Norbert, ich denke, du gehst da etwas zu naturwissenschaftlich ran. Klar versuchen die Lehrer, fundierte Kriterien zu entwickeln, aber ich vermute, dass Robert sich von uns keinen wissenschaftlich fundierten, exakt definierten Input wünscht, sondern einfach unsere auf Alltagserfahrungen basierenden Vorstellungen, wie die Kommunikation in einer kleinen Gesprächsgruppe am besten funktioniert.
Also, mal so drauflos:
Was einem lockeren Gespräch in einer kleinen Gruppe gut tut und es positiv voranbringt, sind Gesprächsteilnehmer, die
- gut zuhören und dies auch zum Ausdruck bringen, indem sie z.B. ab und zu in eigenen Worten wiederholen, was der andere gesagt hat, oder Empathie für den Gesprächspartner signalisieren, z.B. "Ja, das kann ich mir gut vorstellen, das dir das stinkt!"
- eigene Ideen und Vorschläge einbringen und zur Diskussion stellen, sich aber auch korrigieren lassen und sich Kritik anhören können - das ist z.B. ein Punkt, der in deiner Liste fehlt, Robert.
- hilfreich und schlichtend eingreifen können, wenn sich andere Gesprächspartner in eine fruchtlose Diskussion verstricken, z.B. indem sie den Streithähnen die jeweilige Perspektive des "Gegners" erläutern und so das Verständnis füreinander verbessern.
- Anregende Gesprächspartner sind auch solche, die (in passender Form, dazu braucht man Taktgefühl!) witzige Bemerkungen machen, die z.B. einen Sachverhalt durch Überspitzen auf den Punkt bringen können oder die Schwächen der anderen liebevoll auf die Schippe nehmen.
Mir ist bewusst, dass dies sehr anspruchsvolle Punkte sind, die vielleicht bei Sprachlernenden erst zu einem sehr fortgeschrittenen Zeitpunkt entwickelt werden können - also vielleicht mal etwas mehr basic:
Zuhören und wiedergeben was man verstanden hat ist etwas, was vermutlich auch schon auf eher basic level gut möglich ist und sogar sicher eine gute Übung ist - etwas mit anderen Worten ausdrücken.
Andere ausreden lassen, klar, das ist ganz wichtig. Leute, die immer den anderen ins Wort fallen, sind echte Gesprächskiller.
Ebenso Leute, deren Gesprächsbeiträge grundsätzlich darin bestehen, Anekdoten aus ihrem eigenen Leben beizusteuern - auch wenn diese nur im Entferntesten oder gar nicht mit dem Thema zu tun haben.
Oder Leute, die ohne Punkt und Komma reden und keinem anderen die Chance geben, auch mal was zu sagen.
Als sehr störend empfinde ich es auch, wenn Leute in einer Gesprächsrunde nebenher private Gespräche führen.
Augenkontakt: ehrlich gesagt achte ich glaube ich da gar nicht so sehr drauf. Ich denke, es würde mir als seltsam auffallen, wenn jemand Augenkontakt meidet.
Stillere Gesprächsteilnehmer finde ich in einer Runde, ähnlich wie Norbert und Dragon, nicht per se als störend. Hier kommt natürlich jetzt ein Aspekt der künstlichen Gesprächssituation im Unterrichtsgespräch rein, denn ein Schüler, der die Sprache lernen soll, sollte wenigstens ab und zu auch aktiv sprechen - auch wenn ihn die anderen in einer natürlichen Gesprächssituation nicht als störend empfinden würden, wenn er nichts oder kaum was beiträgt.
Ich denke - mal ganz provozierend für den Lehrer, Robert: in einer möglichst natürlich wirken sollenden Gesprächssituation im Unterricht würde es mich nicht stören, wenn ein Schüler um des Gesprächs willen einzelne Wörter oder Wendungen in der nicht-Target-Sprache benutzt, um den Gesprächsfluss zu wahren - wär doch irgendwie schade, wenn er sich nicht traut, einen Gesprächsbeitrag zu bringen, bloß weil ihm vielleicht ein Schlüsselbegriff in der target language fehlt. Ich erlebe das öfter in meinen Au Pair Interviews, dass eine Bewerberin mitten im Englischen einen deutschen Ausdruck oder eine deutsche Redewendung verwendet, weil ihr das Englische gerade nicht einfällt, und das finde ich auch in Ordnung. Wäre viel störender für unser Gespräch, wenn sie steckenbleiben würde und den Satz nicht zu Ende sagt, oder?
So viel mal für den Moment.
Edit, nach Lektüre von Dragon: ja, da stimme ich auch zu, Nachfragen können wenn man etwas nicht verstanden hat ist eine ganz wichtige Fähigkeit.