Werbung
LEO

Sie scheinen einen AdBlocker zu verwenden.

Wollen Sie LEO unterstützen?

Dann deaktivieren Sie AdBlock für LEO, spenden Sie oder nutzen Sie LEO Pur!

 
  •  
  • Übersicht

    Englisch gesucht

    Tresterlecker, Hohlkopfräuber, Trockenmistkratzer (Spöttische Bezeichnungen für Zen-Schüler)

    Betreff

    Tresterlecker, Hohlkopfräuber, Trockenmistkratzer (Spöttische Bezeichnungen für Zen-Schüler)

    Quellen

    Das Biyan Lu (chinesisch 碧巖錄 / 碧岩录, Pinyin Bìyán lù, W.-G. Pi-yen lu; jap. 碧巌録, Hekiganroku; dt. etwa Aufzeichnungen des türkisblauen Felsens) ist eine Sammlung von 100 Kōan in 10 Faszikeln aus der Blütezeit des chinesischen Chan-Buddhismus der Song-Dynastie.


    Die bekannteste deutsche Übersetzung unter dem Titel Bi Yän Lu – Niederschrift von der Smaragdenen Felswand stammt von Wilhelm Gundert und erschien erst ab 1960 im Carl Hanser Verlag, München.


    (Für Sinologen und Japanologen: Das Kanji 碧 bedeutet das Mineral Jaspis, nicht "türkisblau" oder "smaragden". Vergl. Offb 21, 18: "Und der Baustoff ihrer Mauer war Jaspis.")

    Kommentar

    In der Koan-Sammlung des "Bi Yän Lu" (= "Niederschrift von der Jaspis-Mauer") benutzen Zen-Meister gelegentlich spöttische Bezeichnungen für Schüler, die sich in eine falsche Haltung verrennen. In der deutschen Übersetzung heißen sie:


    Tresterlecker, Hohlkopfräuber, Trockenmistkratzer


    Der "Tresterlecker" berauscht sich an ornamentalen Nebenerscheinungen (Ritualen etc.) oder schönen Texten des Buddhismus und genießt somit den Trester statt des Weins der eigentlichen Lehre.


    Der "Hohlkopfräuber" versucht aus dem Kopf des Meisters, der sich schon von der Ichhaftigkeit gelöst hat, doch noch irgendetwas Besonderes oder Originelles herauszuholen.


    Der "Trockenmistkratzer" hängt sich an Spitzfindigkeiten, Wortklaubereien, Haarspaltereien und ist auf Deutsch ein rechter Korinthenkacker.


    Wikipedia und DWDS kennen diese Begriffe anscheinend noch nicht.


    Kann jemand mitteilen, wie diese Wörter in englischen Übertragungen des Bi Yän Lu übersetzt wurden?


    Verfasser MiMo (236780)  25 Mai 23, 08:31
    Kommentar

    Hier könnest Du fündig werden:

    The Blue Cliff Record - Google Books


    oder

    NTI Reader

    #1Verfasser wienergriessler (925617)  25 Mai 23, 09:28
    Kommentar

    Vielleicht könnte jemand im Cn-Forum aushelfen ... dort sind einige, die wohl auch Englisch können ...

    #2Verfasser no me bré (700807) 25 Mai 23, 10:31
    Kommentar

    -> #1, #2


    Danke für die nützlichen Hinweise!

    #3Verfasser MiMo (236780) 25 Mai 23, 11:02
    Kommentar

    I have the Cleary and Cleary 1977 translation and, having some time and curiosity on, as it were, my hands, went in search. Fwiw here are the "equivalents": “thieving phony” (case 10), “gobblers of dregs” (case 11), “dry piece of shit” (case 73). (The first two were easy to find, the third trickier, all aided by Gundert-via-internet. Your G. glosses of the G. terms aren’t instantly apparent from the contexts, but I imagine they are either yours or a commentator's anyway.)

    #4VerfasserBion (1092007)  25 Mai 23, 11:32
    Kommentar

    Danke für die Hinweise!


    Die Glossen zu den deutschen Begriffen stammen von mir - aus der Erinnerung (nach einer Beschäftigung mit dem Bi Yän Lu in den Jahren 1973 bis 1983 ...)


    Müsste ich die drei Begriffe aus dem Deutschen ins Englische übersetzen, dann würde ich laienhaft übertragen:

    Tresterlecker = pomace licker / taster

    Hohlkopfräuber = deadhead / bird brain / airhead robber / thief

    Trockenmistkratzer = dry dung raker


    Leider kenne ich aber die zugrundeliegenden chinesischen Ausdrücke nicht, und ich besitze auch kein chinesisches Original des Bi Yän Lu / Biyan Lu.


    LEO-Chinesisch und Wadoku wissen nichts zu den deutschen Begriffen. Aber ich habe jetzt eine Anfrage im LEO-Chinesisch-Forum gestellt. Mal sehen, ob man dort etwas weiß ...

    Siehe auch: [zh-de] Tresterlecker, Hohlkopfräuber, Trockenmistkr...

    #5Verfasser MiMo (236780) 25 Mai 23, 19:31
    Kommentar

    Your E. versions of Gundert’s terms are certainly more direct and memorable. But of course (one imagines and hopes) the Clearys were translating from the Chinese, and not from G. That, I suppose, would be the test: to find out the Ch. underlying both Gundert’s and the Clearys’ translations. Maybe you'll have some luck with the Ch. forum.

    ______________

    Leider kenne ich aber die zugrundeliegenden chinesischen Ausdrücke nicht, und ich besitze auch kein chinesisches Original des Bi Yän Lu / Biyan Lu.


    The Ch. original is linked in #1 at “NTI.” In Scroll 2, for example, at [0151b12], one reads the opening of case 11:

     

    Cleary & Cleary: Huang Po, instructing the community, said, "All of you people are gobblers of dregs; if you go on travelling around this way, where will you have Today? Do you know that there are no teachers of Ch'an in all of China?"

     

    Ch. original: 舉黃檗示眾云(打水礙盆。一口吞盡。天下衲僧跳不出)汝等諸人。盡是噇酒糟漢。恁麼行脚(道着。踏破草鞋。掀天搖地) 何處有今日(用今日作什麼。不妨驚群動眾)還知大唐國裏無禪師麼

     

    —moving the cursor over a Ch. character at the NTI text gives an E. translation; left-click on it for a pop up of the translation plus options for further details. The Clearys’ “All of you people are gobblers of dregs” seems to translate the underscored Ch. above (盡是噇酒糟漢。).

     

    Admittedly, very laborious, especially if working from Gundert to the Ch. to the E. ...


    #6VerfasserBion (1092007)  25 Mai 23, 21:18
    Quellen

    OT

    Eine "KI"-Spielerei:

    Der Google-Translator macht aus "Tresterlecker - Hohlkopfräuber -Trockenmistkratzer"


    englisch: marc yummy - airhead robber - dry manure scraper

    englisch -> deutsch: Marc Yummy - Airhead Robber - Trockenmistschaber


    gälisch (schottisch): marc math - robair ceann-adhair - sgraper todhar tioram

    gälisch -> englisch: good mark - airhead robber - dry manure scraper

    gäiisch -> deutsch: Gute Note - Airhead-Räuber - Trockenmistschaber


    irisch: marc blasta - robálaí airhead - scraper aoileach tirim

    irisch -> englisch: tasty mark - earhead robber - dry dung scraper

    irisch -> deutsch Leckerer Mark - Ohrkopfräuber - Trockenmistschaber


    walisisch: marc blasus - lleidr pen aer - sgrafell tail sych

    walisisch - > englisch: tasty mark - airhead thief - dry dung scraper

    walisisch -> deutsch: Leckerer Mark – Luftkopfdieb – Trockenmistschaber

    Kommentar

    Vielen Dank für alles!


    Der Grund für meine Anfrage ist, dass ich diese drei von Gundert geschaffenen Ausdrücke mag und gelegentlich in Gesprächen über Schülerschaft, Jüngerschaft und spirituelle Ambitionen einflechte. Da mir Testerlecker, Hohlkopfräuber und Trockenmistkratzer lieb und gewohnt geworden sind, würde ich sie gern auch gelegentlich in meine englische Konversation mit Freunden im UK einfließen lassen. Deshalb suche ich eine kernige Übersetzung.


    Zu 盡是噇酒糟漢: Bei dem Versuch, diesen Satz über das Japanische zu entschlüsseln, ergibt sich (nach Wadoku), dass das 1. (盡) und das 3. (噇) Kanji im Japanischen normalerweise nicht gebräulich sind, dass aber das erste allerdings auch 尽大地 [じん・だいち] = "die ganze Welt; das Universum" oder 尽きせぬ泉 [つきせ・ぬいずみ] = "eine unerschöpfliche Quelle" heißen könnte. Der Rest, 是酒糟漢, bedeutet schlicht und einfach "das (sind) Reisweintreber-Kerle/Mannsbilder".


    Jetzt habe ich mit diesem Fragment eine Anfrage im LEO-Chinesisch-Forum gestartet. Mal sehen, ob dort jemand antwortet ...

    #7Verfasser MiMo (236780) 26 Mai 23, 00:06
    Vorschlaggobbler of dregs
    Quellen

    All of you people are gobblers of dregs. If you keep up practicing this way, what will you ever expect to achieve?

    Japanese Journal of Religious Studies


    All of you people are gobblers of dregs. If you go on wandering around this way, you will never have Today.

    Meditating with Koans


    You are all gobblers of dregs. If you go on like this, where will you have Today?

    Zen and the Unspeakable God


    You people are all gobblers of dregs; if you travel like this, where will you have Today?

    Treasury of the Eye of True Teaching

    Kommentar

    Fresser von Abschaum, Fresser des Bodensatzes?


    gobbler: a person or thing that gobbles or consumes voraciously or quickly: a gobbler of science fiction.

    https://www.dictionary.com/browse/gobbler


    I miss this meaning of gobbler in the dictionary. Is it the same for you?

    #8VerfasserBubo bubo (830116) 26 Mai 23, 10:28
    Quellen

    Shit stick means "a thin stake or stick used instead of toilet paper" for anal hygiene and was a historical item of material culture introduced through Chinese Buddhism and Japanese Buddhism. A well-known example is gānshǐjué/kanshiketsu (lit. 乾屎橛 "dry shit stick") wato from the Chan/Zen gōng'àn/kōan in which a monk asked "What is buddha?" and Master Yunmen/Unmon answered "A dry shit stick".

    https://en.wikipedia.org/wiki/Shit_stick

    Kommentar

    Diese Zen-Sachen haben mich Anfang der 90er mal fasziniert, darum habe ich gerade auch mal ordentlich prokrastiniert. Der "Trockenmistkratzer" stammt aus dem 23. Beispiel (nicht dem 73.), "Pao Fu's Summit of the mystic peak", und mit viel Hin und Her habe ich herausgefunden, dass es sich dabei um ein altes Toilettenutensil handeln könnte, s. o. (die deutsche Wikipedia schreibt "Holzspatel zur Reinigung des Afters"), und die englische Version also "dry shit stick" lauten müsste. Gefunden habe ich das über die englische Version mit dem "dry piece of shit", im Deutschen steht an der Stelle vor dem Trockenmistkratzer was von "mit den Füßen mehrere Klafter drin", das passt also, s. u.


    Chinesische Version der Stelle (fast am Ende von [0164b08] im NTI Reader):

    妙峯孤頂草離離(和身沒却。脚下已深數丈也)拈得分明付與誰(用作什麼。大地沒人知。乾屎橛堪作何用。拈得鼻孔失却口)

    不是孫公辨端的(錯看箭。著賊了也不知)


    Google translator:

    Miaofeng, einzelne Spitze, Graslilie (ohne den Körper. Die Füße sind mehrere Fuß tief) und es ist klar, wem man es geben soll (was man verwenden soll. Niemand kennt die Erde. Was nützt trockene Scheiße. Die Nasenlöcher sind verloren, aber der Mund ist gepflückt) Es ist nicht von Mr. Sun.


    DeepL:

    Das Gras auf dem einsamen Gipfel von Miao Feng ist weit weg (und der Körper ist nicht da. Sie liegt ein paar Meter tief. Niemand auf Erden weiß es. Was nützt ein getrockneter Scheißpflock? (Ich habe meine Nasenlöcher und meinen Mund verloren)

    Es ist nicht Sun Gong, der den Unterschied erkennt (Er sieht einen Pfeil falsch an. Der Dieb ist sich dessen nicht bewusst)


    Der für die Frage entscheidende Satz aus dem Absatz ist 乾屎橛堪作何用, was Google nur mit "Für welchen Zweck" übersetzen kann, aber die Transkription "Kanshiketsu tama-saku nani-yō" angibt, und darüber habe ich den Wikipedia-Eintrag gefunden. (DeepL übersetzt "Wozu braucht man einen trockenen Scheißpflock?" und bietet auch noch "Kackstift" als Synonym an.)


    Edit: Das impliziert allerdings, dass Gunderts Übersetzung sehr frei ist, um es vorsichtig auszudrücken. Vor allem weil der deutsche Ausdruck, zumindest in Verbindung mit den beiden anderen, so verstanden wird, dass eine Person beschrieben wird, die in trockenem Mist kratzt. Während in Wirklichkeit wohl ein Gerät beschrieben wird, an dem der "Mist" angetrocknet ist. ("Tresterlecker" finde ich genial.)

    #9Verfasser Mattes (236368)  26 Mai 23, 11:01
    Kommentar

    "Trockenmistkratzer" stammt aus dem 23. Beispiel (nicht dem 73.)


    Thanks for that correction.

    #10VerfasserBion (1092007) 26 Mai 23, 14:18
    Quellen
    Kommentar

    Inzwischen sind im China-Forum zwei ausführliche Hinweise zum chinesischen Ursprung der drei von Gundert ins Deutsche übertragenen Begriffe eingetroffen (siehe oben), und durch Rückübersetzung aus dem Chinesischen erhalten die "Tresterlecker" eine neue Formulierung:

    alkoholsaufende Trunkenbolde (reisschnapssaufende Taugenichtse) ...


    (natürlich wären sie das im weltlichen Leben, der Zen-Meister meint jedoch, dass sie sich an geistig-geistlichem Trester berauschen, an spirituellem mystischem "Residuum" ...

    #11Verfasser MiMo (236780) 31 Mai 23, 14:49
    Kommentar

    Aus den Lehren Buddhas will ich mich gerne raushalten, aber was ist das denn für eine mißratene Übersetzung? Wie kommt man denn von reisschnapssaufenden Trunkenbolden auf welche, die am Bodensatz eines Weinfasses lecken?


    Na ja, hat beides irgendwie was mit Alkohol zu tun. Passt also ungefähr...

    #12Verfasserzacki (1263445) 31 Mai 23, 16:56
     
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  
 
 
 
 
 ­ automatisch zu ­ ­ umgewandelt