Zur "Glasgurke" gab es schon einige Threads, unter anderem diesen
Siehe auch: Christmas tree pickle ornamentanscheinend hält sich in den USA hartnäckig das Gerücht, es sei eine besondere deutsche Weihnachtstradition, nebst anderem Schmuck auch eine gläserne Gewürzgurke in den Baum zu hängen. Ich glaube, es wird auch noch gemunkelt, dass derjenige, der die Gurke zuerst erspäht, einen Preis bekomme. Selbstverständlich kennt in DE kein Mensch die Tradition (bzw. LEOniden kennen sie schon, aber eben nur aus besagten LEO-Threads).
Weihnachten bei uns: Früher, als wir klein waren, wurde nachmittags heimlich der Baum geschmückt, während wir entweder Mittagsschlaf halten oder meiner Mutter in der Küche helfen mußten, dann durften wir irgendwann ins Wohnzimmer, es wurde ein wenig gesungen und dann beschert. Wir sind alle keine Kirchgänger, ich glaube, üblich ist mit kleinen Kindern der Gang in den Kindergottesdienst am Nachmittag. Was es Heiligabend zu essen gab, weiß ich nicht mehr so genau, in späteren Jahren, als wir schon wußten, dass meine Eltern dem Weihnachtsmann in unserer Familie die Arbeit des Geschenkebringens abnehmen, hat es sich herauskristallisiert, dass wir nachmittags gemeinsam den Baum geschmückt haben und meiner Mutter bei den Vorbereitungen für das Fondue halfen, das es eigentlich spätestens seit Ende der 1970er Jahre immer gab, mit selbstgemachten Saucen, jeder nur eine Gabel, usw. Bei der Bescherung wurde immer darauf geachtet, dass die Geschenke einzeln unter dem Baum hervorgeholt wurden, immer abwechselnd für die verschiedenen Familienmitglieder, und immer erst dann das nächste Geschenk geholt wurde, wenn das vorhergehende ausgepackt war. Am ersten Weihnachtstag sind wir dann auf "Englisch" umgestiegen, es gab also mittags Roast turkey with sage & onion stuffing, roast potatoes & parsnips, usw., hinterher mince pies, Christmas pudding with brandy butter (bzw. Sahne für die Kinder, flambiert wurde der Pudding auch erst in späteren Jahren), vor dem Essen wurden die christmas crackers gezogen und die lustigen Krönchen aufgesetzt, und es gab auch immer noch ein kleines Geschenk.
In der Familie meines Mannes gab es dagegen Heiligabend immer Gans mit Rotkohl und Klößen, und alle bekamen gleichzeitig den kompletten Berg Geschenke vorgesetzt und haben auch alle gleichzeitig ausgepackt. Als ich das erste Mal Weihnachten mit meiner Schwiegerfamilie verbrachte, war das eine ziemliche Umstellung für mich (und sie verstanden gar nicht, dass es mir nicht nur darauf ankam, in Rekordzeit das Papier von den Präsenten zu reißen, sondern dass ich zwischendurch dasass und zuschaute, während sie auspackten und immer wieder zum Auspacken aufgefordert werden mußte, als ob die Geschenke sonst verschwinden würden). Bei meinen Schwiegereltern gibt es dann am ersten Weihnachtstag mittags einen Braten (z.B. Lamm). Wir haben meiner Schwiegermutter inzwischen ausreden können, jedem von uns einen "bunten Teller" zu machen, man kommt auch so aus dem Essen nicht mehr heraus.
Dass Karpfen ein traditionelles deutsches Weihnachtsessen sein soll, habe ich auch schon gehört, ich kenne aber niemanden, der diese Tradition tatsächlich praktiziert. Die meisten Leute, die ich kenne, essen Heiligabend entweder Kartoffelsalat mit Würstchen, Suppe, Fondue oder Raclette (die deutsche Pfännchen-Variante, nicht das schweizerische Original), oder auch Gans, Pute oder Ente. Letztere essen aber viele auch am ersten Weihnachtstag mittags, in manchen Familien gibt es dann auch Wild.