Comment | @manni3: Aha! Wiedermal "Logik" in Bezug auf alltagssprachliche Formulierungen!
Sprache und Logik unterhalten eine schwierige bis distanzierte Beziehung, stehen sich zuweilen gar unversöhnlich gegenüber, kommen aber letztlich doch nicht ohne einander aus. Sprache ohne jede Logik wäre reines Chaos, Logik ohne Sprache nicht vermittelbar. Nicht umsonst kommt "Logik" vom griechischen λόγοϛ, und das bedeutet "Wort", aber auch "Lehre" oder "Wissenschaft". Einen gewissen Zusammenhang zwischen Logik und Sprache müssen wohl schon die Alten Griechen gespürt haben.
Ich bin der Letzte, der fachsprachliche Exaktheit in der Alltagssprache fordern würde, zumal solche Exaktheit meist erst durch künstliche Begriffsdefinitionen erreicht wird, die mit Logik gar nichts zu tun haben. Erst kürzlich habe ich in einem anderen Faden für das Alltagswort "Stromverbrauch" gestritten, obwohl das aus Sicht des Physikers Unfug ist. Das Wort an sich ist aber nicht unlogisch, denn die Physiker können den Rest der Menschheit schließlich nicht zwingen, unter "Strom" "Ladung pro Zeit" zu verstehen. Interpretiert man "Strom" als "elektrische Energie" und "Verbrauch" als "Umwandlung in eine nicht weiter nutzbare Energieform", dann ist das Wort perfekt.
Nun gibt es aber Fälle, bei denen das, was man (und ich nehme mich da nicht aus) so gemeinhin sagt, schon in sich nicht logisch ist. Um bei der Physik zu bleiben, nenne ich mal die "warmen Temperaturen". Jeder weiß, dass die Temperatur der abstrakte Wert ist, den das Thermometer anzeigt, und dass dieser Wert nicht warm, sondern nur hoch sein kann, und trotzdem wird es gesagt. Die meisten Leute haben wahrscheinlich nie darüber nachgedacht.
Ich halte es deshalb für legitim, das, was man im Alltag so von sich gibt, ab und zu einer kritischen Prüfung daraufhin zu unterziehen, ob es nicht logischer Unsinn ist. Denn erstens macht das Spaß, und zweitens trainiert es den Sinn für die Sprache und wie sie funktioniert. Das heißt nicht, dass man als Sprachmissionar durch die Lande ziehen und die Menschen zu mehr Logik bekehren müsste, aber zumindest kann man, so man denn will, über seine eigene Wortwahl ein wenig mehr nachdenken.
Und wo ließe sich so etwas wohl besser thematisieren als bei LEO, wo - Hand aufs Herz - wir doch eigentlich alle hoffnungslose Sprachfetischisten sind, und man so herrlich über das hehre Ziel und den rechten Weg dahin streiten kann :-)) |
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