@Anneli, du hast völlig richtig. Nur dauert die Übergangszeit noch bis 2005, und diese Reform ist offensichtlich so gut, dass sie schon jetzt wieder in manchen Teilen reformiert wird!

Bei der letzten Reform haben alle erst einmal rumgemeckert. Jetzt hat sich jeder dran gewöhnt und sieht die zahlreichen Vorteile und positiven Konsequenzen.

Gerade was Übergangslösungen und Außnahmen anbelangt haben sich die Kritiker ja leider durchgesetzt und die Reform verwässert.

Nicht die Reform war schlecht, sondern die Verwässerungen durch die Kritiker. Das darf man nie vergessen.

hmmm aber trotzdem sollte man doch entweder beides mit "ss" schreiben oder bei beiden Assen beide Schreibweisen hinschreiben, aber so, wie es jetzt ist, sollte es nicht bleiben... don't you think?

Die Rechtschreibreform ist vollkommen überflüssig und hat die Unsicherheit in der Schriftsprache verstärkt. Das ist nicht die Schuld der kritiker sondern die Schuld all derer, die sie gegen den mehrheitlichen Willen der Bevölkerung undemokratisch durchgesetzt haben.

@ Karsten (FR)
Ich fand die Reform auch extrem überflüssig, vor allem aufgrund der enormen Kosten, die das Ganze verursacht hat (Schulbücher neu drucken usw. und so fort.) Aber jetzt ist sie nun mal eingetreten. So ganz undemokratisch war die Entscheidung ja nicht, denn die Reform war schon lange vorher angekündigt, aber das wurde lange Zeit nicht so recht ernst genommen bzw. beachtet. Die meisten Proteste kamen ja erst dann, als sie umgesetzt wurde.

@ David
Der Meinung bin ich auch, es muss einheitlich bleiben, sonst ist es nämlich erst recht verwirrend.

Ich muss Marianne Recht geben. Die RSR war in ihrer Grundidee konsistent und hätte wirklich zu einer starken Vereinfachung beigetragen. Doch dann wurden viele Änderungen in ihr als zu radikal angesehen, und man begann daher wieder Ausnahmen zu schaffen. Damit haben ihre Kritiker sie erst zu dem gemacht, was sie heute an ihr bemängeln: Sie sei nicht konsistent, daher nicht einfacher und sowieso war früher alles besser ...

Dabei stecken eine Menge guter Ideen in ihr, allen voran diejenige, das "ß" hinter kurzen Vokalen durch "ss" zu ersetzen. Ich finde es bereits heute schon immer komisch, wenn ich Wörter wie "daß" oder "Prozeß" lese. Das passt einfach nicht.

Bezüglich der Kosten: Schulbücher müssen sowieso ständig neu gekauft und ersetzt werden. Selbst wenn die von den Kritikern hierfür angesetzten 150 Mio. Euro richtig sind, so finde ich, dass es uns das wert sein sollte.

Die mangelnde Zustimmung in der Bevölkerung rührt daher, dass es meines Erachtens einfach nicht gelungen ist, ihr die Änderungen und ihre Vorteile zu erläutern. Ich habe immer wieder in Diskussionen mit RSR-Gegnern festgestellt, dass diese in der Regel gar nicht wussten, was sich genau geändert hat. Von Aussagen wie "Es gibt kein ß mehr." über "Philosophie schreibt man jetzt mit F." und "Alle Fremdwörter müssen jetzt deutsch geschrieben werden, z.B. Kompjuter." bis hin zu "Seit der RSR ist wegen + Dativ erlaubt." war alles vertreten.

Schuld daran sind auch die Medien, die immer nur plakativ über Extrem-Beispiele wie "Känguru" und "Delfin" schrieben, aber die viel wichtigeren und unauffälligeren Änderungen oft unter den Tisch fallen ließen.

Und jetzt haben wir den Salat...
Aber was nun?

@ Uho
Da hast Du Recht, die Medien haben wirklich einiges zum Unmut beigetragen. Oftmals hat man ja auch einfach nur eine weitere Option erhalten, und das "alte" ist nicht falsch geworden. Es erleichtert also schon das Schreiben. Die Kommaregeln sind auch sehr viel einfacher geworden. Man gewöhnt sich wirklich ganz schnell daran, auch wenn es einem anfangs unnütz vorkam. Daher meine ich, sollte man sich auch konsequent mit der neuen Rechtschreibung anfreunden. Viele Leute schießen auch jetzt noch übers Ziel hinaus und schreiben z. B. grundsätzlich "Straße" mit ss. Diese ganzen Uneinheitlichkeiten machen die RSR komplizierter, als sie ist und tragen zur allgemeinen Verwirrung bei.

Anneli schrieb:

[So ganz undemokratisch war die Entscheidung ja nicht, denn die Reform war schon lange vorher angekündigt, aber das wurde lange Zeit nicht so recht ernst genommen ]

Falsch, die Reform ist nicht nur undemokratisch sondern sogar illegitim, nicht mal verfassungsgemäß (zumindest in Deutschland). Der Grund: In mehreren Bundesländern gab es Bürgerentscheide, die gegen die Reform ausgefallen sind. Leider wurden diese Entscheide einfach ignoriert und abgebügelt. Im Prinzip ist es jederzeit möglich auf die Inkorrektheit (gibt es so ein Wort, oder hab' ich zulange nur Englisch geschrieben?) zu klagen (z.B. wegen einer schlechteren Zensur) und dadurch die gesamte Reform ins Wanken zu bringen!

Ist ja eingentlich das falsche Forum für so 'ne Diskussion.
Ich selbst war auch nicht begeistert, insbesondere, daß meine rudimentären Latein- und Französischkenntnisse jetzt beim Verstehen von Fremdwörtern nicht mehr nützlich sind, weil durch die "Eindeutschung" der Schreibweise der Wortstamm zur Unkenntlichkeit entstellt wurde, ärgert mich ziemlich.
Und manchmal führt die Auflösung des ß in ss zu ziemlich merkwürdigen Wörtern...

Die Vereinfachung der Kommaregeln in allen Ehren, aber irgendwie kommt mir die Rechtschreibreform so vor wie die "Reform" der Bahnpreise im vergangenen Jahr: Bürokratisch gedacht und an den Bedürfnissen der Menschen vorbei.

Anwar, da du ja offensichtlich Gegner der Reform bist, nach welcher Regelung schreibst du, nach der alten oder der neuen?

Ich bin kein Experte im Ö-Recht, aber mir ist nicht bekannt, dass Bürgerentscheide in einzelnen Ländern in irgendeiner Hinischt ein Bundesgesetz zu Fall bringen könnten.

So weit ich weiß, können Bürgerentscheide Entscheidungen bestimmter Instanzen beeinflussen, aber da gibt's dann immer noch eine höhere Instanz, die da mehr zu sagen hat als ein Bürgerentscheid. Außerdem haben, so weit ich weiß, nur die Bürger Schleßwig-Holsteins gegen die Einführung der neuen Rechtschreibreform in ihrem Bundesland gestimmt und es wäre doch schwachsinnig, in Schleßwig-Holstein nach der alten Rechtschreibung zu schreiben und in allen anderen Bundesländern nach der neuen Rechtschreibung zu schreiben.

@Anwar: nicht verfassungsgemäß?
Wird in Deutschland die Rechtschreibung tatsaechlich in der Verfassung bzw. von einem Verfassungsgesetz geregelt?? Ich muss mich ja immer wieder wundern...

Zwei Fragen an die Anhänger der sogenannten Rechtschreibreform:

Wieso schreibt man in Wörtern wie Bus, Turnus, Erlebnis, Kuskus nach kurzem Konsonanten nur einfaches s und nicht ss?

Wieso schreibt man jetzt ein Adverb auf einmal mit großem Anfangsbuchstaben (in "es tut mir Leid"), während in es in einem gleichgearteten Fall klein geschrieben wird ("es tut mir gut")?

Ganz so konsequent scheint die Reform also nicht zu sein.

Stellst Du die Reform etwa infrage?
Bei der nächsten Reform heißt es garantiert "in Frage stellen", wetten?

@N.N.
Man kann das "Leid" in "Es tut mir Leid" auch als ein Substantiv sehen, folglich ist die Großschreibung sinnvoll...


"Bei der nächsten Reform heißt es garantiert "in Frage stellen", wetten?"
Das tuts doch schon! ;)

@N.N. Und wie schreibt man dann "Busse" mit 3 s? Da ist das u doch schon viel kürzer als in "Bus". Und das u (vor dem s) in Turnus ist beim besten Willen nicht kurz (Das ist ja keine Nuss - und spricht man auch nicht so aus.). Was Du meinst ist, dass diese Konsonanten nicht betont sind, dann würden sie aber verdoppelt werden (wie in Saal). Zugegeben, ich bin kein Germanist, aber ein paar kleine Faustregeln hab ich im Laufe meiner Schulzeit doch gelernt und die meisten davon funktionieren noch nach der Reform, manche muss man eben abändern.
Ich möchte nur betonen, dass ich kein Befürworter aller Änderungen der Rechtschreibreform bin, insbesondere der Umschreibung von Fremdwörtern. (Dass 'daß' jetzt 'dass' geschrieben wird, finde ich gar nicht schlecht, weil der S-Laut in 'dass' ja gar nicht scharf ausgesprochen wird. - Auch wenn meine Grundschullehrer es beim Diktat immer so aussprachen.)

@N.N., man hätte das sicherlich einführen können, aber genau solche Änderungen sind es ja, mit denen die Gegner dann mobil machen.

Die RSR erhebt nicht den Anspruch, alle Inkonstenzen zu beseitigen -- dieser wäre auch durch keine Reform der Welt zu erfüllen. Es reicht schon, das Leben ein wenig einfacher zu gestalten und vielen zu ermöglichen, die deutsche Rechtschreibung besser zu beherrschen.

@Alexander Dreyer: Du verwechselst Konsonanten mit Vokalen! - In jedem Wörterbuch, das die deutsche Aussprache in Lautschrift darstellt, kannst Du nachlesen, daß die beiden "u" in "Turnus" gleich kurz sind; auch die "u" in "Bus" und "Busse" sind gleich kurz. Und das "s" in "das" und das "ß/ss" in "daß/dass" sind beide stimmlos - also "scharf".

@David: Laut neuer Rechtschreibung schreibt man: "Ich bin es leid" und "Das ist mir leid" (hier beidemal Adjektiv). Wieso soll dann "Es tut mir Leid" auf einmal Substantiv sein, zumal das ja die Antwort auf die Frage wäre: "Wie tut es mir?" Wenn es bei "es tut mir gut" ein Adverb sein soll, dann ist nicht einsichtig, wieso bei "es tut mir Leid" auf einmal ein Substantiv notwendig sein soll (zumal im Deutschen über hundert Jahre ein Adverb verwendet wurde)!

Gleich mehrere Fragen, gar nicht schlecht. :)

Also fangen wir mal vorne an:
Zwar bin ich ein Gegner der Reform, aber kein besonders engagierter. Ich lehne auch nicht eine Reform an sich ab, lediglich diesen vollkommenen Unsinn, der jetzt dabei herausgekommen ist (siehe Posts von anderen Usern dieses Forums). Dennoch bin ich kein "Rebell um der Rebellion willen", ich füge mich schließlich auch anderen unsinnigen Gesetzen (und davon gibt es in Deutschland eine ganze Menge) und versuche daher mich an die Regeln der Reform zu halten, auch wenn mir dieses, bedingt durch die teilweise unsinnigen Regelungen in besonderem Maße erschwert wird, z.B: beim Thema Groß- und Kleinschreibung (hier wäre IMO die Englische Sprache ein veritables Vorbild).

So, jetzt zu Uhos (man beachte den nicht vorhandenen Apostroph beim Genitiv, solange es das noch gibt!) Einwand ein Bürgerbegehren könne kein Bundesgesetz zu Fall bringen. Stimmt! Aber: Die RSR ist gar kein Bundesgesetz (!), sie wurde lediglich in der KMK beschlossen und wurde durch Vorschriften und Erlasse (also kein Gesetz, nicht mal ein Landesgesetz) durchgeführt. Daher ist der Einwand ein Bürgerbegehren könne ein Bundesgesetz nicht stürzen zwar inhaltlich richtig, aber eben nicht anwendbar.

David schrieb, dass nur die Bürger Schleswig Holsteins (SH) sich gegen die RSR gewandt hätten und man daher nicht erwarten könne, dass a) alle Länder sich nach der Entscheidung in SH richten könnten, bzw. b) in SH anders geschrieben wird als sonstwo in Deutschland. Dieser Einwand ist leider falsch. Schulgesetzgebung ist in Deutschland eines der wenigen Themen, welches ausdrücklich (!) in die Landeskompetenz gestellt wird. Daher müssen Entscheidungen in der KMK auch immer einstimmig sein. Vergleich hierzu auch die Bremer Klausel im GG.

[cont.]

Stefan wollte schließlich Wissen, ob die Rechtschreibung tatsächlich von der Verfassung geregelt sei. Die Antwort hierauf lautet: Nein. Ich wende mich auch nicht grundsätzlich gegen den Gedanken einer Reform, sondern lediglich gegen das Zustandekommen _dieser_ Reform. Denn der Ablauf, wie solche und andere Entscheidungen zustande kommen müssen, ist, wen wundert's, im GG festgelegt.
Wie ich bereits ausführte, wurde die Reform lediglich von der KMK beschlossen, einer Institution die _keinerlei_ Gesetzgebungskompetenz hat (was ja auch gut so ist, schließlich besteht die KMK gerade mal aus 16 Entscheidungsträgern, einer Zahl die viel zu klein ist, um noch dem demokratischen Grundsatz zu entsprechen).

Letztlich möchte ich noch Anmerken, dass ich kein Jurist bin und auch nur ein "Gelegenheitsgegner" der Reform. Sollten also Einzelheiten nicht 100% perfekt ausgedrückt worden sein, bzw. einige Dinge tatsächlich nicht stimmen, so lasse ich mich gerne korrigieren.

@Anwar: Nein, die KMK hat keine Gesetzgebungskompetenz, deshalb ist die Rechtschreibreform auch kein Gesetz. Sie regelt lediglich, was in der Schule als richtig oder falsch zu gelten hat. Auf andere Bereiche erstreckt sie sich nicht. Niemand kann Dich (oder irgend jemand anders) zwingen, im Privatleben so oder so zu schreiben. Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage. Dass Behörden und Verlage mitgezogen haben, war deren eigene pragmatische Entscheidung.

Die demokratische Legitimation der KMK ergibt sich daraus, dass die Kultusminister von den Länderparlamenten gewählt wurden. Ihr inhaltlicher Sinn liegt darin, die Schulpolitik (die ja Ländersache ist) in länderübergreifenden Fragen abzustimmen, damit ein Schüler beispielsweise beim Umzug von Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg nicht umlernen muss. Bei anderen Beschlüssen regt sich darüber kein Mensch auf.

Die alte Rechtschreibung war übrigens in keiner Weise demokratisch legitimiert, sondern von einem Privatunternehmen (dem Duden-Verlag) eigenmächtig festgelegt. Logischer war sie auch nicht.
Ich glaube, ein großer Teil der Aufregung kommt nur daher, dass jetzt einige Leute umlernen müssen, und dazu ist man immer gerne zu bequem... (ohne dies einem Anwesenden unterstellen zu wollen).
Oder daher, dass immer alles ganz korrekt sein muss. Warum nicht einfach entspannen und sich und anderen ein bisschen mehr Freiraum beim Schreiben geben? Was ist schlimm daran, wenn einer schreibt "es tut mir Leid" und ein anderer "es tut mir leid"?

@Corinna:
Kleine Korrektur: Als Konrad Duden seine Rechtschreib-Regeln festlegte, tat er das im Auftrag des Kaisers. Ohne kaiserlichen Auftrag haette sich sonst keine einheitliche Schreibung durchgesetzt.
Wegen einer kaiserlichen Bitte behielt der Thron auch als einziges deutsches Wort das h nach dem t obwohl beide zur selben Silbe gehoeren und Thron kein Fremdwort ist. Bei allen anderen Woertern, die teilweise mit th geschrieben wurden, hat Herr Duden vereinfacht und nur noch t geschrieben (Broth/Brod/Proth -> Brot), sofern es sich nicht um Komposita oder Fremdwoerter handelte.

N.N.:
"@David: Laut neuer Rechtschreibung schreibt man: "Ich bin es leid" und "Das ist mir leid" (hier beidemal Adjektiv). Wieso soll dann "Es tut mir Leid" auf einmal Substantiv sein, zumal das ja die Antwort auf die Frage wäre: "Wie tut es mir?" Wenn es bei "es tut mir gut" ein Adverb sein soll, dann ist nicht einsichtig, wieso bei "es tut mir Leid" auf einmal ein Substantiv notwendig sein soll (zumal im Deutschen über hundert Jahre ein Adverb verwendet wurde)!"

In der Tat, es würde z. B. bei "Das ist mir leid" auch Sinn machen, "leid" groß zu schreiben... Aber ich denke, dass bei "Es tut mir Leid" es wirklich der Grund war, dass "Leid" als Substantiv angesehen wird, das ist doch total logisch, da "es" einem dieses Leid "antut"... Man kann's auch als Adverb sehen, auf irgendetwas muss man sich halt einigen, naja in diesem Fall wäre sogar vielleicht beides offenzulassen angemessen... "zumal im Deutschen über hundert Jahre ein Adverb verwendet wurde" sicher? Nur, da es klein geschrieben wurde, muss es nicht unbedingt ein Adjektiv gewesen sein...



Anwar:
"David schrieb, dass nur die Bürger Schleswig Holsteins (SH) sich gegen die RSR gewandt hätten und man daher nicht erwarten könne, dass a) alle Länder sich nach der Entscheidung in SH richten könnten, bzw. b) in SH anders geschrieben wird als sonstwo in Deutschland. Dieser Einwand ist leider falsch. Schulgesetzgebung ist in Deutschland eines der wenigen Themen, welches ausdrücklich (!) in die Landeskompetenz gestellt wird. Daher müssen Entscheidungen in der KMK auch immer einstimmig sein. Vergleich hierzu auch die Bremer Klausel im GG."

Punkt a) habe ich gar nicht gesagt, Punkt b) habe ich zwar gesagt, aber nicht in der Form, wie du es meinst. Ich meinte nicht, dass das Ganze nicht sein könnte, etc., ich meinte nur, dass ich es für "schwachsinnig" hielte...

Corinna: "Die alte Rechtschreibung war übrigens in keiner Weise demokratisch legitimiert, sondern von einem Privatunternehmen (dem Duden-Verlag) eigenmächtig festgelegt. Logischer war sie auch nicht."

Wie AGB schon sagte, wurde das ja vom Kaiser legetimiert und außerdem war das ja nur die erste(!) Rechtschreibung, daraufhin folgten ja mehrere Änderung, etc. ... Ich denke mal, dass ab einem bestimmten Zeitpunkt, wenn nich sogar schon immer, diese auch gesetzlich/staatlich angesehen wurden...



@AGB:
Ah, sehr interessant, das mit dem "th"! Aber wurden nicht Wörter wie Tal und einige andere Wörter bei der ersten Rechtschreibung nicht noch mit "th" geschrieben? Oder beziehst du dich auf die Rechtschreibung, wo das dann erst später abgeschafft wurde?

Es gab ja immer wieder mal Änderungen. Die letzte große Rechtschreibreform, über die wir hier diskutieren, ändert jedoch gerade mal 0,5 % aller Wörter, die meisten davon durch die ss-ß-Regeln.

Man kann wirklich streiten, ob man die eine oder andere Idee gut findet. Deshalb wurden einem oft ja beide Möglichkeiten, die alte und die neue, gegeben, so dass vielleicht der Markt entscheidet.

Mit "Die Reform ist inkonsequent" sollten Reformgegner nicht argumentieren, das haben sie selbst verbockt.

Zur Kultusministerkonferenz: Ich lehne sie ab. Der Vorteil des Föderalismusses ist der innerstaatliche Wettbewerb der guten Ideen zwischen den Teilstaaten. Die KMK sucht aber den faulen Kompromiss. Genauso wie übrigens das Vetorecht des Bundesrats Reformideen bremst, sein eigentlich einziger Zweck! Das bremst den Staat im Vergleich zu Zentralstaaten aus.

@N.N Ich hab doch gar nicht behauptet, dass die beiden "u"s in "Turnus" anders ausgesprochen werden, ich wollte nur festhalten, dass ich von der letzten Silbe rede, damit es darüber keine Missverständnisse gibt.
Mir ist schon klar, dass "u" und "i" Vokale sind, ich wollte nur Deiner Argumentation entgegenhalten, dass die Vokale eines Wortes gerade einen Unterschied machen können. Ich sehe gerade, dass ich tatsächlich einen dummen Satz geschrieben habe, in dem ich mich wieder auf Vokale beziehe, zwischendurch aber Konsonanten erwähnte und daher, das "sie" sich eigentlich auf KOnsonanten bezieht, ich meinte da aber die vorher erwähnten Vokale (die "u"s, die ich vorher ausdrücklich erwähnt hatte).
Sorry, so wie's da steht, hab ich wirklich Mist geschrieben, insofern gebe ich Dir recht, da hab ich tatsächlich was verwechselt.

Was ich eigentlich mit meinem Posting sagen wollte:
Ich denke nicht, dass es logischer wäre, "Turnuss" statt "Turnus" zu schreiben, bloß weil man es vielleicht genauso aussprechen würde, das gäbe doch eine andere Betonung des Wortes (ich meine jetzt nicht die Aussprache, sondern mehr den Inhalt - möglicherweise ist meine Aussprache aber auch etwas verkehrt, aber bei mir klingt das -nus in Turnus etwas anders als -nuss in Paranuss, etwa "turn-us" <-> "para-nuss" ).
Irgendwo assoziiert man auch etwas anderes mit "Turnus" als "Turnuss"(Tur-nuss"?). Ein anderer mag es "logischer" finden, den lateinischen Stamm und Endung beizubehalten.
Das ist wohl das Problem bei jeder Reform, manchen geht sie zuweit und anderen nicht weit genug.

P.S. Was das das/dass angeht so sind wir uns einig, dass beide gleich ausgesprochen werden (ob das nun gerade "scharf" ist oder nicht, darüber mag man sich streiten, auf jeden Fall stimmlos - die von mir erwähnte falsche Ausprache war stimmvoll!). Mir erscheint es da ja nun eher logisch dann "dass" statt "daß" zu schreiben. Soweit ich weiss, war ja damals in der Diskussion "daß" in "das" umzuwandeln.
Das wäre dann zwar logisch, was die Aussprache angeht, aber ob dann entsprechende - geschriebene - Sätze noch so gut zu erfassen wären, glaube ich nicht.

Zur Aussprache von das/daß: Es stimmt, daß die beiden Endlaute identisch ausgesprochen werden (stimmloses s). Trotzdem sind die Worte auch durch die Aussprache unterscheidbar, in manchen Regionen zumindest. In Baden-Württemberg (oder wenigstens in Teilen davon) wird 'das' mit langem a ausgesprochen (daas), aber 'daß' mit kurzem a (dass). Hier ist sprachlich erhalten, was sonst nur noch aus der Schreibweise ersichtlich ist. Diese Form der Aussprache unterstützt auch die Umwandlung von daß zu dass in der sog. Rechtschreibreform (die ich generell nicht unterstütze).

Meines Erachtens sollte sich die Orthografie stets an der Aussprache, nie an der Historie des Wortes orientieren. Hierbei sollte von der Hochsprache ausgegangen werden. Den Sinn von ä zum Beispiel oder den vielen i, y, ie, ih etc. sehe ich nicht.

Corinna schrieb:

[@Anwar: Nein, die KMK hat keine Gesetzgebungskompetenz, deshalb ist die Rechtschreibreform auch kein Gesetz. Sie regelt lediglich, was in der Schule als richtig oder falsch zu gelten hat. Auf andere Bereiche erstreckt sie sich nicht. Niemand kann Dich (oder irgend jemand anders) zwingen, im Privatleben so oder so zu schreiben. Dafür gibt es keine rechtliche Grundlage. Dass Behörden und Verlage mitgezogen haben, war deren eigene pragmatische Entscheidung. ]

Schon richtig, wenn man davon absieht, dass Schul- und Universitätsnoten einen ganz beträchtlichen Einfluss auf das Leben haben. Ähnlich könnte man sagen, dass der Staat einem ja auch nicht Falschparken oder Ruhestörung verbietet, er straft einen lediglich ab - entweder durch schlechte Noten, oder durch Geldbußen - wenn man sich nicht dran hält.


[Die demokratische Legitimation der KMK ergibt sich daraus, dass die Kultusminister von den Länderparlamenten gewählt wurden. Ihr inhaltlicher Sinn liegt darin, die Schulpolitik (die ja Ländersache ist) in länderübergreifenden Fragen abzustimmen, damit ein Schüler beispielsweise beim Umzug von Schleswig-Holstein nach Baden-Württemberg nicht umlernen muss. Bei anderen Beschlüssen regt sich darüber kein Mensch auf. ]

Ich habe nicht gesagt, dass die KMK gar keine demokratische Legitimation hat, sondern dass ihre Legitimation schon so verwässert ist, dass íhr keine Gesetzgebungskompetenz zusteht. Was dein anderes Argument angeht ("sonst regt sich auch keiner auf."), so ist das ziemlich unsachlich - in der Tat weiss wohl niemand so genau wieviele Eltern und Kinder sich nicht schon über den einen oder anderen Beschluss aufgeregt haben. Dass der Aufschrei wesentlich größer ist, wenn die KMK plötzlich Maßnahmen beschließt, die sich auf die ganze Bevölkerung auswirken, ist nur logisch.

[Die alte Rechtschreibung war übrigens in keiner Weise demokratisch legitimiert, sondern von einem Privatunternehmen (dem Duden-Verlag) eigenmächtig festgelegt. Logischer war sie auch nicht. ]

Demokratisch legitimiert war die Rechtschreibung natürlich nicht - wurde sie doch zu einer Zeit verfasst, als es in Deutschland noch gar keine Demokratie gab. Aber, wie bereits andere User zu berichten wussten, so ganz eigenmächtig war sie nicht. Ob nun lgisch oder nicht stand überhaupt nicht zur Debatte - jedenfalls meinerseits.

[Ich glaube, ein großer Teil der Aufregung kommt nur daher, dass jetzt einige Leute umlernen müssen, und dazu ist man immer gerne zu bequem... (ohne dies einem Anwesenden unterstellen zu wollen).]

Nun, zumindest in meinem Fall hast Du mit Deiner "Unterstellung" den NAgel auf den Kopf getroffen. :)
Aber man muss sich schon Fragen, warum man ein System, welches mindestens genauso logisch (oder unlogisch) ist, wie das neue, denn nun auf Teufel komm raus ändern musste, oder nicht?

[Oder daher, dass immer alles ganz korrekt sein muss. Warum nicht einfach entspannen und sich und anderen ein bisschen mehr Freiraum beim Schreiben geben?]

Wenn ich ein gemein wäre, würde ich Dir jetzt vorwerfen widersprüchlich zu argumentieren - einerseits verteidigst Du die Reform, jetzt aber zweifelst Du an, dass es überhaupt eine festgelegte Rechtschreibung geben müsse.
In der Tat sehe ich aber ein, was Du meinst und werfe es Dir daher nicht vor! ;)

Nun zu David:
Da habe ich dich wohl nicht richtig verstanden, sorry. Ich hatte mir halt gedacht, du wärst der Meinung b) (siehe oben), welche IMHO die Meinung a) impliziert. Wenn Du Dich falsch zitiert fühlst, dann entschuldige ich mich dafür - aber es waren ja auch eine ganze Menge Posts, die ich da losgetreten habe.

@Anwar. Ich verstehe Deine Punkte. - Was ich eigentlich sagen will, ich bin weder für noch gegen die neue Rechtschreibung; ich verstehe einfach die ganze Aufregung nicht. Natürlich hast Du recht, dass das langfristig Auswirkungen auf Bewerbungen etc. haben kann, aber ich denke, das setzt sich wirklich erst dann ganz durch, wenn die jetzige Schülergeneration mit der neuen Rechtschreibung aufgewachsen ist. Und im Zweifel gibt es ja die Word-Korrekturfunktion... :-)

Inhaltlich bin ich leidenschaftslos, man kann dafür oder dagegen argumentieren. Es stört mich nur, wenn manche Leute (Du nun gerade nicht!) den Eindruck erwecken, es ginge hier um Tod oder Leben.

Liebe Grüße

@Anwar:
Danke, nett von dir! :)


Vielleicht meinte Corinna mit "Oder daher, dass immer alles ganz korrekt sein muss. Warum nicht einfach entspannen und sich und anderen ein bisschen mehr Freiraum beim Schreiben geben?" auch die "optionalen" Schreibweisen, wie z. B. Delphin und Delfin, was man, wenn ich mich recht entsinne (?), beides schreiben kann nach der neuen Rechtschreibung... nicht?

@ David
Ja, genau. Das meinte ich auch (irgendwo da oben...) Die Wahrscheinlichkeit, dass man etwas richtig schreibt, ist demnach rein statistisch höher als vorher.