 theah und #8 Raudona.


    zu der Frage von #18 skye: ja, man kann "Kursbuch" auch "Lehrbuch" nennen, glaube ich ; )

    #32VerfasserBirgit1226 (1169733) 06 Feb. 23, 08:44
    Kommentar

    Übrigens: Was bedeuten dann "OP" und "OT" hier in der Diskussion? Bin nicht sehr oft hier auf dem LEO-Forum ...

    #33VerfasserBirgit1226 (1169733) 06 Feb. 23, 08:45
    Kommentar

    "OP" = "Originalpost", "OT" -= Off Topic"

    #34Verfasser B.L.Z. Bubb (601295) 06 Feb. 23, 10:57
    Kommentar

    Zu #32: Zweitens dachte ich, dass das Verb schneiden unbedingt ein Objekt braucht, jetzt weiß ich, das stimmt nicht.


    Nun, ein Objekt braucht schneiden schon, aber nicht zwingend ein Akkusativobjekt:


    Ich habe mir [Dat.] in den Finger [Präp.obj.] geschnitten.


    Ob ein Pertinenzdativ zu den Dativobjekten gerechnet werden sollte, ist umstritten.

    #35Verfasser Cro-Mignon (751134)  06 Feb. 23, 16:10
    Kommentar

    Danke dir #34 B.L.Z. Bubb

    #36VerfasserBirgit1226 (1169733) 07 Feb. 23, 02:56
    Kommentar

    #32 Jetzt bin ich wieder ein bisschen verwirrt. Wenn die Sätze (s. https://www.dwds.de/wb/schneiden Punkt 4) korrekt sind, dann braucht das Verb "schneiden" doch nicht unbedingt ein Objekt, oder?


    1) wenn man mit dem Messer ins Holz schneidet, wird es schnell stumpf

    2) sie hat beim Trennen mit der Schere in den Stoff geschnitten

     

    #37VerfasserBirgit1226 (1169733) 07 Feb. 23, 03:02
    Kommentar

    Wenn man mit dem Messer ins Holz schneidet, wird es schnell stumpf.

    Sie hat beim Trennen mit der Schere in den Stoff geschnitten.


    "Objekt" bedeutet nicht unbedingt "Akkusativobjekt"; es gibt auch Dativ-, Genitiv- und Präpositionalobjekte. In diesen Beispielsätzen sind ins Holz und in den Stoff Präpositionalobjekte.

    #38Verfasser Cro-Mignon (751134) 07 Feb. 23, 05:58
    Kommentar

    #38 Ah okay, jetzt verstehe, danke!

    #39VerfasserBirgit1226 (1169733) 07 Feb. 23, 06:32
     
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