Kommentar | Ich bin ganz froh, dass meine Eltern nach dem Krieg nicht nach Argentinien oder Australien gegangen sind, wie es mein Vater vorhatte. Mir gefällt es hier - in Bayern. Und das ist schon das Stichwort: Patriotismus, also die Liebe zum Vaterland beschränkt sich bei uns auf die engere Heimat, die Gegend, vielleicht noch das Bundesland. Hat natürlich auch historische Gründe, die weiter zurückreichen als das schreckliche Dritte Reich; die föderalistische Verfassung ist ja auch ein Erbe der jahrhundertelangen Kleinstaaterei. Schon der Ursprung des deutschen Reiches mit einem Kaiser, der nicht an einem zentralen Ort regierte, sondern die ganze Zeit durch die Lande reiste, machte es schwierig, ein Nationalgefühl an irgendetwas festzumachen - kein zentraler Ort, die Person immer auf der Reise (im Zweifelsfall weit südlich der Alpen), die Kurfürsten bekriegten sich gegenseitig. Die Sprache wird ausgerechnet vom Werk eines Mannes vereinheitlicht, das die Spaltung der Nation, ja sogar der Familien herbeiführt, und einen 30 Jahre dauernden Bruderkrieg bewirkt. Als schließlich endlich ein deutscher Patriotismus auftaucht, führt er gleich zweimal hintereinander in die Katastrophe nicht nur für uns, sondern für alle anderen gleich mit. Liebe? Ja, schon, aber zu meiner Heimat. Deutschland als Gesamtheit: würde ich verteidigen wollen, trotz aller Fehler. Aber Liebe? Eher nicht. Ich bemerke übrigens so einen kleinen "Mangel" an Patriotismus auch in anderen Ländern, die erst spät zu einem einheitlichen Staatsgebilde wurden. Italiener schwärmen von Bella Italia, aber wenn es darauf ankommt, ist es die eigene Gegend, im Extremfall sogar nur die engere Nachbarschaft, der die Solidarität gilt.
Zum Abschluss: Es liegt manches im Argen. Aber wer nur motzt, ohne selbst einen Beitrag zu leisten, dem sage ich: Geh hin und bastel Dir Deinen eigenen Staat. Oder fang endlich an, etwas zu ändern. |
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