Advertising - LEO without ads? LEO Pur
LEO

It looks like you’re using an ad blocker.

Would you like to support LEO?

Disable your ad blocker for LEO or make a donation.

 
  •  
  • Topic

    Perfekt vs. Präteritum

    Comment
    Wann sage ich war bzw. hatte und wann sage ich bin gewesen bzw. habe gehabt? Zum Beispiel, Gestern war ich im Park oder Gestern bin ich im Park gewesen? Gestern hatte ich keine Unterricht oder Gestern habe ich keine Unterricht gehabt?

    Wer kann mir helfen?

    Lola
    AuthorHessePoletto (325476) 02 May 07, 15:18
    Comment
    Ich würde sagen "Ich war gestern im Park" und "Ich hatte gestern keinen Unterricht", weil es sich um Ereignisse handelt, die eindeutig abgeschlossen sind und nicht in die Gegenwart oder Zukunft wirken.

    Andererseits würde ich sagen "Ich habe letzte Woche im Lotto gewonnen" oder "Ich habe gestern meine Geldbörse verloren", weil ein solches Ereignis definitiv auch weiter wirkt.

    Was im Präterium steht, ist abgeschlossen, was im Perfekt steht, wirkt sich noch aus, und was im Plusquamperfekt steht, ist abgeschlossen, hatte irgendwann aber mal die Berechtigung, im Perfekt zu stehen.

    Gna... besser kann ich das nicht erklären :)
    #1AuthorSid2K702 May 07, 15:26
    Comment
    Sid hat es m.E. richtig erklärt. Imperfekt und Perfekt werden eigentlich wie im Englischen simple past und present perfect verwendet: In der Vergangenheit begonnen und abgeschlossen bzw. in der Vergangenheit begonnen, aber noch nicht abgeschlossen.

    Aber: In der Umgangssprache wird sehr oft das Perfekt verwendet, viele Leute würden durchaus sagen "ich bin gestern im Park gewesen" und "ich habe gestern keinen Unterricht gehabt", manche Leute scheinen das Imperfekt gar nicht zu kennen. Und manche verwenden auch gerne an unpassender Stelle das Plusquamperfekt: "Ich war gestern im Kino gewesen".
    #2Author Dragon (238202) 02 May 07, 15:33
    Comment
    Im mündlichen Sprachgebrauch wird für die Vergangenheit normalerweise das Perfekt benutzt, mit folgender Logik:
    hat (Präsens) + gegessen (Partizip II = etwas ist abgeschlossen), also jetzt ist das Essen abgeschlossen, zu Ende -> es muss also in der Vergangenheit passiert sein. Das ist anders als im Englischen!! Auch wenn etwas schon vor langer Zeit passiert ist: Die Römer haben Latein gesprochen.

    Das macht man vielleicht deshalb, weil das Präsens des Hilfsverbs psychologisch die Jetzt-Ebene hineinholt. Wenn ich spannend erzählen will, ist es so ein bisschen zum Miterleben, als wenn der Zuhörer es noch einmal nacherleben könnte und in das Ereignis hineingeholt wird.

    Das Präteritum wird für schriftliche Textsorten benutzt Berichte, Literatur etc.

    Mit "sein", "haben" und den Modalverben ("können", "müssen" etc.) benutzt man beim Sprechen aber meistens das Präteritum, vielleicht, weil man diese Verben so oft benutzt. Außerdem wäre das Perfekt der Modalverben komplizierter (Er hat essen können). Richtig ist das Perfekt in diesen Fällen aber auch , nur weniger benutzt. Mein Gefühl sagt mir so ca. 80:20 oder sogar 90:10.
    Im Passiv wird auch beim Sprechen oft das Präteritum (wurde gegessen) benutzt, da das Perfekt aus 3 Verben besteht (ist gegessen worden) und das schon ein bisschen viel ist.

    Dragons Beispiel "Ich war gestern im Kino gewesen" ist für die Schriftsprache natürlich falsch verwendetes Plusquamperfekt, aber eine oft benutzte, norddeutsche Variante.
    #3AuthorIngeborg02 May 07, 16:53
    Comment
    Nachtrag:

    Auch bei "wissen" und "denken" benutzt man im mündlichen Deutsch sowohl "Perfekt" als auch Präteritum (vielleicht hat das etwas mit ihrer Sonderrolle als Mischverben, bzw. mit ihrer Semantik zu tun.
    Denkt Euch das Komma nach "vielleicht" weg und dafür einen Doppelpunkt vor "Berichte".
    #4AuthorIngeborg02 May 07, 16:58
    Comment
    Im Deutschen gibt es m.E. in der Umgangssprache generell die Tendenz zu analytischen, auseinandergelegten Formen, und in der Schrift-/Hochsprache zu synthetischen:

    Er hat geschlafen - er schlief
    Auto von meinem Freund - Auto meines Freundes
    Ich sage zu ihm - ich sage ihm
    Messner steigt auf den Berg - er besteigt den Berg
    Lösung des Problems - Problemlösung
    Strategien, um Probleme zu lösen - Problemlösungsstrategien
    Das Spiel fängt an - das Spiel beginnt
    Wenn ich fertig wäre, dann würde ich gehen - Wäre ich fertig, ginge ich
    So soll es sein! - Es sei!
    ?

    #5Author manni3 (305129) 02 May 07, 19:50
    Comment
    Hi manni3, wir treffen uns bei Syntaxfragen :-).
    Eine interessante Frage, die Du da aufwirfst. Konstruktionen wie z.B. "Wo kommst Du her?" scheinen das zu bestätigen. Die Gegentendenz gibt es aber auch, in der Schriftsprache sind feste Nomen-Verb-Verbindungen anstelle eines einfachen Verbs sehr häufig (einen Entschluss fassen vs sich entschließen)

    Aber nun noch mal zum Perfekt, konnte das vorhin nicht zu Ende führen, weil ich arbeiten musste; und da wir im Sprachlabor sind, ist es vielleicht auch später noch von Interesse.

    wissen, denken (im Sinne von meinen) und kennen sind durative Verben, die keinen richtigen Abschluss, kein "natürliches" Ende haben, weshalb man vielleicht da auch oft das Präteritum hört; denn das Partizip des Perfekts impliziert ja gerade Abgeschlossenheit.

    Einen echten Bedeutungsunterschied gibt es für mich aber nur noch klar bei kennen:
    Er kannte [unabgeschlossen] sie, seit sie 10 war.
    "Er hat sie gekannt [abgeschlossen], seit sie 10 war" klingt für mich falsch.
    Aber mit "als" anstatt "seit", klappt es mit dem Perfekt:
    Er hat sie gekannt, als sie 10 war (mit 11 nicht mehr).

    "Er kannte sie, als sie 10 war" klingt aber wiederum akzeptabel, wenn auch mit leichter Tendenz zu "sie war ihm vertraut".

    In anderen Kontexten versteht man "er kannte sie" einfach als Vergangenheit, während "er hat sie gekannt" als "sie ist tot" interpretiert wird.

    Zum Gebrauch des Perfekts für die Zukunft sag ich jetzt lieber nichts mehr :-))

    #6Author Ingeborg (274140) 02 May 07, 21:38
     
  •  
  •  
  •  
  •  
  •  
  
 
 
 
 
 ­ automatisch zu ­ ­ umgewandelt