Comment | @ Kit
>>>Ja, die glaubten so manches.
Ja, die Formulierung habe ich mit Bedacht gewählt.
>>>Man kann sich ja über die Details des Kriegsausbruchs streiten, aber so wie ich das sehe, wurde Deutschland sicherlich nicht als überraschtes Opfer in diesen Krieg hineingezogen.
Das habe ich ja gerade überhaupt nicht bestritten. Es war sicher auf Seiten aller Beteiligten eine gewisse merkwürdige Überraschtheit da, wie schnell sich ein Attentat auf dem Balkan zu einem weltweiten Flächenbrand ausweitete, aber schuld an diesem Automatismus waren trotzdem die Bündnissysteme der Vorkriegszeit - also letztlich doch die Beteiligten.
>>> Die Angriffe Rußlands erfolgten nach der Kriegserklärung Deutschlands
...die nach der offiziell erklärten Mobilmachung Russlands gegen Österreich-Ungarn erfolgte.
>>>Frankreich erklärte den Krieg nach der Besetzung Luxemburgs durch deutsche Truppen.
Meines Wissens erklärte nur England den Krieg, und zwar wegen des Einmarschs in Belgien. Dieser erfolgte, ebenso wie die Kriegserklärung an(!) Frankreich, weil Frankreich nicht die geforderte Neutralitätserklärung abgeben wollte. (Es war damals mit Russland verbündet.) Wir sind derzeit mit Ländern verbündet, darunter einige der damaligen Gegner, die schon aus geringerem Anlass Kriege begonnen haben, und zwar vor 1914 wie nach 1914.
>>>Vermutlich hätten die Deutschen Lothringen besser schützen können, wenn sie da nicht schon auf dem Weg nach Belgien gewesen wären.
Das ist richtig - "besser" statt gut -, denn der Verlauf der entstehenden Westfront im Elsass und in Lothringen belehrt uns, dass es zum schützen auch so reichte. Im 1. Weltkrieg war der strategische Verteidiger nämlich im Vorteil: Es gab zwar keine nennenswerte Panzer- und Luftwaffe und keine motorisierten Erdtruppen - aber Maschinengewehre, die gab es. Die Kriegsverluste der Entente überstiegen denn auch die Deutschlands um ein mehrfaches.
>>>Das waren aber m.E. nicht die Gedanken, die sich deutsche Militärs zu der Zeit machten. Denen ging es um Expansion.
Wir dürfen wohl davon ausgehen, dass es den Militärs aller Beteiligten beim Kriegführen um Expansion ging - sonst galt ein Krieg nämlich als "verloren".
>>>Zu den vier Jahren im ersten Weltkrieg kamen dann noch zwölf Jahre Drittes Reich dazu.
Und wir dürfen nicht den Fehler machen, den ersten Weltkrieg und das Dritte Reich in einen Topf zu werfen, umzurühren und fertig ist die Pazifistensuppe.
>>>Alles in allem ist das m.E. jedenfalls keine Traditionslinie die man fortsetzen müsste.
Angesichts der Tatsache, dass heutzutage weder blaue Dragoner noch Postkutschen gebraucht werden, magst du recht haben, aber da die Gefahr der Wiedereinführung auch nicht besteht, kann man "Die blauen Dragoner" so unbefangen singen wie "Hoch auf dem gelben Wagen" - obwohl ich wetten könnte, dass letzteres Lied auch mal zu irgend einem Anlass vom BDM gesungen wurde. Ich hätte meine Oma gefragt, wenn sie noch lebte.
Zitate:
Friedrich Engels im Jahre 1887: „Und endlich ist kein anderer Krieg für Preußen-Deutschland mehr möglich, als ein Weltkrieg, und zwar ein Weltkrieg von einer bisher nie geahnten Ausdehnung und Heftigkeit. Acht bis zehn Millionen Soldaten werden sich untereinander abwürgen und dabei Europa so kahl fressen, wie noch nie ein Heuschreckenschwarm. Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges zusammengedrängt in drei bis vier Jahre und über den ganzen Kontinent verbreitet; Hungersnot, Seuchen, allgemeine, durch akute Not hervorgerufene Verwilderung der Heere wie der Volksmassen; rettungslose Verwirrung unseres künstlichen Getriebes in Handel, Industrie und Kredit, endend im allgemeinen Bankrott; Zusammenbruch der alten Staaten und ihrer tragenden Staatsweisheit, derart, dass die Kronen zu Dutzenden über das Straßenpflaster rollen und niemand sich findet, der sie aufhebt; absolute Unmöglichkeit, vorherzusehen, wie das alles enden und wer als Sieger aus dem Kampf hervorgehen wird; nur ein Resultat absolut sicher: die allgemeine Erschöpfung und die Herstellung der Bedingungen des schließlichen Siegs der Arbeiterklasse.“.
Georges Clemenceau zur österreichischen Delegation in St. Germain 1919: „Der Rest ist Österreich!“.
Der französische Marschall Ferdinand Foch nach Unterzeichnung der Verträge von Versailles: „Das ist kein Frieden, das ist maximal ein Waffenstillstand für 20 Jahre“
Woodrow Wilson im Jahre 1919 (laut einer von Hamilton Foley aus Vortragsmanuskripten und anderen Dokumenten zusammengestellten Wilson-Autobiographie): „Gibt es irgendeinen Menschen, der nicht wüsste, dass die Saat für Krieg in der modernen Welt industrielle und kommerzielle Rivalität ist? Der wirkliche Grund, weshalb der Krieg, den wir gerade beendet haben, stattfand, war, dass Deutschland befürchtete, von seinen Wettbewerbern im Handel überflügelt zu werden, und der Grund dafür, weshalb einige Länder gegen Deutschland in den Krieg zogen, war, dass sie befürchteten, Deutschland würde sie kommerziell übertrumpfen. Dieser Krieg war von seinen Anfangsgründen her ein kommerzieller und industrieller Krieg. Es war kein politischer Krieg. Die Saat des Neids, die Saat des tiefsitzenden Hasses war heiße, erfolgreiche kommerzielle und industrielle Rivalität. Die Rivalitäten dieses Krieges haben sich nicht abgekühlt.“
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