Kommentar | Das "es" steht als Platzhalter für das Subjekt, aus stilistischen Gründen.
Wenn "es" auf nichts verweist, handelt es sich um ein unpersönliches "es". Manchmal steht "es" aus stilistischen Gründen am Beginn eines Satzes, als Platzhalter für das Subjekt. Das Subjekt kann besonders hervorgehoben werden, wenn man es nach dem Prädikat stellt. Da das Prädikat aber an 2. Position im Satz stehen muss, setzt man an die 1. Position das Wort "es": "Es dringen Blüten aus jedem Zweig". = "Blüten" ist das Subjekt, das betont werden soll. Daher steht es nach dem Prädikat "dringen". Weil der Satz *"Dringen Blüten aus jedem Zweig" aufgrund der Regeln der Satzstellung nicht korrekt sein kann( es wäre eine Frage), muss das "es" an die 1. Position gesetzt werden als Platzhalter.
Ich empfinde diese Konstruktion nicht als geschwollen/antiquiert/...., sondern als lyrisch, dichterisch,.....
Gedichte in rhythmisierter Sprache, also mit Versmaß, passen die gesprochene Sprache diesem Versmaß an. Das beliebteste Versmaß im Deutschen ist der Jambus( aá, unbetont, betont), d. h. eine "Verszeile" muss mit einer unbetonten Silbe beginnen.
"Blüten dringen aus jedem Zweig" erfüllt nicht diese Bedingung, es beginnt mit einer betonten Silbe, wir sprechen von einem Trochäus.
Es dringen Blüten aus jedem Zweig. Es kommt ein Schiff gefahren. Es tönen die Lieder, der Frühling kehrt wieder. ........ Es gäbe eine Fülle von Beispielen für Gedichte mit diesem als besonders weich, fließend empfundenen Versmaß, in dem dann eine Zeile mit einem unbetonten "es" beginnt. |
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