Comentario | Ich hab's so gut wie geschafft!!!
Nach Jahren der Verzweiflung ob meines Versagens, das R rollen zu können, habe ich durch dieses Forum neuen Mut geschöpft und stundenlang rumprobiert, die Zunge mal hier mal da angesetzt, verschiedene Wörter wiederholt, verschieden geatmet, eben alles ausprobiert, immer versucht dabei locker zu bleiben. Wie schon gesagt, das Bdötchen-R konnte ich schon lange, aber eben kein langes richtig gerolltes R.
Auf einmal, während ich um Bus stand und leise vor mich hin brabbelte, spürte ich wie meine Zunge für einen Moment zu flattern anfing! Ich hatte dieses Flattern noch nie gefühlt und mich durchströmte sofort ein unbeschreibliches Glücksgefühl! Am liebsten hätte ich sofort einige Freunde per Handy angerufen, um ihnen mein neues gerolltes R vorzumachen, aber ich hatte Angst, dass es dann auf Kommando nicht mehr klappen würde. Also bin ich erstmal heim und habe dort weitergeübt, auch vor dem Spiegel, in dem ich sehen konnte, wie meine Zunge flatterte!
Meine kolumbianischen Freunde machten mich oft wegen meines R an, weil ich es nicht richtig rollen konnte. Am nächsten Tag kam ich dann in zwei Situationen, die sich für mich zu Triumphen entwickelten: In einem Gespräch über die Muppet-Show ging es um Kermit den Frosch, der auf spanisch anscheinend "Rana Rene" heißt. Sofort sagte ein Freund zu mir "Hey Eddi, sag mal RRRaana RRRene" und fing schon an zu lachen, als ich all meinen Mut zusammennahm und ganz cool antwortete "RRRana RRRene". Es machte sich fast schon Enttäuschung auf dem Gesicht meines Freundes breit und er meinte, das hätte sich jetzt gut angehört, aber es gäbe manchmal Worte, die ich nicht richtig aussprechen könne. Ich habe still in mich hinein gelacht! RRRana RRRene!
Dann am gleichen Tag, etwas später, ging es um Haustiere. Der Klassiker, diesmal von einer Freundin vorgetragen "Hey Eddi, sag mal Perrro", ich daraufhin "Perrro". Sie schaute etwas verwirrt und sagte, hey, das klang ziemlich gut. Und ich dachte "Endlich ein Riesenfortschritt nach jahrelangem Versagen"...
Also Leute, ich kann das R bislang nur circa eine Sekunda lang rollen, aber es klingt wohl schon ziemlich authentisch. Jeden Tag übe ich gewinne dadurch mehr Sicherheit. Es lohnt sich wirklich! Hier einige Tatsachen, hoffentlich kann ich anderen damit Mut machen:
– Es gibt anscheinend verschiedene Wege, zum "Bdötchen"-R und dann auch zum gerollten "Flatter"-R zu kommen. Für mich ging der Weg über das englische R zum Bdötchen-R. Das muss jeder für sich selber rauskriegen, jeder ist verschieden, einfach herum probieren! Gut ist auch ein Freund, der Muttersprachler ist seine ehrliche Meinung zur Aussprache sagt, ohne sich über dich lustig zu machen.
– Vom Bdötchen-R kam ich zum "Ein-Mal-Flatter"-R, das war ein einfaches Bdötchen-R, das einmal nach flattert. Ich hatte vor zwei Jahren eine Freundin, die mit Nachnamen "Parra" hieß. Immer wenn ich irgendwo etwas für uns reserviert habe, musste ich diesen Namen angeben, und "Para" ist einfach kein Nachname bzw. "Para" ist in Kolumbien ein Paramilitär. Irgendwann gelang es mir also, "Parra" mit einem "Nach-Flatterer" auszusprechen. Nicht immer, aber wenn ich unter Druck stand, gelang es am besten. (Das ist bestimmt individuell verschieden. Ich bin Profimusiker und daran gewöhnt, mit Lampenfieber und unter Druck meine besten Leistungen abzurufen.) Und zwar gelang es mir immerhin so gut, dass die entsprechenden Personen "Parra" aufschrieben, ohne nachzufragen, wie es buchstabiert wird.
– Das "Ein-Mal-Flatter"-R gelang mir aber nur nach dem Vokal A! Aber mit Übung gelang es mir immer besser.
– Mit den weiteren Tipps, die ich hier im Forum entdeckte, bastelte ich mir eigene Sätze zusammen. Absoluten Nonsens, aber mit meinen bevorzugten Vokalen. Z.B. "El vierrrnes me amarrrarrré con Marrria Parrra de Ibarrra en Ecuadorrr". Ein absoluter Schwachsinn, aber es klappte jetzt immer besser. Auf das Wort "vierrrnes" kam ich, weil während des Übens eine Band anrief, ob ich am Freitag spielen könne. Ich sagte "Sí, yo estoy libre el vierrrnes" und mir flatterte plötzlich die Zunge bei "vierrrnes", obwohl es da gar nicht hingehört, aber egal, an den wenigen Erfolgserlebnissen muss man sich festklammern!
– Zuerst konnte ich das R nur nach dem Vokal A rollen, und nach dem R musste wieder ein A kommen, so wie in "Parra" oder "Ibarra" oder "guitarra". Danach ging es auch nach anderen Vokalen wie z.B. "porrr" oder "Ecuadorrr". Danach dauerte es etwas, bis ich es auch nach dem Vokal E rollen konnte, und endlich schaffte ich es, "Perrro" zu sagen!!
– Am allerschwersten war für mich, das R zu Wortanfang zu rollen. So wie in Rrrana Rrrene. Aber nach dem ich einfach nicht locker gelassen habe und immer weiter meine eigenen Spezialsätze geübt habe, ging es irgendwann auch zu Wortbeginn!
– Ich bin jetzt mehr denn je davon überzeugt, dass es JEDER lernen kann. Es gibt dabei kein Geheimrezept, jeder muss für sich versuchen, die entsprechenden untrainierten Muskeln anzusprechen und den Bewegungsablauf zu koordinieren. Die Tipps in diesem Forum sind dabei sehr hilfreich, besser könnte ich es auch nicht beschreiben.
– Ich bin jetzt 32 Jahre alt. Seit ich 19 bin und mit spanisch anfing, wollte ich das R rollen und habe es 13 Jahre lang nicht geschafft! Ich habe deswegen aber nie die Lust an spanisch verloren und meine Freunde sagten mir immer wieder, meine Aussprache sei sehr gut, nur mein R wäre eben nicht perfekt, aber das wäre nicht schlimm. Trotzdem wollte ich es immer lernen.
– Ich kann das R jetzt immer noch nicht ewig lange rollen, aber jeden Tag geht es mit Übung ein kleines bisschen länger, und vor allem gewinne ich an Sicherheit, was ein schönes Gefühl ist.
– Es gibt nach wie vor Wörter, die mir Schwierigkeiten bereiten. Nach T oder D kann ich es immer noch nicht, ich kann z.B. nicht "Trren" sagen. Auch "Carrrlos" geht nicht. Zwar wird in diesen Worten das R ohnehin nicht lange gerollt, trotzdem übe ich fleißig weiter.
– Danke an alle Beiträge in diesem Forum, das hat mir in den letzten Tagen noch mal so richtig den Kick gegeben, es in jeder erdenklichen Situation zu üben, bis ich den Schalter umlegen konnte!
– An alle anderen: Gebt nicht auf! Das ist wie Schwimmen oder Radfahren, als Kind lernt man es leichter, aber als Erwachsener ist es immer noch möglich! |
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