| Kommentar | Zum Abschluß habe ich mir also gedacht, eine kleine entspannende Geschichte. Wie Paris in ihrem Streß ist, habe ich genug erzählt. Und wie es sein kann, wenn man den Streß wegschaltet, hört ihr jetzt.
In dem Viertel wo ich wohnte gab es viele derer kleinen Geschäfte, die nachts offen hatten. Wenn man also beim Fernsehen abends noch Lust auf ein Bier hatte, oder Wein trinken wollte, ging man einfach auf die Straße, ins nächste Geschäft und hat sich dort entweder ein starkes Bier, oder zwei oder mehr gekauft, oder eine Flasche Rotwein. Weißer Wein, war weniger vorhanden. Mit dem Wein konnte man sich ungeniert - weil es andere auch so machten - in einem kleinen "Park" auf der STraße setzen, oder in den einen Kirchenpark, der etwas geräumiger gestaltet war. Von dem habe ich gerade oben erzählt. Dort war man unter sich und wurde nicht einmal von vorbeigehenden Menschen gestört, angeredet oder angeschaut. Man saß dort und trank ein Bier nach dem anderen, wenn man wollte. Mit dem Wein ging das natürlich nicht so einfach, weil es blöd aussah mit einem Becher irgendwo zu sitzen. Den trank man in seinem Wohnbereich. Auch ich habe das - zwar nicht oft, aber wenn - so gemacht. Wenn ich den Wein getrunken habe, bin ich immer dann, wenn es nicht schon zu spät war, noch auf die Straße gegangen und habe einen Spaziergang gemacht, weil dann der Betrieb auf der Straße viel entspannter war. Und wenn man einmal genug getrunken hatte erschien die ganze Gegend wie im Traum. Paris in meiner Gegend war ja an sich wunderschön (die Oper gleich am Anfang der STraße, Moulin Rouge und Montmartre nur 20min weg, die beiden Bahnhöfe in der Nähe usw.), aber wenn man den Streß des Lärms und des chambres ausschalten konnte, wurde es erst richtig schön da spazieren zu gehen. Man hatte keine Angst - die man eh nicht haben hätte müssen - aber trotzdem hatte und die Geräusche waren viel sanfter. Und witziger fand man alles.
Noch viel witziger und entspannter war Paris aber gestoned. So im chambre zu bleiben war da pure Verschwendung. Nachts angewendet war das die beste Medizin um so richtig auf alles zu pfeifen. Auf den ganzen Luxus, diese Architektur rundherum, den Verkehr und das restliche. Auf einmal bin ich dort erst angekommen, und ich habe mich für einem Moment dort heimisch gefühlt. Weil glaube ich der Streß weg war. Es war mir alles klar, auch wieso alles gar nicht anders sein konnte, und daß eh alles ganz normal war. Sogar der Securitymann im Gare du Nord bei dem Drehkreuzen wurde mein Bruder. Die Leute auf den Gehsteigen aber blieben meine Feinde. Man mußte ja aufpassen. Einmal sagte ein Passant laut im Vorbeigehen: "Et ça à Paris!". Auch wenn ich das nie mehr wieder machen würde, sondern lieber in Paris gearbeitet hätte und Teil von irgendwas gewesen wäre, hats doch total Spaß gemacht. Und ich werde es nicht vergessen, insbesondere nicht, wenn ich wieder nach Paris fahre.
Im Gare de l'Est nachts bei Regen wie im Film von einer Gruppe Dealern, ein Stück Cannabis zu kaufen. Von ihnen mehrmals gefragt werden ob man von der Polizei ist. Ihre Angst zu spüren, die waren so alles zwischen 20 und 30, glaube ich. Es dürften 5 oder 6 gewesen sein. Dann mit dem Moment rechnen zu müssen, beim Weggehen von jemandem gefaßt zu werden. Den Schirm wieder aufspannen und nichts wie davon.
Dann bekam ich so was wie einen Schwächeanfall - fast zumindest. Das war das irrste Gefühl, das mein Körper mir gegeben hat. Ich glaube mein Puls ist auf 50 abgesunken. Nicht, wie zu erwarten gestiegen. Ich stand kurz vor dem Sterben, und war mir sicher, daß ich es nicht mehr bis nach Hause schaffen würde. Im Notfall hätte es ich das Stückerl halt im Regen in eine Pfütze geworfen und jemand angeredet oder so. Auf dem Nach-Hauseweg (ca. 30 min.) noch ein Packerl Zigaretten gekauft und kaum die Worte dafür rausgebracht und dann damit nach Hause. Zuhause mußte ich es gut verstecken, weil der Conciérge SChlüssel von allen Zimmern hatte und Rauche im chambre verboten war, weil alles aus Holz war. Und man es ja roch, wenn einer geraucht hatte. Also mußte alles schnell weg, und weil das nicht ging, habe ich einen Teil draußen in einer Wandritze eines Hauses verstecken wollen. Nur habe ich nichts passendes gefunden, es wäre vielleicht runtergefallen. Also habe ich das gemacht, was ich schon erzählt habe. Abgeholt habe ich es dann vor den Augen eines Polizisten, der -ich weiß nicht ob er mir zugesehen hat - unweit vor mir stand. Die Anzahl der Rauschzeiten kann ich gar nicht mehr alles memorisieren, aber ich glaube die meisten Male blieb ich zuhause und hörte Musik. Die restlichen Male bin ich nach draußen gegangen. Einmal bin ich glaube ich mit meiner Sonnenbrille Metrofahren gegangen, oder ein anderes Mal auf Sightseeing und sonst eben am Abend spazieren.
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