In meiner Jugend (vor dem 2. Vatikanischen Konzil) kannnte man "praktizierende Katholiken" und "gläubige Protestanten".
Für die Katholiken gibt/gab es eine Fülle Dinge, die man praktisch ausüben, also praktizieren konnte: Eucharistie, Beichte, Andacht, Weihwasser, Kreuzzeichen, Kniebeuge, Marienverehrung, Heiligenverehrung, häusliche Gebete, Wallfahrten, besondere Feste wie Fronleichnam, Mariä Lichtmess, Mariä Himmelfahrt, Allerheiligen und Allerseelen, "Letzte Ölung" (Krankensalbung), Skapulier, Wundertätige Medaille, Wohnungsweihe usw. usw. Alle diese Dinge kann man gewohnheitsmäßig ausüben bzw. mitmachen, ohne einen tieferen Glauben damit zu verbinden. Sie sind Tradition, aber nicht unbedingt Glaubensbeweise.
Die Protestanten kennen derartige Praktiken fast nicht; bei ihnen kommt es auf den persönlichen Glauben an. So stehen den "praktizierenden Katholiken" die "gläubigen Protestanten" gegenüber.