Die Namen der verschiedenen Tempora sind nicht viel mehr als reine
Namen.
Die größte Schwierigkeit bei der Verwendung
der Tempora ist die Tatsache, dass es keinen direkten, gradlinigen
Zusammenhang zwischen den Namen der Tempora und wirklichen, objektiv
messbaren Zeiten gibt.
Dies hat unter anderem folgende Gründe:
Die objektive Zeit kann nicht nur durch Tempusformen, sondern auch
durch Adverbien ausgedrückt werden.
Beispiele |
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Ich fahre jetzt nach Basel. |
Gegenwart
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Ich fahre morgen nach Basel.
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Zukunft
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Ich fahre gestern im Zug nach Basel, als plötzlich ein Bekannter einsteigt.
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Vergangenheit
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Die objektive Zeit ist im ersten Satz gegenwärtig, im zweiten
zukünftig und im dritten vergangen. Sie wird durch die Adverbien
jetzt, morgen und gestern ausgedrückt. Das Verb (fahre) steht
immer im Präsens.
Tempusformen können nicht nur zeitliche, sondern auch modale
Inhalte bezeichnen.
Beispiele |
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Sie wird wohl zu Hause sein.
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Gegenwart
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Er wird wieder einmal nach Basel gefahren sein.
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Vergangenheit
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Das Verb steht hier im Futur I bzw. Futur II. Die Verbform drückt in
diesen Sätzen aber nicht Zukünftigkeit, sondern eine Vermutung aus.
Die eigentliche Verbhandlung ist
• gegenwärtig:
Ich vermute, dass sie (jetzt) zu Hause ist.
• vergangen:
Ich nehme an, dass er (gestern) wieder mal nach Basel gefahren ist.
Die Tempusformen drücken immer eine relative Zeit in Bezug auf den
Sprechzeitpunkt aus (siehe unten).
Die Tempusformen drücken keine objektive Zeit aus. Sie werden immer in
Bezug auf den Sprechzeitpunkt verwendet. Der Sprechzeitpunkt ist der
Zeitpunkt, in dem der Sprechende/Schreibende sich mündlich oder
schriftlich ausdrückt.
Wenn etwas in Bezug auf den Sprechzeitpunkt geschehen, abgeschlossen
ist, gehört es der grammatikalischen Vergangenheit an.
Beispiele |
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Ich habe vor einer halben Stunde ein Brötchen gegessen.
| Im Geschichtsbuch steht: „Kleopatra war die Königin Ägyptens.“ |
Wenn etwas in Bezug auf den Sprechzeitpunkt geschehend, nicht
abgeschlossen ist, gehört es der grammatikalischen Gegenwart an.
Beispiele |
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Ich esse jetzt ein Brötchen.
| Antonius sagte: „Kleopatra ist die Königin Ägyptens.“ |
Wenn etwas in Bezug auf den Sprechzeitpunkt noch nicht geschehend
ist, noch nicht angefangen hat, gehört es der grammatikalischen
Zukunft an.
Beispiele |
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Ich werde nach der Sitzung ein Brötchen essen.
| Die Seherin prophezeite: „Kleopatra wird die Königin Ägyptens sein.“ |