http://www.dwds.de/?kompakt=1&sh=1&qu=jenseits zeigt in der Tat keine temporale Verwendung. Befragt man allerdings
http://wortschatz.uni-leipzig.de/index_js.html , so erhält man zumindest nützliche Hinweise in Richtung Transzendenz, wenn auch nicht wirklich einen Beleg dafür, dass
jenseits (bzw. als Substantiv:
Jenseits) ohne Weiteres mit
before gleichzusetzen wäre.
Interessant ist in solchen Fällen manchmal auch ein kleiner Umweg übers Lateinische. Er zeigt für das Adjektiv
jenseits die Entsprechungen
uls,
trans und
ultra, für das Substantiv
Jenseits hingegen
caelum, was u.a. auch Himmel, Klima und Wetter bedeutet. - Auch hier keine direkte Verbindung zum Zeitaspekt - wenn man von der Veränderlichkeit (neudeutsch: Prozesshaftigkeit) des
caelum einmal absieht. Mit prozesshaften Phänomenen, also mit Zeitabläufen und -relationen haben allerdings die Jenseitsvorstellungen mancher östlicher Denkweisen zu tun, z.B. der hinduistische/buddhistische Daseinskreislauf
Samsara. Aber das ist nur eine verwegene Assoziation.
Man muss sich wohl damit zufriedengeben, dass Nietzsches Gebrauch des Adjektivs metaphorisch und von einer gewissen Einzigartigkeit ist. Auf jeden Fall braucht es eine ausgiebige Erläuterung, sollte
jenseits kurzerhand mit
before übersetzt werden.