Ursus, ich habe gerade keine Zeit, auf all Deine Punkte einzugehen. Hier deshalb nur ein paar Kommentare zu #183:
Ich finde, Du hast meine Frage "ursus, was schlägst Du vor? Alle Pestizide verbieten?" nicht beantwortet. Musst Du natürlich auch nicht.
es gibt tatsächlich Orte auch in Deutschland, die komplett auf BIO-Anbau setzen.
Ja, die gibt es. Denkst Du, dass es möglich wäre, die gesamte Landwirtschaft in Deutschland (oder gar weltweit) in absehbarer Zeit auf BIO-Anbau umzustellen? Ich kann das überhaupt nicht beurteilen.
Unabhängig davon: Auch Biobauern nutzen Pflanzenschutzmittel. Ob man die als Pestizide bezeichnet, ist wohl Definitionssache. Auch deswegen hatte ich in #182 geschrieben, dass man sich wohl auf eine Definition des Worts Pestizid einigen müsste.
Hier ein Artikel zu Pflanzenschutzmitteln bei Bio-Landwirten:
https://www.quarks.de/umwelt/landwirtschaft/d...
Ausschnitte:
Die ökologische Landwirtschaft unterscheidet sich in einigen Aspekten klar vom konventionellen Landbau. Ein wesentlicher Unterschied: Biobauern dürfen keine chemisch-synthetischenPflanzenschutzmittel nutzen, um ihre Ernte vor Insekten, Pilzen oder Unkraut zu schützen. Das ist in der EU-Ökoverordnung gesetzlich geregelt, um negative Effekte wie den Verlust von Biodiversität zu minimieren.Ganz ohne Pflanzenschutzmittel geht es aber auch im Ökolandbau nicht: Biobauern nutzen Mittel, die pflanzlichen, tierischen, mikrobiellen oder mineralischen Ursprungs sind – dazu gehören etwa Kupfer, Schwefel, Bienenwachs oder Pflanzenöle.
...
Bio-Pestizide sind natürlichen Ursprungs, doch deswegen nicht zwangsläufig weniger schädlich. Vor allem Kontaktmittel haben ein breites Anwendungsspektrum – und können so nicht nur Schädlinge treffen, sondern auch andere Organismen.
...
Trotzdem schneidet der Ökolandbau im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft in puncto Pflanzenschutz besser ab: Insgesamt umfasst die Liste der im Biolandbau zugelassenen Wirkstoffe nur ein Zehntel der Pestizide, die konventionellen Landwirten zur Verfügung stehen. Allein dadurch minimieren sich negative Effekte auf die Umwelt.
Auch für biologischen Anbau gibt es Notfallzulassungen. Man könnte also auch so eine Liste wie Deinen zweiten Link in #181 einstellen. Die Frage ist, was man damit sagen will und was Du mit dem Link in #181 sagen wolltest. Fest steht für mich erstmal, dass es solche Notfallzulassungen sowohl für den konventionellen Anbau als auch für den Bio-Anbau gibt. Ich will auch darauf vertrauen, dass die für den Bio-Anbau zugelassenen Mittel ein geringeres Gefahrenpotential haben. Aus den Listen selbst kann ich das aber nicht sofort ableiten.
Ein immer wieder diskutiertes Thema ist Kupfer im biologischen Weinanbau. Hier ein Artikel dazu:
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/oe...
Ausschnitte:
Kupfer ist beispielsweise bereits seit 150 Jahren ein sehr wirksames Mittel gegen Pilzkrankheiten, da es kaum Resistenzen dagegen gibt. Im Biolandbau wird es vor allem in feuchten Jahren gegen den falschen Mehltau beim Weinbau angewendet. Im Obstanbau setzen es die Landwirte gegen den Apfelschorf ein, der zwar gesundheitlich unbedenklich ist, aber dennoch viele Bioverbraucher von einem Kauf abhält, sagt Britta Fecke. Gegen die Kraut- und Knollenfäule am Boden wird Kupfer ebenfalls verwendet.
...
Das toxische Kupfer schadet einerseits vielen Bodenbakterien und andererseits auch wirbellosen Tieren wie Regenwürmern. Beide sind jedoch elementar für eine gesunde Entwicklung des Bodens.
...
Trotzdem: Bio ist immer noch besser als kein Bio. Im Ökolandbau sind nur 30 Wirkstoffe zugelassen. Das ist nur ein Zehntel von den Pestiziden, die im konventionellen Landbau eingesetzt werden.
Extrem schädliche Mittel wie Glyphosat werden im Biolandbau gar nicht verwendet. Und auch bei den Düngemitteln verzichten die Biolandwirte auf den Einsatz von chemischen Substanzen. Biolandwirte gehen deshalb deutlich vorsichtiger mit dem Boden um und setzen beispielsweise mehr auf Fruchtfolge anstatt darauf, den Boden einseitig auszulaugen.
In Anlehnung an den letzten Satz: Ich will natürlich nicht bestreiten, dass der Bioanbau im Normalfall viel schonender mit der Umwelt umgeht als der konventionelle Anbau.Ich bin aber nicht dazu in der Lage, das aus einem Vergleich der zugelassenen Pflanzenschutzmittel abzuleiten.
Ein Blick in die Datenblätter ist für einen Laien wie mich auch nur schwer zu interpretieren. Dein Beispiel Stomp Aqua klingt in der Tat beunruhigend. Ich nehme aber mal zum Vergleich den Stoff Lambda-Cyhalothrin, der laut
https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TX... (Seite 12 unten) in speziellen Fällen auch im biolandbau eingesetzt werden darf.
Schaue ich dann in die Pestizidtabelle Mensch aus https://www.global2000.at/sites/global/files/... , dann lese ich:
Hinweise auf fortpflanzungsschädigend, Hinweise auf Nervengift
und bin verwirrt. Möglicherweise habe ich da auch etwas falsch verstanden, denn mir erscheint es so, als sollte Lambda-Cyhalothrin gar keine Zulassung für den Biolandbau bekommen können, aber auf den ersten Blick sieht es so aus. Falls ich da in die Irre führe, bitte ich um Entschuldigung.
Um es nochmal zu sagen: Ich will überhaupt nicht bestreiten, dass viele der auch heute noch eingesetzten Pflanzenschutzmittel bedenklich sind. Ich will auch nicht bestreiten, dass die im Biolandbau eingesetzten Mittel weniger schädlich sind. ich will aber bestreiten, dass man ganz ohne Pflanzenschutzmittel auskommen kann, ohne die Nahrungsmittelsicherheit zu gefährden. Ich habe aber keinen Zweifel daran, dass es möglich wäre, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln noch deutlich stärker zu reduzieren.
Zu anderen Punkten aus #183 vielleicht später.