Ich habe Gradpartikel auch noch nie gehört. Es schien mir aber eine ganz hilfreiche Unterscheidung für die normale, deskriptive Grammatik. Für gesprochene Sprache sehe ich das genau wie du: man kann sie nicht nach Regeln generieren, daran hält sie sich nicht. Regeln lassen sich nur ex post deduzieren.
In den 1970ern und 80ern hatte Noam Chomsky, die Theorie zu generativen Grammatiken aufstellte und zugleich hochsystematisch in einen Hierarchiebaum von Grammatiken einordnete, eine Unzahl von Anhänger*innen. So pur vertritt das heute wohl niemand mehr, nicht einmal er selbst.
Für die Unterscheidung von "solche großen" und "solch großen" ist die Postulierung der Kategorie "Gradpartikel" aber m.E. ganz hilfreich, auch um zu erklären, worin eben der Bedeutungsunterschied besteht.
Die Kategoriebildung versagt aber eben, wenn sich "solch-*" auf ein Nomen bezieht, wie eben in "solch einen Hund". Da ist keine Eigenschaft enthalten, kein Grad zu erkennen außer dem "Hund-Sein" an sich. Für den Sprecher, die Sprecherin ist der besagte Hund in irgendetwas besonders. Ob er besonders gelehrig oder ausnehmend träge ist, oder ob er in unerträglichem Ausmaß haart, wissen wir nicht.
Dennoch sehe ich auch beim direkten Bezug auf ein Nomen noch einen Bedeutungsunterschied, der in die gleiche Richtung geht, aber schwerer zu fassen ist.
"Eine solche Erkenntnis hätte ich nicht erwartet": die Art der Erkenntnis, das neu durchdrungene Thema o.ä. dürfte hier gemeint sein, also ein spezifischer Punkt neuen Verstehens.
"Solch eine Erkenntnis hätte ich nicht erwartet": das geht schon knapp in die Richtung des Grads (um den Begriff aufzunehmen) des Erkennens.
"Solch Erkenntnis" wäre wohl deutlicher in diese Richtung gehend, ist aber eine Sprache vergangener Zeiten, heute nur noch gehoben oder poetisch gebräuchlich, scheint mir.