Ich hab langsam das Gefühl, ich rede (bzw. schreibe) hier gegen eine Wand! Ihr behauptet, die Negativität sei eine dem Wort innehaftende Eigenschaft, ich sage, ob ein Wort beleidigend ist, hängt davon ab, wie es verwendet wird. Ihr wolltet Beispiele, die habe ich geliefert. Dass Du, karla13, davon "nicht überzeugt" bist, kann also nur an einer Grundeinstellung liegen, Argumente, die gegen Deine Meinung sprechen, schlicht zu ignorieren. Und Deine Gegenargumente passen schlicht nicht zum Thema der Diskussion.
Aber dadurch erhält das Wort "egoistisch" doch keine andere, positive Bedeutung in diesem Zusammenhang.
Um die Bedeutung des Wortes geht es gar nicht, sondern um seine beleidigende Eigenschaft! Oder willst Du hier plötzlich eine komplett andere Diskussion starten, unter dem Deckmantel, die alte fortzuführen? Die Bedeutung ist nach wie vor, sowohl in der Beleidigung als auch im therapeutischen Rat "schaut auf seinen Vorteil, unabhängig von den Bedürfnissen anderer". Und dennoch, obwohl sich nicht mal die Bedeutung ändert, was bei anderen, wie dem vor einigen Jahren in der Jugendsprache aufgekommene "Opfer", ja der Fall war, ist in dieser Verwendung von "egoistisch" keine Beleidigung mehr enthalten.
... davor war "Amigo" durchaus positiv besetzt gewesen
> Kannst du das belegen?
Könnte ich, halte ich aber für unnötig, weil ich hier keinen mathematischen Beweis zu führen habe. Wenn es Dich interessiert, frag doch einfach mal im Spanisch-Forum nach, ob Amigo eine Beleidigung sei. Oder frage die Musikgruppe "Amigos", ob sie den Namen aus sarkastischen Gründen gewählt haben. Als mittelhessische Musikgruppe des volkstümlichen Schlagers ist nicht anzunehmen, dass sie beleidigend provozierende Namen verwenden, wie man das von Punk-Bands gewohnt ist.
Das ist doch nicht das, was du beschreibst als "andere "ganz klar positive" Begriffe [können] auch in nicht-sarkastischem Kontext eine Beleidigung darstellen.
Du bezeichnest ein Arbeitszeugnis als sarkastischen Kontext? Oder siehst Du Formulierungen "Er war stets pünktlich" nicht als "ganz klar positiven Begriff"? Oder wie sonst kommst Du darauf, dass das eben nicht das wäre, was ich beschrieben habe?
Natürlich können Wörter in bestimmten Kontexten eine gegenteilige Verwendung haben oder auch ihre Konnotationen generell ändern.
Gibson stimmt mir also zu 100% zu, dass der Kontext der Verwendung entscheidend über die Konnotation eines Wortes ist, nicht das Wort selbst. Die Frage der "Beliebigkeit" bzw. "Nicht-Beliebigkeit", die sie danach aufwirft, ist aber etwas, das von mir nie behauptet wurde. Natürlich muss für eine Deutung IMMER der Kontext mit einbezogen werden, und innerhalb des Kontextes schrumpfen dann die "Grauzonen" stark zusammen, was einer Interpretation dann selbstverständlich die Beliebigkeit nimmt. Du (also jetzt an Gibson gerichtet, nicht mehr an karla13) willst aber anscheinend die Grundaussage ("es hängt nicht am Wort selbst") damit wiederlegen, dass Du eine komplett andere Aussage ("Konnotation ist beliebig"), die Du neu aufwirfst und mit dieser Grundaussage verbindest, anzweifelst? Ist mein Auto plötzlich nicht mehr rot, weil Deines grün ist?
Aber nach Gibsons Meinung begeht man ja offensichtlich auch keinen "bewaffneten Überfall", wenn man sein Opfer mit einem Küchenmesser bedroht statt einer Pistole, weil die primäre Aufgabe des Küchenmessers das Schneiden von totem Fleisch und Gemüse ist, und nicht, Verletzungen zuzufügen. Oder sie diskutiert mit der Polizei darüber, ob "legen Sie die Waffe nieder" der korrekte Ausdruck ist, wenn jemand einen anderen mit einer Nagelpistole bedroht, weil die Nagelpistole ein "Werkzeug" sei und keine "Waffe".
Denn schließlich haben ja alle Wörter eine ihnen fest innewohnendene Bedeutung und Konnotation, oder?
(Edit): Und übrigens: Die Primäraufgabe eines Skalpells, und da wird mir jede(r) Chirurg:in beipflichten, ist es ja gerade, den Patienten (gen. Maskulinum) zu verletzen, denn ohne diese Verletzung käme er/sie gar nicht an die Stelle, die er/sie behandeln muss, um dem Patienten zu helfen. Daher wäre selbst nach Gibsons Definition ein Skalpell also eher eine Waffe, die als Werkzeug verwendet wird, als andersherum.