Grammatikfragen gehörten eigentlich in die Rubrik "Sprachlabor" weiter unten. Hier geht es offensichtlich um Lehrmaterial mit der Vorgabe, einen Satz mit dem Konjunktiv I (Konjunktiv Präsens) zu bilden.
Die Duden-Grammatik § 748 ff unterscheidet folgende Funktionsbereiche:
"Irrealität / Potenzialität" (in der Schule sagten wir Möglichkeitsform.): nur der Konjunktiv II (wäre) verwendet:
Wunsch: "Ach wäre der Winter schon vorüber!
Bedingung: "Wenn das Wörtchen wenn nicht wär..." (irreal, da es Bedingungen gibt)
Aussage: "Sie wäre fast nicht gekommen," kam aber doch.
Höflichkeit: "Wären Sie bitte so freundlich...?"
"Referat" (indirekte Rede), theoretisch mit beiden Konjunktiven
"Sie sagte, er sei / wäre daheim."
Man vergleicht dabei die Formen der direkten und indirekten Rede; von daher kommt die zeitliche Reihenfolge doch wieder ins Spiel:
Sie sagte: "Er ist daheim" - "er sei daheim"
"Er war daheim" - "er sei / wäre daheim gewesen"
"Er wird daheim sein" - "er werde daheim sein"
Da wird der Zeitbezug nicht durch "sei / wäre" ausgedrückt, sondern durch die zusammengesetzte Zeitform ("gewesen, werde sein")
In § 776 schreibt Duden aber für die indirekte Rede vor:
(i) Konjunktiv I ist zu wählen, wenn die aktuelle Verbform eindeutig als Konjunktiv zu erkennen ist.
Also "sei, dürfe, könne, möge, müsse, solle, wolle, wisse", nicht "wäre, dürfte..."
(ii) Steht keine eindeutige Konjunktiv-I-Form zur Verfügung, erscheint der Konjunktiv II: ich darf /dürfe, aber: wir dürfen / dürften.
Diese Regelung macht die korrekte Verwendung so kompliziert. Manchmal darf man, manchmal nicht.