Comment | Ich (Jg. 70) kann mich nicht erinnern, jemals einen Lehrer geduzt zu haben. Mir ist aber auch frühzeitig von meinen Eltern beigebracht worden, alle nicht mit mir verwandten Erwachsenen zu siezen, es sei denn, sie bieten mir das Du an. So habe ich als Kind, abgesehen von Onkeln und Tanten, nur wenige Freunde meiner Eltern geduzt (manche von ihnen waren sog. "Nennonkel" und "-tanten", d.h. ich habe zu Hans Müller nicht nur Hans, sondern "Onkel Hans" gesagt, obwohl wir nicht miteinander verwandt waren). Viele Leute, mit denen meine Eltern per "Du" waren, habe ich dagegen gesiezt und tue dies auch heute noch.
Lehrer waren ohnehin Respektspersonen (Das waren noch Zeiten, Grundschule in den 70ern...), da hätte ich mich gar nicht getraut, "Du" zu sagen. Ob irgendwelche meiner Mitschüler "Du" gesagt haben, weiß ich nicht mehr, glaube aber, dass doch eher das "Sie" angesagt war. Einen Kindergarten habe ich dagegen nicht besucht, dazu kann ich also nichts sagen. In der Oberstufe war es tatsächlich so, dass wir das Recht hatten, gesiezt zu werden. Einige Lehrer, die wir schon länger hatten, fanden es zu Recht absurd, dass sie nach Jahren des Duzens auf einmal "Sie" sagen sollten, und fragten, ob sie uns nicht weiter duzen dürften, dagegen hatte niemand etwas. Die meisten Lehrer, die wir neu hinzubekamen, fragten ebenfalls nach kurzer Zeit, ob sie uns duzen dürften. War auch nie ein Problem. Eine Lehrerin fragte nicht und hat uns konsequent gesiezt, und darüber war ich auch froh, von dieser Frau wollte ich nämlich nicht geduzt werden. Interessant war dann, bei Ehemaligentreffen die Lehrer wiederzusehen. Einige, auch die, die uns lange Jahre unterrichtet und seit jeher geduzt hatten, fingen auf einmal an, "Sie" zu sagen, teilweise sogar den Nachnamen zu verwenden (also den, den sie kannten, der natürlich bei manchen mittlerweile verheirateten Mitschüler(inne)n nicht mehr stimmte). |
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