Sources | Here is this section for context:
SCHWINGUNGEN IM UNGEFÄHREN. FRAGMENT – AUSSCHNITT – TORSO.
Zwischen Licht und Schatten, zwischen Tag und Nacht, zwischen Wachsein und Schlaf gilt es etwas zu packen, was sich unentwegt entzieht, verflüchtigt, was sich sowohl der Wahrnehmung als auch dem Erkennen in seiner Gänze tändelnd vorenthält. Wir können uns frontal darauf einlassen oder indirekt es zu überlisten suchen. Aber: Was die ganze Wirklichkeit ist, wir werden es nie erfahren. Das Original in seiner vollen Gänze hat seine Tücken zufolge seiner unablässigen Mimikry. Und deshalb ist es immer wieder spannend zu erfahren, auf welche Weise ein Künstler dessen Aneignung bewerkstelligt und sich dessen Entschlüsselung stellt. Allein das WIE entscheidet über den Rang des Versuchs, das WIE getragen von Skepsis oder Illusion, von Zuversicht oder Verzweiflung. Das WAS wird weitestgehend nur in Ausschnitten erfasst. Blicke, gleichsam durch den „Spion“ einer Wohnungstür gewährt uns Jordi Alcaraz auf sein Verständnis von Wirklichkeit und (oder) Fiktion, von Körperlichkeit und (oder) Schattenwurf, von Manipulation und (oder) Authentizität. Das Erfasste bleibt auch bei ihm in der Schwebe, im Prozesshaften, im Unfertigen, im Fragmentarischen angesiedelt („Prozess um meine vertikalen Linien zu ziehen“ - „Procés per fabricar–me les lienes verticals,“ 2006 ), unser Wahrnehmungs- und Hirnvermögen ist eingeschränkt ( „Akademische Zeichnung“ - „Dibuix acadèmic,“ 2006 ), unser Haupt operiert in der Vagheit des Dunkels („Der Pfeifer“ - „El Xiulador“, 2007 ). Auch Alcaraz stellt sich, wie viele seiner Ernst zu nehmenden Kollegen seit Alters her der steinigen Auseinandersetzung mit unserer begrenzten Erfassbarkeit vom Ganzen. Am Ende findet er zu der Einsicht, dass Fragment, Ausschnitt, Torso, wenngleich in individueller Ausformung, dem Künstler als Begrenzung vorgegeben sind.
|
---|