Der Infinitiv Präsens ist
traditionellerweise die
Grundform oder die
Nennform eines Verbes.
Er setzt sich aus dem Verbstamm und der Endung
en oder n
zusammen.
Abhängig vom Genus des Infinitivs
lassen sich folgende Formen unterscheiden:
• Aktiv: Infinitiv Präsens (sagen, rennen etc.) und
Infinitiv Perfekt (gesagt haben, gerannt sein etc.)
• Vorgangspassiv: Infinitiv Präsens (geöffnet werden etc.),
Infinitiv Perfekt (geöffnet worden sein etc.)
• Zustandspassiv: Infinitiv Präsens (geöffnet sein etc.),
Infinitiv Perfekt geöffnet gewesen sein etc.)
Der Infinitiv als infinite Verbform drückt Person und Numerus nicht aus.
Im Satz werden Person und Numerus implizit durch das Subjekt oder das
Objekt des finiten Verbs bestimmt.
Beispiele |
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Ich nehme mir vor, heute noch wegzufahren.
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= Ich nehme mir vor, dass ich heute noch wegfahre.
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Ich hörte ihn die Treppe heraufkommen.
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= Ich hörte, wie er die Treppe heraufkommt.
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Der Infinitiv kommt meist nur in Verbindung mit einem finiten Verb
vor und wird dann i. A. mit zu erweitert.
Beispiele |
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Es freut mich, Sie hier zu treffen.
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Sie schworen, es nie wieder zu tun.
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Wir bitten euch, den Brief zur Post zu bringen.
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Er bereut, die Tat begangen zu haben.
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Im Satz werden Person und Numerus implizit durch das Subjekt oder das
Objekt des finiten Verbs bestimmt.
Beispiele |
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Ich nehme mir vor, heute noch wegzufahren.
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= Ich nehme mir vor, dass ich heute noch wegfahre.
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Es freut mich, sie hier zu treffen.
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= Es freut mich, dass ich Sie hier treffe.
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Ich erlaube ihm nach Hause zu gehen.
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= Ich erlaube, dass er nach Hause geht.
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Der Infinitiv kann
seltener auch nach Nomen stehen.
In den meisten Fällen lässt sich die Verbindung
Nomen+Infinitiv auf einen Satz mit einem
Verb zurückführen. Bei Nomen steht der Infinitiv immer mit
zu.
Beispiele |
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die Hoffnung, dich bald wiederzusehen |
= (ich) hoffe, dich bald wiederzusehen |
das Risiko, viel Geld zu verlieren |
= (man) riskiert, viel Geld zu verlieren |
die Schwierigkeit, andere zu verstehen |
= es ist schwierig, andere zu verstehen |
Die Stellung des zu richtet sich nach
einfacher/zusammengesetzter Infinitiv
und
trennbares/untrennbares Verb.
• bei einfachem Infinitiv, untrennbarem
Verb steht zu direkt vor dem Infinitiv,
• bei einfachem Infinitiv, trennbarem
Verb steht zu zwischen dem
Präfix und dem Verbstamm,
• bei zusammengesetztem
steht zu vor dem Infinitv des Hilfsverbs
haben, sein oder
werden.
Beispiele |
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Einfacher Infinitiv, untrennbares Verb: |
Ich bitte dich zu gehen.
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Er freut sich, sie hier zu sehen.
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das Risiko, einen Unfall zu verursachen.
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Einfacher Infinitiv, trennbares Verb: |
Ich bitte dich wegzugehen.
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Er freut sich, sie wiederzusehen.
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die Schwierigkeit, seine Fehler zuzugeben.
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Zusammengesetzter Infinitiv: |
Er bereut es, den Fehler nicht eingestanden zu haben.
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Ich bin froh, von Ihnen empfangen worden zu sein.
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das Risiko, in einen Unfall verwickelt zu werden |
Bei den Modalverben
dürfen, können, mögen, müssen, sollen, wollen
steht der Infinitiv ohne zu.
Beispiele |
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Die Kinder dürfen hereinkommen |
Bei klarem Wetter kann man die Berge sehen.
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Ich mag jetzt nicht mehr darüber reden.
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Wir müssen ihn vor Einbruch der Dunkelheit gefunden haben.
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Du solltest dir die CD einmal anhören.
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Er will nichts trinken.
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Beim Modalverb (nicht) brauchen steht in
der Standardsprache üblicherweise zu,
in der Umgangssprache wird es dagegen häufig weggelassen.
Beispiel |
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Standardsprache:
| Er braucht nicht mehr zu kommen.
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Umgangssprache:
| Er braucht nicht mehr kommen.
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Bei den Empfindungsverben
hören, sehen, fühlen, spüren
steht der Infinitiv ohne zu.
Beispiele |
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Ich höre ihn die Treppe heraufkommen.
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Das entsetzte Publikum sah ihn vom Trapez stürzen.
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Ich fühlte ihn näher kommen.
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Wir spüren die Kraft in uns zunehmen |
Bei den Verben
heißen, schicken, lassen, bleiben
steht der Infinitiv ohne zu.
Beispiele |
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Er ließ ihn weggehen.
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Sie schickt die Kinder schlafen.
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Wir ließen einen Handwerker kommen.
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Ich bleibe auf diesem Stuhl sitzen.
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Bei den Bewegungsverben wie
gehen, kommen
steht der Infinitiv ohne zu.
Beispiele |
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Er geht immer nachmittags einkaufen.
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Sie kommen uns häufig besuchen.
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Bei haben zusammen mit einer Ortsangabe
und den Verben stehen, liegen, hängen
u. a., d. h. einer Aussage, dass dass jemand oder etwas an einem Ort
in gewisser Weise zur Verfügung steht,
steht der Infinitiv ohne zu.
Beispiele |
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Ich habe den Wagen vor der Tür stehen.
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Sie hat viel Geld auf der Bank liegen.
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Ich habe noch ein schwarzes Kleid im Schrank hängen.
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Was hast du denn alles in deiner Tasche stecken?
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Er hat seine Mutter bei sich wohnen.
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Die teilweise regionalsprachlich übliche Verwendung von
zu
gilt hier standardsprachlich als falsch:
Beispiele |
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NICHT:
| Sie hat viel Geld auf der Bank zu liegen.
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NICHT:
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Er hat seine Mutter bei sich zu wohnen.
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In einigen festen Wendungen wie
sich schlafen legen, gut reden haben
steht der Infinitiv ohne zu.
Beispiele |
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Wir legen uns früh schlafen.
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Sie hat gut reden.
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Er hat wieder einen sitzen.
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Beim Hilfsverb werden
zur Bildung des Futurs steht der Infinitiv ohne
zu.
Beispiele |
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Wir werden kommen.
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Sie wird uns helfen.
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Bei den Verben lehren, lernen, helfen
steht der Infinitiv ohne zu, falls der
Infinitiv allein folgt.
Beispiele |
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Sie lehrt ihn schreiben.
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Er lernte stricken.
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Wir helfen euch tragen.
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Wenn der Infinitiv erweitert ist, steht er im Allgemeinen mit
zu:
Beispiele | | |
Sie lehrt ihn Geschäftsbriefe zu schreiben.
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auch:
| Sie lehrt ihn Geschäftsbriefe schreiben.
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Er lernte, sich nicht gehen zu lassen.
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Wir helfen euch den Koffer zu tragen.
|
auch:
| Wir helfen euch den Koffer tragen.
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Er lernte Geige zu spielen.
|
auch:
| Er lernte Geige spielen.
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Wenn der erweiterte Infinitiv Subjekt des Satzes ist, kann er sowohl
mit als auch ohne zu stehen:
Beispiele | | |
Dich zu verstehen, ist nicht einfach.
|
auch:
| Dich verstehen ist nicht einfach.
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Mit dem Finger auf Leute zu zeigen, gilt als unhöflich. |
auch:
| Mit dem Finger auf Leute zeigen gilt als unhöflich. |
Den ganzen Tag zu arbeiten, macht hungrig. |
auch:
| Den ganzen Tag arbeiten macht hungrig. |