| Kommentar | RE1 hat recht - und ein Wörterbuch sollte präzise Einträge enthalten.
Der Schweizer Artikulation nicht im Detail kundig vermag ich nicht zu erraten, ob "Eierschwamm" auch unter EidgenossInnen in deren Schriftsprache verwendet wird.
|__ Die Schweizer Schriftsprache deckt sich entgegen einem verbreiteten Irrtum |__ weitgehend mit dem Bundesdeutschen Hochdeutsch sowie dem im |__ Österreichischen Wörterbuch - nicht zuletzt durch Darlegung der Besonderheiten - |__ normierten Österreichischen Deutsch. Zu den auffälligsten Abweichungen zählt, |__ dass es in der Schweiz DAS Liter statt DER Liter heißt, und dass es kein "ß" gibt |__ (wegen der nötigen Tastaturkompatibilität mit Italienisch und Französisch).
|__ Schweizerdeutsch hingegen (= Schwizerdütsch bzw. Schwiizertüütsch) ist nicht |__ die den anderen Normsprachen gegenüber stehende, aber stärker abweichende |__ Sprache der deutschen Schweiz, sondern die Summe der Schweizer Dialekte, die |__ dort mit in Deutschland und Österreich nicht geübtem Selbstbewusstsein auch im |__ Schriftverkehr sowie in Medien regulär verwendet werden. Dabei zeigen Deutsch- |__ SchweizerInnen mehr Flexibilität, als sie etwa manche von uns WienerInnen |__ dem Südburgenland entgegen bringen, oder so manche Deutsche den bodenständigen |__ Varianten des Platt, abgesehen vom traurigen Vermeiden Sächsischer Töne (als ob |__ die Sachsen die DDR, dann Khols Abwicklerei und zuletzt Hartz IV bestellt hätten).
Ob Eierschwamm also Schweizer Hochdeutsch ist, oder aber Schweizerdeutsch und tatsächlich in der Alltagssprache auf "-mm" endet, sollten hier nur EidgenossInnen beantworten.
In Österreich gibt es dieses Wort nicht! Hier heißt es ausschließlich EierschwammERL(n). Zum Genuss geeignete Pilzfrüchte werden hier ebenso, wie u.U. dazu verleitende aber ungenießbare und giftige Arten, im Dialekt als Schwammerl bezeichnet, also mit kompletter österreichischer (bzw. [süd]bairischer) Diminutiv-Endung. Das ist buchstabengenau so und nur so ein wohldefinierter Begriff und kann sowohl deshalb nicht zu "Schwamm" verhochdeutscht werden, als auch, weil die letztere schriftsprachliche Bezeichnung für im Meer lebende Hohltiere steht.
Schwamm und Schwammerl haben also nichts miteinander zu tun! Hier meist Waldregion, dort Meeresgrund / hier ganzer Organismus, dort nur Fruchtkörper / hier Tier, dort Pflanze.
Deshalb stehen auch auf in lupenreinem Schriftdeutsch gehaltenen Speisekarten stets Eierschwammerl(n), allenfalls mit der Bundesdeutschen Übersetzung Pfifferling(e). Von genießbaren Schwämmen hingegen habe ich noch nie gehört oder gelesen.
Eierschwämme also, liebes LEO-Team, sind zumindest aus österreichischer Perspektive - ob gemäß eindeutiger alltagssprachlicher Definition oder aus streng sprachwissenschaftlicher bzw. biologischer Sicht - entweder gar nicht existent, oder irgendwelche noch gänzlich unentdeckten Eier-Meeres-Hohltiere. |
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