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    Language lab

    Archaic German from Mor Hungary

    Topic

    Archaic German from Mor Hungary

    Comment
    Hello, can anyone help translate and indentify a German dialect. It was written in the 1930s, and was sent from a family member in Mor, Hungary. I can send a jpeg of the letters if anyone has an interest.
    Author KT_0 (838738) 05 Dec 11, 21:15
    Comment
    KT_0, you might want to "enable private messages" in your profile so that users interested in your letters don't have to post their addresses here.
    #1Author Raudona (255425) 05 Dec 11, 21:25
    Comment
    ... you call (hand-)writing from 1930 'archaic' ? - Good heavens! - Try the 'Edda' ! . . .

    ... seriouly, is that document written in 'Deutsche (Kurant-)Schrift' or 'Sütterlin'?. . .

    Try this link: http://www.suetterlinschrift.de/Englisch/Sutt... . . .

    PS: ... to enable Private Messages (PM's), just click on the icon, depicting a little envelope, next to anybodys nick . . .

    ... then discard the PM-template . . .
    #2AuthorDaddy . . . (533448) 05 Dec 11, 21:25
    Comment
    Or upload it here http://www.bilder-hochladen.net/ for all of us to see ... afterwards it's easy to delete it from that side ...
    #3Author no me bré (700807) 05 Dec 11, 21:32
    Comment
    no me brés Vorschlag #3 erscheint mir gut. Einen Dialekt aus der Zeit ausfindig zu machen ... da ist es vielleicht besser, wenn sich mehrere Leute das anschauen (außer der Dialekt ist sehr eindeutig).
    #4Authorminima (507790) 05 Dec 11, 21:39
    Comment
    Zu spät für Edith : site statt side ...
    #5Author no me bré (700807) 05 Dec 11, 21:41
    Comment
    Oh ja, lade es doch hoch, damit wir alle darauf zugreifen können. Gemeinsam rätseln macht viel mehr Spaß! :-)
    #6Author tigger (236106) 05 Dec 11, 21:44
    Comment
    #4 and 6: I have a distinct and maybe irrational feeling that KT_0 doesn't understand German.
    #7Author Raudona (255425) 05 Dec 11, 21:49
    Comment
    ... außerdem haben wir hier so schon manches alte Dokument entschlüsselt ...
    :-)
    #8Author no me bré (700807) 05 Dec 11, 21:49
    Comment
    ... vielleicht ist es vertraulich und KT muß erst Namen und Details unkenntlich machen ? . . .
    #9AuthorDaddy . . . (533448) 05 Dec 11, 22:10
    Comment
    KT_10, don't disappear when you have all these people eager to help you. (-: Speak up if you have a problem activating the private message function in your LEO profile.

    Another option might be to form a study group in the Trainer section of LEO; I believe it has a section where you can upload certain file formats, possibly including .jpg and/or .pdf, and that might be better than putting a family letter on the open internet, which I wouldn't want to do either. (Even if you delete it, it's still always out there somewhere; there are computers that collect everything.)
    #10Author hm -- us (236141) 06 Dec 11, 01:06
    Comment
    Zitat aus
    http://www.ungarndeutsche.de/de/cms/index.php...
    Mór/Moor, Fejér megye/Komitat Weißenburg, Nach Mitteilung von Peter Schindele (Prien, 2004) sind 1776 folgende schwäbische Familien in Moor angesiedelt worden: Abele, Hagele, Nagele, Riemele, Schindele, Weckerle und Wundele.

    Es handelt sich also vermutlich um einen Schwäbischen Dialekt, 300 Jahre alt mit ein paar ungarischen und anderen nicht-deutschen Wörtern (Serbokroatisch, Jiddisch).

    Edit: Gerne übertrage ich das in modernes Deutsch, aber mein Englisch ist wahrscheinlich nicht gut genug.
    #11Author Irene (236484) 06 Dec 11, 10:37
    Comment
    Curious... pleeeease, KT_0, let us have a look at it.
    #12Author tigger (236106) 06 Dec 11, 10:38
    Comment
    Abele, Hagele, Nagele, Riemele, Schindele, Weckerle und Wundele.

    Das sind ja niedliche Namen!
    #13Author Harri Beau (812872) 06 Dec 11, 10:54
    Comment
    Die Namen sind hier in meiner Gegend eigentlich ganz normal - wobei das -le schon irgendwie niedlich ist. Ich beherrsche "modernes" Schwäbisch und bin gern bereit meine 5 Brocken Ungarisch zur Verfügung zu stellen ebenso wie mein Wörterbuch. Hoffen wir, dass der Fragensteller nicht einfach verschwindet...
    #14Author Nefertit (584922) 06 Dec 11, 11:57
    Comment
    ... aus der Deutschschweiz kenne ich ähnliche Namen auf '...li':

    Weckerli, Messerli, Kesseli, Nägeli . . .
    #15AuthorDaddy . . . (533448) 06 Dec 11, 12:00
    Comment
    nana...

    Jetzt drängelt mal nicht so.

    Es gibt ja auch noch Menschen, die untertägig was anderes zu tun haben als bei LEO online zu sein... und sei's "nur" um Geld zu verdienen...
    Jedenfalls hat KT_0 die Anfrage gestern spätabends reingestellt - vielleicht weil er/sie untertägig nicht dazugekommen ist ?!
    #16AuthorKatiusia (625194) 06 Dec 11, 12:55
    Comment
    hast ja Recht - vielleicht wohnt er ja auch in den USA und da ist jetzt erst ganz früh am Morgen....
    #17Author Nefertit (584922) 06 Dec 11, 13:09
    Comment
    I'm sorry I've not checked this in a few days. I'll post some examples on my Flickr account. http://www.flickr.com/photos/7582179@N08/sets...

    Sorry, I've never had anyone respond to a message board so quickly. I'm overwhelmed by the response and thank you.

    Kate
    #18Author KT_0 (838738) 10 Dec 11, 14:45
    Comment
    Rosalia Babonich and Julius Kopfsteiner:
    from unzer Tochter Rosina und ir Man
    (= from our daughter and her husband)

    Liebe Eltern [durchgestrichen] Tanda
    Wir komm wir kehen
    Wer weiß ob mir uns
    widersegen

    (= We come, we go
    Who knows if we
    meet again)

    Das sieht so aus, als ob der Schreiber zwar deutsch sprechen konnte (vermutlich eben einen ungarndeutschen Dialekt), aber das Schreiben weitgehend verlernt (oder nie richtig gelernt) hat. Sehr ungewöhnliche Rechtschreibung.
    #19Author Selima (107) 10 Dec 11, 14:55
    Comment
    Babonich_34
    Mor, 29. Sept. 1957
    Grüß gott liebe mrs.
    Scally x mother x ganze
    Familia, hier Schige ich euch
    das fotografi fon dem
    heim wo ich bin [...]
    das x am fenster ist
    dort ist das Schlafzimmer
    wo ich bin. 8 frauen in
    ein Zimer
    Rosi Martzer

    Hello dear Mrs.
    Scally x mother x whole
    family, I send you
    the photography of the
    house where I am [...]
    the x at the window is
    there is the sleeping room
    where I am. 8 women in
    one room.
    Rosi Martzer
    #20Author Selima (107) 10 Dec 11, 15:14
     Beiträge #21-25­ wurden gelöscht.
    Comment
    Das sieht so aus, als ob der Schreiber zwar deutsch sprechen konnte (vermutlich eben einen ungarndeutschen Dialekt), aber das Schreiben weitgehend verlernt (oder nie richtig gelernt) hat. Sehr ungewöhnliche Rechtschreibung.
    Dieser Einschätzung von Selima kann ich mich nur anschließen, versuche es aber dennoch :


    Letter from Mor Jan 25 page 4
    Mein liebe tant pect - Meine liebe Tante (?)
    säng mir noheimal - sagen wir noch einmal
    filmaln dang für - vielmals Danke für
    aler pect siken - alle Pakete schicken
    mir ale fi(e)le grüsse - wir alle viele Grüße
    und khüsse und - und Küsse und
    für ter Lini und - für die Lini und
    iren man auh - Ihren Mann auch
    libe grüsse und khüsse - Liebe Grüße und Küsse
    fon uns ale Miei - von uns alle, Miei

    And my attempt of translating it :
    My dear auntie
    let us thank you again
    for sending all (those) packages
    (sending) lots of greetings
    and kisses and
    for Lini and
    for her husband too
    love greetings and kisses
    from all of us, Miei


    PS : This will take some time (days at least, maybe even weeks) to view, identify and translate all those pages on the second side ... I can't do more than one per day ...


    PPS : für alle, die sich hier beteiligen :
    Wenn jemand von Euch anfängt, eine Seite zu bearbeiten (die Blätter auf Seite 2 im Link) könntet Ihr das vielleicht gleich zu Beginn hier im Faden ankündigen (Eine solche Zeile steht unter jedem einzelnen Scan : Letter from Mor Jan 25 page 4), dass das nicht doppelt gemacht wird, das wäre einfach vergebliche Arbeit, insbesondere, das dort erst die Briefe kommen, und nicht nur Postkarten, wie auf der ersten Link-Seite. Außerdem wäre eine eventuelle gegenseitige Korrektur schneller erledigt als der komplette Vergleich zweier unterschiedlicher Bearbeitungen. (Falls bei dem Umfang noch nicht alle verschreckt verschwunden sind)
    #26Author no me bré (700807) 10 Dec 11, 19:28
    Comment
    ... ich hatte KT eben in einer PM vorgeschlagen, das wie ein Schachbrett zu benennen:

     erste Seite P1, A bis I (von links nach rechts)
    zweite Seite P2, A bis I (... ditto ...)

    Zahlenreihen   1 bis 8 (von oben nach unten) . . .

    Resultat: von P1-A1 über P1-I8 zu P2-A1 bis P2-8, last one being P2-C1 ? . . .
    #27AuthorDaddy . . . (533448) 10 Dec 11, 19:49
    Comment
    Ja, gute Ideen, no me bré und Daddy!

    Ich werde mich auf alle Fälle auch beteiligen, habe KT auch gerade geschrieben, dass ich kein bestimmtes Pensum angeben kann, da meine Arbeitszeiten sehr unterschiedlich sind.

    Aber die Sache an sich finde ich sehr gut ... ich habe selbst noch Schuhkartons und Zigarrenschachteln mit alten Briefen und Fotos von Ureltern und Ur-Urgroßeltern und habe vor einiger Zeit mal ein erstes Album daraus zusammengestellt, für einen Verwandten, dessen Eltern solche Zeitdokumente nicht aufbewahrt hatten.

    Werde mir jetzt mal die Flickr-Seite genauer anschauen und dann nach Daddys Vorschlag mitteilen, an welchen Brief ich mich wagen werde! ;)


    Edit: Ich übersetze dann mal B7 (bis morgen), morgen Nachmittag werde ich G1, H1, I1 und A2 (gehören zusammen) mit zu meiner Mutter nehmen. Die kann die Schrift besser lesen als ich! ;))
    #28Authorminima (507790) 11 Dec 11, 00:50
    Comment
    Kate, just to clarify, are you comfortable reading modern German, or do you prefer comments and translations in English?
    #29Author hm -- us (236141) 11 Dec 11, 02:08
    Comment
    B7 doch noch heute:

    Mein libe tant - Meine liebe Tante
    In anfang mein sreiben - Am Anfang meines Schreibens
    lassen mir eih filmals - lassen wir Euch vielmals
    grüßen und ich mache - grüßen und ich lasse
    eih zuwissen tas vir ale - Euch wissen, dass wir alle
    gesunt sint vas mir - gesund sind, was wir
    eih auh vünese. mein - Euch auch wünschen. Meine
    libe tant tas baget - liebe Tante, das Paket
    haben mir bekkomen - haben wir bekommen
    und es var ein grosse - und es war eine große
    freit mir sagen - Freude. Wir sagen
    filmals dank - vielmals danke
    dafür (.) ti khinda - dafür. Die Kinder
    ham auh ein grosse - haben auch ein[e?) große ...


    My dear aunt,
    At the beginning of my letter
    we send much love
    and I want to
    let you know that we all
    are in good health, and we
    hope you are also well. My
    dear aunt, we received your packet,
    and it was a great
    joy. We thank you very much. The children
    too have a great ...
    #30Authorminima (507790) 11 Dec 11, 02:14
    Comment
    Ich werde mal A1 (erste Seite des Briefes vom 22. Juli 1925) translitterieren. Zur Übersetzung werde ich wohl jetzt nicht gleich kommen.
    #31Author Selima (107) 11 Dec 11, 09:22
    Comment
    A1: Babonich 22 July 1925 Page 1
    Transliteration:

    Mor den 22 Juli 1925.
    Liebe Schwester!
    Mein letztes schreiben be
    stätigent in welchen ich dankte
    für den dollar den du mir
    schiektest, teile dir höfl mit, das
    wir Gotlob alle gesund sind was
    ich auch von dir hoffe und
    mache dir bekannt das dein
    Schwager franz Babonicz am
    Freitag den 24ten Juli abreist
    nach Canada. er und eine
    seiner Töchter mit im sein
    Weib bleibt noch vorleufig hir
    später fahrt sie aber auch nach.
    jetzt wandern ser viele aus
    nach Canada infolgedessen ist
    soviel alles zu verkaufen das
    man sich wählen kann was man
    wiel wen du jetzt die absicht
    zuhause zu komen noch hast jetzt möchte

    Heutiges Deutsch:
    Liebe Schwester!
    Mein letztes Schreiben bestätigend, in welchem ich dankte für den Dollar, den du mir schicktest, teile ich Dir höflich mit, daß wir gottlob alle gesund sind, was ich auch von Dir hoffe und mache Dir bekannt, daß Dein Schwager Franz Babonics am Freitag, den 24. Juli, abreist nach Canada. Er und eine seiner Töchter (reisen) mit ihm. Seine Frau (Weib) bleibt vorläufig noch hier. Später fährt sie aber auch. Jetzt wandern sehr viele aus nach Canada. Infolgedessen ist so viel alles zu verkaufen, daß man wählen kann, was man will. Wenn Du jetzt die Absicht hast nach Hause zu kommen, möchte jetzt ...
    #32Author Selima (107) 11 Dec 11, 09:50
    Comment
    Vielen Dank zu alles für ihre hilfe. Diese Arbeit würde für mich viele Jahre dauert. Ich habe Hochdeutsch studiert, aber es ist immer schwer seit habe ich Deutsch für fünf Jahre nicht regelmaßig benutzt. Entschuldigung Sie die viele fehler. Bitte schreiben Sie auf Deutsch. Ich brauche die Aufgabe.

    Thanks so much to all of you for you help with this. It would take me literally years as I have studied modern German, it is a struggle for me as I haven't used the language regularly in 5 years. (As I am sure is obvious.) Please respond in German if it is easier. I need the practice.
    #33Author KT_0 (838738) 11 Dec 11, 17:49
    Comment
    Draft translation of the page in #32

    Mor, July 22, 1925
    Dear sister,
    Confirming my last letter, in which I thanked you for the dollar that you sent to me, I respectfully communicate that we are, praise God, all healthy, as I hope you are, and I inform you that your brother-in-law Franz Babonics is departing Friday, July 24, for Canada. He and one of his daughters along with him. His wife will remain here for the present. But later she will also go. Very many people are now emigrating to Canada. Consequently there is so much all for sale that one can choose what one wants. If you now still intend to come home, I would now like to ...


    The next-to-last sentence is a little odd; I'm not sure why 'soviel' (so much) and 'alles' (all, everything) are both in it.

    #34Author hm -- us (236141) 11 Dec 11, 18:05
    Comment
    P1-E1 + P-F1
    Letter from Mor 3 Jul 33 Winkler Page 1a + 1b

    Transliteration and Standard German (in bold)

    (Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich mir bei der Transliteration und 'Übersetzung' einiger Wörter nicht sicher war.)

    Gotzum Grus mein libe Svesta in anfang mein sreiben
    Gott zum Gruß, meine liebe Schwester! Zu Anfang meines Schreibens
    lasse ih tih fielmals grüsen und mahe tir zuwissen tas
    lasse ich dich vielmals grüßen und teile dir mit, dass
    ih tein priv mit krose freide erhalten hab aber
    ich deinen Brief mit großer Freude erhalten habe, aber
    niht mid gesundheit tein ih pin ser sleht mid meine
    nicht mit Gesundheit, denn meinen Augen geht es sehr schlecht.
    augen ih var son in spital und peiale doktor und
    Ich war schon im Krankenhaus und bei allen Ärzten, und
    khan man nimand helfen ih hab ser grose
    niemand kann mir helfen. Ich habe sehr große
    smerzn inmeine augen und senh tue ih ser sleht
    Schmerzen in meinen Augen und sehe sehr schlecht.
    arbeitn khan ih garniks libe Svesta khanctar
    Arbeiten kann ich gar nicht. Liebe Schwester, du kannst dir
    tengen vis mir get ih pin mit meina tohta Mici
    denken, wie's mir geht. Ich bin bei meiner Tochter Mici,
    aber es ked ser sve tas lem tein es iskhein
    aber das Leben ist sehr schwer, denn es gibt keine
    arbeit ira man hat auh khein arbeit er ist ein
    Arbeit. Ihr Mann hat auch keine Arbeit. Er ist
    Tisla aber er hat ser veineg arbeit es sint zwei
    Tischler, aber er hat sehr wenig Arbeit. Sie haben [w. es gibt] zwei
    Kinda und khan man niht kvant tein es niht ta
    Kinder und können sie nicht einkleiden ["gewanden"?], denn es reicht
    mal aufzlem aus get. Sosve get tas lem Mein
    nicht einmal zum Leben. So schwer ist das Leben. Meine 
    libe Svesta tas khan ich tir karnih sreiben
    liebe Schwester, das kann ich dir gar nicht schreiben -
    es war aber kenuk und reht pilik aber nur
    es war aber genug und recht und billig, aber wir
    khein gelt hamvir niht zumvas khafn tein
    haben nur kein Geld, um etwas zu kaufen, denn
    vein ein veinig arbeit ist so zalns tein-
    wenn es ein wenig Arbeit gibt, dann zahlen sie für deine
    arbeit nur 1 pengö am tag tas is niht-
    Arbeit nur einen Pengö am Tag. Das ist nicht
    tamal aufz brotgenuk und auftikvantunk
    einmal aufs Brot genug und für Kleidung ["Gewandung"?]
    goe niht aus Mein libe Svesta hir in
    reicht es nicht aus. Meine liebe Schwester, hier in
    Ungar lem nur ti hern unti tas arme
    Ungarn leben nur die Herren und das arme
    foly mus zugrund ken Libe Svesta
    Volk [?] muss zugrunde gehen. Liebe Schwester
    #35Author Nicki (DE) (616721) 11 Dec 11, 18:18
    Comment
    Draft translation of #35:

    Hello, dear sister, to begin my letter
    I send many greetings and inform you that
    I received your letter with great joy, but
    not with health, for my eyes are doing very badly.
    I have already been in the hospital and to all the doctors, and
    no one can help me. I have very great
    pain in my eyes and see very badly.
    I cannot work at all. Dear sister, you can imagine
    how I feel. I am at my daughter Mici's,
    but life is very hard, for there is no
    work. Her husband also has no work. He is a
    carpenter, but he has very little work. There are (= they have) two
    children and they can't even clothe them, since there is not
    even enough to live. So hard is life. My
    dear sister, I cannot even write it to you --
    however, it was enough and right and proper, but we
    just don't have any money to buy anything, since
    when there is a little work, then they pay you
    only 1 pengö a day for your work. That's not
    even enough for bread and for clothing
    it is not sufficient. My dear sister, here in
    Hungary only the masters/lords live and the poor
    people are being ruined / perishing. Dear sister ...
    #36Author hm -- us (236141) 11 Dec 11, 18:44
    Comment
    What I would find interesting to know is whether the deterioration in spelling in the second generation has something to do with the magyarization of the Hungarian school system. The letter written by the brother (#32) looks more or less all right, whereas all the correspondence written by the niece, Mici (judging from the handwriting, she might also have written the letter in #35, maybe because of her mother's eye troubles), uses a very 'creative' spelling and contains more dialectal forms. I'm wondering if this is just a personal problem of the writer or if the second generation only learnt how to read and write in Hungarian and then taught themselves how to write German, i.e. just wrote down what their particular brand of German sounded like. According to Wikipedia,

    the number of minority-language schools was steadily decreasing: in the period between 1880 and 1913, when the number of Hungarian-only schools almost doubled, the number of minority language-schools almost halved.[...] The process of magyarization culminated in 1907 with the Apponyi laws which forced all primary school children to read, write and count in Magyar for the first four years of their education. From 1909 religion also had to be taught in Magyar.

    http://en.wikipedia.org/wiki/Magyarization#Ed...
    #37Author Nicki (DE) (616721) 12 Dec 11, 09:11
    Comment
    Das habe ich mich auch schon gefragt, Nicki. Interessant finde ich, dass Micis Schreibweise eher an das sogenannte Kuchlböhmisch erinnert, nämlich an das Deutsch der böhmischen Dienstboten in Wien. Sie konnten Deutsch sprechen, aber nicht schreiben, daher schrieben sie es wie Tschechisch. So klingt auch Micis Brief ("Svesta", "niht", "voly") eher von einer slawischen Sprache als vom Ungarischen beeinflusst. Gehören sie vielleicht zu einer slowakischen Minderheit?
    #38Author tigger (236106) 12 Dec 11, 09:22
    Comment
    I had similar questions just reading the transcriptions without seeing the handwriting or the names. I even wondered if the one in #32 might have been written by a professional letter writer on behalf of someone who was not very literate, or not very literate in German, because it seemed to use more stock phrases, Floskeln.

    Sad to think how hard it would be to write a language if you had only ever heard it spoken and you couldn't afford books. Their lives sound so hard; lack of education can't have helped.
    #39Author hm -- us (236141) 12 Dec 11, 09:39
    Comment
    A2 Babonich 22 July 1925 Page 2

    ich dir es raten. den wen du,
    wie du danals geschrieben hast
    von 500 fünfhundert dollar mit
    mit diese könntest du soviel an=
    kaufen das du in dein ganzen
    leben versorgt wärest. ein
    haus für 60-100, ein hof prima
    weingarten 60-80 dollar samt
    fehsung (?), ein joch feld 10-15
    dollar alles ist jetzt staunend
    billig wer jetzt gelt hat kann
    alles nach belieben kaufen hier
    weil alles ist zu haben nur
    geltnoth ist. überhaupt hir in
    Mór weil voriges jahr kein wein
    gewachsen ist. heuer aber ist ser
    gute aussicht heuer wird per joch
    50-60 hektoliter. also liebe Schwester
    wen du es für gut meinst (?) zu
    hause zu komen nähme dir
    einen (?) urlaub und kaufe dir
    vorerst etwas (?) an und dan kauft

    ...
    ich Dir es raten. Denn, wenn Du wie Du damals geschrieben hast, 500 Dollar [hast], könntest Du damit so viel ankaufen, daß Du Dein ganzes Leben versorgt wärest. Ein Haus ist für 60-100 Dollar zu haben, ein Joch besten Weingartens für 60-80 Dollar samt [fehsung], ein Joch Feld für 10-15 Dollar. Alles ist erstaunlich billig. Wer jetzt Geld hat, kann nach Belieben kaufen hier, weil alles zu haben ist. Nur Geldnot herrscht - vor allem hier in Mór, weil voriges Jahr der Wein nicht gewachsen ist. Heuer aber ist die Aussicht sehr gut. Heuer wird der Ertrag per Joch 50-60 hl sein. Also, liebe Schwester, wenn Du es für gut hältst nach Hause zu kommen, nehme Dir Urlaub und kaufe Dir vorerst etwas an und dann kauft ...

    Und danke, hm--us fürs Übersetzen :-)

    Anm.: Ungarisches Joch = 43,16 Ar = 0,4316 ha.
    #40Author Selima (107) 12 Dec 11, 09:43
    Comment
    Heuer aber ist die Aussicht sehr gut. Heuer wird der Ertrag per Joch 50-60 hl sein.

    Dieses Jahr aber ist die Aussicht sehr gut. Dieses Jahr wird der Ertrag per Joch 50-60 hl sein.

    ein hof prima
    weingarten 60-80 dollar samt
    fehsung (?),


    Wie groß ist ein "Hof"? Das ist doch sicher nicht gleich einem Joch?
    Fehsung = Umfassungsmauer?
    #41Author Harri Beau (812872) 12 Dec 11, 10:17
    Comment
    Heuer ist völlig in Ordnung: Dictionary: heuer . Ein wenig Lokalkolorit tut der Sache gut. Schließlich liegt Mór in Ungarn und nicht am Niederrhein. Nicht wahr?

    ein hof prima - ist falsch. Das muß "ein joch prima" lauten. Ich hatte das leider nur in der Übertragung in modernes Deutsch verbessert.
    #42Author Selima (107) 12 Dec 11, 10:23
    Comment
    tigger (#38): genau dieser Eindruck hat sich mir auch aufgedrängt. Die Schreibweise sieht dem Brief der böhmischen Köchin Katharina Jandak (Friedrich Torberg, "Die Erben der Tante Jolesch") so verblüffend ähnlich, dass ich zunächst dachte, dass es sich um den selben Brief handeln müsse.
    #43Author Gart (646339) 12 Dec 11, 10:28
    Comment
    Selima, ich dachte nur an: "Vielen Dank zu alles für ihre hilfe. Diese Arbeit würde für mich viele Jahre dauert. Ich habe Hochdeutsch studiert, aber es ist immer schwer seit habe ich Deutsch für fünf Jahre nicht regelmaßig benutzt. Entschuldigung Sie die viele fehler. Bitte schreiben Sie auf Deutsch. Ich brauche die Aufgabe."

    Daher möglicherweise eine Irritation wegen "Lokalkolorit", isn't it?

    #44Author Harri Beau (812872) 12 Dec 11, 10:30
    Comment
    @minima, #28: Ich hoffe übrigens, dass ich nicht schon einen der Teile gemacht habe, den du für dich reserviert hattest (irgendwie steige ich bei der Zählung nicht so ganz durch). Kannst du vielleicht noch einmal genau sagen, welche Abschnitte du gerne machen wolltest? Eine zusätzliche Überprüfung meines Abschnitts wäre aber sowieso nicht schlecht, da ich mir ja stellenweise nicht sicher war :).

    PS: @non me bré, #26: Ich glaube, im ersten Satz steht "ject" (= jetzt), nicht "pect".
    #45Author Nicki (DE) (616721) 12 Dec 11, 12:31
    Comment
    also ich denke der Text auf Bild "Mary Winkler & Family - back of photo" ist tatsächlich ungarisch. Ich werde mal versuchen die Schrift zu entziffern. Wenn mir dabei jemand helfen mag, (ich sehe, dass sich einige von Euch da leichter tun als ich) bin ich nicht undankbar.
    #46Author Nefertit (584922) 12 Dec 11, 12:43
    Comment
    @ 41: fehsung = Fechsung, die Ernteerträge.
    #47Authorblumento (718321) 12 Dec 11, 12:58
    Comment
    Also den Stempel hab ich schon mal - ist der Stempel des Fotografen

    Sandor Becske - Fotograf
    modernes Fotoatelier
    Mor, Elisabethplatz 6



    Ich arbeite noch an der handschriftlichen Notiz - hab's aber demnächst, hoffe ich.
    #48Author Nefertit (584922) 12 Dec 11, 13:00
    Comment
    Ah, danke, Blumento. Das Wort kannte ich nicht.

    Nefertit, ich lese:
    Emlékül 1938 x/14
    Vörös István
    Kovács Marten
    és craloidjóstól
    Cim Vörös István
    Kovács Marten Mir
    fehir Megye
    györi irt 5 nám
    #49Author Selima (107) 12 Dec 11, 13:30
    Comment
    @ 38 + 42: In Ungarn haben die Kinder tatsächlich nicht deutsch schreiben gelernt, wenn die Familien nicht großen Wert darauf gelegt haben. (Meine Mutter hat deutsch Schreiben mit der Familienbibel gelernt, Thür und Thor offen für allerley Seltzamkeiten)
    Und die Schreibweise entspricht dem Ungarischen. Ein Wort "svesta" spräche ein Ungar "schwesta" aus, und auch dialektsprechende Deutsche sprechen ja das -er in "Schwester" eher wie ein -a.
    #50Author Irene (236484) 12 Dec 11, 13:58
    Comment
    @Selima:

    so in der Art lese ich das auch -

    Emlekül = Souvenir

    Vörös István ist ein Name - Stefan Rot

    "ès" heißt und - aber danach lese ich "Csaladjától" - was dann zusammen heißen würde "und von seiner Familie"

    cim = Adresse

    Vörös István
    Kovács Marten Mir (?????)
    Fehér (weiß) Komitat (Komitat = Verwaltungsbezirk) vemutlich der Name des Bezirks


    Ich denke ich werde meine Lehrerin dazu noch befragen. Die anderen worte machen für mich leider keinen Sinn
    #51Author Nefertit (584922) 12 Dec 11, 14:29
    Comment
    Richtig, Mór liegt im Komitat Fejér.

    Die Adresse lautet m.E. györi ut. 5 (dings), also Györer Straße 5, das Wort danach kann ich nicht lesen, weil ich gar nicht Ungarisch kann. :-)
    #52Author tigger (236106) 12 Dec 11, 15:00
    Comment
    ach UT soll das heißen - ja ok darauf hätte ich kommen müssen. Ich hab aber auch "irt" gelesen - das heißt "schrieb"

    also soll es wohl ein andenken sein an István Vörös und Marten Kovács und dessen Familie und drunter deren Adresse
    #53Author Nefertit (584922) 12 Dec 11, 15:11
    Comment
    OK, hier mal A2 und B2: 25 Jan, page 1-3

    A2
    Mein libe tant,
    In anfang mein sreiben
    lassen mich eih filmals
    gruessen und ih mahe
    eih zuwissen taz vir ale
    gesunt sint vas (?) mir
    eich auh wunese. mein
    libe tnat taz baget
    haben mir bekkomen
    und es var ein grosse
    freit mir sagen
    filmals dank
    dafuer ti kinda
    ham auh ein grosse

    B2
    feit kap vir daz blyei (?)
    gefunten ham es is aber
    serkud und sön vosma (?)
    bekkommen ham tein
    pak hamvir in 20 jener
    bekkomen. Mein libe
    tant d wein hamvir
    son ale 2 abgestohen
    sivaren ser sön vir
    habe vida filsmale
    bekkommen und fleis
    auch fil ject (?) var
    kud vein ti tant

    pei uns se(?) jext ham
    vir kude werst und
    ??? fleis te Mici
    unti Adi sang ima
    vein ject te Lirineni
    tane(?) ject sargut hic
    hamvir fil fleis
    libe tant ter kafe
    ist ser gut vonmir
    bekkomen ham er
    smekt sergut erhat
    einduden (?) geruh.
    sonet neiher khani
    niht sreiben
    mir ham ein
    sersöne ceit.

    A1
    Meine liebe Tante,
    Am Anfang meines Schreibens
    lass mich euch vielmals
    gruessen und ich moechte
    euch wissen lassen, dass wir alle
    gesund sind, was wir
    euch auch wuenschen. Meine
    liebe Tante, das Packet
    haben wir bekommen
    und es war eine grosse
    Freude. Wir sagen
    vielmas Danke
    dafuer. Die Kinder
    haben auch eine grosse

    B2
    Freude gehabt, als wir das (blyei??)
    gefunden haben. Es ist aber
    sehr gut und schön was wir
    bekommen haben. Dein
    Paket haben wir am 20. Januar
    bekommen. Meine liebe
    Tante, den Wein haben wir
    schon alle beide abgestochen (geoeffnet?).
    Sie waeren sehr schön. wir
    haben wieder viel
    bekommen und jetzt auch viel gutes Fleisch
    von der Tante

    bei uns. Jetzt haben
    wir gute Wurst und
    (xxxx) Fleisch. Die Mici (Name?)
    und die Adi (Name?) sagen immer,
    (tane?) jetzt war/was gut (hic?)
    haben wir viel Fleisch.
    Liebe Tante, der Kaffee
    ist mir sehr gut
    bekommen. Er
    Schmeckt sehr gut. Er hat
    einen guten Geruch.
    So mehr kann ich
    nicht schreiben.
    Wir haben eine
    sehr schoene Zeit.

    Ich habe nicht immer alles entziffern koennen, insbesondere in der Mitte auf S. 3 mit der indirekten Rede 8und ich weiss nicht, was bylei in der ersten Zeile auf S.2 sein soll. Einige Dinge, die staendig wiederkehren:

    - "c" in "ch" wird haeufig weggelassen: eih = euch
    - ject = jetzt (auch fuer das Fragezeichen in #26, erste Zeile: pect = ject = jetzt)

    English draft (sometimes very verbatim)

    My dear aunt:
    At the beginning of my letter, let me send my greetings. I would like to let you know that we are all healthy and we wish you the same.

    My dear aunt, we got your package and it was a great joy to us. Wir say a big thank you. It was a great joy to the kids too, when we found the (blyei??). It is very nice and beautiful what we got. We got your package on the 20th of January.

    My dear aunt, we have already opened (?) the two [bottles] of wine. They were very nice. We got again a lot and now also a lot of good meat from the aunt with us (?). Now we have nice sausages and (xxx) meat. Mici [name?] and Adi [name?] always say that xxxxx xxxx xxxxx we have a lot of meat.

    Dear aunt, the coffee agreed with me [or: we received it well]. It tastes very good and it smells very good. Now I cannot write more. We have a very nice time.

    (It should be noted that the German used in the letter, in particular the style, is not of very high quality: high repetition rate of simple phrases, bad orthography, no interpunctation. As mentioned before, probably not a native speaker of German or someone with a rather low educational standard.)
    #54Author Mausling (384473) 12 Dec 11, 17:54
    Comment
    B3 (25 Jan, page 4)
    Mein libe Tant ject
    sagn mir noheimal
    fielmal dang für
    ales pect siken
    mir ale file grüsse
    und küsse und
    für ter Lisi und
    iren man auh
    libe grüsse und khüsse
    fon uns ale Mici

    Meine liebe Tante, jetzt
    sagen wir noch einmal
    vielmals Dank für
    das Schicken aller Pakete.
    Wir alle viele Grüße und Küsse
    und für die Lisi und ihren Mann auch liebe Grüße und Küsse von uns allen. Mici

    (PS: Aussprache Mici = Mitzi!)

    Edit, ich sehe gerade: Dublette.




    #55Author Irene (236484) 12 Dec 11, 18:11
    Comment
    @Mausling, #54: Einige Stellen interpretiere ich etwas anders, sicher bin ich mir aber natürlich nicht:

    B2

    freit khap vis das blyei
    Freude gehabt, als sie das Blei[spielzeug]/die Bleisoldaten ???
    gefuntenham es is aber
    gefunden haben. Es ist aber [wirklich]
    serkud und sön vasma
    sehr gut und schön, was wir
    bekkomenham tein
    bekommen haben. Dein
    pak hamvir in 20 jener
    Paket haben wir am 20. Jänner [Januar]
    bekhomen. Mein libe
    bekommen. Meine liebe
    tant d svein hamvir
    Tante, die Schweine haben wir
    son ale 2 abgestohen
    schon alle beide geschlachtet. 
    sivaren ser sön vir
    Sie waren sehr schön. Wir
    haben vida filsmak (?)
    haben wieder viel Speck[?]
    bekhomen und fleis
    bekommen und auch viel Fleisch.
    auh fil ject vas
    Jetzt war's/ wär's 
    kud vein die tant
    gut, als/wenn die Tante

    pei uns ve ject ham
    bei uns war/wäre – jetzt haben
    vir kude verst und
    wir gute Wurst und
    einkuc fleis ti Mici
    gutes Fleisch. Die Mici
    unti Adi sang ima
    und die Adi sagen immer,
    vein ject ti Lisineni
    wenn jetzt die Tante Lisi
    kane (?) ject vargut hic
     käme, jetzt wär’s gut, jetzt (?)
    hamvir fil fleis
    haben wir viel Fleisch.
    Libe tant ter kafe
    Liebe Tante, der Kaffee,
    ist ser gut vasmir
    den wir bekommen haben,
    bekhomen ham er
    ist sehr gut. Er
    smekt sergut erhat
    schmeckt sehr gut und er hat
    einkudn geruh
    einen guten Geruch.
    sonct neies khani
    Sonst kann ich nichts
    niht sreiben
    Neues schreiben.
    mir ham ein
    Wir haben eine
    sersöne ceit
    sehr schöne Zeit.
    #56Author Nicki (DE) (616721) 12 Dec 11, 19:02
    Comment
    Moin Nicki,

    Deine Loesungen sind besser:

    - "Blei" fuer "Bleisoldaten" ist durchaus eine Moeglichkeit. Bin mir aber nicht sicher. Es leuchtet ein, aber ich kann mir blyei (Blüei, Bliei) nicht als Aussprache fuer Blei vorstellen.

    tant d svein hamvir
    Tante, die Schweine haben wir
    son ale 2 abgestohen
    schon alle beide geschlachtet.


    Hast du besser gelesen als ich. Stimme dir zu.

    haben vida filsmak (?)
    haben wieder viel Speck[?]


    Gute Idee. Es liest sich wahrscheinlich
    haben vida filsmalc (=viel Schmalz = Speck)

    Jetzt waere es gut wenn die Tante bei uns waere. - Macht mehr Sinn.

    Die Mici ... Fleisch.
    Hier verstehe ich den Text einfach nicht. Deine Interpretation macht zwar Sinn, aber (a) da fehlen auch etliche Woerter und (b) ich dachte die Schreiberin sei die Mitzi (=Mici). Warum spricht sie jetzt von sich in der dritten Person? Und ich weiss nicht, wie du von Lisineni auf Tante Lisi kommst. :)))


    ist ser gut vasmir

    Du hast recht: "was mir", nicht "von mir"

    Updated draft (B1+B2), 25. Januar:


    My dear aunt:
    At the beginning of my letter, let me send my greetings. I would like to let you know that we are all healthy and we wish you the same.

    My dear aunt, we got your package and it was a great joy to us. Wir say a big thank you. It was a great joy to the kids too, when they found the lead toys [guess]. It is really very nice and beautiful what we got. We got your package on the 20th of January.

    My dear aunt, we already slaughtered both pigs. They were very nice. We got once again a lot of lard [bacon?] and meat. It would be nice if the aunt would be with us now. Now we have good sausages and good meat. Mitzi [female name?] and Adi [female name?] always say that it would be good if aunt Lini would be with us now [from "would be" to "us now" mainly guessed], now we have a lot of meat.

    Dear aunt, the coffee we received is very good. It tastes very good and it smells very good.

    There is nothing further to write. We have a very nice time.
    #57Author Mausling (384473) 12 Dec 11, 21:20
    Comment
    Letter from Mor 3 Jul 33 Winkler Page 2a (oder nach Daddys System P1-G1, Fortsetzung von #35):

    min pruda red ih noh ima niks teinter hat mih
    ser petronk net nur mih aber tih auh mein
    libe svesta veil tas was tir kepüret hat auh er
    aber er hat khein glüh er ist veinig mit sein
    veib er is son soweit tas er son pei andare
    leit in stal slaft tas ungmehte ?letnigks
    er hat karniks mer khein haus und khein vein
    gartn kh??um garniks tarum ferlank er fom
    tir imer ein gelt libe svesta ter ist niht
    vert tas man pruda sakt mein libe svesta
    in tein priv habe ih fernomen tastu zuhaus
    khomen möhtest vein man ein gelt hat sor
    khan man vas khafen veil esis aber kenuk
    aber nur ein grose steija mus man zaln
    vein jemand ein pisl a virtsaft hat tarum
    sint hir im Moor son ti leit ale
    pangrot veils ti grosse steija zam frist
    ih hetes ser gern veinzt noheinmal
    zuhaus khomen möhtest ih khentet jatir
    fil erzelen vas man niht ales
    sreim khan libe svesta vas ist miter
    Lisi tu sreipst kar niks fon ir opsi
    ferheirat ist und (...)

    Mit dem Bruder rede ich noch immer nichts, denn der hat mich
    sehr betrogen. Nicht nur mich, aber dich auch, meine
    liebe Schwester, weil das was dir gebührt, hat auch er.
    Aber er hat kein Glück, er ist ? mit seinem
    Weib, er ist schon so weit dass er schon bei anderen
    Leuten im Stall schläft, das ungemache ?.
    Er hat gar nichts mehr, kein Haus und keinen Wein-
    garten, kein Garnichts. Darum verlangt er von
    dir immer ein Geld, liebe Schwester, der ist nicht
    wert dass man Bruder sagt. Meine liebe Schwester,
    in deinem Brief habe ich vernommen, dass du nach Hause
    kommen möchtest. Wenn man ein Geld hat, so
    kann man was kaufen, weil es ist aber genug,
    aber nur eine große Steuer muss man zahlen,
    wenn jemand ein bisschen eine Wirtschaft hat. Darum
    sind hier in Mor schon die Leute alle
    bankrott, weil sie die große Steuer zusammenfrisst.
    Ich hätte es sehr gern, wenn du noch einmal
    nach Hause kommen möchtest. Ich könnte ja dir
    viel erzählen, was man nicht alles
    schreiben kann. Liebe Schwester, was ist mit der
    Lisi, du schreibst gar nichts von ihr, ob sie
    verheiratet ist und (...)

    Verbesserungsvorschläge und Übersetzung ins Englische willkommen! :-)
    #58Author tigger (236106) 12 Dec 11, 22:10
    Comment
    I think the confusion with this letter is that Mitzie, also has a daughter named Mitzie and another named Adie. So she isn't writing about herself in the 3rd person, just referring to her daughter. They must be the Gitners. There is somewhat of a family tradition of naming, usually the oldest, daughter after the mother. The reference to Lizi refers both to my grandmother and my great-grandmother (with one of them being the kleine Lizi), as they are both Elizabeth (as are my mother, sister and niece).
    I have to also agree with the comments that it is probable that Magyarization had diminished the younger generation's ability to write German, although the educational standards of this largely agrarian group was probably never very high. The last letter the family received was written in 1961, and was entirely in Hungarian. Unfortunately, there are no letters before the 1920s, as it seems they were lost moving to Connecticut.
    #59Author KT_0 (838738) 12 Dec 11, 22:43
    Comment
    Ergänzungen zu #58 (Tigger):

    Letter from Mor 3 Jul 33 Winkler Page 2a


    1. Aber er hat kein Glück, er ist wenig/selten bei seiner Frau.

    2. er hat karniks mer khein haus und khein vein
    gartn khucum (kurzum) garniks

    3. ...
    libe svesta vas ist miter
    Liebe Schwester, was ist mit der
    Lici tu sreips kar niks fon ir opsi
    Lici? Du schreibst gar nichts über sie, ob sie
    ferheirat ist und opsi auh ein famile
    verheiratet ist und ob sie auch eine Familie
    hat. Sreibey ales und ih hofe tas palt
    hat. Schreib alles und ich hoffe, dass du bald
    sreiben verst und mer abjezt (?) gesrim hast
    schreiben wirst und mir schon(?) geschrieben hast.
    jezt slise ih mein sreibe. Mit file grüse und khüse.
    Jetzt schließe ich mein Schreiben. Mit vielen Grüßen und Küssen.
    Pite um paldige anvort. Anna, svesta
    Ich bitte um baldige Antwort. Deine Schwester Anna.
    #60Author Nicki (DE) (616721) 12 Dec 11, 23:05
    Comment
    Letter from Mor 3 Jul 33 Winkler Page 3, I1 im Daddy-System

    Libe Tante
    Liebe Tante
    Dear Aunt,

    ih sike meine famile mit file grüsse und
    ich schicke meine Familie mit vielen Grüssen und
    Either: I send my family greetings and
    Or: Is send [: a picture of ] my family with greetigs and

    khüsse tise svei mel sint meine und te kleine
    Küsse. Diese zwei Mädels (?) sind meine und der kleine
    kisses. These two girls(?) are mine and the small

    pup int sn/in pruda Josef seina aber
    Bube ist dein/sein Bruder Josef seiner.
    boy is your/his(?) brother Josef's [kid].

    sein muter isst auhgestorm sovar er auh
    Sein Mutter ist auch gestorben und so war er auch
    His mother died too and he was thus also

    ein par vohen beidergrosmutter.
    ein paar Wochen bei der Grossmutter.
    a few weeks with his grandmother.

    Jezt slise ih mein sreiben.
    Jetzt schliesse ich mein Schreiben.
    Now I conclude my letter.

    Filegruesse und Khüsse Fonmir und
    Viele Grüsse und Küsse von mir und
    Greetings and kisses from me and

    Fon Meinen Man Maria Winkler
    von meinem Mann. Maria Winkler (Unterschrift)
    my husband. Maria Winkler [signature]
    ---------------------
    Wenn sich vielleicht jemand noch einmal die zweite Zeile anschauen wuerde?

    Ich bin mir relativ sicher, dass "mels" fuer "Mädels" steht, kann aber die Praeposition vor "pruda" (vierte Zeile) nicht entziffern: dem/sein/dein ?

    -----------
    @KT_0: Two Mitzies and two Lizis... that makes if much easier of course. ;)
    #61Author Mausling (384473) 12 Dec 11, 23:07
    Comment
    @57 Mausling:

    Die Mici ... Fleisch.
    Hier verstehe ich den Text einfach nicht. Deine Interpretation macht zwar Sinn, aber (a) da fehlen auch etliche Woerter und (b) ich dachte die Schreiberin sei die Mitzi (=Mici). Warum spricht sie jetzt von sich in der dritten Person? Und ich weiss nicht, wie du von Lisineni auf Tante Lisi kommst. :)))


    Ich bin mir bei der Stelle auch ziemlich unsicher :). Die "Lisineni" habe ich als "Tante Lisi" interpretiert, weil "Neni" laut einem Online-Ungarischwörterbuch "Tante" heißen kann. Vielleicht wissen unsere Ungarnkenner dazu mehr.
    #62Author Nicki (DE) (616721) 12 Dec 11, 23:11
    Comment
    ... kaum hab' ich mal zwei Tage keine Zeit für längere Texte, da seid Ihr fast schon fertig mit allem ...
    :-)
    #63Author no me bré (700807) 12 Dec 11, 23:27
    Comment
    @61 Mausling - I think it is "my brother Josef", and I think she sent this picture with the letter.

    http://www.flickr.com/photos/7582179@N08/6462...

    #64Author KT_0 (838738) 12 Dec 11, 23:50
    Comment
    @58 - Here is my attempt at translating this into English. Please let me know if I've got it right.

    I don’t speak to [our] brother anymore because he has really cheated me. Not only me, but also my dear sister, because what you have, he wants to have. But he doesn’t have any luck and is seldom [living] with his wife. He is so far gone that he is sleeping in a barn with other people – the hardship. He has absolutely nothing. He doesn’t have a house and vines – nothing. He always asks you for money. He isn’t worth [talking about]. I have heard from your letter that you would like to come home for a visit. When one has money, one can buy what one wants. However, it is never enough because you have to pay high taxes when you have any work. That’s why here in Mór all the people are bankrupt, because the high taxes eat it all away. I would like it very much if you would come home to visit. I have so much to tell you. Things that one cannot write about. Dear sister, how is Lizi? You haven’t written anything about her – if she is married and if she also has a family. Write and tell me all, and I hope that you will write to me soon, or that you have already written to me. Now I must close my letter. With many greetings and kisses. I beg you to answer soon. Your sister Anna
    #65Author KT_0 (838738) 13 Dec 11, 00:02
    Comment
    Geht mir auch so, no me bré! :)
    Und morgen bin ich fast den ganzen Tag mit Arbeit eingedeckt, deshalb werde ich abends mal schauen, was noch übrig ist.

    @Nicki #45: Ja, das war ein Teil dessen, was ich übernehmen wollte. Macht aber nix! Ich habe mir die Briefe zusammen mit meiner Mutter angeschaut und schnell festgestellt, dass die Schwierigkeit weniger in der Schrift liegt als in der Schreibweise. Zudem hatte ich wohl die Teile, die ich übernehmen wollte, falsch benamst.

    Muss mir jetzt erst mal anschauen, was noch zu übersetzen ist und werde dann hier ankündigen, was ich übernehme!
    Sorry für die Verwirrung!
    #66Authorminima (507790) 13 Dec 11, 00:07
    Comment
    @ Nicki (#62): Néni ist korrekt übersetzt, es heißt tatsächlich Tante.
    #67Author Irene (236484) 13 Dec 11, 07:15
    Comment
    Ergänzung zu #61, Mausling:

    khüsse tise cvei mel sint meine und te kleine
    pup ist in pruda Josef seina aber ...

    Küsse. Diese zwei Mädeln sind meine und der kleine
    Bub ist dem Bruder Josef seiner aber...

    "in XY seiner" ist Dialekt für "dem XY seiner" - Dativ statt Genitiv des Besitzes. In meinem Dialekt wird "dem" auch zu "in" verschliffen.

    ------------------------
    Frage zu #58: Errät jemand, was Anna den Bruder Josef in Zeile 6 heißt? Muss wohl ein Schimpfwort sein. :-)
    #68Author tigger (236106) 13 Dec 11, 08:56
    Comment
    ... wobei 'jmdn. heißen' bedeutet: 'jmdn. nennen/rufen' . . .
    #69AuthorDaddy . . . (533448) 13 Dec 11, 11:28
    Comment
    Alle doof außer ich, was?
    #70Author tigger (236106) 13 Dec 11, 11:33
    Comment
    Tr #70: Alle doof außer ich, was? . . .

    ... wenn, tigger, dann '... außer uns beiden ...' . . . ;-)

    ... so auseinandergezogen, wie das in #70 auftaucht, hab auch ich erst mal gestutzt . . .
    #71AuthorDaddy . . . (533448) 13 Dec 11, 11:39
    Comment
    Es kommt vor, dass man beim Lesen von Texten stutzt und sie noch einmal sorgfältig lesen muss, oder sogar ein Wort im Wörterbuch nachschlagen. Passiert mir auch oft. Aber LEOniden können das, daher wäre ich dir verbunden, wenn du die Übersetzungsversuche meiner Postings in Zukunft lassen würdest. Auch PMs zu Tippfehlern sind nicht unbedingt notwendig.
    #72Author tigger (236106) 13 Dec 11, 11:44
    Comment
    ... das laß ich jetzt mal für sich selber sprechen . ..
    #73AuthorDaddy . . . (533448) 13 Dec 11, 11:54
    Comment
    Tigger, ich les da 'elétnig/ks' und vermute, daß es entweder ein g oder ein k sein sollte, sich also die Schreiberin selbst verbessert hat.
    #74Author Selima (107) 13 Dec 11, 12:12
    Comment
    Tigger, das Wort vor dem "e/sletnigks" lese ich als "ungrehte", also der ungerechte.
    Vielleicht ist das ja ein Sprichwort, oder Bibelzitat? Der Ungerechte schläft nicht?
    #75Author Irene (236484) 13 Dec 11, 17:09
    Comment
    Übertragung der letzten beiden Seiten des Briefes vom 22. Juli 1925:

    Babonich 22 July 1925 Page 3

    auch ein anderesmal gänzlich zuhaus
    komen, wen du etwas anzukaufen
    hier hast, und nicht gleich zuhaus
    bleiben wielst so kanst du das
    alles entweder in pacht, oder um
    die hälfte aus geben solange bis
    du gänzlich zuhause komst.
    Liebe Schwester! um eines möchte
    ich dich bitten, ich habe wie du ?
    weist ein gasthaus, indem aber
    das haus noch nicht vertig gebaut
    ist, so muß man in das gast-
    zimmer noch immer durch die
    küche gehen, und das lassen die
    finanzen nicht mer weiter an-
    gehen. ich muß jetzt mein haus
    fertig bauen so das von der gasse die
    wirtshaustür ist zum ein und
    ausgehn, weil aber das mer kostet
    als ich weinlese bekom so habe
    ich mich entschlossen dich schön zu
    bitten um wenigstens 60 sage
    sechszig dollar womit ich meine

    Babonich 22 July 1925 Page 4

    angelegenheiten erledigen könnte.
    in einem jahr kann ich dir es ab
    zahlen. ich zahle dir dopelt soviel
    prozenten als du in der dortigen
    bank bekomst, gebe dir einen
    gerichtlich und gestelten schuldschein.
    und wen du wielst lasse ich es
    auch intabulirn auf mein haus
    und weingärten damit du sicher
    bist.
    Einer baltigen antwort entgegen
    sehend und dich nochmals schön
    bittend verbleibe dein aufrichtiger
    bruder
    Franz Peisz
    gastwirt
    in Mór
    #76Author Selima (107) 14 Dec 11, 08:13
    Comment
    Jetzt mal eine Frage die ich seit Tagen habe: Gibt es irgendwo einen Kaufkraftvergleich oder eine Umrechnung in heutige Zeiten?

    #40: Denn, wenn Du wie Du damals geschrieben hast, 500 Dollar [hast], könntest Du damit so viel ankaufen, daß Du Dein ganzes Leben versorgt wärest. Ein Haus ist für 60-100 Dollar zu haben, ein Joch besten Weingartens für 60-80 Dollar samt Ernteerträge, ein Joch Feld für 10-15 Dollar. Alles ist erstaunlich billig.

    Oder hier: (#76)

    "ich muß jetzt mein Haus
    fertig bauen, so dass von der Gasse aus die
    Wirtshaustür zum Ein- und
    Ausgehen ist. Weil das aber mehr kostet
    als ich von der Weinlese bekomme, so habe
    ich mich entschlossen, dich schön zu
    bitten um wenigstens 60, in Worten sechzig Dollar, womit ich meine
    Angelegenheiten erledigen könnte.
    In einem Jahr kann ich es dir abzahlen."

    Ich kann das nicht ganz verstehen. Für diese Renovierung, also ein kleiner Umbau des Gasthauses will er mindestens 60 Dollar haben. Hängen wir zwei Nullen dran, dann kommt es wohl ungefähr hin.

    Aber ein ganzes Haus für 60-100 Dollar, da würde ich schon drei Nullen anhängen damit es ungefähr passt.

    Blickt da jemand durch? Wieviel verdiente man in Amerika damals?
    #77Author Harri Beau (812872) 14 Dec 11, 08:47
    Comment
    Ach Harri, schau Dir doch die Fotos mal an, und schau auch auf die Jahreszahlen. Die typischen Bauernhäuser bestanden aus zwei bis drei Zimmern, die oft nur über einen offenen Laubengang zu betreten waren. Kein Keller, kein oberes Stockwerk. Am hinteren Ende gab es die Küche, anschließend noch ein oder zwei Wirtschaftsräume (Schuppen, Stall), die aber nicht gemauert waren, sondern nur aus Holz. Die Fußböden bestanden oft genug nur aus gestampftem Lehm. So ein Haus ist billig zu haben, zumal in der Zwischenkriegszeit. Ungarn war durch den ersten Weltkrieg und den Vertrag von Trianon komplett ruiniert, die Wirtschaft lag am Boden.
    #78Author Irene (236484) 14 Dec 11, 09:26
    Comment
    Er schwärmt davon, daß alles so schön billig ist, will für eine kleine Umbaumaßnahme so viel ausgeben wie für ein ganzes Haus*, möchte diesen Kredit in einem Jahr wieder zurückzahlen?

    Irgendwie schwer vorstellbar. Auch, oder erst recht, wenn die Wirtschaft am Boden liegt.

    * er empfiehlt seiner Schwester solch eines zu kaufen. Es kann also keine Bruchbude sein.

    Meine Erklärung: Er schummelt ein wenig. Er möchte, daß seine Schwester nach Ungarn zieht und drückt die Preise etwas um es ihr schmackhaft zu machen. Die Umbaumaßnahme macht er aber teurer, um noch etwas für andere, nicht genannte Dinge auszugeben. Oder um wenigstens 40 Dollar zu bekommen, die ihm reichen würden. Die Rückzahlung malt er wieder in rosigen Farben, damit der Schwester es etwas leichter fällt, Geld locker zu machen.
    #79Author Harri Beau (812872) 14 Dec 11, 09:49
    Comment
    Da hast Du wohl recht, Harri. Die andere Schwester schreibt ja 1933, dass er völlig pleite ist, und die Amerikanerin ihm kein Geld mehr geben soll.
    #80Author Irene (236484) 14 Dec 11, 10:24
    Comment
    Seid Ihr schon fertig ? Wenn nein, was ist noch übrig ?

    ... obwohl ... meine Ungarisch-Kenntnisse tendieren gegen absolut Null ... ich bin erstaunt, wie viele von Euch da anscheinend wirklich Ahnung haben !
    #81Author no me bré (700807) 15 Dec 11, 21:52
    Comment
    ... das trifft wohl besonders auf diejenigen zu, die im Bereich der ehemaligen k.u.k Monarchie geboren wurden und/oder aufgewachsen sind . . .
    #82AuthorDaddy . . . (533448) 15 Dec 11, 21:56
    Comment
    @81: Ich glaube, wir haben schon alles berücksichtigt. :) Falls du Lust hast, könntest du aber mal die englische Übersetzung in #65 mit dem deutschen Original in #58 + #60 vergleichen. Außerdem war in #58 noch der Ausdruck "tas usgemehte ehetnigks" o.Ä. (das Ausgemachte ehrt er nicht???) unklar, da in der Originalhandschrift schlecht lesbar. Und es gab auch in den anderen Briefen einige Stellen, die schlecht lesbar waren, siehe die Kommentare im Faden.

    Und nochmal @57 Mausling: Du hast recht, da steht tatsächlich "Schmalz" (smalc).
    #83Author Nicki (DE) (616721) 15 Dec 11, 22:12
    Comment
    Vielen dank für alles. Bald schreibe ich eine kurze Historie der Familie. Ich habe viele Dinge von dieser Briefen gelernt. Es ist wirklich eine große Hilfe. Wenn Sie genug gehabt haben, ich verstehe, aber wenn jemand Lust hat, ich habe 12 mehr Briefen - 3 von dem Bruder, 1 von der Nichte, 5 von einer Freundin, und 2 andere.

    In case this doesn't make sense in German: Thanks so much for all your help. I'm going to write a short history of the family soon in light of the information I've learned from these letters. It really has been a big help. I understand if you've had enough, but if anyone is interested I do have 12 more letters.

    #84Author KT_0 (838738) 16 Dec 11, 00:19
    Comment
    Kate, no promises, but just put them online too. You might believe it or not, but this is sometimes a real nice break from work!
    #85Author Mausling (384473) 16 Dec 11, 00:22
    Comment
    Klar, Kate, nur immer her damit. Und Dein Deutsch ist gut verständlich.
    #86Author Selima (107) 16 Dec 11, 07:44
    Comment
    Dann mach ich mal den Anfang ... ;)

    1. Link, Maria Güntner 16 I 1938 Page 1

    Gotzumgrus libe tante
    in anfang mein sreiben lassen
    mir eih ale filmals grüssen
    und mahe zuwissen tas mir
    ale gotlob gesund sind(,)
    vas mir eih auch vüncsen(.)
    libe tante inbriv haben
    mir bekkomen grad zu
    di veinaht abent haben
    mir bekkomen mir sagen
    filmals dank für die
    dollar(.) Mein libe muter
    hatci sergefreit drüber.

    Gott zum Gruß, liebe Tante,
    zu Beginn meines Schreibens lassen
    wir Euch alle vielmals grüßen (grüßen wir Euch alle vielmals)
    und lassen Euch wissen, dass wir
    alle gottlob (Gott sei Dank) gesund sind,
    was wir Euch auch wünschen.
    Liebe Tante, im Brief haben
    wir - gerade (rechtzeitig) zum
    Weihnachtsabend - (die Dollar) bekommen.
    Wir sagen vielmals danke für die Dollar.
    Meine liebe Mutter hat sich sehr darüber gefreut.
    #88Authorminima (507790) 22 Dec 11, 09:55
    Comment
    Kleine Ergänzung:
    "inbriv haben mir bekkomen" heißt m.E. "den Brief haben wir bekommen", siehe auch #68.
    #89Author tigger (236106) 22 Dec 11, 10:24
    Comment
    Aahh, danke tigger!
    (Ich hätte doch alle Beiträge genau lesen sollen!) ;)
    #90Authorminima (507790) 22 Dec 11, 10:28
    Comment
    1. Link, Maria Güntner 16 I 1938 Page 2 & 3

    und mir haben te fotografi
    Und wir haben die Fotografie
    der frau Mareer ceigt und
    der Frau Mareer gezeigt und
    sihad uns ercölt tasihat
    sie hat uns erzählt, dass sie
    auh ein biv bekhom und
    auch einen Brief bekommen hat und
    dasti libe tant fileih nahaus
    dass die [ihre] liebe Tante vielleicht im Mai nach Hause
    komt am maij oh gotsols
    kommt. Oh, Gott soll's
    gem libe tant daz mir
    geben, liebe Tante, dass wir
    onah einmal einanda
    uns auch noch einmal
    senkhöna und mein
    sehen können und meine
    libe muter mid ira
    liebe Mutter mit ihrer
    libe svester noh eimaal
    lieben Schwester noch einmal
    sprehen khöntet dan
    sprechen kann. Dann
    khöntet man alas
    könnte man einander alles
    ein ander sank vas
    sagen, was
    man niht sreian khant es
    man nicht schreiben kann. Es
    khomenjaser fil nah ungarn
    kommen ja sehr viele [Leute] nach Ungarn.
    libe tant mit ser grose
    Liebe Tante, mit sehr großer
    freid vart mir ira und
    Freude warten wir auf dich [Sie?], und
    vein ti libe tant khomt
    wenn die liebe Tante kommt [wenn du kommst],
    tan satnta [?] sogut libe tant
    dann sei so gut [???], liebe Tante,
    sreiben.
    und schreib [uns vorher]. [???]

    fiele grüse fon meina
    Viele Grüße von meiner
    muter
    Mutter
    und file grüse fon
    und viele Grüße von
    mir und fon mein man
    mir und von meinem Mann
    und kinder Maria
    und meinen Kindern. Maria
    #91Author Nicki (DE) (616721) 22 Dec 11, 12:17
    Comment
    ----
    Doppelpost
    #92Author Nicki (DE) (616721) 22 Dec 11, 12:19
    Comment
    Kleine Ergänzung auch hier: ich verstehe das so, dass die Tante aus Höflichkeit teils nicht direkt angesprochen wird und die Verfasserin sie "ihrzt".

    "...mit großer Freude warten wir Ihrer (gen.), und wenn die liebe Tante kommt, dann seid so gut und schreibt.
    #93Author tigger (236106) 22 Dec 11, 13:20
    Comment
    Ist die 'Frau Mareer' möglicherweise eine Frau Meier oder Mayer?
    #94Author Harri Beau (812872) 22 Dec 11, 13:25
    Comment
    Ah Moment mal, das wird ein c sein, Marcer = Martzer!
    Hier schreibt Rose Martzer selbst:
    http://www.flickr.com/photos/7582179@N08/6551...
    "Grüß gott liebe Freinde, ich hab euere Weinachtzkarte mit freite erhalten..." oioioi, noch so eine originelle Rechtschreibung, dafür in Kurrent. :-)
    #95Author tigger (236106) 22 Dec 11, 13:32
    Comment
    Danke, ihr habt recht. Das ist ja richtige Detektivarbeit hier :)
    #96Author Nicki (DE) (616721) 22 Dec 11, 23:57
    Comment
    Zweiter Link - Rose Martzer 25. Feb 1938 Page 1-3

    Mor 25 feb. 1938
    Grüß gott liebe Freinde
    Ich hab euere Weihnachtskarte mit
    freite erhalten u ich dange euch
    auch dafür wi auch für die foto-
    grafi, auch für dise was Sie zu
    ir Schwester geschigt haben Schwester ir
    ir Schwieger Sohn hat Sie mir gleich
    gebracht Swi Sie ihren Sie gehschigt
    haben ich habe freite gehabt damit
    ich war gestern bei irer Schwester
    sie ist bei ir dochter u Sie Sint
    ale gesunt und iren Schwester
    Sagt ire augen dun ir we

    und Sie hat gesagt Sie det
    inhnen gern Sehen wollen
    Sich gern auss Schbrechen
    mit inhnen Sie sagt wen
    Sie halt komen deten im
    maj monat dan wer die
    fart biliger ich hab ir
    gesagt ich werte ihnen das
    Schreiben, was gibt den neies
    in america hir ist nicht fil
    neies wir haben Sehr Schönes
    Weter die leite dun Schon
    überal in die Weingarten
    Reben Schneiten und um-
    graben wir haben Sehr

    wenig Winter gehabt nur
    20 Tag haben wir Sehr kaltes
    Weter gehabt.
    ich glaub ich wer So zufriten
    hir wen halt mein man bei
    mir wer aber alein wil
    ich auch nicht hir Sein
    ich fil mich Sonst zimlich
    gut ich war nicht einmal
    grank über den Winter
    wi get es bei euch Seit ir
    ale gesunt wen Sie mein
    man oter die Reissner sehn
    ich las ale Schön grüssen
    auch file grüsse an Sie und ir
    dochter u ir man frau Martzer

    Übertragung:
    Mor, den 25. Februar 1938
    Grüß Gott, liebe Freunde,
    ich habe eure Weihnachtskarte mit Freude erhalten und ich danke Euch auch dafür wie auch für die Photographie, auch für die, die Sie zu Ihrer Schwester geschickt haben. Der Schwiegersohn Ihrer Schwester hat sie mir gleich gebracht. Ich habe Freude gehabt damit. Gestern war ich bei Ihrer Schwester. Sie ist bei ihrer Tochter und sie sind alle gesund. Ihre Schwester sagt, ihre Augen tun ihr weh.

    Sie hat gesagt, sie möchte Sie gern sehen (und) sich gern aussprechen
    mit Ihnen. Sie sagt, wenn Sie halt kämen im Mai, da dann die Fahrt billiger wär. Ich habe ihr gesagt, daß ich Ihnen das schreiben werde. Was gibt es denn Neues in Amerka? Hier ist nicht viel Neues. Wir haben sehr schönes Wetter. Die Leute schneiden schon die Reben in den Weingärten und graben um. Wir haben sehr

    wenig Winter gehabt. Nur 20 Tage haben wir sehr kaltes Wetter gehabt. Ich glaube ich wäre so zufrieden hier, wenn halt mein Mann bei mir wäre. Aber allein will ich auch nciht hier sein. Ich fühle mich sonst ziemlich gut. Ich war nicht einmal krank über den Winter. Wie geht es Euch? Seid Ihr alle gesund? Wenn sie meinen Mann oder die Reissner sehen, laß ich alle schön grüßen. Auch viele Grüße an Sie und Ihre Tochter und ihren Mann, Frau Martzer.



    #97Author Selima (107) 27 Dec 11, 08:47
    Comment
    Ich habe ein bißchen Forschung gemacht. Frau Martzer stammte aus Bácsszentiván (ein Dorf jetzt in Serbia). Rose und Janos Martzer kennenlernten und verheiraten in New Britain, Connecticut. Herr Martzer hatte ein Betrieb, der Eis machte. Ich weiß nicht die verbindung mit meine Urgroßmütter, aber Herr Martzer stammte aus Mór auch. Ich habe die ungarische Sterbeurkunde der Frau Martzer gefunden. Sie hatte ein Herzinfarkt und sie starb 23 Januar 1958.
    #98Author KT_0 (838738) 28 Dec 11, 12:44
    Comment
    I'm not following the Flicker site, so I don't know if these questions have already been answered elsewhere, but just to be sure we wrapped up some earlier letters here ...

    _____________________________


    (#58, #60, #68b, #74, #75)
    ... er ist veinig mit sein
    veib er is son soweit tas er son pei andare
    leit in stal slaft tas ungrehte e/sletnigks
    er hat karniks mer khein haus und khein vein
    gartn khucum garniks ...

    ... er ist wenig mit seinem
    Weib, er ist schon so weit dass er schon bei anderen
    Leuten im Stall schläft, das ungerechte [Schimpfwort].
    Er hat gar nichts mehr, kein Haus und keinen Wein-
    garten, kurzum Garnichts. ...
    [Mor, July 3, 1933, Winkler]

    I’m still not speaking to our brother because he really cheated me. Not only me, but also you, my dear sister, because whatever’s good enough for you / whatever is your due, he has too. But he doesn’t have any luck and is seldom with his wife. He is so far gone that he sleeps in other people’s barns/stables, that unjust/unrighteous [? good-for-nothing]. He no longer has anything at all, no house, no vineyard, in short, nothing at all. That’s why he’s always asking you for money. Dear sister, he doesn’t [even] deserve to be called “brother.” My dear sister, I gather from your letter that you would like to come home. If one has money, one can buy something, because it’s enough, but it’s just that you have to pay high taxes when you have a bit of business/income. That’s why everyone here in Mór is bankrupt, because the high taxes are eating them up. I would like it very much if you would come home again. I could tell you so much, so many things that one cannot write about. Dear sister, how is Lizi? You don’t write anything about her, whether she is married and whether she also has a family. Write everything, and I hope that you will write soon and by now you will have already written to me. Now I close my letter. With many greetings and kisses. I beg you to answer soon. Your sister, Anna.

    _____________________________

    (#76)
    Babonich, July 22, 1925 (continued)

    [p. 3] ... also another time come home for good, if you have enough to buy a place here and don’t want to stay at home right away, you can either lease it out or lease half of it out until you come home for good. Dear sister! I would like to ask you for one thing, I have as you know an inn, in which however the house/building is not yet finished, so you still have to go through the kitchen to get to the guest room, and my finances don’t allow me to proceed with it. I have to finish my house now so that the inn door opens to the road/street for coming in and out, but because that costs me more than I make from the grape harvest, I decided to ask you nicely for at least 60, that is, sixty, dollars with which I

    [p.4] could do what needs to be done / accomplish my affairs. I can pay you back in one year. I’ll pay you twice the percentage you get in the bank there and will give you a legal/court-provided (gestellten?) IOU/promissory note.
    And if you want I will also have my house and vineyard (intabulieren - mortgaged?) so you will be safe/sure/secure.
    In expectation of an early answer, and asking you once again very kindly, I remain,
    Your sincere brother,
    Franz Peisz
    innkeeper
    in Mór

    _____________________________

    If Franz is the one that ended up sleeping in people's barns, either there are two very different sides of his story or he really went downhill from there, or maybe some of both. \-:

    #99Author hm -- us (236141) 28 Dec 11, 21:35
    Comment
    (#91)
    Maria Güntner 1938

    [pp. 2-3] And we showed the photograph to Mrs. Martzer and she told us that she also received a letter and that the dear aunt will perhaps come home in May. Oh, God grant it, dear aunt, that we may see each other once again and dear Mother may speak with her dear sister once again. Then we could tell each other everything that one can’t write. After all, many people are coming to Hungary. Dear aunt, we await you* with very great joy, and if the dear aunt is coming, then be so good, dear aunt, as to write us.
    Best regards from my mother and from me and my husband and my children.
    Maria.

    *Ihr = old-fashioned form of address for an honored person; see forum discussions on 'ihrzen' in archive (Suche in allen Foren)

    _____________________________


    (#97)
    Rose Martzer, February 25, 1938

    [pp. 1-3]

    Hello, dear friends, I received your Christmas card with joy and I thank you all for it as well as for the photograph that you sent to your sister. Your sister’s son-in-law brought it to me right away. I enjoyed it so much. Yesterday I was with your sister. She is at her daughter’s and they are all healthy. Your sister says that her eyes hurt her.

    She said she would like very much to see you and really talk things over / have a heart-to-heart talk with you. She says if you could just come in May, because then the trip would be cheaper. I told her that I would write and tell you that. What’s the latest / What's new in America? Here not much is going on. We’re having very nice weather. People are already cutting (grafting?) the vines in their vineyards and cultivating/digging the ground. We didn’t have much

    winter. We only had very cold weather for 20 days. I think I would be so happy/contented here if only my husband were with me. But I don’t want to be here by myself. Otherwise I feel quite well. I wasn’t even sick over the winter. How are all of you doing? Are you all healthy? If you see my husband or the Reissners, tell them all hello for me.
    Best regards also to you and your daughter and her husband,
    Mrs. Martzer


    _____________________________


    Hope that helps. (-:



    PS re 'intabulieren' #99: related discussion: Intabulierung
    #100Author hm -- us (236141) 28 Dec 11, 22:06
    Comment
    @99 - Indeed it is the same Franz. It might just be the times. He may have had hope, and good intentions, back in 1925. It was before the depression. I think by '38 he was played out (obviously). I find it interesting that the sister, Anna, keeps alluding to these things she wants to tell my great-grandmother. She even has Frau Martzer mention it. Too bad she didn't write it down.
    #101Author KT_0 (838738) 04 Jan 12, 23:38
    Comment
    Schon mal eine Vorschau auf die nächsten Briefe:

    Erster Link, erster Brief von links (Frank Babonich - 11 Jan 1936):
    Er schreibt, dass ihnen das Leben in Kanada gut gefällt, aber er und (vermutlich) seine Frau schon zu alt sind, um noch Englisch zu lernen. Ihre Kinder hingegen sprechen schon alle Englisch. Außerdem schickt er ein paar Fotos der Familie.

    Erster Link, sechste/siebte Seite von links (Haas - Scally - 7 Sept 1938 Page 3/4): Sie wünscht sich, dass ihre Mutter der Familie verschiedene Gegenstände aus Mor mitbringt, damit sie ein Andenken an die alte Heimat haben.

    PS Falls du dich wunderst, warum es hier so still geworden ist - alle noch vorhandenen Briefe sind in einer Schrift verfasst, die keiner von uns in der Schule gelernt hat und die wir uns erst mühsam erarbeiten müssen :). Ich habe versucht, die oben genannten Briefe zu transkribieren, bin mir aber an sehr vielen Stellen unsicher und traue mich deshalb nicht so recht, sie ins Forum zu stellen.
    #102Author Nicki (DE) (616721) 05 Jan 12, 03:20
    Comment
    Na, da wäre ich mir nicht so sicher. :-) Erstens gibt es durchaus LEOniden, die Kurrent in ihrer Jugend täglich brauchten, zweitens ausreichend Kultur- und Geisteswissenschafter, die sich die Schrift ggf. fürs Studium erarbeitet haben. (Muss zugeben, dass ich es nur sehr selten für alte Kataloge gebraucht habe und deswegen nur stockend lesen kann.)
    Ich glaube das Schweigen kommt eher von den Weihnachtsfeiertagen.
    #103Author tigger (236106) 05 Jan 12, 10:12
    Comment
    Okay, ich versuche es mal. Ich habe aber wie gesagt keinerlei Erfahrung mit Kurrentschrift und war mir an vielen Stellen nicht sicher. Aber vielleicht können die anderen helfen.

    Erster Link, sechste Seite von links (Haas - Scally - 7 Sept 1938 Page 3)

    Transkript:

    August den 31ten 1938

    Liebe Mutter Ich wahr
    bei John Haas in Wisconsin
    Da habe Ich filles gesehen, viller-
    hant sachen fon Mor, Ich wolte
    auch haben das du mir was
    mitbringst, zu andengen fon
    der heimat.
    Ich wohl haben Du bringn mir
    ein großen Csutora, ein blutzer,
    und für mein Man eine Pfeife
    mit ein langes Pfeiferel (?) und
    ein schönes band und tasel dran
    und ein großes karschmirtischel (?)
    und schönes ausgenetes hand
    arbeid, tischduch und auch gleine
    karschmirdihel (?).
    Fille Hertzlichegrüsse fon
    Elisabeth und Bob,
    Die Famillie Haas grüst dich
    auch filmals, und wüntschen dier
    den besten gesund, und hoffen das
    du gute zeiten hast in Mor.
    Fergesse nicht und besuche auch in
    Anton Haas auch ein schönen
    gruß für sie. Also jezt nicht
    fergessen und tue dier nur gute
    zeiten han und ????

    -----------------------------

    Standarddeutsch

    Liebe Mutter,

    ich war bei John Haas in Wisconsin. Dort habe ich vieles gesehen, viele verschiedene Sachen aus Mor. Ich hätte es auch gerne, dass du mir etwas zum Andenken an die Heimat mitbringst.

    Ich hätte gerne, dass du mir Folgendes mitbringst:
    eine große „Csutora“ (hölzerne Weinflasche*), einen „Blutzer“ [(Ton-)krug**], für meinen Mann eine Pfeife mit einem langen Pfeifenholm (?) und einem schönen Band mit Quasten*** daran, einen großen Kaschmir-Tisch (?), ein schönes ausgenähtes handgearbeitetes Tischtuch und einen kleinen Kaschmir-Tisch (?).

    Viele herzliche Grüße von Elisabeth und Bob. Die Familie Haas grüßt dich auch vielmals, wünscht dir die beste Gesundheit und hofft, dass du gute Zeiten in Mor hast. Denke bitte daran und besuche auch Anton Haas – auch einen schönen Gruß an ihn [und seine Familie]. Also, vergiss es nicht und mache dir eine schöne Zeit und ???

    ---------------------------

    *Das Wort „Csutora“ hat offenbar mehrere Bedeutungen, u.a. auch „Mundstück“. Hier halte ich aber die „hölzerne Weinflasche“ für wahrscheinlicher.

    http://mek.oszk.hu/02100/02115/html/1-1467.html

    http://books.google.de/books?id=1BEJAAAAQAAJ...

    **zu Blutzer/Plutzer siehe:
    http://books.google.de/books?id=5em_b4ujYAwC...

    *** Das Wort „tassel“ kenne ich eigentlich nur aus dem Englischen. Es könnte aber sein, dass hier tatsächliche die englische Bedeutung (Quasten, Troddel) gemeint ist. Eine entsprechende Pfeife würde dann etwa so aussehen:

    http://www.jadu.de/jadukids/maerchen/max_und_...
    #104Author Nicki (DE) (616721) 05 Jan 12, 19:40
     Beitrag #105­ wurde gelöscht.
    Comment
    Erster Link, siebte Seite von links (Haas - Scally - 7 Sept 1938 Page 4)

    Transkript

    auf dein Morer heirigen das
    er nicht schtost, deine Tochter und
    Schwiegersohn wahren hir bei unz
    und haben ihr gezeigt was unz
    mein Ongel Anton Haas geschigt
    hat, und es hat ihnen alles sehr
    gefaln so wol sie auch was
    haben fon der heimath.
    So schau nur dazu und bringe
    ihr nur ser filles schönes mid
    wenstihr kein blutzer bringst
    so bringe ihr weniksten ein
    gleines blitzel

    --------

    Standarddeutsch

    auf deinen Morer Heurigen*, dass er nicht sauer wird**. Deine*** Tochter und dein Schwiegersohn waren hier bei uns und wir haben deiner Tochter gezeigt, was uns mein Onkel Anton Haas geschickt hat. Es hat ihnen alles sehr gefallen, deshalb wollen sie auch etwas aus der Heimat haben. Also denke daran und bringe ihr auf jeden Fall sehr viele schöne Dinge mit. Wenn du ihr keinen „Blutzer“ [großen (Ton-)krug] mitbringst, dann bringe ihr wenigstens ein kleines „Blitzel“ (einen kleineren (Ton-)krug****) mit.

    ---------------
    * Jungwein
    http://de.wikipedia.org/wiki/Weinbau_in_%C3%9...

    ** „Der Wein stößt auf“ = „Der Wein wird sauer/verdirbt“

    http://books.google.de/books?id=BxbBMbcN-A0C...

    *** Offenbar ein Perspektivwechsel. Betty hatte ja geschrieben, dass Herr Haas den deutschen Teil des Briefes für sie verfasst, da sie anscheinend die deutsche Sprache nicht mehr ausreichend beherrscht. Zuerst schreibt Herr Haas aus Bettys Perspektive („Liebe Mutter…“), ab der markierten Stelle dann aber aus seiner Perspektive [„Deine Tochter (= Betty) war bei uns“.]

    ****Plitzel:
    http://books.google.de/books?id=5em_b4ujYAwC...
    #106Author Nicki (DE) (616721) 05 Jan 12, 20:09
    Comment
    Re #104. Das ist vermutlich ein kleines Kaschmirtuch (Kaschmirtüchel).
    #107Author Selima (107) 05 Jan 12, 20:13
     Beitrag #108­ wurde gelöscht.
    Comment
    @107: Cool, das klingt auf jeden Fall wesentlich wahrscheinlicher als der "Kaschmirtisch". :)

    Edit: Du hast recht - im Original steht auch "Tichel" und nicht "Tischel".
    #109Author Nicki (DE) (616721) 05 Jan 12, 20:15
    Comment
    Noch ein dritter Versuch:

    Erster Link, erster Brief von links (Frank Babonich - 11 Jan 1936)


    Transkript:

    Libe Schwagerin und Elisabat so wi auch deinen
    Man wir danken eich filmals das unz Geschriben
    habnz und wir grüssen eich fil dausentmal wir
    Wüntschen eich den pasten gesund wir sind auch noch ale
    gesund und es gefeidunz (?) ser hir in Kanada aber
    nur zu Schbed sind wir hiraus gekomen wal wir
    jest schon zu ald sind und die Englischi Schbrache
    nicht mer lernen könen di Kinder Schbrechen ale
    Englisch aber wir zwei alten kenen es nicht mer
    lernen und so Libe Schwagerin schicken wir eich ein
    bar bilter erschtenz wir 2 alten und di Frita und dan
    di Rosi und ir Man mit ti Kinder und unzer son Jarg und Frita
    Grus mit Schlus

    ----------

    Standarddeutsch:

    Liebe Schwägerin, liebe Elisabeth (grüße bitte auch deinen Mann)!

    Wir danken euch vielmals, dass ihr uns geschrieben habt und wir grüßen euch viel tausendmal. Wir wünschen euch die beste Gesundheit. Wir sind auch noch alle gesund und es gefällt (?) uns sehr hier in Kanada. Wir sind aber zu spät hierher gekommen, weil wir jetzt schon zu alt sind und die englische Sprache nicht mehr lernen können. Die Kinder sprechen alle Englisch, aber wir zwei Alten können es nicht mehr lernen. Liebe Schwägerin, wir schicken euch ein paar Bilder: erstens, wir zwei Alten und Frieda (?); dann Rosi mit ihrem Mann und den Kindern und unser Sohn Jarg (Jörg?) mit Frieda (?).

    Viele Grüße
    #110Author Nicki (DE) (616721) 05 Jan 12, 21:06
    Comment
    Jörg und Frieda (#110) sind wohl noch nicht so ganz in Amerika angekommen.
    John und Bob (#104) dagegen schon.

    So manche Details sind sehr interessant. Warum unbedingt ein Plutzer (große, bauchige Steingutflasche) so wichtig als Andenken an die Heimat war? Es muß doch sehr mühsam sein, so ein Teil heil über den Atlantik zu bringen.

    Ich werde einmal gut überlegen, was ich mir als Andenken an die Heimat wünschen würde falls ich mal auf den Mond umziehe. Im Augenblick fällt mir nichts ein. Ein Balkonkasten mit Blumen vielleicht?
    #111Author Harri Beau (812872) 06 Jan 12, 09:16
    Comment
    Zweiter Link, Brief John Martzer 1 July 1938 (Bild vier bis fünf)

    J. M. Mór July 1/38
    Liebe freindin bobonics hir schike
    ich dir ein zedel mit lauter
    Schdreiden habe ich es bekomen
    aber ich weis doh niht ob es
    das wihtige ist die wollen haben
    das du Solst für die ungarischen
    Statsbürger Papir einreihen weil
    die Sint Schon apgelaufen.
    Schik dieses zetel zum ungarischen
    consulate und wen Du jetzt
    noh kein bewiligung bekomst
    dan ge Soford und nim die
    ersten Burger Papier fon America
    dan werst du keine Schwirihkei-
    ten haben gerade wie di
    Heimin, kanst auh die fragen
    wo Sie überal war um die
    wider ein einwander babir.
    ich bin glüklih zuhaus komen
    Montag am 4 July gehe ih nah
    Budapest im Schbital, ein herzlichen
    grus fon uns beide auf baldiges
    wider Sehen fon Mr. & Mrs Martzer

    Meine Mutter war Schon dod
    und begraben wie ich zuhaus
    komen bin, Sie ist den 7 april
    gestorben, die Mrs Martzer
    fild Ser gud und libt es auh
    hir im Mor Sie sakt du
    solst Schaun dast du komst
    bevor die wein läs, auh file
    Grüsse an die dohter und Schwieger-
    sohn

    abdefghikl
    mno (in Bleistift)


    Modernes Deutsch:

    J. M. Mór July 1/38
    Liebe Freundin Bobonics,
    hier schicke ich Dir den Zettel (Formular). Nach vielen Diskussionen habe ich es bekommen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob es das wichtigste (=relevant) ist. Sie (die entsprechende Behörde) wollen, daß Du die Papiere für die ungarische Staatsbürgerschaft einreichst, weil die alten bereits ungültig sind. Schick dieses Formular zum ungarischen Konsulat! Wenn Du jetzt noch keine Bewilligung bekommst, dann geh sofort und nimm die ersten Bürgerpapiere von Amerika! Damit wirst Du keine Schwierigkeiten haben - wie auch die Heimin. Du kannst auch sie fragen, an welche Stellen sie sich gewandt hat wegen der Wiedereinwanderungspapiere. Ich bin glücklich zuhause angekommen. Am Montag, den 4. Juli, gehe ich nach Budapest ins Spital (Krankenhaus). Einen herzlichen Gruß von uns beiden, auf ein baldiges Wiedersehen, von Mr. und Mrs. Martzer

    Meine Mutter war schon tot und begraben, als ich zuhause ankam. Sie ist am 7. April gestorben. Mrs. Martzer fühlt sich gut und ist auch gern hier in Mór. Sie sagt, Du sollest Dich bemühen vor der Weinlese zu kommen. Auch viele Grüße an die Tochter und den Schwiegersohn.

    abdefghikl
    mno (in Bleistift)
    #112Author Selima (107) 06 Jan 12, 09:55
    Comment
    Zweiter Link, Rose Martzer 2 Dec. 1953 (Bild sechs und sieben)

    Mor Dec. 2. 1953
    Grüß gott liebe Mrs Scally
    wie auch ihre liebe Familia
    wie auch ihre liebe Muter ist
    sie noch gesunt u. seit ihr alle
    gesunt? Ich bin So So gesunt.
    ich bin immer draurik u. nicht
    zufriten, ich du mich Sehr
    grenken das wir zuhaus
    gekomen Sint in das Unglük
    u. nimant kann einem)
    helfen. ich bin in einem
    heim in Mor huntert u. 27
    Sint wir, donerstag u. Sontag
    darf man hinaus gehen
    man isthalt eingeschbert
    hir arbeiten brauch man
    nicht, der nicht will ihr
    Muter ir bruder der ist
    auch wo ich bin Esen dun?
    wir in einem Zimer
    aber nimat ist zufriten
    jeter jamert wen er nur
    zuhaus gehen kant hir sint auch
    besern glass leite aber
    fon der linzian kenen Sie nicht
    leben darum müsen Sie hiher
    komen. drauß kenen dise
    leite auch Schwer leben
    oft bekomen Sie kein fleisch
    zu kaufen u. So ist es mit
    alem in Ungarn u. sehr
    deier alles die menschen
    Sint Sehr arm hir ich kan
    nicht ales schreiben mein
    haus u. garten hat die
    Regierung wegenomen
    darum bin ich jetz im heim
    wir hofen immer auf beser
    Zeiten, ich wünsche euch
    alln gute gesuntheit
    und gott gesegnete wein-
    achten u glügliches Neies
    Jahr. Rose Martzer
    Szocialis Ottkon Mor
    F. M. Megye Ungarn

    Modernes Deutsch:
    Mor, den 2. Dezember 1953

    Grüß Gott liebe Mrs. Scally mit Familie und Mutter,
    ist Ihre Mutter noch gesund? Seid Ihr alle gesund? Ich bin leidlich gesund. Ich bin immer traurig und unzufrieden. Ich gräme mich sehr, daß wir nach Hause in dieses Unglück zurückgekommen sind, und niemand kann einem helfen. Ich leben in einem Heim in Mór mit insgesamt 127 Bewohnern. Donnerstag und Sonntag darf man hinausgehen. Wir sind halt eingesperrt hier. Wer nicht will, muß nicht arbeiten. Der Bruder Ihrer Mutter ist auch hier. Gegessen wird in einem Zimmer. Aber niemand ist zufrieden. Alle jammern, daß sie nach Hause (in ihre Häuser) gehen wollen. Hier sind auch bessere Leute interniert. Aber von der Linzian (???) können sie nicht leben. Darum müssen sie auch hier wohnen. Draußen können sie auch nur schwer (über)leben. Oft gibt es kein Fleisch zu kaufen. So ist es mit allem in Ungarn. Zudem ist alles sehr teuer. Die Menschen sind sehr arm hier. Ich kann nicht alles schreiben. Mein Haus und mein Garten hat mir die Regierung weggenommen, weswegen ich jetzt im Heim lebe. Wir hoffen immer auf bessere Zeiten.
    Ich wünsche Euch allen gute Gesundheit, ein von Gott gesegnetes Weihnachten und ein glückliches neues Jahr.
    Rose Martzer
    Szocialis Ottkon Mor
    F. M. Megye Ungarn

    *************
    Der Brief ist schlecht zu lesen, weil die jeweilige Rückseite durch das dünner Papier durchscheint und den Text überlagert.
    #113Author Selima (107) 06 Jan 12, 10:40
    Comment
    ... wenn das der Fall ist (schlecht zu lesen weil Untergrund durchscheint), dann wäre die Anregung an KT, solche Vorlagen nicht auf hellem Hintergrund abzulichten, sondern auf dunklem . . .

    ... ob man dann dann die Vorderseite besser lesen kann, bleibt einem Test überlassen . . .
    #114AuthorDaddy . . . (533448) 06 Jan 12, 11:24
    Comment
    2. Link, achter Brief von links (Rose Martzer - 24 April 1954 Page 1 & 2)

    Mor, April 24/ 1954

    Grüßgott liebe frau
    Scally wi auch ihre liebe
    Mutte u die ganze Familia
    ich mache ihnen zuwisen das
    ich ihren liben brief erhalten
    mit dem Schönen Rosengranz.
    Ich hab geweint for freiten (?)
    u die leite was hir herin Sint
    denen hab ich in gezeigt die
    haben in alle geküst u gesagt
    ach wie schön ist er, das ist ja
    golt So Was Schönes haben Sie
    Noch nicht gesehen u ich Sag auch
    Das er Sehr Schön ist u ich danke
    Ihnen fil dausentmal dafür

    ich werte beten für alle
    das gottes Segen in eirem
    haus imer Sol Sein, und
    gute gesunheit, liebe frau Scally
    eine bitte habe ich noch an Ihnen (?)
    ich bitte Sie um eine fotografi
    fon alen oter fon die zwei metel
    ich Sehr ferlange (?) um Sie zu-
    sehen. ich habe noch kein
    bilt fon euch gesehen
    libe frau Bobonics ir bruter
    hab ich gefragt ob er euch Sie
    grüßen lase Sagt er ja
    ich Sol So gut Sein und das
    Schreiben er Sitz im Seben
    zimer wo wir alle Sint

    -------------------

    Mor, 24. April 1954

    Grüßgott, liebe Frau Scally, und ich grüße auch ihre liebe Mutter und die ganze Familie!

    Ich teile Ihnen mit, dass ich Ihren lieben Brief mit dem schönen Rosenkranz erhalten habe. Ich habe vor Freude (?) geweint. Den Leuten, die hier drinnen sind, habe ich den Rosenkranz gezeigt. Sie haben ihn alle geküsst und gesagt, "Ach, wie schön ist er, das ist ja Gold!". So etwas Schönes haben sie noch nicht gesehen. Ich finde auch, dass er sehr schön ist, und ich danke Ihnen viel tausendmal dafür.

    Ich werde für alle beten, dass Gottes Segen und gute Gesundheit immer in eurem Haus sein sollen. Liebe Frau Scally, eine Bitte hätte ich noch an Sie – ich bitte Sie um ein Foto von allen oder von den zwei Mädchen. Ich wünsche mir sehr, sie zu sehen. Ich habe noch kein Bild von euch gesehen. Liebe Frau Bobonics, Ihren Bruder habe ich auch gefragt, ob er Sie grüßen lässt. Er sagt ja, ich soll so gut sein und das schreiben. Er sitzt im selben Zimmer, in dem wir alle sind.
    #115Author Nicki (DE) (616721) 06 Jan 12, 16:09
    Comment
    2. Link, neunter Brief von links (Rose Martzer - 24 April 1954 Page 3 & 4)

    er ist gesunt, ich war
    for 1 monat sehr grank der
    doctor ist in nacht gekomen
    und hat mir benezilinex
    izon geben u So bin
    ich witer gesunt geworten
    es war auch mein glük das der
    Doctor hat die Inexizion gehabt
    weil das kenen die doctor auch
    nicht bekomen hir glük für
    die bekomen dut, hir in
    Ungarn ist Sehr Schwer etwas
    bekomen zitronen das über
    haubt Selten u orancson
    überhabt nicht, nür (?) im

    Somer wen die bauern etwas
    am Wochenmak bringen u ales
    sehr deier. 10 gulten 1 kilo
    Äpfel. 25 gulten 1 Kilo Fleisch
    1 Waschgleid über 200 gulten
    u So ist mit allem, die
    leite Sint Sehr arm hir auch
    ich, man bekomt hir im heim
    gleiter aber nicht was man
    brauch, unter Wesch überhaubt
    nicht, man mus ales zu-
    samen fliken, und Schiken fon am-
    erica kan man auch nicht weil
    es kostet zufil das Schiken
    Ich Sag eich alle fürt (?) gott
    Ich grüße euch alle herzlich
    Rose Martzer Szocialis Othon Mor. F. Megye.

    ----------------------

    Er ist gesund, aber ich war vor einem Monat sehr krank. Der Arzt ist nachts gekommen und hat mir eine Penicilin-Injektion gegeben, und so bin ich wieder gesund geworden. Ich hatte Glück, dass der Arzt eine Injektion hatte, denn die Ärzte können sie hier auch nur mit Glück bekommen.

    Hier in Ungarn ist es sehr schwer, etwas zu bekommen. Zitronen gibt es nur selten und Orangen überhaupt nicht. Nur (?) im Sommer, wenn die Bauern etwas zum Wochenmarkt bringen, [gibt es etwas], aber alles ist sehr teuer. 10 Gulden [= Forint?] für ein Kilo Äpfel, 25 Gulden für ein Kilo Fleisch, ein Waschkleid mehr als 200 Gulden, und so ist es mit allem.

    Die Leute sind sehr arm hier; auch ich. Man bekommt hier im Heim Kleider, aber nicht das, was man braucht. Unterwäsche gibt es überhaupt nicht, man muss alles zusammenflicken. Etwas aus Amerika zu schicken geht auch nicht, weil das Schicken/der Versand zu teuer ist.

    Gott lenkt uns alle (?). Ich grüße euch alle herzlich.

    Rose Martzer
    Szocialis Otthon Mor. F. Megyar.
    #116Author Nicki (DE) (616721) 07 Jan 12, 11:42
    Comment
    @113 & 114
    Dieser Brief war auf 'onion skin' geschrieben. Leider ist es nicht möglich eine bessere Kopie zu machen. Ich hatte viele Probleme mit meinem computer, und ich habe nur heute Ihre Fragen gesehen.
    #117Author KT_0 (838738) 10 Jan 12, 00:36
    Comment
    Kate, kein Problem. Ich konnte ja das meiste gut lesen und wollte mit dem Hinweis nur sagen, daß eventuell ein paar Dinge nicht richtig gelesen sind und bei Unstimmigkeiten vielleicht nochmal jemand anders nachsehen sollte.
    #118Author Selima (107) 10 Jan 12, 08:33
    Comment
    Angeregt durch #117: Mal eine ganz doofe Frage am Rande: Was ist 'onion skin'?
    LEO mein, es wäre Zwiebelhautpapier oder auch Florpost. Beides nie gehört. Ist es sowas wie Pergamentpapier, umgangssprachlich auch Butterbrotpapier? Oder Luftpostpapier? Da bin ich echt neugierig geworden.

    Dictionary: onion skin
    #119Author Harri Beau (812872) 10 Jan 12, 08:43
    Comment
    @ Harri: http://www.wisegeek.com/what-is-onionskin-pap...
    "Onion skin paper is a type of very light weight, almost translucent paper which somewhat resembles the outer skins of an onion. It is also relatively durable, given how lightweight it is, because it usually contains a high percentage of cotton fibers, which make for stronger paper. There are numerous practical applications for onion skin paper including airmail stationary, Bibles, and other situations where lightweight, strong paper is needed. Along with other spe-cialty papers, onion skin paper is available from paper supply stores and companies in varying sizes to meet differing needs."
    #120Author Irene (236484) 10 Jan 12, 08:51
    Comment
    Anmerkung zu #116 "Ich Sag eich alle fürt (?) gott"
    Das soll vermutlich "bfüat Gott" heissen, also "Gott behüte Euch", ein durchaus heute noch gebräuchlicher Abschiedsgruß, jedenfalls in Süddeutschland.
    #121Author Irene (236484) 10 Jan 12, 08:56
    Comment
    related discussion: Pfüagott

    Zu Zwiebelhautpapier (Florpost) werde ich noch recherchieren, mir kommt der Begriff sehr unbekannt vor. Aber Danke für die englische Erkärung, Irene!
    #122Author Harri Beau (812872) 10 Jan 12, 09:01
    Comment
    —> onionskin

    Pons-Collins:
    onionskin - Zwiebelschale; (= paper) Florpost

    ______________

    I would write 'onion skin' as the noun for the outer covering of the vegetable, and 'onionskin' as the adjective for thin, crackly, translucent stationery.
    #123Author hm -- us (236141) 10 Jan 12, 09:06
    Comment
    Noch ein Versuch.

    Dritter Link, Seite 4-6 von links (Frank Peisz - 31 Jan 1939 Page 1a, 1b, 2)

    Page 1

    Liebe Schwester!

    Teile höflichst mit das ich das paket dankend
    erhalten habe, nur konte ich dir nicht eher schrei-
    ben, den ich war krank. Von Wainachten an
    war ich 4 wochen im bett. jetzt kan ich aber
    schon auf sein in zimmer hinaus kan ich noch nicht.
    Liebe Schwester ich danke dir herzlich vielmals
    für das gute das du angewiesen hast. der
    Anzug past mir so gut als er für mich beim
    Schneider angepast wärde (?) nur die hosen waren
    mir um die mitte zu eng. Die hat mein
    Weib ausgelassen alle zwei und jetzt sind sie
    gut. din hemden hat sie auch die tascherl
    harunter genomen, und die krägen ausge-
    bessert und gewendet, und jetzt sin alle gut.
    Ein paar Vorhänge hat sie sich auch ange-
    stükelt und aufgemacht (?) die sind so schön das
    man es nicht einmal bemerkt das sie ange-
    stükelt sind. Das übrige schleuerzeig (?) wird

    Page 2

    sie der Mici geben. die soken sind auch in
    ordnung gestopt und bin jetzt herzlich froh
    das ich wieder etwas am körper habe.
    Nemet meinen aufrichtigen und herzlichen
    dank entgegen du, die Lisi und Ihr Man den
    ihr habt mir jetzt ser gutes getan. ich werde
    mich auch soviel ich kan dankbar beweisen.
    bis am Juli ist nicht mer so lange, dan werde

    Page 3

    ich schon meine schuld teilweise abstatten wen
    meine tafeltrauben reif sind, und das ist schon
    ende Juli.

    Wir wünschen euch gute gesundheit, glükliches
    wohlergehen und grüssen euch herzlich.
    Dein Bruder und Weib
    Mór den 31 Januar 1939.

    ------------------------

    Liebe Schwester!

    Ich teile höflichst mit, dass ich das Paket dankend erhalten habe. Nur konnte ich dir nicht eher schreiben, da ich krank war. Von Weihnachten an war ich vier Wochen im Bett. Jetzt kann ich aber schon im Zimmer aufstehen; hinausgehen kann ich noch nicht.

    Liebe Schwester, ich danke dir vielmals für das Gute, das du getan hast. Der Anzug passt mir so gut, als ob er für mich beim Schneider angepasst worden wäre. Nur die Hosen waren mir um die Mitte zu eng. Meine Frau hat sie alle beide ausgelassen, und jetzt sind sie gut. Bei den Hemden hat sie auch die Taschen heruntergesetzt/entfernt (?) sowie die Krägen ausgebessert und gewendet, und jetzt sind alle gut. Ein paar Vorhänge hat sie sich auch angestückelt und aufgemacht (?). Die sind so schön, dass man es nicht einmal bemerkt, dass sie angestückelt sind. Die übrigen Sachen (Schleierzeug? Tüll?) wird sie der Mici geben. Die Socken sind auch gestopft und wieder in Ordnung. Ich bin jetzt herzlich froh, dass ich wieder etwas am Körper habe.

    Nehmt meinen aufrichtigen und herzlichen Dank entgegen, du, Lisi und ihr Mann, denn ihr habt mir jetzt sehr Gutes getan. Ich werde mich auch, so viel ich kann, dankbar erweisen. Bis Juli ist es nicht mehr so lange. Dann werde ich schon meine Schulden teilweise begleichen, wenn meine Tafeltrauben reif sind. Und das ist schon Ende Juli.

    Wir wünschen euch gute Gesundheit, glückliches Wohlergehen und grüßen euch herzlich.
    Dein Bruder mit Ehefrau
    Mór, den 31. Januar 1939

    -------------

    Eventuell habe ich dem armen Herrn Peisz mehr Rechtschreibfehler angedichtet, als er tatsächlich gemacht hat, da ich die Groß- und Kleinbuchstaben in der Kurrentschrift nur schlecht auseinanderhalten kann.

    @121/122: Ja, das ist sehr wahrscheinlich. Ich hatte mir auch zuerst gedacht, dass es so etwas wie "Auf Wiedersehen" heißen soll - mir ist dann allerdings nichts ähnlich Klingendes mit dieser Bedeutung eingefallen. Ich komme aber auch nicht aus Süddeutschland :-).

    @Selima: Ich lese in #112 "aber ich weis doh niht ob es das rihtige ist" (vgl. mit dem "w" im Satz danach). Macht aber inhaltlich eh keinen Unterschied. Und in #113 steht bei der Adresse wahrscheinlich "Otthon", nicht "Ottkon".
    #124Author Nicki (DE) (616721) 12 Jan 12, 00:37
    Comment
    Es wäre toll, wenn jemand Zeit hätte, sich die markierten Stellen noch einmal im Original anzusehen. Ich bin mir sehr unsicher, weil der Brief insgesamt schlecht leserlich ist und ich die Kurrentschrift ohnehin nicht besonders gut lesen kann. Danke im Voraus!

    ------------------------------
    Zweiter Link, letzter Brief von links, Rose Martzer - 23 Sept 1954 Page 1 + 2

    Mor, Sept 23/ 1954

    Grüß euch gott liebe Mrs. Scally
    wie auch die ganze family x Mother
    Seit ir alle gesunt gott gebe
    es das ir alle gesunt Seit, ich bin
    So So gesunt wi imer. ich
    huste halt imer und der Doctor
    hat mich Schon bis 100 inexion
    geben, und es nüzt ales nichtz.
    und Metacin haben Sie auch keine
    in der Apotege, wir haben
    Sehr großen feler gemacht das
    wir zuhaus gegangen Sint
    in anfang war ja alles gut
    aber jetz und man darf nichtz (?)
    Sagen, ich bin in heim arbei
    ten nicht fil helfen [unleserlich] (?)
    aber Sie Sint Sehr dreng (?) mit
    leite, und man ist eingeschbert
    nur Donnerstag u Sontag darf

    Page 2

    man hinaus gehen, nur halben
    tag, 125 leite Sint herin u die
    Sint halb naren (?) u mit Solche
    leite dan leben, oft deng ich
    wen ich nur Schterben kent
    das ich auch erlöst wer fon m-
    ein greitz, wer mit Solche mentschen
    leben mus ligen das ist disen leitn
    gar nichtz u Stelen das ist auch
    nichtz. Das kan ich nicht fertragen (?)
    ich due sehr fil beten. ich bin im-
    er draurik weil ich Sofil gearbeit
    hab u ales für nichtz, ich weis nichtz
    hab ich das fartint mein lieber
    guter man hat es hinter Sich
    und ich mus halt noch imer
    käpfen für mein leben. ich
    deng jeten Tag nach america dort
    war (?) ales (?) ich kann es nicht gewenen (?)
    hir, ich grüße u küß euch alle
    Rose Martzer,

    ----------------------

    Mór, 23. September 1954

    Grüßgott, liebe Frau Scally, wie auch die ganze Familie & Mutter!

    Seid ihr alle gesund? Gott gebe es, dass ihr alle gesund seid. Mir geht es gesundheitlich einigermaßen, wie immer. Ich huste immer und der Doktor hat mir schon bis zu 100 Injektionen gegeben, und es nützt alles nichts. Und in der Apotheke gibt es keine Medizin.

    Wir haben einen sehr großen Fehler gemacht, dass wir zurück nach Hause gegangen sind. Am Anfang war ja alles gut, aber jetzt…Und man darf nichts (?) sagen. Ich bin im Heim. [Wir] arbeiten nicht viel, [wir] helfen [unleserlich]. Aber sie sind sehr streng (?) mit den Leuten, und man ist eingesperrt. Nur donnerstags und sonntags darf man einen halben Tag hinausgehen. 125 Leute sind hier drin und die sind halb verrückt (?), und mit solchen Leuten muss man dann leben. Oft denke ich mir, wenn ich nur sterben könnte, dann wäre ich von meinem Kreuz/Leiden erlöst. Wer mit solchen Menschen leben muss…Lügen, das ist diesen Leuten gar nichts, und Stehlen auch nicht. Das kann ich nicht ertragen (?). Ich bete sehr viel. Ich bin immer traurig, weil ich so viel gearbeitet habe, und alles für nichts. Ich weiß nicht, habe ich das verdient? Mein lieber guter Mann hat es hinter sich, und ich muss halt noch immer für mein Leben kämpfen. Ich denke jeden Tag an (?) Amerika, dort gab es alles (?). Ich kann mich an die Situation hier nicht gewöhnen (?).

    Ich grüße und küsse euch alle.

    Rose Martzer
    #125Author Nicki (DE) (616721) 13 Jan 12, 20:19
    Comment
    Dritter Link, Seiten 1-3 von links (Frank Peisz - 27 July 1925 page 1-3)

    Mór den 27 Juli 1925.

    Liebe Schwester!

    Ich muß dir schnel bekant
    machen daß mein schreiben
    von 22ten dieses monats nicht
    gut ist das habe ich ser ver=
    fählt. weil ein joch feld
    bekomt man nicht für 10
    bis 15 dollar, sondern für 100
    bis 1500 dollar. und ein joch
    weingarten nicht für 30-40
    dollar, sondern für 300 bis 400
    dollare mit samt fächsung, ohne
    fächsung für 200 bis 300 dollar.
    mit den schreiben war ich damals
    deß wegen so schnel dabei weil
    es war hier eine gute tischgeselschaft
    die behauptete das 10 dollar 7 000. 000
    millionen ungarische kronen aus
    machen, und somit mit

    Page 2

    amerikanischen gelt leicht
    einkaufen wäre. seit dem ich
    dir aber geschrieben habe war es
    immer so als hätte mir eine
    inere stime gesagt ich soll nach
    rechnen ob das wirklich so ist
    wie ich dir geschrieben habe oder
    nicht. so habe ich den nachgerechnet,
    und habe wirklich konstatirt das
    es nicht so ist wie hir bei mir
    gesagt wurde, sonder der dollar zu
    72 000 ungarische krone machen 10
    dollar 720 000, und 100 machen erst
    7 200.000 sage siebenmillionenund=
    zweimalhunderttausend ungarische
    kronen aus, und somit kan
    man mit 10-15 dollarn nichts
    kaufen, sondern nur mit 100
    bis 150, und weingärten mit
    200 bis 300 ohne fächsung per joch.
    und so ist auch nicht viel gemacht
    mit 60 dollar um die ich dich ersucht

    Page 3

    habe sondern könte wenigstens
    150 dollar brauchen das macht in unga=
    rischen zehn millionen kronen aus.
    mache dir auch bekant liebe Schwester
    das ich mich nicht deß wegen um
    150 dollar an dich wende weil ich hier
    keines bekome, sondern deß wegen
    weil es nicht ratsam ist hir ein
    gelt aufzunemen weil das hirige
    einmal steigen, und das anderemal
    in sinken begriffen ist, und
    außerdem muß man hir, nicht
    so wie vor dem krieg 6-8 perzent
    zallen, sondern 30-40 perzent mit
    den man zugrunde gehn muß.
    der dollar bleibt aber in gleichen
    wert beim abzahlen so, wie beim auf=
    nehmen.
    Also liebe Schwester wen es dir
    nicht schwer komt sei so gut borge
    mir 150 huntertfünzig dollar ich
    zalle dir gerne die dopelten perzenten
    was du dort bekomst, und
    #126Author Nicki (DE) (616721) 14 Jan 12, 15:03
    Comment
    Und das ist das, was ich im letzten Brief meine entziffern zu können. Wie gesagt, für Korrekturen und Ergänzungen wäre ich sehr dankbar.

    Dritter Link, letzte drei Seiten von links (Frank Peisz - 2 Dec 1940 Page 1a, 1b, 2)

    Liebe Schwester!

    Ich kan mir wen du auch mein vori=
    ges schreiben nicht beantwortet hast, so muß
    ich dich doch ersuchen sei mir nicht bös, und
    sei so gut schicke mir den winterrok was du
    gesagt hast wie du zuhaus warst. den bei uns ist
    in ganzen Lande so wenig Wein gewachsen das es
    sich hart auf lebensmitel ausget, aber auf gwand
    nicht. und so geht es mir auch. sei so helfe mir aus
    mit einen winterrok öfter kome ich bestimt nicht
    mer betteln. mein weingarten ist jetzt fertig
    und trägt mir jährlich 20 hektoliter wein mit
    den kan ich aleine bestimt leben. mein Weib
    dieses verdamte luder nehme ich mir nicht mer
    zurük. die hatt jetzt gefunden was sie gesucht hat.
    wie sie mich ausgeraubt hat ist sie eine zeitlang
    in Stulweisenburg* gewesen bei der Lisl. dan hat die
    Mici gehairatet dan ist sie dorthin gegangen nach

    Page 2

    Budapest. dort hatten eine so kleine wohnung,
    das sie nicht plats hatten für das was sie mir
    fortgestohlen hatt, so musten sie sich eine größere
    wohnung aufnehmen. Bevor sie aber in die gro=
    sere wohnung einziehen musten von der kleinen
    wohnung schon umziehen, und so haben sie für ihre
    möbel ein leeres geschäfts lokal aufgenomen
    und dort ihre möbel eingespert. und schlafen
    sind xxxxxx hingegangen. dan bis einziehen
    wolten in das grösser quartir, und wolten ihre

    Page 3

    möbel hohlen waren Sie ausgeraubt sauber
    ausgeraubt, so, das mein weib sowie auch die
    Mici sonst nichts haben als was Sie am körper
    ein hemt und ein rok. jetzt muste die
    arme Mici wieder in dinst gehen um
    etwas gwand und wäsche zu verdienen, und
    die alte habens wieder zurük trans portirt nach
    Stulweisenburg zu der Lisl xxxx. So geschied
    es den den Luder recht! Weil sie mich nicht hat
    könen gänzlich zugrunde richten hat sie sich
    selbst naket ausgezogen der Teufels trampl.
    Meine bitte wiederholend grüsse und küsse
    ich euch herzlich, dich, die Liesi, und Ihren Man und
    verbleibe dein dich liebender Bruder
    Frank Peisz
    Mòr
    Hunyady gasse 16
    Ungarn

    ------------------------------------------------

    *Stuhlweißenburg
    http://de.wikipedia.org/wiki/Sz%C3%A9kesfeh%C...

    --------------

    Liebe Schwester!

    Wenn du auch meinen letzten Brief nicht beantwortet hast, so bitte ich dich doch, sei mir nicht böse und schicke mir den Wintermantel, von dem du gesprochen hast, als du zu Hause warst. Denn bei uns ist im ganzen Land so wenig Wein gewachsen, dass es nur knapp für Lebensmittel reicht, aber nicht für Kleidung. Deshalb hilf mir bitte mit einem Wintermantel aus; öfter komme ich bestimmt nicht mehr betteln.

    Mein Weingarten ist jetzt fertig und bringt mir jährlich 20 Hektoliter Wein. Das reicht für mich allein bestimmt zum Leben aus. Meine Frau, das verdammte Luder, nehme ich mir nicht mehr zurück. Die hat jetzt gefunden, was sie gesucht hat.

    Nachdem sie mich ausgeraubt hatte, war sie eine Zeit lang in Stuhlweißenburg bei der Lisl. Als die Mici dann geheiratet hat, ist sie zu ihr nach Budapest gegangen. Dort hatten sie aber nur eine so kleine Wohnung, dass sie keinen Platz hatten für das, was sie mir gestohlen hat. Deshalb mussten sie sich eine größere Wohnung mieten (?). Sie mussten aber aus der kleinen Wohnung schon ausziehen, bevor sie noch in die größere Wohnung einziehen konnten. Also haben sie ein leeres Ladenlokal gemietet (?) und dort ihre Möbel eingelagert. Übernachtet haben sie in xxxx. Als sie dann in die größere Wohnung einziehen und ihre Möbel abholen wollten, hatte man sie ganz und gar ausgeraubt. Meine Frau und die Mici haben jetzt nicht mehr als das, was sie am Leib tragen - ein Hemd und einen Rock.

    Die arme Mici muss jetzt wieder als Dienstmädchen arbeiten, um sich einige Kleider und Wäsche kaufen zu können. Und die Alte [= meine Frau] haben sie wieder zurück zur Lisl nach Stuhlweißenburg geschickt xxx. Das geschieht dem Luder recht! Weil sie mich nicht völlig zugrunde richten konnte, hat sie sich selbst nackt ausgezogen (=ruiniert?), dieser Teufelstrampel (?).

    Meine Bitte wiederholend grüße und küsse ich euch herzlich, dich, die Lisi und ihren Mann, und verbleibe dein dich liebender Bruder

    Frank Peisz
    Mòr
    Hunyadygasse 16
    Ungarn
    #127Author Nicki (DE) (616721) 14 Jan 12, 16:24
     
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