Kommentar | steve, es tut mir leid, aber Deine Kritik an dem bestehenden Eintrag ist weitestgehend ohne Substanz. Es handelt sich bei 'Vorschlag' und 'Vorhalt' um zwei genuin musiktheoretische, bereits im 18. Jh. verwendete Termini (denen man nicht mit rein sprachlicher Kritik beikommen kann), die sachlich genau der ital. appoggiatura entsprechen.
Als Beleg führe ich die einschlägigen Passagen aus dem Riemann Sachwörterbuch (Schott: Mainz 1967) an:
1. "Appoggiatura: - Vorschlag q.v."
2. "Vorschlag (frz. appoggiature, ital. und engl. appoggiatura) ist die Bezeichnung einer Gruppe von Verzierungen, deren gemeinsames Merkmal in der Einschiebung von einem, zwei oder auch mehreren Tönen zwischen zwei Melodietönen besteht. Je nach seiner Stellung zu den melodischen Haupttönen unterscheidet man den V. auf den Schlag, d. h. auf den Zeitpunkt der folgenden Note fallend und somit deren Wert entsprechend verkürzend, und den V. vor dem Schlag, der die Dauer der vorangehenden Note entsprechend verkürzt ... Die Funktion eines V.s kann entweder melodisch (engere Verbindung zweier Melodietöne) oder harmonisch (Vorhaltwirkung des auf den Schlag fallenden dissonanten V.s) oder auch rhythmisch sein ... Die Bezeichnung V. erscheint erstmals in J.D. Heinichens Generalbaß in der Composition (1728) und ersetzt die frühere "Accent" (J.S. Bach, Clavierbüchlein, 1720) ... Im Laufe des Spätbarocks (18. Jh.) gewinnt die harmonische Funktion des V.s immer mehr an Bedeutung, wobei der V. auf den Schlag genommen wird und meist eine Dissonanz zum Baß bildet, einen Vorhalt (q.v.), der auch affekthaften Charakter annehmen kann."
3. "Vorhalt (ital. appoggiatura; frz. und engl. suspension) heißt der um eine große oder kleine Ober- bzw. Untersekunde verzögerte Eintritt eines Akkord- oder Melodietones. Der vorgehaltene Ton ist dissonant oder wenigstens auffassungsdissonant und steht immer auf betonterem Taktteil als seine Auflösung."
Die von enigma behauptete Festlegung der Dauer von Vorschlägen (Appoggiaturen) ist, wenigstens historisch gesehen, nicht stichhaltig.
Die Acciaccatura wiederum ist die Bezeichnung für eine nur auf Tasteninstrumenten vorkommende/ausführbare Verzierung, die auf der zeitgleichen Ausführung, nämlich dem "gleichzeitigen Anschlag einer Note mit ihrer unteren (meist chromatischen) Nebennote [besteht], wobei die Nebennnote sofort nach ihrem Anschlg wieder losgelassen, dei Hauptnote dagegen entsprechend ihrem notierten Wert ausgehalten wird." (Riemann, Sachwörterbuch, s. v.) Wie leicht ersichtlich, hat diese Verzierungsart nichts mit der Appoggiatur/dem Vorschlag/Vorhalt zu tun.
Fazit: Eintrag ist korrekt, was die Termini der beiden Sprachen angeht, lediglich in der Markierung des Lemmas ergänzungsfähig, er sollte - auf beiden Seiten! - ein [mus.] erhalten. |
---|