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    Die Schnur (= Schwiegertochter)

    Topic

    Die Schnur (= Schwiegertochter)

    Comment
    Bei ihrer Novalis-Lektüre stieß meine Frau auf die schönen alten Wörter "Schnur" (= Schwiegertochter) und "Eidam" (= Schwiegersohn). Alle Wörterbücher kennzeichnen sie natürlich als "veraltet", aber Brockhaus Deutsches Wörterbuch nennt "Schnur" auch "noch landschaftlich".

    Das interessiert mich jetzt: In welchen Landschaften ist Schnur = Schwiegertochter noch in Gebrauch? Wer hat es wo schon mal im Alltag gehört? Ich kenne es vor allem aus Thomas Manns Josephsroman, aber nicht aus alltäglichem Gebrauch.
    Author MiMo (236780) 20 Jul 11, 17:54
    Comment
    Südwesten, an der Grenze zwischen rheinfränkisch (dunkelgrün) und moselfränkisch (hellgrün), sowie ein paar Jahre NRW (OWL), Eidam kenne ich aus alten Büchern, Schnur noch nie gehört oder gelesen ...

    http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dat...
    #1Author no me bré (700807) 20 Jul 11, 19:34
    Comment
    München: mir geht es exakt so wie no me bré. Eidam steht bei mir auf einer Stufe mit Oheim, Vetter und Base, Schnur hatte ich bisher (gottseidank) noch nie gehört. Wie wohl die Etymologie ist?
    #2Author Lady Grey (235863) 20 Jul 11, 23:35
    Comment
    Me too! (BaWü/Sachsen)
    #3Authorgauss76 (649817) 21 Jul 11, 01:07
    Comment
    Schnur = Schwiegertochter kommt von Germ. "*snusô", ahd. "snur(a), snor(a)", mhd. "snu(o)r". In Luthers Bibelübersetzung kommt "Schnur" noch vor, aber schon die Augsburger Bibel von 1507 ersetzt das Wort durch "suns weib", das Basler Neue Testament von 1523 verdeutlicht es mit "sonszfraw".

    Laut Trübners Deutschem Wörterbuch von 1955 kommt das Wort auch heute noch in Mundarten zwischen Luxemburg und Lothringen im Westen, den Alpen im Süden, Österreich und der Zips om Osten, Lausitz und Thünrigen im Norden vor; in der Zips z.B. als "schnurich", in Siebenbürgen als "schnirrich"...
    #4Author MiMo (236780) 21 Jul 11, 01:23
    Comment
    Als bairischer Österreicher (Salzburger Gegend) muss ich auch gestehen, dass mir zwar Eidam noch vage im Gedächtnis herumlungert, aber Schnur dafür umso unbekannter ist.
    #5Author dude (253248) 21 Jul 11, 01:33
    Comment
    Zillers Salzburger Mundart-Wörterbuch führt "Schnur" in der Bedeutung Schwiegertochter noch auf, schreibt aber: "das im 18. Jh. noch geläufige Wort ist eigentlich ausgestorben infolge Gleichklangs mit dem Wort Schnur für Bindfaden; in einem nicht gerade feinen Vierzeiler des Wolfgangseelandes kann es noch festgestellt werden, der lautet:

    Der Voda und der Bua
    ham mitn Mendschern nie gnua;
    und d'Muada und d'Schnur
    is an iade a Hur."
    #6Author MiMo (236780) 21 Jul 11, 01:47
    Comment
    Ich hab jetzt mal im Schmeller nachgeschaut, mir ist das nämlich auch unbekannt und der führt es tatsächlich.

    Der schränkt es auf die Oberpfalz ein, was aber im Widerspruch steht zu der Angabe einen Satz später: in A(lt)B(aiern) unvolksüblich. Am U.Mayn die Schnörch.
    #7Author bluesky (236159) 21 Jul 11, 12:34
    Comment
    Interessant. (die ald) Schnörsch habe ich früher öfter gehört, aber nur als abfällige Bemerkung über eine Frau/Mädchen, weiß nicht mehr, auf welche Charaktereigenschaft oder Aussehen das gemünzt war.
    Schnur habe ich noch nie gehört, Eidam als alter Name für Schwiegersohn ist mir aber ein Begriff.
    (Hessen)
    #8Author runaway (de) (161651) 21 Jul 11, 13:53
    Comment
    Dieses Wörterbuch enthält das Wort überraschenderweise, wenn auch ohne nähere Bestimmung oder Quellenangabe :
    http://www.saarland-lexikon.de/index.php5/Saa...
    ...
    Schnur - Schwiegertochter (alter sarländischer Begriff)
    ...

    Der Adelung (eine Art Grimm-Vorgänger) bietet :
    http://lexika.digitale-sammlungen.de/adelung/...
    Adelung - Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

    1. * Die Schnur
    , [1609-1610] plur. die -en, Diminut. das Schnürchen, Oberd. Schnürlein, ein im Hochdeutschen veraltetes, noch im Oberd. übliches Wort, des Sohnes Frau, die Schwiegertoch- ter zu bezeichnen. Du sollt deiner Schnur Schaam nicht blößen, denn sie ist deines Sohnes Weib, 3 Mos. 18, 15; und so in andern Stellen mehr. Anm. Im Tatian Snur, ohne Zischlaut im Lat. Nurus, im Ital. Nuora, im alt Franz. Nore, in der Provence Nouere. Es scheinet mit dem Hebr. Naar, ein Sohn, dem Lappländ. und Finnländ. Nuori, ein Sohn, Jüngling, und dem veralteten Deutschen nar, klein, wovon noch im Schwed. snert dünn, schmächtig, und im Nieders. nürig, nirig, klein und artig ist, abzustammen, weil Söhne und Schwiegertöchter in Ansehung der Ältern und Schwiegerältern doch allemahl als klein und jung betrachtet werden können. [1611-1612]


    Im Grimmschen Wörterbuch findet sich : http://germazope.uni-trier.de/Projekte/WBB200...
    ... unter hinweis auf schwäb. söhnin, söhnerin als ableitung zu indogerm. sunu-, sohn erklärt Kluge etym. wb.5 334b. Schade2 2, 840. 841, wo auch andere ...


    Den ganzen Beitrag der Grimms hier zu posten, würde den Faden sprengen ...
    #9Author no me bré (700807) 21 Jul 11, 14:03
    Comment
    Am I to understand that Vetter belongs in this category? Would it sound strange to use it in normal conversation? Thanks.
    #10Author Jurist (US) (804041) 21 Jul 11, 18:43
    Comment
    Vetter is pretty dated, so yes, it would sound strange to most ears.
    #11Author dude (253248) 21 Jul 11, 18:59
    Comment
    Das sehe ich anders, Dude. Vetter wuerde ich durchaus verwenden, wahrscheinlich sogar eher als Cousin; Base hingegen nicht.
    #12Author Dan (De) (237422) 21 Jul 11, 19:57
    Comment
    "Vetter" seems to me to be far commoner than "Cousin". I have never heard anyone actually say "Base". This corresponds (for once) to what I learnt at school.
    #13Author escoville (237761) 21 Jul 11, 20:02
    Comment
    Maybe it's a regional thing then. Where I grew up, "Vetter" was already dated in the sixties/seventies and "Cousin(e)" was pretty much the only option.
    #14Author dude (253248) 21 Jul 11, 20:05
    Comment
    Re Vetter / Cousin: Vetter kenne ich nur von der südlichen Verwandschaft, von der nördlichen nur Cousin. Base gab es bei der älteren südlichen Verwandschaft, bei der jüngeren und der kompletten nördlichen nur die Cousine.
    #15Author h h (38469) 21 Jul 11, 21:32
    Comment
    Mir sind nur Cousin und Kusine geläufig, Vetter und Base habe ich immer als binnendeutsch und/oder veraltet empfunden.
    #16Author RE1 (236905) 22 Jul 11, 00:18
    Comment
    Obwohl sehr südlich sagt meine gesamte Verwandschaft Cousin und Cousine. Kusinen, Vettern und Basen kommen uns nicht ins Haus.
    #17Author Lady Grey (235863) 22 Jul 11, 00:20
    Comment
    Als Inschrift auf einem uralten Sühnekreuz begegnete mir die SCHNOER und konnte mir den Ausdruck nicht recht erklären. Schnur=Schwiegertochter passt aber ganz gut.

    Ausgesprochen wurde es aber sicher nicht Schnur, denn dann hätte da SCHNVR gestanden. Ich tippe daher auf Schnoor.
    #18Author Harri Beau (812872) 22 Sep 17, 11:38
    Comment
    # 18: Wo stand das Sühnekreuz denn? In dem Niederländischen verwandten Dialekten könnte die Aussprache von oe als u passen.

    # 10-17: mein Vater spricht von seinem Vetter, seine Schwester von ihren Cousins; die beiden sind in NRW geboren und haben größtenteils dort gelebt; meine Mutter sprach Fränkisch und von ihren Cousins ...

    Vielleicht glauben manche Leute, Cousin sei vornehmer. Ich glaube das nicht, benutze das Wort aber trotzdem ausschließlich.

    In jedem Fall kommt mir Vetter gebräuchlicher vor als Base, auch wenn es unlogisch ist.
    #19Author mbshu (874725) 22 Sep 17, 13:30
    Comment
    Das stand im südlichen Westfalen. Ich dachte da an das westfälische Dehnungs-e wie bei Soest oder Oer-Erkenschwick, aber die Niederlande sind nicht weit entfernt. Der Lautunterschid zwischen Schnoor und Schnur ist nicht sehr groß. Es ist ein langes u und kein kurzes wie in und. Das schrieb sich auf der Inschrift nämlich als VND.

    Mein Vetter und meine Cousine. Unlogisch vielleicht, aber so kenne ich das hauptsächlich. Es kann aber sein, daß der Vetter langsam veraltet und irgendwann dort landet, wo Base, Oheim, Muhme, Schnur und Eidam schon längst sind.
    #20Author Harri Beau (812872) 22 Sep 17, 14:03
    Comment
    Ach ja, die Muhme! Die kannte ich nur aus Otfried Preußlers Kleiner Hexe. Die Muhme Rumpumpel, das klang so richtig schön schauerlich und bösartig!

    Ich habe damals nie gefragt, was Muhme bedeutet, und war ein wenig enttäuscht, als ich es später erfuhr.
    #21Author mbshu (874725) 22 Sep 17, 14:07
    Comment
    Vetter und Base kenne ich auch nur aus Kinderbüchern. Die Nachbarn der Langerudkinder haben einen Vetter in Oslo, der noch dazu Henry heißt, und das ist natürlich "viel vornehmer als ein gewöhnliches Geschwisterkind".

    Erich Kästner erklärt in Emil und die Detektive, dass manche die Cousine Pony Hütchen auch Base nennen würden.

    ...Lesen bildet!☺
    #22Author tigger (236106) 22 Sep 17, 15:41
    Comment
    Bei uns (badische Bergstraße) ist Cousin und Cousine (eigentlich Kuseng und Kusine - das klingt NICHT vornehm) üblich. Bei der bäuerlichen Verwandtschaft wird aber Vetter nicht benutzt, dafür aber "Baas".
    #23Author thisismyknick (1117613) 22 Sep 17, 17:59
    Comment

    Als "Schnur" bezeichnet Thomas Mann in "Josef und seine Brüder" immer mal wieder die verschiedenen Schwiegertöchter.

    #24Author Givago (1314144) 26 Oct 20, 15:14
    Comment

    #24: ... wie bereits im OP vor über 9 Jahren festgestellt wurde ...

    #25Author Eukaryot (1125917) 26 Oct 20, 15:40
    Comment

    Ich kenne und verwende sowohl Vetter und Base, als auch Cousin und Cousine. Je älter ich werde, desto mehr verwende ich Vetter und Base.

    Den Eidam, die Muhme, den Ähne (Ahn), den Oheim, die Schnur kenne ich, verwende ich aber nicht mehr aktiv.

    Für den Gode und die Dotte gilt das gleiche mit der Einschränkung, dass die letzteren beiden für mich Dialek sind, während die ersten fünf lediglich veraltet sind.


    Zur sparchlichen Herkunft: SW: Altwürttemberg an der Grenze zum ritterschaftlichen Gebiet.

    #26Author AGB (236120) 26 Oct 20, 15:48
    Comment

    Cousin und Cousine sind doch zwei Inseln der Seychellen.


    #27Authorkehd (353378) 26 Oct 20, 16:17
    Comment

    Eidam kenne ich aus alten Büchern (#1)


    ... und ich aus Kreuzworträtseln (wie auch Ern oder Futteral).

    #28Author Stravinsky (637051)  26 Oct 20, 16:34
    Comment

    "Eidam" hatte ich (Nordwestdeutschland) zwar schon gehört, hätte aber nicht gewusst, welche Verwandtschaftsbeziehung es bezeichnet. "Schnur" kenne ich vom Blättern in einer sehr alten Bibel, sonst habe ich es nie gehört oder gelesen. "Vetter" und "Base" kenne ich eigentlich auch nur aus Büchern (wobei mir "Vetter" wie mbshu in #19 weniger altmodisch vorkommt).


    "Gode" und "Dotte" aus #26 musste ich erstmal recherchieren. Habe ich es richtig verstanden, dass das Patin und Pate sind?

    #29Author imaginary woman (398289) 26 Oct 20, 17:14
    Comment

    Im Schwäbischen (um Stuttgart herum) sagen sie "die und der Dode" zu Patin und Pate (langes offenes o).

    #30Author Givago (1314144) 26 Oct 20, 17:19
    Comment

    @imaginary woman #29: Das hast Du gut recherchiert und richtig verstanden. Die beiden sind selbst im DIalekt, der vieles bewahrt, inzwischen nicht mehr am Veralten, sondern veraltet.


    Dass sovielen der Vetter nicht ganz so veraltet vorkammt, könnte am Vetter aus Dingsda liegen

    Mozarts Bäsle ist halt doch etliche Jahre älter. ;-)

    #31Author AGB (236120) 27 Oct 20, 07:17
    Comment

    In der Schweiz (wenigstens in meinem Teil) Gotte (w) und Götti (m) für Paten.

    #32Author virus (343741) 27 Oct 20, 07:22
    Comment

    Dass so vielen der Vetter nicht veraltet vorkommt, könnte an der Vetternwirtschaft liegen. (Eine Basenwirtschaft gibt es nicht.)

    #33Author MiMo (236780) 27 Oct 20, 07:53
    Comment

    Ein wenig Anthropologie der Völker der Südsee:


    Eine höchst eigenthümliche Sitte, welche sich in ganz Australien findet, ist die, daß der Eidam nie den Namen der Schwieger, die Schnur nie den des Schwähers nennen darf, und wenn derselbe ein Appellativ ist, sie auch das gleiche Appellativum nie anwenden dürfen.

    https://books.google.de/books?id=3pgtAAAAYAAJ...

    #34Author Harri Beau (812872) 27 Oct 20, 08:33
     
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