Und das ist das, was ich im letzten Brief meine entziffern zu können. Wie gesagt, für Korrekturen und Ergänzungen wäre ich sehr dankbar.
Dritter Link, letzte drei Seiten von links (Frank Peisz - 2 Dec 1940 Page 1a, 1b, 2)Liebe Schwester!
Ich kan mir wen du auch mein vori=
ges schreiben nicht beantwortet hast, so muß
ich dich doch ersuchen sei mir nicht bös, und
sei so gut schicke mir den winterrok was du
gesagt hast wie du zuhaus warst. den bei uns ist
in ganzen Lande so wenig Wein gewachsen das es
sich hart auf lebensmitel ausget, aber auf gwand
nicht. und so geht es mir auch. sei so helfe mir aus
mit einen winterrok öfter kome ich bestimt nicht
mer betteln. mein weingarten ist jetzt fertig
und trägt mir jährlich 20 hektoliter wein mit
den kan ich aleine bestimt leben. mein Weib
dieses verdamte luder nehme ich mir nicht mer
zurük. die hatt jetzt gefunden was sie gesucht hat.
wie sie mich ausgeraubt hat ist sie eine zeitlang
in Stulweisenburg* gewesen bei der Lisl. dan hat die
Mici gehairatet dan ist sie dorthin gegangen nach
Page 2Budapest. dort hatten eine so kleine wohnung,
das sie nicht plats hatten für das was sie mir
fortgestohlen hatt, so musten sie sich eine größere
wohnung aufnehmen. Bevor sie aber in die gro=
sere wohnung einziehen musten von der kleinen
wohnung schon umziehen, und so haben sie für ihre
möbel ein leeres geschäfts lokal aufgenomen
und dort ihre möbel eingespert. und schlafen
sind
xxxxxx hingegangen. dan bis einziehen
wolten in das grösser quartir, und wolten ihre
Page 3möbel hohlen waren Sie ausgeraubt sauber
ausgeraubt, so, das mein weib sowie auch die
Mici sonst nichts haben als was Sie am körper
ein hemt und ein rok. jetzt muste die
arme Mici wieder in dinst gehen um
etwas gwand und wäsche zu verdienen, und
die alte habens wieder zurük trans portirt nach
Stulweisenburg zu der Lisl
xxxx. So geschied
es den den Luder recht! Weil sie mich nicht hat
könen gänzlich zugrunde richten hat sie sich
selbst naket ausgezogen der
Teufels trampl.Meine bitte wiederholend grüsse und küsse
ich euch herzlich, dich, die Liesi, und Ihren Man und
verbleibe dein dich liebender Bruder
Frank Peisz
Mòr
Hunyady gasse 16
Ungarn
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*Stuhlweißenburg
http://de.wikipedia.org/wiki/Sz%C3%A9kesfeh%C...--------------
Liebe Schwester!
Wenn du auch meinen letzten Brief nicht beantwortet hast, so bitte ich dich doch, sei mir nicht böse und schicke mir den Wintermantel, von dem du gesprochen hast, als du zu Hause warst. Denn bei uns ist im ganzen Land so wenig Wein gewachsen, dass es nur knapp für Lebensmittel reicht, aber nicht für Kleidung. Deshalb hilf mir bitte mit einem Wintermantel aus; öfter komme ich bestimmt nicht mehr betteln.
Mein Weingarten ist jetzt fertig und bringt mir jährlich 20 Hektoliter Wein. Das reicht für mich allein bestimmt zum Leben aus. Meine Frau, das verdammte Luder, nehme ich mir nicht mehr zurück. Die hat jetzt gefunden, was sie gesucht hat.
Nachdem sie mich ausgeraubt hatte, war sie eine Zeit lang in Stuhlweißenburg bei der Lisl. Als die Mici dann geheiratet hat, ist sie zu ihr nach Budapest gegangen. Dort hatten sie aber nur eine so kleine Wohnung, dass sie keinen Platz hatten für das, was sie mir gestohlen hat. Deshalb mussten sie sich eine größere Wohnung mieten (?). Sie mussten aber aus der kleinen Wohnung schon ausziehen, bevor sie noch in die größere Wohnung einziehen konnten. Also haben sie ein leeres Ladenlokal gemietet (?) und dort ihre Möbel eingelagert. Übernachtet haben sie in xxxx. Als sie dann in die größere Wohnung einziehen und ihre Möbel abholen wollten, hatte man sie ganz und gar ausgeraubt. Meine Frau und die Mici haben jetzt nicht mehr als das, was sie am Leib tragen - ein Hemd und einen Rock.
Die arme Mici muss jetzt wieder als Dienstmädchen arbeiten, um sich einige Kleider und Wäsche kaufen zu können. Und die Alte [= meine Frau] haben sie wieder zurück zur Lisl nach Stuhlweißenburg geschickt xxx. Das geschieht dem Luder recht! Weil sie mich nicht völlig zugrunde richten konnte, hat sie sich selbst nackt ausgezogen (=ruiniert?), dieser Teufelstrampel (?).
Meine Bitte wiederholend grüße und küsse ich euch herzlich, dich, die Lisi und ihren Mann, und verbleibe dein dich liebender Bruder
Frank Peisz
Mòr
Hunyadygasse 16
Ungarn