Kleine Bemerkung zu einem in Deutschland allgemein verbreiteten Irrtum, hier besonders deutlich in #8 (Achim A.)
Neben der grundsasätzlichen Aussage bezog ich mich lediglich auf
keyboardist - electronic piano - Keyboarder - elektronisches Keyboard
als nachgewiesene u. m.E. unbestrittene Bedeutungsschnittmenge.
Das ist keineswegs unbestritten! Es sind zwei grundverschiedene Instrumente, allerdings mit technisch eng verwandter oder sogar gleicher Tonerzeugung. Das genügt aber nicht für die Gleichsetzung. Sonst wären die bretonische Bombarde und die Oboe oder gar die Cornamuse auch das gleiche Instrument. Sie unterscheiden sich aber in wesentlichen Punkten, die hier nichts zur Sache austragen.
Ein E-Piano im heutigen Sinn hat eine Tastatur mit 88 Tasten, eine halb- oder vollgewichtete Tastatur (also nicht nur Federn unter den Tasten, sondern einen echten Anschlag, der durch kleine Hämmer simuliert wird, die die Bewegung einer Klaviermechanik imitieren. Es spielt sich daher auch ähnlich wie ein Klavier. Die Klänge beschränken sich bei den Grundmodellen auf zwei gesampelte Klavierklänge (oft von Konzertflügeln) und vielleicht sechs weitere Klänge, die oft mit dem Instrument gar nicht gut zu spielen sind, obwohl auch sie professionell gesampelt sind.
Ein Keyboard im heutigen deutschen Sinn hat eine Tastatur mit 61 Tasten (seltener 49), keine irgendwie gewichtete Tastatur, sondern nur eine Federmechanik und verfügt nur dann über eine Anschlagsdynamik, wenn ein zusätzlicher Sensor pro Taste verbaut wird. Dieser reagiert in viel weniger Stufen als die Signalabnehmer am E-Piano, so dass das Spielgefühl ein völlig anderes ist, etwa wie das einer elektronischen Orgel. Die Tonerzeugung erfolgt z.T. künstlich (d.h. elektrisch synthetisierte Klänge, oft von sehr guter Qualität) und z.T. ebenfalls mit gesampelten Klängen.
Schon aufgrund der Bauweise lassen sich auf einem E-Piano besser perkussive Instrumente nachmachen, wie eben das Klavier, aber z.B. auch Zupfinstrumente. Mit dem Keyboard können besser nicht-perkussive Instrumente wie die Orgel (Pfeifen, Hammond/Wurlitzer etc.) oder Streicher dargestellt werden.
Daher kann jemand, der Klavier (oder E-Piano) spielt, noch lange kein Keyboard spielen, und umgekehrt.
Ich habe es aufgegeben, wenn ich z.B. irgendwo nur einen Liederabend zum Mitsingen gestalte, nach dem Vorhandensein eines Klaviers oder E-Pianos zu fragen, es sei denn, es gibt jemanden dort, der hauptberuflich Musik macht. Sicherheitshalber habe ich dann immer ein E-Piano mit vollem Equipment dabei. Zu oft stand ich schon vor einem Billigkeyboard vom Discounter, mit eingebauten 2*0,5 Watt - Lautsprechern. Aber auch schon vor einem damals sehr professionellen Yamaha PSR-3000, dass irgendein Schwiegersohn verliegen hat, nur leider keine Anlage dazu. Dann kann man es noch mit Kopfhörer spielen...
Wer also selber weder E-Piano noch Keyboard spielt, sollte hier vorsichtig sein. Der zitierte Beleg beweist hier genau das Gegenteil dessen, was vermutet wurde, nämlich dass die beiden Begriffe eben nicht gleichbedeutend sind.
So hat sich an meiner Bewertung in #7 nichts geändert. es liegt bisher kein Beleg für die Entsprechung der Begriffe vor.
Deswegen kann ich den vorgeschlagenen Eintrag auch nicht unterstützen. Er ist irreführend. Die Vorschläge in #5 und #6 dagegen sind gut und sinnvoll. Aber das sagte ich schon.
Danke, Gibson, für die Belege. Ich finde mindestens zwei davon fraglich - den ersten (The Sun), weil die Zeitung nicht gerade für ihr Beharren auf fachlich informierter Korrektheit bekannt ist. Vielleicht hatte einfach der Journalist oder die Journalistin keine Ahnung vom Thema. Der zweite fragliche Fall ist der Bericht über den norwegischen "Tastenspieler". Der wird sich im Interview sehr wahrscheinlich als "keyboarder" bezeichnet haben. Das ist in Norwegen genauso wie hier in D einfach der Begriff für jemanden, der Keyboard spielt. Und wie gut der Herr mit den Unterschieden der englischen Bezeichnungen vertraut war, wissen wir nicht.